Bisher kenne ich kein Spiel, in dem man eine Synagoge stürmen will und dann auf einen Dönerladen ballert...
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Dass man im Jahr 2019 immernoch erklären muss, dass das Schießen im Spiel keine Ähnlichkeit hat mit dem Bedienen einer echten Waffe (geschweige denn der Herstellung einer solchen), unabhängig davon wie fortgeschritten die Grafiken heutzutage sind, ist eigentlich nicht schwieriger zu begreifen, als die Tatsache, dass Hottes Spielzeugeisenbahn ihn nicht zum Zugführer macht. Gewalt in Medien muss keiner mögen, man kann sie kritisieren, aber sie macht niemanden zum Nazi oder Gewaltverbrecher.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Man kann das auch etwas gutwilliger interpretieren: Seehofer sagt ja nicht, dass die Leute rechtsradikale Terroristen werden, weil sie Computer spielen. Aber man muss sie ja da beobachten, wo sie anzutreffen sind. Ob das nun ein Jugendclub ist, der vielleicht auch nix dafür kann, oder ein Spiele-Onlinenetzwerk. Ich habe da keine feste Meinung, weil zuwenig Ahnung. Wenn er aber die Tat auf einer Spieleplattform streamt, wüsste ich schon gern, ob er da öfter kommuniziert hat. Dass andere Punkte zentraler sind, will ich nicht bestreiten. Ich kopiere hier mal jemanden (Stefan Sasse) aus Twitter: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal noch sagen würde, aber: der Seehofer hat Recht. Wir müssen die Gamerszene stärker in den Blick nehmen. Ich vermute mal, dass der Horst nur eine kaputte Uhr ist, die aus Versehen richtig geht, aber das passiert halt manchmal. /1 Warum also hat Seehofer (vermutlich unbeabsichtig) Recht? Wer einen primitiven Rückgriff auf die unterirdische Debatte anno 2002 fürchtet, liegt falsch. Wir müssen nicht die GAMES in den Blick nehmen, sondern die Szene. Das ist ein himmelweiter Unterschied. /2 Es ist wie Salafisten zu Muslime: die Salafisten willst in Blick nehmen. Muslime? Not so much. Die gigantische Mehrheit der Videospiele-Spieler ist harmlos, und die Spiele selbst auch. Die GAMERSZENE ist das Problem. Woher kommt das? Die (politische) Wurzel liegt 2014. /3 2014 war #Gamergate. Die Idee, dass Frauen Videospiele spielen können dürften, führte damals zu einer Ultra-Radikalisierung einer kleinen, aber lauten Gamerszene. Diese ist durch die Bank männlich und hat sich auf die Rechte radikalisiert. Diese Leute posteten Hass-Kommentare /4 im Dutzend billiger, starteten Mordaufrufe (@femfreq brauchte Polizeischutz) und programmierten Spiele, in denen man Kritikerinnen zu Tode prügeln konnte. Dieses Milieu ist hauptverantwortlich für den Onlineerfolg Trumps und Provokateuren wie Milo. /5 YouTuber wie @social_phobiaa erreichen zig Millionen Klicks (und gigantische Werbeeinnahmen, danke Google für eure Standfestigkeit bei der Wertevereidigung) mit dem Posten von antisemitischem Dreck, frauenfeindlichen Pamphleten und ähnlichem. /6 Diese kleine Minderheit sollte man tatsächlich beobachten. Sie erfüllen alle Warnsignale für Terrorismus. Jung, männlich, radikalisiert, gewaltbereit, oft sozial isoliert in einer Blase Gleichgesinnter, angeheizt durch Hassprediger und entsprechende Texte. /7 jotolf Hansen (der frühere Anders Breivik) war Fleisch von ihrem Fleische. Auch in den USA hat diese Subkultur mittlerweile mehrere Terrorattentate auf dem Kerbholz. Wir debattieren es nur nicht als Terror, weil die Täter weiß sind. /8 Daher: Seehofer hat Recht. Ausnahmsweise, und vermutlich unabsichtlich und aus den falschen Gründen. Aber er hat Recht. /fin„
Das kann ich gut nachvollziehen, aber trotzdem liegt da ein Denkfehler drin: Angenommen es würde ein Anschlag geplant, und die Täter würden sich verkleidet im Kölner Karneval unter die Leute mischen. Niemand würde auf die Idee kommen, den gesamten Karneval zu beobachten, bzw. überwachen, aus einer diffusen Terrorangst heraus. Die Gamerszene(n) ist/ sind vielfältig und riesig in ihren Ausmaßen. Also wie wird da ein Schuh draus? Wenn man gewaltbereite Extremisten ins Visier nimmt und zu diesem Zweck deren Kommunikation überwacht, macht man natürlich nicht Halt vor Gamer-Plattformen. Der Unterschied mag zwar in der Praxis lediglich marginal sein, ab es macht schon einen erheblichen Unterschied, mit welcher Botschaft man sich als Bundesminister an die Öffentlichkeit wendet. Ich darf dann wieder meinen Eltern (und anderen, die sich schnell Angst machen lassen) erklären, dass es einen Unterschied macht, ob es Gefahrenmomente innerhalb einer Szene (in Wirklichkeit nicht nur eine) gibt, oder ob Gefahr von einer Szene ausgeht.
