Dazu gibt es wiederum die wunderbare Buchvorlage von Dan Simmons, die ich sehr empfehle:
Die "The North Water" Miniserie war tatsächlich ganz gut, insbesondere Colin Farrell als finsterer Harpunier. Hab das Buch nicht gelesen, aber meine Frau meinte, die Brutalität der Vorlage wurde etwas heruntergedreht. Leider hat die Serie bei meiner Frau (und in der Folge auch bei meiner Tochter) zu einer andauernden Shanty- und Walfängerlied-Obsession geführt (da ist der "Wellerman" tatsächlich nur der Anfang).
nach dem wirklich sehr guten und sehr empfehlenswerten "dunkelblum" (eva menasse) das ebenfalls sehr gute und sehr empfehlenswerte "herkunft" (sasa stanisic, meine tastatur gibt leider gerade die sonderzeichen nicht her). so unterschiedlich die beiden bücher sind, so sehr würde ich beide jederzeit noch einmal lesen (zumindest bei herkunft sollte man das ja sogar, jedenfalls teilweise).
und nun bin ich beinahe durch mit "was man von hier aus sehen kann" (mariana leky). das ist sehr niedlich und dann aber mit der richtigen dosis stachel, um nicht platt zu werden. beileibe kein buch, um das weltbild zu veränden, aber vielleicht eins, das zeigt, dass menschen auch liebenswerte eigenschaften haben können.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #1456 Melandri: Alle, außer mir. Ich habe eine Weile gebraucht, schnell wegzulesen ist es nicht, aber ein großer, ambitionierter Roman über Italiens Kolonialgeschichte und die Folgen bis zur „Flüchtlingskrise“. Eine Lehrerin findet vor ihrer Tür einen Äthiopier, der sagt, er sei mit ihr verwandt. Die Spurensuche führt bis zum Abessinienkrieg. Es geht um verdrängte Geschichte, Korruption, Berlusconi, Ghadafi, alles insgesamt gekonnt verschränkt. Gutes Buch.
Hab ich die letzten eineinhalb Monate gelesen (schneller vertrag ich sowas nicht). Wenn man dann parallel noch Wikipedia zu der ganzen Thematik durchforstet (v.a. das italienische - translate.google.de erleichtert das), wird einem wirklich ganz arg. Mein eigener Großvater ist von einer der Personen im Buch (Ernani) nicht weit entfernt
Wieder eine Breitwand-Familiengeschichte, diesmal ein Pastorenhaushalt in den USA. Die 800 Seiten müssen einen nicht schrecken, es ist leicht zu lesen. Ich mag die Ambivalenz der Figuren, alle auf ihre Art immer mal unsympathisch, aber Franzen erzählt, wie sie wurden, was sie sind. Niemand hat bösen Willen (fast niemand). Kleine Schwächen hat es schon, die drehen sich teils um das Thema Religiösität, manchmal sind die Dialoge zu sehr auserwählt. Man kann das schon gut lesen, ich habe nun aber etwas schwereres, poetischeres angefangen, das mehr Lücken lässt, das tut ganz gut.
Sehr guter Roman aus Schweden. Eine Familie mit drei Söhnen und ihr Sommerhaus an einem See. Es gibt ein traumatisches Erlebnis, das verdrängt wurde. Der Jetzttag, als die Söhne als Erwachsene zum See zurückkehren, wird rückwärts erzählt, was in diesem Fall gut funktioniert, das Ereignis, das die Familie zerrüttet hat, erst spät aufgeklärt. Ein düsteres, trauriges Buch.
Ein tendenziell linker Autor rechnet in einem furiosen Rundumschlag mit der bundesdeutschen Linken der 70er Jahre genauso ab wie mit dem Radikalenerlaß, der rot - grünen Bundesregierung unter Schröder/Fischer und dem heutigen "neoliberalen" Geschwafel ehemaliger Linker, die nun gutdotierte Posten besetzen. Das Buch ist brilliant recherchiert; anfangs ist der Ton noch relativ nüchtern, aber je länger es dauert, desto häufiger verfällt der Autor in einen beißenden Sarkasmus. Seine Weigerung, sich irgendwo anzubiedern und die Spitzen gegen das konservative Lager, um zu verhindern, daß er Beifall von der falschen Seite erhält, imponieren mir als Haltung ziemlich, auch wenn man nicht immer mit ihm einer Meinung sein muß. Wobei er seinen Finger in die richtigen Wunden legt: das seelenlose kommunistische Kadersprech, peinliches Ranschmeißen an die Roten Khmer einerseits und die SED andererseits, die Entstehung des linken Antisemitismus (vor allem "Martyr Halimeh" und die skandalöse Flugzeugentführung nach Entebbe 1976 führt er gnadenlos vor) und das Verhältnis vieler damaliger Linker zur Gewalt. Ich habe das Buch ziemlich verschlungen, obwohl es streckenweise recht trocken ist.
