Ich habe das Niven Buch mal am Strand gelesen. Dafür war das genau richtig, zumal ich zuvor McCarthys "The Road" gelesen hatte. Noch so ein Buch hätte ich da nicht ertragen. Aber hängen blieb von der Jesus Story bei mir auch nichts
das thema des buches ist die entwicklung der computertechnologie in der sowjetunion von den fünfziger jahren bis hinein in die neunziger - so weit, so gut. WIE es allerdings präsentiert ist, ist ein genuss: verschiedene erzählstränge, diverse hauptfiguren, zeitliche sprünge zwischen den dekaden, das kennt man, mir fiel es bei "dunkle zahlen" allerdings schwer, die geschichten zusammen zu halten und richtig zuzuordnen. eine unmenge von sowjetischen namen und orten, da stoße ich schnell an meine grenzen und frage mich, warum kann ich so viel besser in einer geschichte bleiben (bzw. charaktere wierdererkennen und den jeweiligen erzählsträngen zuordnen) wenn der protagonist "egon müller" oder "john grant" heisst? das klingt aber schlimmer, als es ist, am ende setzt man vielleicht nicht jedes detail an die richtige stelle, das gerüst aber steht. was das buch aber so besonders macht, ist die ungewöhnliche zusammensetzung - ganz viel roman, hier aber einmal eine erfundene dichterbiographie, dort ein kreuzworträtsel, eine graphic novel ohne bilder, eine politische witzesammlung, surreale passagen und, und, und - das ist schon gekonnt und mit viel gespür zusammengesetzt. das ergebnis ist eine herausforderung der angenehmen art, nie weiß der leser, was ist belegt, was ist historisch, was ist einfach nur mit breitem grinsen erstunken und erlogen? "dunkle zahlen" ist kein "klassischer roman" im wortsinne, aber es ist ein - wie ich finde - unglaublich gut montiertes buch, welches mir viel freude bereitet hat.
als ich nach dem lesen des kleinen buches die infos zur autorin gelesen habe, wusste ich, WARUM "kunst" mich an "der gott des gemetzels" erinnert... ;)
gemetzelt wird auch hier, in diesem fall kriegen sich drei freunde in die haare, auslöser ist der erwerb eines modernen kunstwerkes durch serge und die reaktion seines freundes marc auf diesen kauf. aus einem banalen streit wird schnell ein massaker um grundsätzliche fragen, was freundschaft bedeutet, bzw. wie sie sich darstellt und wie sich die parameter im lauf der jahre ändern können. für mich ist das auf zwei ebenen spannend: zum einen spielt die geschichte in "meinem milieu", sprich im milieu mittelalter, akademisch gebildeter männer. die drei protagonisten des buches könnte ich mit namen aus meinem freundeskreis belegen, vielleicht auch mit meinem eigenen, und auch, wenn meinem umfeld und mir das große schlachtfest bisher erspart blieb, geschehen gerade aktuell dinge um mich, die vertrackt an dieses buch erinnern. menschen ändern sich, und verschiebungen im gefüge sind keine fiktion, sie finden statt. das andere ist die spannende frage nach kunst, und, darüber hinausgehend, nach modernität. wer bleibt stehen, wer wendet sich dem gestern zu, wer schaut nach rechts und links, nach vorne, und warum. die frage, warum diese welt schon einmal so viel weiter war, offener, eben "moderner", treibt mich schon sehr um (und auch da läuft es nicht immer konfliktfrei ab, auch da wurden schon miniaturgemetzel ausgetragen). insgesamt auf mehreren ebenen ein kluges buch, ein interessantes buch, ein buch, das nachwirkt.
als ich nach dem lesen des kleinen buches die infos zur autorin gelesen habe, wusste ich, WARUM "kunst" mich an "der gott des gemetzels" erinnert... ;)
gemetzelt wird auch hier, in diesem fall kriegen sich drei freunde in die haare, auslöser ist der erwerb eines modernen kunstwerkes durch serge und die reaktion seines freundes marc auf diesen kauf. aus einem banalen streit wird schnell ein massaker um grundsätzliche fragen, was freundschaft bedeutet, bzw. wie sie sich darstellt und wie sich die parameter im lauf der jahre ändern können. für mich ist das auf zwei ebenen spannend: zum einen spielt die geschichte in "meinem milieu", sprich im milieu mittelalter, akademisch gebildeter männer. die drei protagonisten des buches könnte ich mit namen aus meinem freundeskreis belegen, vielleicht auch mit meinem eigenen, und auch, wenn meinem umfeld und mir das große schlachtfest bisher erspart blieb, geschehen gerade aktuell dinge um mich, die vertrackt an dieses buch erinnern. menschen ändern sich, und verschiebungen im gefüge sind keine fiktion, sie finden statt. das andere ist die spannende frage nach kunst, und, darüber hinausgehend, nach modernität. wer bleibt stehen, wer wendet sich dem gestern zu, wer schaut nach rechts und links, nach vorne, und warum. die frage, warum diese welt schon einmal so viel weiter war, offener, eben "moderner", treibt mich schon sehr um (und auch da läuft es nicht immer konfliktfrei ab, auch da wurden schon miniaturgemetzel ausgetragen). insgesamt auf mehreren ebenen ein kluges buch, ein interessantes buch, ein buch, das nachwirkt.
