so unverschämt gut, wie "das wirkliche leben" von adeline dieudonné ist, so überflüssig ist "bonobo moussaka". in form eines literarischen kammerspieles werden kapitalismus, rassismus, die bösartigkeit der westlichen welt, die klimakatastrophe und so weiter und so fort an die wand genagelt. das werden sie natürlich zu recht, aber die metaphern (labradore, rottweiler), literarischen figuren (dicke kapitalistenkinder) und dialoge, die dieudonné verwendet, sind einfach zu plakativ und - gott sei es geklagt - zu flach. da ist kein witz, keine gut gesetzte spitze, wenig, was zum denken anregt. unterboten wird das buch lediglich vom nachwort der internetberühmtheit (ich musste googeln) nike van dinther, die dem gutmenschentum (ja, ich mag das wort auch nicht, aber so weiß jeder, was gemeint ist) einen eigenen tempel baut. was das buch will, ist aller ehren wert, auf dem weg dahin ist es aber drei mal falsch abgebogen.
Ich war bisher kein großer Fan, fand die Romane interessant, aber irgendwie blutleer (ähnlich ergeht es mir übrigens bei Murakami). Der hier hat ja hymnische Kritiken allerorten bekommen, und ich habe ihn auch sehr gern gelesen. Eine seltsame Anschlagserie während des französischen Präsidentschaftswahlkampfes, und die Rahmenhandlung spielt eine verblüffend kleine Rolle. Gerade in der zweiten Hälfte da ungewöhnlich warmherzig erzählt.
Gary Flanell ist ja ein OX - Kollege, der in Berlin wohnt und mit dem ich schon gemeinsam auf Lesetour war. Hier hat er zum zweiten Mal (nach seinem Debüt "Stuntman unter Wasser") knapp über 30 Geschichten und Gedichte versammelt. Wie immer bei einem solchen Output schwankt die Qualität mitunter stark; über manches habe ich mich prächtig amüsiert, anderes fand ich grandios unwitzig, oder die Pointe war dermaßen lau, daß sie die Geschichte im Nirgendwo verplätschern ließ. Am stärksten ist er immer, wenn er seinem herrlich absurden Humor freien Lauf läßt; dann freunden sich pensionierte Lehrer auf Rolltreppen ins Jenseits mit sprechenden Blauwalen an, oder ein Protagonist phantasiert darüber, wie es wäre, als Superheld die Kraft zu besitzen, Menschen in Salzstreuer zu verwandeln (Name: "Mr. Natrium" oder einfach "SALT" [komplett großgeschrieben]). Wie auch im ersten Buch taucht hier mit der kleinen Spinne Pup eine überaus liebenswürdige Figur auf, die ebenfalls nicht ganz alltägliche Abenteuer erlebt (zum Beispiel im Vorgänger mit Darth Vader auf dem Todesstern Limonade trinkt), von der ich immer noch gerne mehr lesen möchte. Auch unsere desaströse South By Southwest - Lesetour wird in stark verfremdeter Version noch einmal durchlitten (eine Geschichte, in der ich übrigens den Namen Vladimir 2 trage). Alles in allem teilweise sehr gute Unterhaltung, mit nur einem Wermutstropfen: das völlig schlampige Lektorat, ein Problem, unter dem viele Klein - bis Kleinstverlage zu leiden haben. Das macht mir klar, wieviel Glück ich bisher in der Hinsicht hatte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Gewohnt düster mit tiefen (und diesmal fast zuviele) Abgründen, es geht unter anderem um Missbrauch. Ich fand anfangs, dass die Kommissarin nicht so gut funktioniert (Mann schreibt Frauenrolle aus Ich-Perspektive), das legt sich aber im Lauf des Romans. Ani ist schon ein guter, mit seinem ganz eigenen, melancholischen Ton.