Übrigens, für Dich als Remarque-Aficionado: Dieses Jahr ist der Roman "Ascona" von Edgar Rai erschienen, der sich mit Remarques Exil in der Schweiz beschäftigt. Ich hab keine Ahnung von der Qualität, bin nur kürzlich mal drüber gestolpert. Von Rai hab ich irgendwann mal eine ganz unterhaltsame Coming-of-Age-Sommer-Geschichte gelesen, aber mehr weiß ich über den auch nicht.
Volker Struth - Meine Spielzüge: Aus der Kohlensiedlung zum erfolgreichsten Spielerberater Deutschlands
Eigentlich ist es gemein, dass da als Autor Volker Struth drüber steht. Denn man merkt an allen Ecken und Enden, dass Ronald Reng, vielleicht der beste deutsche Sportbiograf, hier das Leben und die Anekdoten Struths in Form gebracht hat. Ist das Buch gut? Ich würde sagen: Geht so. Ist das Buch fluffig zu lesen? Das auf jeden Fall. Und ist es unterhaltsam? Für diejenigen, die den Fußball der vergangenen 15 Jahren verfolgt haben, auf jeden Fall.
Struth ist nämlich wirklich der vermutlich erfolgreichste deutsche Spielerberater. Nur schmiert er das dem Leser bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Brot. Hinzu kommt die "Vom Tellerwäscher zum Millionär"-Story. Struth, der gelernte Zimmermann, der später Versicherung verkauft und bei Bofrost gearbeitet hat, der Büroartikel vertrieben hat, der das Oktoberfest nach Köln und den Mottoschal in den Karnveal gebracht hat. Und der 2007 Spielerberater wurde. Das liest sich wirklich gut. Es wirkt aber dennoch wie die Geschichte von jemandem, der vor allen Dingen gerne im Mittelpunkt steht. Dass man eine anekdotische Biografie über ein Business schreibt, in dem man noch mittendrin steckt, ist schon gewagt. Als Vertreter des Hamburger SV würde ich mit Struth nicht mehr zusammen arbeiten.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ist das jetzt ein Porno-Krimi oder ein Krimi-Porno? Egal, es geht heftig zur Sache, sowohl im zwischenmenschlichen Bereich als auch bei den Morden. Speilt im Sommer 1997 in Berlin. Und der Titel ist kein Zufall, auch einzelne Kapitel ("Games Without Frontiers") heissen nach Songtiteln. Und in den Anmerkungen findet sich eine Playlist, die der Autor beim Schreiben gehört hat.
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #1779Struth, der gelernte Zimmermann, der später Versicherung verkauft und bei Bofrost gearbeitet hat, der Büroartikel vertrieben hat, der das Oktoberfest nach Köln und den Mottoschal in den Karnveal gebracht hat. Und der 2007 Spielerberater wurde
"Manche Menschen sind zeitlebens nur als Durchgang für die Nahrung zu betrachten." (angeblich Leonardo da Vinci)
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Naja. Seine Leistung als Spielerberater kann man schon honorieren.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
1Q84 von Haruki Murakami, Teil 1-3 (gelesen von David Nathan): Das hat mir wirklich gut gefallen, auch vor allem der Lesestil von David Nathan und der langsame Aufbau der Geschichte. Manche Aspekte sind vielleicht etwas fragwuerdig (z.B. dass jeglicher Busen in dem Buch deutlich beschrieben werden muss), aber das Buch hat mir Spass gemacht und die Figuren fehlen mir irgendwie. Das war mein erstes Murakamibuch und ich sollte wohl ein paar andere lesen/hoeren.
Wicked von Gregory Maguire: Das wollte ich seit langem lesen. Einerseits wegen des Musicals, und andererseits als Vorgeschichte zum Zauberer von Oz. Aus letzterem Blickpunkt war es ganz interessant, aber als Buch an sich wirklich nicht zu empfehlen. Ich musste mich durch einige Passagen durchzwingen. Die Musicalversion weicht an einigen Ecken von der Story ab, ist aber auch gut so.
Nicht wundern, hab ich mir damals mitgenommen, als ich mit Mory auf der Autorenlesung war. Sogar für Nichtfans (wobei man zumindest ansatzweise einen Bezug zur Band haben sollte, ansonsten wird's sinnlos) interessant und informativ, häufig auch recht amüsant. Unfaßbar, was man in der DDR auf sich nehmen mußte, um an gute Musik oder ein paar lausige BRAVO - Poster zu kommen. Einiges darüber hatte mir der Mister ja schon erzählt, aber hier ist es nochmal in Wort und Bild konserviert. Schönes und Sympathie weckendes Buch.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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