(foto: thalia.de)
das stück hab ich vor urzeiten an der schaubühne gesehen, mit gerd wameling, udo samel und peter simonischek. ich habs gefeiert, weiß aber nicht, ob es nur als buch so nachhaltig bei mir gewirkt hätte. gelesene theaterstücke sind irgendwie ein bisschen wie gelesene kochrezepte.
für mich funktioniert es gut ("eigene bilder im kopf" o.ä.), zumal ich hier gerne mal an dem ein oder anderen satz hängen geblieben bin, ihn im kopf gewendet und rekapituliert habe. ist aber natürlich etwas völlig anderes, beides geht.
ein buch, drei geschichten. oder vielleicht auch nur eine. ein zugunglück im kriegsjahr 1939. die geschichte einer jüdin, die in einem der beiden züge saß, das unglück aber überlebt hat. die geschichte einer frau im ost-/westdeutschland der nachkriegsjahre, deren sohn das alles erzählt, als berichterstatter, als suchender, als betroffener. dies ist der faden, der die drei geschichten zusammenhält, der für berührung sorgt, wenn auch nicht für eine verknüpfung. sprachlich hat mir besonders der erste teil in seiner sachlichkeit, die fast an eine prozessakte erinnert, gefallen. ohne es belegen zu können habe ich das gefühl, daß die sprache im buch sich wandelt, immer zur beschriebenen zeit passt. das buch beschreibt eine, mehrere, spurensuche(n), ohne, daß es überall zu einem ergebnis, einer wahrheit gelangt. fast nie tut es das, meist bleiben zweifel und lassen das ende des erzählten fadens offen. ein gutes buch ist das.
"dreamworld", nach dem gleichnamigen label von daniel treacy, erzählt genau dessen geschichte und somit auch die der television personalities. witzigerweise ein französischer autor, dessen buch nun nach frankreich auch in deutschland erscheint, in großbritannien allerdings noch immer nicht. der prophet gilt nichts im eigenen land. interessant ist die herangehensweise, benjamin berton ist schriftsteller, kein journalist, und so verknüpft er biographische fakten mit fiktion, nimmt sich die freiheit, szenen auszuschmücken und teils auch - erkennbar - frei zu erfinden. die geschichte des daniel treacy ist eine der traurigsten, psychische probleme, drogen, angst, obdachlosigkeit, gefängnis. und am ende die klinik, in der er seit 2016 lebt, fast erblindet, ein lahmes bein, mental am ende und auch sonst in lebenswichtigen funktionen beeinträchtigt. das alles weidet berton nicht aus, das tut er bewusst nicht, und so teilt er es dem leser mit. intime details bleiben uns erspart, und das ist gut so. das buch ist ein guter einblick in eine meiner heldenbands, ich habe einiges dazugelernt und, ja, die ein oder andere träne vergossen. das leben ist nicht immer gerecht. was aus dem buch folgt ist, daß ich die platten nun eine nach der anderen wieder auflege und - schlimmer - versuche, lücken zu füllen, die jeden finanziellen rahmen sprengen. ich erwähnte anderen ortes die debut-7", die bei discogs für schlappe 2.100€ zu erwerben wäre. file under: platten, die man sich 1985 eventuell noch hätte leisten können, wenn man denn mal schlauer gewesen wäre.
Das ist eine sehr interessante Familiensaga aus dem Bayerischen Wald. Sie umspannt einen sehr großen Zeitraum, was ich normal nicht so mag. Durch die Überdehnung werden die Figuren in solchen Fällen oft etwas dünn. Aber hier ist es schon interessant, wo die Protagonisten herkommen und gerade im letzten Drittel ist es dann auch richtiger Roman. Interessant (kein Zufall, dass ich das Wort zum dritten Mal benutze, war schon, äh, interessant….)
