Ich finde das "Nachwahl- / Nachhallverhalten" aller etablierter Parteien (und dazu zähle ich auch noch die FDP) ziemlich bizarr. Die sog. Spitzenpolitiker haben offenbar immer noch nicht gerafft, was die Stunde geschlagen bzw. eingeläutet hat in unserer früher ach so bräsig-selbstzufriedenen Parteienlandschaft alter Prägung. Und das für die nächsten 4 - 5 Jahre, wobei ja in dieser Zeit noch weitere Landtagswahlen anstehen.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #949Ich finde es legitim und strategisch wie menschlich verständlich, dass man nach einem Wahlkampf das für sich positive herauskehrt. Und ich sehe da durchaus sowohl bei SPD (Rheinland-Pfalz), als auch bei Grünen (BaWü) und Union (SA) wie auch FDP (Wiedereinzug) und AfD (leider eh) was positives. Ein glasklarer Trend in Sachen Merkel oder Flüchtlingsthema ist da gar nicht herauszulesen.
Das halte ich für mittlerweile überhaupt nicht mehr legitim oder "menschlich". Dieses käsig-depperte Lobhudeln der jeweils eigenen Pseudo-Wahlerfolge mit absolut leeren Worthülsen in aller Regel noch in schier abartigem Politikersprech ist seit langer Zeit für mich unerträglich geworden. Dieses Herunterbeten der immer gleichen Sätze ohne Inhalt und vollkommen ohne Authentizität in Wort und Schrift kommt nirgendwo mehr an. Der absolut fehlende Mut zum klaren und vor allem glaubhaften Wort kotzt die "Wählerinnen und Wähler", die "Bürgerinnen und Bürger" usw. usw. doch nun wirklich nur noch an. Wenn die CDU wie auch die SPD (von RLP mal abgesehen) bis zum Abwinken Federn gelassen haben, gibt es bei denen im Grund gar nichts mehr an positiven Dingen herauszukehren. Wenn die FDP überwiegend auf Grund einiger bisheriger Nichtwähler und etlichem Wandervolk (aus welchem Lager auch immer) um 3 - 4 Prozentpunkte hochgehievt und damit in 2 Ländern knapp über die 5%-Hürde krabbeln konnte, ist das auch nicht gerade superdolle oder wahnsinnig berauschend. Und es ist schon gar kein Grund, in dem einen oder anderen Falle jetzt schon koalitionstaktisch den dicken Maxe zu geben. Wenn man große Koalitionen tatsächlich als Ultima Ratio ansieht, müssen in RLP die roten, die grünen und die gelben Schaumschläger (ich nehme dabei ausnahmsweise Malu davon mal aus, für die ist der Begriff Schaumschläger(in) nun wirklich nicht angebracht) ganz rasch den klaren Blick der Vernunft aufsetzen, wird es ziemlich kritisch. Wenn in BaWü die schwarzen, roten und gelben "Taktiker" tatsächlich der Ansicht sind, sie könnten Kretsche mit einem Dirty Trick ausbooten, werden sie die Quittung dafür schneller bekommen, als ihnen lieb sein kann. Und wenn in Sachsen-Anhalt bei dem irren AFD-Ergebnis die vormalig Etablierten nicht schnellstmöglich die Kurve kriegen und man erkennt, daß unter diesen Vorzeichen schwarz-rot-grün kein Ding der Unmöglichkeit sein kann und darf, wird es auch dort duster....zappenduster sogar.
Entweder, die vormalig etablierten Parteien und ihre Aushängeschilder erkennen ganz schnell, daß für die nächsten Jahre und wahrscheinlich noch darüber hinaus wesentlich weniger auf parteipolitische, ideologische oder taktische Spielchen Wert gelegt wird und statt dessen wirkliche Vernunft, eine gute Schippe Pragmatismus und ein aufeinander Zugehen angesagt sind, dann ist nach meiner Überzeugung wirklich Hopfen und Malz verloren. Wenn das nix wird, werden die nächsten anstehenden Wahlen in einem ähnlich üblen Fiasko für sie enden.
Ich kann Wombis Einschätzung durchaus nachvollziehen. Ich bin aber der Meinung, dass die vom üblichen Politikersprech geprägten Reaktionen in erster Linie die Maske nach außen sind, und intern die Denkmühlen durchaus in Bewegung geraten sind. Und es ist mir allemal lieber, wenn zunächst mal gründlich nachgedacht wird, bevor man das Ergebnis des Denkvorgangs an die Öffentlichkeit bringt, als wenn man seehoferesk vollends in Panik gerät.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #963Elitenverachtung ist Teil der Erosion, die wir erleben.
