Zitat von Olsen im Beitrag #7152Ist das jetzt ein neuer Trend, Demos aufzulösen, weil viele Leute gekommen sind? Und wer setzt das überhaupt durch?
Angemeldet waren 150. Gerechnet wurde mit 500- 4000 Menschen. Es wurden dann 15000. Da war einfach kein Platz auf dem Platz an dem die Schlußkundgebung vorgesehen war.
letzten sonntag war ich schon ganz froh, dass die kundgebung vor dem bundestag stattfand und nicht wie letzte woche am pariser platz. und froh war ich auch, dass die brücken für ankommende gesperrt wurden, so kam man wenigstens in eine richtung wieder raus. irgendwie hab ich bei solchen menschenmassen doch immer bilder von der duisburger loveparade vor augen, da hat die eigenverantwortung ja auch nicht so viel gebracht.
Zitat von Olsen im Beitrag #7156Ich schlage Erbsensuppe vor, denn Erbsensuppe ist immer eine gute Idee.
Aber im Ernst: Lasst die Leute laufen. Etwas Eigenverantwortung muss man den Menschen schon zugestehen.
Ich halte viel von Eigenverantwortung, aber nicht in Situationen, die man als einzelner Mensch kaum überschauen kann. Wenn man sich inmitten einer größerwerdenden Menschenmasse befindet, und den Kipppunkt nicht rechtzeitig mitbekommt, ab dem es brenzlig wird, bin ich schon für eine verantwortliche Steuerung.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Olsen im Beitrag #7152Ist das jetzt ein neuer Trend, Demos aufzulösen, weil viele Leute gekommen sind? Und wer setzt das überhaupt durch?
Angemeldet waren 150. Gerechnet wurde mit 500- 4000 Menschen. Es wurden dann 15000. Da war einfach kein Platz auf dem Platz an dem die Schlußkundgebung vorgesehen war.
15.000?!? das ist einfach großartig! und ja, das muss man im zweifel der sicherheit halber auflösen, der zulauf lässt einen aber an das gute glauben. ich bin so unfassbar gespannt, wie es heute bei uns wird, ich hoffe auf 1000 - 1500 menschen, da es regnen wird und die bahn streikt, werden es wohl keine 15.000 werden ;) dennoch: es ist schon eine spannung in der luft. technik ist bereit, ordner sind benannt, jetzt muss nur noch dieser arbeitstag herumgehen. aber konstanz ist schon ein hammer, wirklich.
Ich finde ja, nachdem jetzt über Wochen (!) demonstriert wird und schon mehr als eine Demo wegen des großen Zulaufs vorzeitig beendet werden musste, könnte man in den Städten mal überlegen, gleich etwas größer zu denken und nicht jedes Mal so überrascht tun, wenn doch mehr als 500 Leute da sind.
Aber was weiß ich schon; ich glaube ja auch immer noch, dass solche Massen an Demonstrierenden die Politik ein Stück weit beeinflussen sollten. Werden sie vermutlich auch nicht.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Meine kleine Hoffnung bezieht sich da eher auf die anderen Parteien, die bisher zu glauben scheinen, sich an der AfD orientieren zu müssen, um Wahlen zu gewinnen. Die weit überwiegende Mehrheit, selbst in Ostdeutschland, wählt nicht AfD.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Es ist eher das "keine schweigende Mehrheit mehr sein, denn irgendwann ist es genug". In Karlsruhe waren sehr viel recht bieder aussehende Leute (mit Sicherheit auch genug CDU - Wähler), teilweise auch mit Kindern, das hat mir besser gefallen als immer nur die üblichen Antifa - Hansels. "Wir sind mehr". Ganz einfach.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich habe - aus einem spontanen Impuls heraus - auf Facebook einen längeren Text dazu veröffentlicht, von dem ich dachte, den lesen vielleicht eine handvoll Leute und ich bekomme sieben Likes. Die Reaktion hat mich ziemlich überwältigt; nicht nur, daß ich persönlich darauf angesprochen wurde und momentan 59 Likes habe, auch aus Korsika meldete sich eine alte Freundin meines Vaters per Kommentar zu Wort, die ihn sich übersetzt hat: MIGRATIONSHINTERGRUND Manche werden sich wundern, warum ich so darauf herumreite. Ich bin privilegiert. Ein alter, weißer Mann, dem man eigentlich nichts ansieht. Natürlich kann man trotzdem auf Dingen beharren, um sich empören und zumindest ein wenig als Opfer sehen zu können, auch, wenn das nicht offensichtlich ist. Das streite ich nicht ab. Als mein Vater 1968 in dieses Land kam, ohne ein Wort deutsch zu sprechen, war der II. Weltkrieg keine 25 Jahre vorüber; dann nahm er sich noch eine deutsche Freundin, die prompt von ihm