Daniel Schreiber: Allein. Zu recht viel gepriesener Essay über das Einsamsein, uneindeutige Verluste, romantische Hoffnungslosigkeit, queere Scham (sein Begriff) und permanente Liminalität (musste ich nachschlagen, aber wie trefflich beschrieben) in Zeiten von Corona. Entgegen mancher Anpreisung so gar kein Lebensratgeber. Er hat sehr viel gelesen und eine dreistellige Zahl Fußnoten, ist also nicht nur so dahin philosophiert. Und oft will man ihn einfach nur in den Arm nehmen.
teils die geschichte zweier freunde in einem korsischen dorf, teils familiendrama, einiges philosophisch-religiöses und ein gutes maß nahezu griechischer tragödie. das ist sperrig, das hat eine wucht, gleitet ab in philosophische passagen, die mich teils überfordern, bietet aber genug geschichte, um am ball zu bleiben. fazit: auch, wenn ich manchen satz (und die sind hier gerne mal eine halbe buchseite lang) drei mal lesen musste, bis er ankam, hat das lesen sich gelohnt.
Mußte mich rezensionsbedingt für's OX durch zwei Bücher quälen (und hab nur eins komplett geschafft, das zweite verursachte bei mir innere Blutungen). Hier die Werke samt Rezension:
Miron Zownir: Sorry, Lana
Miron Zownir ist ein in Deutschland geborener Photograph aus Berlin, der zudem mehrere Jahre in New York gelebt hat. Sein Schwerpunkt liegt auf Porträts gesellschafltlicher AußenseiterInnen wie Junkies und Prostituierter. Dementsprechend bar jeder Hoffnung geht es auch in seinem Roman "Sorry, Lana" zu, in dem ein heruntergekommener ehemaliger Mitarbeiter der Chicagoer Polizei aus Geldnot den Auftrag zu einem Mord annimmt. Er tut dies auch für seine pschisch kranke zehnjährige Tochter Lana, die den Tod ihrer Mutter nicht verkraftet hat. Doch geht die Sache reichlich schief, denn anfangs taugt die von Skrupeln geplagte Titelfigur nicht zum Killer, wird aber in einen dermaßen unheilverkündenden Strudel von Ereignissen hineingezogen, daß er seine moralischen Bedenken sehr schnell vergessen muß, will er darin nicht untergehen. Das funktionierte für mich aber nur bedingt. Der Protagonist wird durch ein düsteres New York gejagt, dem man die gute Ortskenntnis des Autors anmerkt, allerdings wirkt mir die Hard - Bolied - Atmosphäre oftmals zu aufgesetzt, vor allem, da Zownirs Stil zu sehr europäisch geprägt ist, als daß das Ganze authentisch klingen würde. Zudem greift er häufig Handlungsstränge auf, die ins Nirgendwo führen. Es tauchen ständig Figuren auf, für deren Schilderung ziemlich weit ausgeholt wird, um sie danach einfach in den Orkus zu schicken (beispielsweise das vermeintliche Opfer des geplanten Auftragsmordes). Was ebenfalls stört: Zownir bemüht sich um originelle Metaphern, die oft einfach nicht funktionieren ("Sie zerrte an meinen Nerven wie das Enzephalogramm einer psychischen Krise im Gehirn eines Kranken"). So bleibt eine gut zu lesende Geschichte, die aber nur zum Teil überzeugt und den/die LeserIn eher ratlos als zufrieden zurückläßt.
Dieses Buch entstand durch eine Technik des kreativen Schreibens, bei der mehrere AutorInnen gemeinsam die derzeit herrschende Pandemielage dystopisch ausgeschlachtet haben: zwei mutige Punkrockerinnen, die die Pandemie anhand eines auf einem USB - Sticks gespeicherten Codes stoppen wollen, schlagen sich durch eine Welt voller Nazis, brutaler Polizisten und anderer sinistrer Gestalten. Das Gute daran: es hat nur 67 Seiten. Ein völlig heterogener Text, der abwechselnd wie am Baukasten zusammengesetzt wirkt oder ohne erkennbaren Kausalzusammenhang bis zur Sinnlosigkeit verquast ist, Dialoge aus der Hölle, ein nur pro forma existentes Lektorat, das unfaßbare Böcke durchwinkt (da wird "leise gebrüllt" oder sich "zu Treffen getroffen") und eine Story, die sich bei ihrer Grundausrichtung (Deutschland ist durch die Coronamaßnahmen ein faschistoider Willkürstaat, in dem Polizisten Jagd auf Freigeister machen, um sie standrechtlich zu erschießen) ungewollt bei allen Querdenkerklischees bedient. Da fragt sich der gefolterte Rezensent: hat "unsere" Szene als Gegenentwurf zur "bürgerlichen Kultur" nur derartig unlesbaren Trash anzubieten? Null Punkte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Schon sehr realistischer und beklemmender Thriller. Wie aus einem kleinen Scharmützel an der Grenze zwischen Tschad und Sudan ein möglicher Atomkrieg werden kann, den eigentlich keiner will (Follett erinnert da an den ersten Weltkrieg). Spannend und flott zu lesen, ein bissl Gesülze ist drin, vor allem rund um zwei Frauenfiguren, aber es hält sich in Grenzen. Hat mich auf seine Art schon beeindruckt.