Nun darf einer höhnen: Welche Eliten?
Sollte man Bewunderung hegen für diese "Eliten"? Wolf aus BaWü "Elite"? Der rumschlingernde Vizekanzler "Elite"? Die eiernde, Schaum schlagende und sooooo wahnsinnig authentische ehemalige Weinkönigin Klöckner "Elite"? Der ständig aus Bayern stänkernde Seehofer "Elite"? Schon lange nicht mehr....falls sie es jemals waren.
Zitat von CobraBora im Beitrag #965Ich kann Wombis Einschätzung durchaus nachvollziehen. Ich bin aber der Meinung, dass die vom üblichen Politikersprech geprägten Reaktionen in erster Linie die Maske nach außen sind, und intern die Denkmühlen durchaus in Bewegung geraten sind. Und es ist mir allemal lieber, wenn zunächst mal gründlich nachgedacht wird, bevor man das Ergebnis des Denkvorgangs an die Öffentlichkeit bringt, als wenn man seehoferesk vollends in Panik gerät.
Dein Wort in Gottes Gehörgang. Allein mir fehlt komplett der Glaube. Zu eingefahren sind die Denk- und Verhaltensmuster aus vielen Jahrzehnten. Ende der 1990er Jahre konnte man die in ihrem Inneren komplett morsche und faulig-stinkende DVU noch recht rasch in die Schranken weisen. Das wird dieses Mal mit der AFD nur unter Aufbietung aller Kräfte und vor allem mit komplettem Ändern besagter Denk- und Verhaltensmuster funktionieren können. Ich würde es sehr hoffen, aber es muss bewiesen werden.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #967 Und Quatsch noch dazu.
Mit dem Quatsch hast du angefangen.
Beim LFB kommt oft rüber, dass nur er allein die politische Wahrheit erfasst und kapiert hat.
Das ist dir mit: "Nun darf einer höhnen: Welche Eliten?" auch sehr gut gelungen.
edit: Grundsätzlich gingen mir diese Landtagswahlen, überraschenderweise, verhältnismäßig am Popes vorbei. Normalerweise sitze ich am Wahlsonntag ab 17 Uhr vor dem Fernseher und warte gespannt auf die erste Hochrechnung. 17:59 Uhr reicht auch. Durch die vielen Umfragen vor den Wahlen, war ja ungefähr klar, auf was man sich einstellen kann.
Es hat sofort einer getan. Du darfst das Wort Eliten - Politik, Wirtschaft, Medien - doch gar nicht mehr benutzen, so groß ist die Verachtung. Und sobald Du es benutzt, wird gehöhnt. Sehe ich weiterhin so. So wird die Gesellschaft zerrieben. Die größten Verächter sind Afd, Pegida und Co. auf der Gegenseite gibt es aber viele Gleichgesinnte.
Zitat von CobraBora im Beitrag #965Ich kann Wombis Einschätzung durchaus nachvollziehen. Ich bin aber der Meinung, dass die vom üblichen Politikersprech geprägten Reaktionen in erster Linie die Maske nach außen sind, und intern die Denkmühlen durchaus in Bewegung geraten sind. Und es ist mir allemal lieber, wenn zunächst mal gründlich nachgedacht wird, bevor man das Ergebnis des Denkvorgangs an die Öffentlichkeit bringt, als wenn man seehoferesk vollends in Panik gerät.
Dein Wort in Gottes Gehörgang. Allein mir fehlt komplett der Glaube. Zu eingefahren sind die Denk- und Verhaltensmuster aus vielen Jahrzehnten. Ende der 1990er Jahre konnte man die in ihrem Inneren komplett morsche und faulig-stinkende DVU noch recht rasch in die Schranken weisen. Das wird dieses Mal mit der AFD nur unter Aufbietung aller Kräfte und vor allem mit komplettem Ändern besagter Denk- und Verhaltensmuster funktionieren können. Ich würde es sehr hoffen, aber es muss bewiesen werden.