"dreamworld", nach dem gleichnamigen label von daniel treacy, erzählt genau dessen geschichte und somit auch die der television personalities. witzigerweise ein französischer autor, dessen buch nun nach frankreich auch in deutschland erscheint, in großbritannien allerdings noch immer nicht. der prophet gilt nichts im eigenen land. interessant ist die herangehensweise, benjamin berton ist schriftsteller, kein journalist, und so verknüpft er biographische fakten mit fiktion, nimmt sich die freiheit, szenen auszuschmücken und teils auch - erkennbar - frei zu erfinden. die geschichte des daniel treacy ist eine der traurigsten, psychische probleme, drogen, angst, obdachlosigkeit, gefängnis. und am ende die klinik, in der er seit 2016 lebt, fast erblindet, ein lahmes bein, mental am ende und auch sonst in lebenswichtigen funktionen beeinträchtigt. das alles weidet berton nicht aus, das tut er bewusst nicht, und so teilt er es dem leser mit. intime details bleiben uns erspart, und das ist gut so. das buch ist ein guter einblick in eine meiner heldenbands, ich habe einiges dazugelernt und, ja, die ein oder andere träne vergossen. das leben ist nicht immer gerecht. was aus dem buch folgt ist, daß ich die platten nun eine nach der anderen wieder auflege und - schlimmer - versuche, lücken zu füllen, die jeden finanziellen rahmen sprengen. ich erwähnte anderen ortes die debut-7", die bei discogs für schlappe 2.100€ zu erwerben wäre. file under: platten, die man sich 1985 eventuell noch hätte leisten können, wenn man denn mal schlauer gewesen wäre.
Der Film bekam hier keine guten Bewertungen bis hin zu "einer der schlechtesten Filme von Spielberg". Ich kann nicht mitreden, da ich ihn nicht gesehen habe. Dafür habe ich aufgrunde guter Bewertungen das Buch gelesen und wurde bestens unterhalten. Diese Rückblicke auf die 80er-Jahre waren einfach herrlich. Und natürlich die beste Band der Welt: Rush!
"dreamworld", nach dem gleichnamigen label von daniel treacy, erzählt genau dessen geschichte und somit auch die der television personalities. witzigerweise ein französischer autor, dessen buch nun nach frankreich auch in deutschland erscheint, in großbritannien allerdings noch immer nicht. der prophet gilt nichts im eigenen land. interessant ist die herangehensweise, benjamin berton ist schriftsteller, kein journalist, und so verknüpft er biographische fakten mit fiktion, nimmt sich die freiheit, szenen auszuschmücken und teils auch - erkennbar - frei zu erfinden. die geschichte des daniel treacy ist eine der traurigsten, psychische probleme, drogen, angst, obdachlosigkeit, gefängnis. und am ende die klinik, in der er seit 2016 lebt, fast erblindet, ein lahmes bein, mental am ende und auch sonst in lebenswichtigen funktionen beeinträchtigt. das alles weidet berton nicht aus, das tut er bewusst nicht, und so teilt er es dem leser mit. intime details bleiben uns erspart, und das ist gut so. das buch ist ein guter einblick in eine meiner heldenbands, ich habe einiges dazugelernt und, ja, die ein oder andere träne vergossen. das leben ist nicht immer gerecht. was aus dem buch folgt ist, daß ich die platten nun eine nach der anderen wieder auflege und - schlimmer - versuche, lücken zu füllen, die jeden finanziellen rahmen sprengen. ich erwähnte anderen ortes die debut-7", die bei discogs für schlappe 2.100€ zu erwerben wäre. file under: platten, die man sich 1985 eventuell noch hätte leisten können, wenn man denn mal schlauer gewesen wäre.
Alle paar Jahre lese ich ganz gern einen Stephen King. Dieser gehört für mich zu den besseren (oft sind ja die Schlüsse bei ihm nicht so toll, hier alles ok).
Jane Austen: Northanger Abbey Junge Frau fährt in die Sommerfrische, lernt verschiedene neue Leute kennen, verliebt sich, Beziehungsgeflechte und sie landet in einer alten Abtei, wo zwei der neuen Bekannten wohnen... Ich hab noch nie was von Jane Austen gelesen und mir dieses Frühwerk, das erst posthum erschien, ausgesucht, weil es angeblich noch eine kleine Gruselstory enthält – stimmt aber nur sehr bedingt. Die Handlung ist schon etwas in die Länge gezogen, während das Ende mit einigen Auflösungen dann sehr nebenbei auf drei Seiten abgehandelt wird, aber ich hab es doch ganz gern gelesen, da es mit viel Witz und Ironie erzählt ist und die Personenbeziehungen ziemlich zeitlos dargestellt werden. Das Buch ist wohl eine Satire auf die Unterhaltungsromane dieser Zeit, was man heute natürlich nur in Teilen nachvollziehen kann. Aber trotzdem merkt man, dass es für die Zeit ungeheuer modern ist und Austen ganz bewusst gegen Konventionen angeschrieben hat.