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Wenn Du aber feststellst, dass sich eine kleine, radikale Gruppe jedes Jahr unter den Kölner Karneval mischst, und dort womöglich Absprachen trifft oder versucht, Leute anzuwerben, wirst Du womöglich versuchen, sie dort zu beobachten. Die wenigsten Fußball-Fanclubs sind ein Nährboden für Radikale, dennoch beobachtet man die Ecken, die es sind (ich vermute wohlwollend, dass Seehofer das mit Szene meint; also nicht die Gamer insgesamt, sondern eine radikale Szene darin).
Ich bin mir da bei Seehofer leider überhaupt nicht sicher, ob er differenzieren kann.
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Derweil tritt der sächsische Landesbischof Rentzing zurück. Grund dafür seine Mitgliedschaft in einer nationalistischen Burschenschaft und einiger demokratiekritischen (hüstel) Aufsätze, die er vor knapp 30 Jahren in einem rechtsextremen Blatt verfasst hat, in welchem er als Redakteur tätig war. Liberale Demokratie und natürlich die Zuwanderung waren ihm ein Dorn im Auge, was natürlich ein bisschen witzig ist, weil er einen jüdischen Aramäer mit Fluchthintergrund als Gottes Sohn ansieht. Aber wo könnte so einer Landesbischof werden, wenn nicht in Sachsen?
Einfach nur reaktionär hätte ich an dieser Stelle auch nicht weiter erwähnenswert gefunden. Was über Rentzing zu Tage kam, finde ich dann schon noch eine Spur heftiger.
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Dyba mit seinen unfaßbar ekelhaften homophoben Ausfällen war für mich mehr als nur reaktionär. Zumindest hat er den unbestreitbaren Vorteil, tot zu sein. Apropos "ekelhafte Ausfälle": Abteilung Opferbrigade.
Wenn ich jemals eine Morddrohung erhalten sollte, würde ich mir wenigstens etwas mehr Niveau wünschen. Das liest sich ja fürchterlich. Als ob man die Gedanken eines gehässigen Pinschers lesen müsste.
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Nach Rassismus-Vorwürfen Xavier Naidoo muss DSDS-Jury verlassen Xavier Naidoo ist laut RTL nicht mehr Jury-Mitglied von "Deutschland sucht den Superstar". Vorausgegangen war Kritik an einem Musikvideo, in dem der Sänger sich rassistischer Klischees bedient.
11.03.2020, 18:58 Uhr
Wow… RTL merkt aber auch alles.
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Edit: Die Sueddeutsche wird etwas konkreter! (Auf "Leseansicht" schalten oder eben bezahlen… je nach dem.)
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Der AfD-Flügel gilt nun auch offiziell als rechtsextrem und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Als Verdachtsfälle gelten nun auch der thüringer Landesverband und das Schmierblatt "Compact". Erstaunlich, beim Verfassungsschutz scheint sich also wirklich was zu tun, seit Maaßen nicht mehr seine schützende Hand über die Rechtsradikalen halten kann.