Es ist natürlich längst noch nicht raus, ob das wirklich fruchtet und welche Schlussfolgerungen in den Parteien gezogen werden. Meine Angst ist eher, dass man sich auf den leichteren, vordergründigen Weg begibt und dem kurzlebigen Zeitgeist hinterherrent - obwohl doch zumindest die Wahlen in Bawü und RLP bewiesen haben, dass Haltung durchaus honoriert wird. Und genau das ist es, was ich von einer seriösen Partei fordere: Eine klare Haltung. Wir stehen für bestimmte Dinge, und wem das nicht passt, der muss halt jemand anderes wählen oder für immer schweigen.
Merkel demonstriert das beim Thema Flüchtlinge, worüber ich einigermaßen erstaunt bin, Dreyer und der Kretschmän haben damit eine Wahl gewonnen, und Gabriel hat vor einer Stunde im ARD-Interview sehr ähnliches angedeutet. Nur dass ich seinen Aussagen zumindest bisher eine eher unterdurchschnittliche Halbwertszeit zurechne. Schaumermal.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #970Es hat sofort einer getan. Du darfst das Wort Eliten - Politik, Wirtschaft, Medien - doch gar nicht mehr benutzen, so groß ist die Verachtung. Und sobald Du es benutzt, wird gehöhnt. Sehe ich weiterhin so. So wird die Gesellschaft zerrieben. Die größten Verächter sind Afd, Pegida und Co. auf der Gegenseite gibt es aber viele Gleichgesinnte.
Natürlich hat es "einer" getan, schöne Steilvorlagen nutzt "meinereiner" ja durchaus gerne. Ich hab sogar ein bissel Butter bei de Fisch getan und locker abzuwatschende "Eliten" namentlich benannt. Vielleicht nennst Du ja auch ein paar Namen, vornehmlich die "Eliten", welche grad aktuell im großen Rahmen der 3 Landtagswahlen mitgemischt haben. Dann können wir darüber reden, ob sie als "Elite" geeignet wären.
Ob jemand als Elite geeignet ist oder nicht und ob er wirklich so elitär ist, wie er scheint, ist ja ganz egal, so lange er als Elite wahrgenommen und dafür verachtet wird.
Zitat von CobraBora im Beitrag #972Es ist natürlich längst noch nicht raus, ob das wirklich fruchtet und welche Schlussfolgerungen in den Parteien gezogen werden. Meine Angst ist eher, dass man sich auf den leichteren, vordergründigen Weg begibt und dem kurzlebigen Zeitgeist hinterherrent - obwohl doch zumindest die Wahlen in Bawü und RLP bewiesen haben, dass Haltung durchaus honoriert wird. Und genau das ist es, was ich von einer seriösen Partei fordere: Eine klare Haltung. Wir stehen für bestimmte Dinge, und wem das nicht passt, der muss halt jemand anderes wählen oder für immer schweigen.
Merkel demonstriert das beim Thema Flüchtlinge, worüber ich einigermaßen erstaunt bin, Dreyer und der Kretschmän haben damit eine Wahl gewonnen, und Gabriel hat vor einer Stunde im ARD-Interview sehr ähnliches angedeutet. Nur dass ich seinen Aussagen zumindest bisher eine eher unterdurchschnittliche Halbwertszeit zurechne. Schaumermal.
Aus diesem kühlen Grunde hat nicht in erster Linie die SPD, sondern Frau Dreyer von mir am Sonntag beide Stimmen bekommen. Ich bin also einer dieser Freaks aus dem Wahlvolk, die eben eine ziemlich klare Kante einer Ministerpräsidentin honorieren....wenn schon fast alle meine übrig gebliebenen Ideale als alte rote Socke in den letzten Jahren kontinuierlich den Bach runtergingen.
Für mich sind Politiker erstmal Respektspersonen, solange ich sie nicht anders erlebt habe. Die meisten haben aus Überzeugung damit angefangen, nicht weil sie korrupt sind und nicht nur, weil sie eitel sind. Landtagsabgeordneter zu sein ist durchaus ein zeitaufwendiger Job, und für die komplexen Probleme von heute gibt es keine einfachen Lösungen. natürlich ist mir Dreyer lieber als Klöckner, manchem CDUler geht es andersrum. Aber das sagt nix über "die Politiker", über die alle aus dem Sofasessel ihr Urteil abgeben. Gleiches gilt zB für "die Medien", da haben wir sehr gute. Wer unsere Werte (wir werden gar nicht so schlecht regiert, wir haben eine pluralistische Medienlandschaft) nicht mehr zu schätzen weiß, betreibt meiner Meinung nach das Geschäft der AfD.