Zitat von Quork im Beitrag #974Ob jemand als Elite geeignet ist oder nicht und ob er wirklich so elitär ist, wie er scheint, ist ja ganz egal, so lange er als Elite wahrgenommen und dafür verachtet wird.
Nix da. Ich verachte "die Elite" als solche absolut nicht. Im Gegenteil, ich habe sogar grundsätzlich Achtung vor Eliten. Nur lege ich ganz persönlich nun einmal die Messlatte dafür ziemlich hoch. Andere mögen sie niedriger ansetzen und Menschen als Elite bezeichnen, weil sie einfach nur an der Spitze oder auf vorderen Plätzen von was auch immer stehen. Dieser Fakt alleine genügt mir allerdings nicht.
Dann bedeutet "Elite" für dich offenbar ein Gütesiegel - für viele andere Menschen ist es wohl eher eine Bezeichnung für soziale Stellung. Und ich denke, die angesprochene Elitenverachtung entspringt weniger der Wahrnehmung von Intelligenz oder Kompetenz und viel mehr der Empfindung von Klassenzugehörigkeit. Das wollte ich damit eigentlich ausdrücken, nicht deine Definition von Elite hinterfragen.
Zitat von Quork im Beitrag #978Dann bedeutet "Elite" für dich offenbar ein Gütesiegel - für viele andere Menschen ist es wohl eher eine Bezeichnung für soziale Stellung. Und ich denke, die angesprochene Elitenverachtung entspringt weniger der Wahrnehmung von Intelligenz oder Kompetenz und viel mehr der Empfindung von Klassenzugehörigkeit. Das wollte ich damit eigentlich ausdrücken, nicht deine Definition von Elite hinterfragen.
Dann haben wir uns ja verstanden. Und richtig: Elite bedeutet für mich tatsächlich eine Art von Gütesiegel....so könnte man es ziemlich treffend bezeichnen.
Ich denke, daß wir zwar schon -im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten- sicherlich auf einer Insel der Seligen leben (insoweit hat Faxefaxe recht).
Allerdings: Die Ursachen für das Erstarken der AfD sehe ich weniger in der "Flüchtlingskrise" (was sollen dann eigentlich z.B. die Menschen im Libanon dazu sagen) - vielmehr daran, daß die Risiken des Einzelnen in den letzten Jahrzehnten privatisiert wurden (was nicht zu Unrecht zu Abstiegsangst führt), während gleichzeitig die Risiken/Schäden der Wirtschaftseliten (mit reichlich Unterstützung der jeweiligen Regierungen) sozialisiert wurden. Zudem verabschiedet sich ein in sich geschlossener Privilegiertenkreis zunehmend aus der Solidargemeinschaft.
Bankenkrise, VW, Maschmeyer, Privatisierungsorgien, "Gesundheitsreformen", Rentenkürzungen, Hartz IV, mangelnde Chancengleichheit auf der einen Seite, Marktliberalisierung, Steuersenkungen, mehr oder weniger legale Steuerhinterziehung, Einkommens- und Vermögensanhäufung auf der anderen Seite um nur ein paar oberflächliche Stichworte zu geben. Partikularinteressen, die der Gemeinschaft nicht selten schaden, werden zum Volkswohl erklärt- womit die politische Legitimation unterminiert wird (was übrigens mal mehr, mal weniger für so ziemlich alle westlichen Länder gilt). Es gibt eben keinen Automatismus, daß, wenn Reichtum für Wenige geschaffen wird, es automatisch allen zugute kommt, wie es Reagan oder Thatcher propagierten. Das gerade die AfD diese Art von Politik verfolgt, steht auf einem anderen Blatt.
Das glaube ich nicht, sondern ist meiner Meinung nach eher linkes "Wunschdenken" (dass wenigstens die Ursachen stimmen). Wir haben seit Jahrzehnten einen Bodensatz von zehn bis 20 Prozent mit fremdenfeindlichen oder antisemitischen Ressentiments. Hätten wir zu Zeiten von Rostock-Lichtenhagen in kurzer Zeit eine Million Flüchtlinge aufgenommen, wäre das noch übler ausgegangen. Meiner Meinung nach.
Richtig- wir verfolgen auch seit Jahrzehnten diese Art von Politik, die genau diesen Bodensatz schafft. Ich sehe bei den Ursachen bei einem Phänomen wie Trump und den Tendenzen in Europa erhebliche Parallelen, gleichwohl es natürlich länderspezifische Unterschiede gibt. An den Flüchtlingen allein kann es jedenfalls nicht liegen- denn a) gab es schon Pegida und die AfD (wenngleich mit anderem Schwerpunkt) vor dem Anschwellen der Zahlen der Flüchtlinge und b) ist im Osten, wo die AfD besonders stark ist, von einer "Überfremdung" wohl kaum auszugehen und c) haben wir es mit einer Krise und einem Erstarken rechter Tendenzen in fast allen westlichen Ländern zu tun.
Interessant ist, daß die AfD in BaWü (Pforzheim und KA- Oberreut, beispielsweise) sehr großen Zulauf von Rußlanddeutschen hatte, laut einem Artikel in der BNN, die das Wahlverhalten einiger gesellschaftlicher Gruppen aufgedröselt hat. Ich kenne und mag ja einige, da ich mit ihnen zusammenarbeite... aber ihre Mentalität ist mir größtenteils völlig fremd. Vor allem verstehe ich nicht, wie man einerseits deutscher sein will als autochthone Deutsche, einen Flügel "Rußlanddeutsche in der NPD" gründen kann (ohne Witz) und immer darauf pocht, wie man in Rußland gegängelt wurde... aber andererseits (wie im Fall der angeblich vergewaltigten 13jährigen) dann wieder den kompletten Russen raushängen lassen kann, als wäre man heimatvertrieben.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Naja, Russland und Putin sind ja mittlerweile für Pegida und viele Rechtsradikale sowas wie ein Projektionsort - ein autoritärer Staat mit einem starken Führer, Anti-Merkel, Anti-Europa, vor allem aber Anti-USA und gegen Islam...da treffen sich die Ideologien. Und wenn man dann den ganzen Tag als einzige Nachrichtenquelle Russia Today nutzt, ist natürlich eh alles andere "Lügenpresse". Dazu kommt eine besondere Form von Identitätspolitik als Folge auch hier gescheiterter Integration - ist ja kein Zufall, dass viele Russlanddeutsche ausgerechnet in Oberreut leben. "Wer den Tod nicht scheut, wohnt in Oberreut", hieß es schon in den 80ern.
Mich wundert da die Affinität zur AfD gar nicht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #985 "Wer den Tod nicht scheut, wohnt in Oberreut", hieß es schon in den 80ern.
Hieß es sogar noch früher. Zitat Arbeitskollegin: "Ich bin dort aufgewachsen. Wenn man da an einem Kellerfenster vorbeiging, bekam man die Schnürsenkel geklaut."
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Gabriel ist einer der übelsten Heuchler. Dass ihn auf diese Waffenexporte und den damit verbundenen Glaubwürdigkeitsverlust ("Fluchtursachen bekämpfen" ist doch das hehre Ziel, ne) während seines Interviewmarathons gestern aber auch kein einziger Journalist angesprochen hat, ist auch total schwach.
Leitfaden der deutschen Politik bleibt eben, dass es der deutschen (Export-)Wirtschaft weiterhin gut geht. Die ganzen Kollateralschäden werden dann eben in Kauf genommen. So lange diese Heuchelei nicht aufhört, werden die Volksparteien auch nicht wieder glaubwürdig.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)