Spannender und bedrückender Bericht, beth. Ich denke es ist unstrittig, dass Integration mit dem Willen beginnen muss, sich zu integrieren, ansonsten bringen die besten Angebote nichts und auch (richterliche) Nachsicht ist kontraproduktiv und wird vermutlich oft als Schwäche interpretiert. Es gibt ja so viele Zuwanderergruppen, die sich vorbildlich und aus eigenem Antrieb zu 100% integriert haben (in meinem Heimatlandkreis waren das beispielsweise viele Familien aus Laos, die Ende der 70er, Anfang der 80er zugewiesen wurden oder eine sehr große deutsch-kroatische Community), selbst fast ohne Integrationsprogramme. Die diesbezügliche Situation ist ja in allen europäischen Staaten fast identisch, obwohl sich die jeweiligen Integrationskonzepte zum Teil massiv unterscheiden. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Scheitern von Integration scheint mit weitaus häufiger am fehlenden Willen zu liegen als an (durchaus auch vorhandener) Ausgrenzung und fehlenden Angeboten.
erschreckend, wenn auch nicht überraschend, das zu lesen. ich würde gerne einmal das experiment wagen, den zugewanderten menschen niederschwellige angebote zu machen, aufsuchende sozialarbeit, anlaufstellen im viertel, was auch immer - ich bin sicher, es würde nicht schaden. ich bin mir aber auch sicher, dass man damit nicht alle erwischt, weil man NIE alle erwischt, und weil manche menschen auch einfach keinen bock auf integration haben. und mit beidem muss man ehrlicherweise umgehen. ob es nun häufiger am fehlenden willen liegt, oder häufiger an den mangelnden angeboten, kann und will ich nicht beurteilen, vielleicht würde es helfen, die menschen nicht alle ins asi-viertel mit schrottimmobilien zu werfen und dann alleine zu lassen (wie bei mir im stadtteil). wohlgemerkt: helfen, nicht alle probleme lösen.
...glaube, mir fehlt irgendwas im Leben. Ich habe nicht einmal eine Idee, was das ist. Aber das Leben langweilt mich momentan arg...arbeiten und (Familien-) Alltag, mehr passiert nicht.
Es ist okay, den Blues zu haben. Vielleicht fällt dir ja eine schöne Aktion ein, die dich ein bisschen aus dem Alltag herausreißt. Ein Konzert, auf das du dich freuen kannst, ein Tagesausflug in eine geile Gegend, vielleicht ein Wochenende ausbrechen und allein wegfahren?
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Das Gefühl hatte ich zuletzt auch über einige Wochen. Der lange Winter hilft bei sowas auch nicht gerade. Mir hat tatsächlich ein kleiner eintägiger Tapetenwechsel geholfen. Möge das Gefühl sich bald wieder verziehen.
... amüsiere mich gerade ein wenig über mich selbst. Ich sehe auf einem Auge so gut wie nichts, habe ein eingeschränktes räumliches Sehen und fühle mich in Höhe schnell arg unwohl. Heute habe ich nun den Auftrag bekommen auf einer nicht so ganz kleinen Industriehalle die Photovoltaikanlage auf dem Dach zu fotografieren. Ich stand dann also vor dem wackligen Baugerüst mit mehreren Leiter-Etappen nach oben. Sämtlichen Mut zusammen gekratzt und versucht mit nassen Händen da hoch zu gehen. Nach der Hälfte dann so ein kleines Panikgefühl und den Weg nach unten angetragen. Fünf Minuten später nochmals einen zweiten Anlauf gewagt, meine Fotos gemacht und wieder runter. Nun habe ich in den Oberschenkeln so einen amtlichen Muskelkater, da ich es selbst kaum glauben kann. Ich war wohl kaum verkrampft unterwegs.
@JoseLopez go, find and do the things that make you happy. Ziemlich wichtig, um überhaupt auch im vermeintlich schnöden Alltag funktionieren zu können und zumindest zufrieden zu sein. Es sollten sich dabei auch Glückmomente erfahren lassen.
