Das Negative zuerst: manchmal wird es für meinen Geschmack extrem schwafelig (die Ausführungen über Foucault beispielsweise ... habe ja eh meine Probleme mit philosophischen Schriften), und manchmal hätte ich mir mehr polemische Schärfe gewünscht, denn das kann er besser. So bleibt das meist recht handzahm. Aber: wenn man die Achtziger komplett bewußt mitgemacht hat, ist das eine Art Wimmelbuch. Ständig tauchen Dinge auf, die für ein "Aha" - Erlebnis sorgen, und zu denen man Hintergründe erfährt, die man (vielleicht) noch nicht wußte. Zudem liefert er gute Denkanstöße und verleitet einen dazu, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Exemplarisch nenne ich da den ersten Otto - Film (natürlich die mittlerweile strittige Szene, die er mit biographischen Details über Günther Kaufmann anreichert) und einige interessante Überlegungen über "Zurück in die Zukunft" (die Chuck - Berry - Telephonszene, bei der er überlegt, inwieweit da kulturelle Aneignung betrieben und durchgewunken wird). Ich halte ja "Chuck Berry" immer noch einfach nur für einen Filmgag ohne böse Absichten, aber wie er interpretiert werden kann, ist erstaunlich (und noch erstaunlicherweise ist diese Kritik nicht unberechtigt).
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Das habe ich - wie schon „Löwen wecken“ - sehr gern gelesen. Eigentlich sehr straight erzählt, aber vielschichtig. Über Israelis und Amerikaner, Religion, Vorurteile, Herkunft. Man merkt, dass die Autorin Psychologin ist, es wird aber auch nicht überpsychologisiert. Die Lesung war auch sehr interessant.
Arenz: Der große Sommer
Konventioneller, aber charmanter Coming-of-sage-Roman, der im Verlauf gewinnt.
Whitaker: Von hier bis zum Anfang.
Den Stil fand ich anfangs etwas sperrig, das Setting konventionell (so südstaatenmäßig, auch wenn in Kalifornien), wird aber mit jeder Seite spannender. Über Schuld und Sühne und Herkunft.
Prinzipiell würde mich Arenz auch interessieren, aber erstaunlicherweise stelle ich gerade fest, dass mich Coming-of-Age zunehmend langweilt. Vielleicht doch endlich das Ende der Pubertät.
Alexandros Stefanidis: Beim Griechen Journalist erzählt die Geschichte seiner Familie, insbesondere seines Vaters, der Anfang der 1960er Jahre aus Griechenland als Gastarbeiter nach Deutschland kam und dann rund 40 Jahre lang ein griechisches Lokal in Karlsruhe führte (bzw. nacheinander mehrere). Plaudernd und ehrlich erzählt, nur die rekonstruierten Dialoge sind eher unangenehm. Vielleicht interessant für die Karlsruherinnen und Karlsruher hier.
Hält den gewohnten Standard, auch wenn es meiner Meinung nach eine seiner eher schwächeren Kolumnensammlungen ist. Aber allein dafür, wie er einen typischen Heimatfilm der Fünfziger Jahre beschreibt, wie es besser niemand hinbekommen hätte, liebe ich dieses Buch. Je mehr ich von ihm lese, desto mehr bin ich dazu geneigt, ihn für einen ganz Großen zu halten.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.