John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt Der Roman liegt ja schon seit Jahren in Buchhandlungen rum, gekauft hätte ich ihn mir nicht, war ein Weihnachtsgeschenk (und ich les die ja immer alle). Es geht darum, wie ein kleines Dorf in Cornwall eine Grippeepidemie erlebt, nachdem ein junger Bankenanalyst die Bewohner vorgewarnt hat. (vor der Pandemie erschienen) In den Kritiken tauchen häufig Beschreibungen wie "Wohlfühldystopie" auf. Und das trifft es eigentlich ganz gut. Alles ein bisschen naiv und betulich, aber irgendwie auch ganz nett zur Unterhaltung. Liest sich schnell weg.
Ulf Erdmann Ziegler: Die andere Epoche Toller Roman über den Büroleiter eines Bundestagsabgeordneten, der die politische Szene in spannenden historischen Zeiten zwischen 2011 und 2013 beobachtet und refklektiert, als die Bundesrepublik sich gleichzeitig mit dem Aufdecken des NSU, der Abdankung Christian Wulf und weiteren Skandalen beschäftigte. Einige Personen sind klar angelehnt an reale Vorbilder. Wieso gibt's eigentlich so wenig politische Romane? (Ist aber nicht nur Politik, der Portagonist hat auch ein Privatleben.)
Alexander Osang: Fast hell So richtig weiß ich nicht, was das Buch eigentlich ist. Reportage, Porträt, Essay oder sogar Roman. Ist aber auch egal, auf jeden Fall hab ich es in die Hand genommen und nicht mehr weggelegt, bis ich durch war. Osang interviewt auf einer Reise nach St. Petersburg einen Bekannten, weil er über dessen spannendes – aber möglicherweise unglaubliches – Globetrotterleben eine Reportage schreiben will. Dabei entsteht schließlich ein Doppelporträt über diesen und den Autor selbst. Reflektion über ostdeutsche Biografien, vor allem nach der Wende, und auch über Journalismus.
"dreamworld", nach dem gleichnamigen label von daniel treacy, erzählt genau dessen geschichte und somit auch die der television personalities. witzigerweise ein französischer autor, dessen buch nun nach frankreich auch in deutschland erscheint, in großbritannien allerdings noch immer nicht. der prophet gilt nichts im eigenen land. interessant ist die herangehensweise, benjamin berton ist schriftsteller, kein journalist, und so verknüpft er biographische fakten mit fiktion, nimmt sich die freiheit, szenen auszuschmücken und teils auch - erkennbar - frei zu erfinden. die geschichte des daniel treacy ist eine der traurigsten, psychische probleme, drogen, angst, obdachlosigkeit, gefängnis. und am ende die klinik, in der er seit 2016 lebt, fast erblindet, ein lahmes bein, mental am ende und auch sonst in lebenswichtigen funktionen beeinträchtigt. das alles weidet berton nicht aus, das tut er bewusst nicht, und so teilt er es dem leser mit. intime details bleiben uns erspart, und das ist gut so. das buch ist ein guter einblick in eine meiner heldenbands, ich habe einiges dazugelernt und, ja, die ein oder andere träne vergossen. das leben ist nicht immer gerecht. was aus dem buch folgt ist, daß ich die platten nun eine nach der anderen wieder auflege und - schlimmer - versuche, lücken zu füllen, die jeden finanziellen rahmen sprengen. ich erwähnte anderen ortes die debut-7", die bei discogs für schlappe 2.100€ zu erwerben wäre. file under: platten, die man sich 1985 eventuell noch hätte leisten können, wenn man denn mal schlauer gewesen wäre.
WDR 3, 1. Februar 2022, ab 23:03 Uhr Radiosendung von Klaus Walter über das Buch.
oh prima, danke!
Super, danke auch für den Tipp. Ich hoffe ich verpasse es nicht. Falls jemand sonst die Sendung auf Kassette mit aufnimmt, hätte ich gern eine Kopie. Wusste gar nicht, dass Gregor Kessler das Buch übersetzt hat. Passt!