@victorward Wahnsinn, dass Du das geschafft hast, Respekt für den zweiten Anlauf und das Durchziehen!!! (Kenne eben den Muskelkater noch vom letztjährigen Hausanstrich von der Leiter aus. Auch erst hinterher gemerkt, wie verkrampft ich war.)
jose lopez, i feel you - genau so ist es hier. ich sitze gestern abend nach dem yoga mit den lieben menschen in der kneipe und fühle mich deplaziert, einsam und traurig. whatsapp-nachrichten auf dem handy ignoriere ich, und alles, was ich will, ist die wohnungstür hinter mir zu schließen und die welt draußen zu lassen. farbtupfer sind für mich (ohne anspruch auf gemeingültigkeit): das treffen von menschen mit genügend terminlichem vorlauf, der konsum von nutzlosen, aber schönen dingen, das planen einer wochenendreise pro quartal, musik, kochen und rotwein, streaming. bei allem aber bin ich sicher, und das macht die sache - für mich - aushaltbar: die sonne wird es richten. diese graue suppe da draussen KANN einen nur fertig machen. rock on!
und victorward, i feel you too! auf baugerüsten herumzusteigen war ja ein - wenn auch kleiner - teil meines jobs, bevor ich irgendwie in die reine planung gerutscht bin und die maximale höhe die 60cm meine sschreibtischstuhles sind. ich habe es nicht gehasst, ich konnte es schlicht nicht vor panik und höhenangst, die momente, in denen ich mich überwinden musste, haben mich immer für zwei tage völlig fertig gemacht. daher: respekt! und einen schnaps.
manchmal frage ich mich, was von uns als Mensch wohl bleibt, wenn wir alles schwierige, unangenehme, schmerzhafte, langweilige, leidvolle ... (bitte selbst ergänzen) aus unserem Leben verbannen könnten. Was bleibt dann übrig? Nicht viel. Tröstlich, finde ich.
Zitat von Cohle im Beitrag #7000manchmal frage ich mich, was von uns als Mensch wohl bleibt, wenn wir alles schwierige, unangenehme, schmerzhafte, langweilige, leidvolle ... (bitte selbst ergänzen) aus unserem Leben verbannen könnten. Was bleibt dann übrig? Nicht viel. Tröstlich, finde ich.
Echt? Ich glaube, dann bleiben Ruhe, Gelassenheit und stille Freude. Ist doch geil.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Es ist ja schon das, was unser Leben ausmacht. Insbesondere, wenn man ausgeprägt emotional oder intensiv erlebt. Kann sehr belastend sein, aber auch sehr bereichernd.
Zitat von Cohle im Beitrag #7000manchmal frage ich mich, was von uns als Mensch wohl bleibt, wenn wir alles schwierige, unangenehme, schmerzhafte, langweilige, leidvolle ... (bitte selbst ergänzen) aus unserem Leben verbannen könnten. Was bleibt dann übrig? Nicht viel. Tröstlich, finde ich.
Echt? Ich glaube, dann bleiben Ruhe, Gelassenheit und stille Freude. Ist doch geil.
ja, wäre geil, aber meiner bisherigen Erfahrung nach ist es unrealistisch, ein sehr nachvollziehbarer aber eher kindlicher Wunsch nach paradiesischen Zuständen. Im Grunde lehnt man so das Leben ab, das macht es noch schwerer mit dem pain in the ass umzugehen.
Zitat von oasupp im Beitrag #6999daher: respekt! und einen schnaps.
Danke. Der Gedanke mit dem Schnaps kam mir tatsächlich, als ich wieder unten war. Da war dann schon eine komische Gemengelage im Kopf. So zwischen brauche ich echt nicht wieder, war ja nicht so schlimm, super, dass ich mich überwunden habe
Zitat von miam im Beitrag #7002Es ist ja schon das, was unser Leben ausmacht. Insbesondere, wenn man ausgeprägt emotional oder intensiv erlebt. Kann sehr belastend sein, aber auch sehr bereichernd.