Etwas Hoffnung ist immer gern gesehener Gast am Emotions-Tisch, aber ich kann das nur unterschreiben. Ich teste mich alle 2 Tage, in 5 Wochen ist das Impfen durch, bei Mutter/Freundin ebenso, der Freundeskreis startet seine Termine, da muss ich auch aufpassen, mich nicht zu früh zu freuen, weil so ein gefährliches Gefühl von Aufbruch und nahendem Ende alles vernebeln kann.
Hier auch nicht. Mit Risikokind werden wir noch länger damit zu tun haben und müssen weiterhin aufpassen. Balance schaffen zwischen Vorsicht und möglichst normaler Kindheit. Für alle anderen freut es mich.
Die gefährliche Hochstimmung ist ohnehin nur eine fragile Momentaufnahme einer Achterbahnfahrt bei mir, glaube ich. Da hört man dann zwei Stunden später in Arbeits-Meetings von ganzen Teams in anderen Organisationseinheiten, die Aufgrund von Covid-Fällen kaum noch arbeitsfähig sind, oder von einzelnen entfernten Kollegen, die daran versterben. Und dann ist man schnell wieder am ungeimpften Boden der Tatsachen...
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5103same here. scheint so eine allgemeine stimmung zu sein.
Absolut und das liegt nicht nur an den fallenden Zahlen (wären sie eine gute Woche früher zurückgegangen, hätte ich sogar meine Bierwette gegen Berthold gewonnen, das schmerzt natürlich, auch wenn ich zugebe, dass das in einer Pandemie ein verkraftbarer Umstand ist ), der ersten und gut vertragenen Impfdosis, der Vorfreude auf einen unbeschwerten Sommer u.a. mit einigen Konzerten, sondern auch daran, dass man ja nach einem guten Jahr Pandemie eben routiniert Eigenschutz betreibt und das Thema dadurch an Präsenz verliert (geht zumindest mir so). Viele Vorsichtsmaßnahmen sind einfach Automatismen inzwischen.
Einer der Gründe, warum ich meine Emotionen gerade nicht mit meinem Verstand in Einklang bringe, ist diese völlig willkürlichen 100 als Grenzwert bezüglich der 7-Tages-Inzidenz. Im vergangenen Jahr hätte man bei diesem Wert nicht im Traum an Öffnungen gedacht. Selbst der 50er-Wert war umstritten, da die Berechnungen, ab wann die Gesundheitsämter die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen können, schon bei etwa 30 lagen, als bundesweiter Durchschnittswert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Die Inzidenz wurde ja anfangs auf 50 festgelegt, weil man hoffte, dass da die Gesundheitsämter noch mit der Nachverfolgung mitkommen.
Das ist meiner Meinung nach gescheitert, weil selbst bei Nachverfolgungsversuchen die meisten Infektionen im Dunkelfeld bleiben (eine Ansteckung in der Ubahn wird nie Nachverfolgbar sein, zumindest nicht ohne eine hochintelligente, datenschutzrechtlich bedenkliche App.
Daher wird mit der Inzidenz nun vor allem das Infektionsgeschehen mit Blick auf Todeszahlen und Intensivbetten gesteuert. Und da ist seit der Impfung der Risikogruppen die Akzeptanz einer höheren Inzidenz nachvollziehbar. Todeszahlen und Inzidenz haben sich ja schon entkoppelt.
Ich habe volles Verständnis, wenn jemand zu für Nocovid ist, aber das ist eine andere Diskussion.
Aber in wenigen Wochen werden wir so oder so niedrige Inzidenzen haben
Die Orientierung fällt mir augenblicklich schwer. Natürlich haben sich verschiedene Parameter verändert und es sind Erkenntnisse dazugekommen. Etwa 2/3 aller Deutschen haben bisher noch keinen Impfschutz - das ist eine Sache. Von dem Drittel, das mindestens einmal geimpft ist, ist ein gewisser Anteil weitgehend immobil, kann man also nicht mitzählen, wenn es um die Frage geht, inwieweit die allgemeine Gefahrenlage Entspannungen erfahren hat. Was vielleicht zu wenig gewürdigt wird, ist die geringe Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung im Freien. Also wie sieht ein verantwortbares Öffnungsszenario aus? Ist es wirklich die 100er-Inzidenz oder sollte man andere Werte miteinbeziehen? Ist 100 nicht überhaupt viel zu hoch? Derzeit scheint sich niemand eine vierte Welle vorstellen zu können oder wollen. Aber seien wir mal ehrlich: Gebannt ist diese Gefahr nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #5108Die gefährliche Hochstimmung ist ohnehin nur eine fragile Momentaufnahme einer Achterbahnfahrt bei mir, glaube ich. Da hört man dann zwei Stunden später in Arbeits-Meetings von ganzen Teams in anderen Organisationseinheiten, die Aufgrund von Covid-Fällen kaum noch arbeitsfähig sind, oder von einzelnen entfernten Kollegen, die daran versterben. Und dann ist man schnell wieder am ungeimpften Boden der Tatsachen...
Oh, das zu lesen, wirkt wirklich sehr erdend. Ich bin eh weiter skeptisch, und sehr vorsichtig (mich stört die Einsiedelei eh überhaupt nicht), und bleibe das vorerst auch. Aber das ist dicht bei Dir. Pass gut auf Dich auf.
Danke, das ist lieb! Also die beschriebenen Fälle sind deutlich weiter weg von mir, als das klingt (räumlich und sozial), aber die Information holt einen trotzdem wieder runter.