schwanger wurde. Obwohl er extrem gebildet war, schlug er sich hier mit Drecksjobs durch: Lagerarbeiter beim EDEKA. Möbelpacker bei Nolte. Ansonsten wurde er genauso ignoriert wie alle anderen GastarbeiterInnen zu der Zeit auch, Italiener, Jugoslawen, Spanier, Griechen, Türken. Meine Mutter erwischte es noch schlimmer: Leute im Dorf, die sie schnitten. Die ihr mit den Worten „Franzosenhure“ vor die Füße spuckten. Ich hatte nach meiner Geburt bis ich 18 war einen französischen Paß, obwohl sich mein Vater nie als Franzose gesehen hat, sondern immer nur als Korse, so wie ich mich exakt zu 50% heute auch, weswegen mir die südländische Mentalität sehr nahesteht. Diskriminierungen? Die einzige, an die ich mich erinnern kann: in der Grundschule sollten wir die deutsche Nationalhymne lernen, und meine drei türkischen Klassenkameraden und ich bekamen vom Lehrer kein Textblatt ausgehändigt, weil wir keinen deutschen Paß hatten. Die Geschichte von meiner späteren Identitätssuche und dem Entdecken meiner Wurzeln überspringe ich hier. Fakt ist: ich bin hier geboren, aufgewachsen und habe meinen Lebensmittelpunkt hier. Ich könnte es mir bequem machen, meinen ungewöhnlichen Nachnamen deutsch betonen und hier sorgenlos aufgehen in der breiten Masse. Aber ich bin stolz auf meine Herkunft; und meine Familie hat eine Geschichte. Meine Eltern haben eine Art von Ausgrenzung erlebt, deren Zeuge ich zwar nicht wurde, die ich aber trotzdem niemals weder entschuldigen noch verzeihen werde. Genau deswegen gehe ich auf die Straße: um mich mit MitbürgerInnen zu solidarisieren, denen man ihren Migrationshintergrund zu ihrem Unglück auch gleich ansieht, und die das ebenfalls durchmachen. Und um diesem Ungeist der 70er – BRD, der sich hier gerade wieder breitmacht, entgegenzutreten. Das bin ich allein schon meiner Familie schuldig. Danke für eure Aufmerksamkeit, solltet ihr das komplett gelesen haben.
Das "Stolz auf meine Herkunft" mußte ich nochmal genauer präzisieren als "zu etwas zu stehen, ohne sich dafür schämen zu müssen", aber ansonsten gibt das meine Gefühlslage seit Jahren schon ziemlich gut wieder.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von Olsen im Beitrag #7152Und wer setzt das überhaupt durch?
Schon mal sowas veranstaltend habend (nicht so groß, damals nicht so politisch):
Wenn ich es damals korrekt verstanden habe, dann wird die inhaltliche Entscheidung von dem/den für den Einsatz und die Koordination der Rettungsdienste Verantwortlichen, üblicherweise der diensthabende Feuerwehreinsatzleiter getroffen; bei so großen Veranstaltungen ist der vor Ort und trifft diese Entscheidung gemeinsam mit den Veranstaltern und der Polizei. Rein verwaltungsjuristisch formell ausgesprochen wird sie von der Genehmigungsbehörde, bei kleinen Veranstaltungen vertreten durch den Einsatzleiter Polizei, bei so großen Veranstaltungen dürfte ein Vertreter der Genehmigungsbehörde vor Ort sein. Durchgesetzt werden sollte sie vom Veranstalter, behelfsweise den Sicherheitsbehörden = Polizei.
Als denkbare Begründung wurde uns damals (auf einem Vordruck) genannt: Gefährdung der Teilnehmer oder Dritter durch Gegendemonstranten. Gefährdung von Dritten durch Teilnehmer, Gefährdung von Teilnehmern oder Dritten durch nicht gewährleistete Fluchtwegnutzung oder nicht gewährleistete Zufahrt von Rettungsdiensten.
Letzteres dürfte vorallem bei den Abbrüchen der aktuellen Demos der Fall gewesen sein. Direkt neben uns mussten etwa 50 Einsatzpolizei-Mitglieder mit Mühe eine 30 Meter lange Gasse aus der Ohmstraße in die Leopold-Straße für einen Rettungswagen frei machen bzw frei halten. Das brauchte für die Strecke etwa 8 bis 10 Minuten. Nicht gut...
Selbst bei uns waren am Sonntag 2000 Leute. Und in unserer Stadt leben knapp 60.000 Leute.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #7164die ich aber trotzdem niemals weder entschuldigen noch verzeihen werde.
Warum?
Weil das teilweise frühere KlassenkameradInnen und sonstige Leute waren, die meine Mutter von Kind auf kannte, die sich danach nur dadurch disqualifiziert hatte, weil sie sich in meinen Vater verliebt hat. Kein Vergeben, kein Vergessen. Klingt dramatisch, aber ich werde immer noch sehr zornig, wenn ich an diese Dinge denke.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?