Nein, die Software versucht zu erkennen, wenn Laborbedingungen herrschen, und schaltet dann auf ein anderes Motorensetup um, bei dem weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. Gemessen wird dann natürlich, was hinten rauskommt. Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich illegal ist.
Seltsame Sache das mit dem "Harnstoff" und der schlauen Software, die erkennt, wann eine Karre gerade getestet wird. Als bei uns im Frühling ein Autokauf anstand (die Wombat-Familie fährt 2 Dieselfahrzeuge) kam diese Harnstoff-Sache schon einmal bei diversen Händlern zur Sprache. Erst dachte ich, die machen einen Witz mit diesen seltsamen Harnstoff-Tanks (so um die 5 Liter Inhalt), aber auf Nachfrage wurde mir nur gesagt, daß es dabei um die neue Euro 6 Norm ginge, die man halt einhalten müsse. Und ich bräuchte mir auch keine Gedanken zu machen, die ca. 5 Liter Harnstoff im Tank sind gut für ca. 100.000 KM. In den nächsten Jahren wird der Tank also gar nicht leer. In unserer neuen Karre (Citroen) ist auch ein Behälter mit diesem Zeug verbaut....ziemlich versteckt übrigens, ich würde ihn nie im Leben finden.
Zitat von CobraBora im Beitrag #166Nein, die Software versucht zu erkennen, wenn Laborbedingungen herrschen, und schaltet dann auf ein anderes Motorensetup um, bei dem weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. Gemessen wird dann natürlich, was hinten rauskommt.
Das ist genau das Problem, es wird eben nicht gemessen, was hinten rauskommt, sondern was über die Schnittstelle vom Auto zum "Messgerät" übertragen wird.
Zitat von CobraBora im Beitrag #166 Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich illegal ist.
Zitat von Bigwombat im Beitrag #160Ein Artikel in Sachen VW, den man zumindest als bemerkenswert bezeichnen könnte.
Ich habe dem Müller eigentlich bisher ganz gern zugehört, aber hier schreibt er Quatsch. Besser trifft es meiner Meinung nach dieser.
Der Artikel im Spiegel trifft es eigentlich nicht besser, sondern anders und nimmt sich eines Aspekts an, den dieser Herr Müller in seinem Artikel halt lediglich streift. Ich kenne übrigens Herrn Müller nicht sonderlich gut, habe allerdings auch schon den einen oder anderen seiner Artikel gelesen. Trotzdem würde ich jetzt nicht generell behaupten, daß ich seine Texte nur noch unter Zwang lesen könnte. Egal, in dem einen oder anderen Punkt seines VW-Artikels trifft der Mann nach meiner Ansicht durchaus gewisse Kerne und man darf schon mal die Frage aufwerfen: sind hier tatsächlich die Relationen zu anderen...ähhh...nennen wir es mal Versäumnissen diverser großer Autohersteller immer gewahrt?
Was mich an der Sache allerdings viel mehr ärgert im Sinne von daß es mich bewegt: wie dämlich, blauäugig und dumm ist eigentlich dieser an der Manipulation der Software beteiligte Zirkel an Führungspersonen und Ingenieuren bei VW, daß sie offenbar tatsächlich der festen Ansicht waren: das wird nicht publik. Wie blöde kann man sein im Angesicht von hunderten von Skandalen der letzten Jahrzehnte aus allen Bereichen der Gesellschaft, die alle letztlich ans Tageslicht kamen(?). Irgendwie scheinen mir diese Leute nicht mehr von dieser Welt zu sein, es gibt immer irgendwann und irgendwo das eine oder andere Leck im System. Das war noch immer so und wird auch so bleiben. Gibt es tatsächlich bei VW Leute, die nicht raffen, wie gewaltig eine solche Sache dem Konzern schadet, wenn sie erkannt und publik gemacht wird? Und eben diese Leute stehen in führenden Positionen eines Weltkonzerns....irgendwie schon ein ganz übler Treppenwitz. Ansonsten gehe ich bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, daß auch andere Autohersteller (auch solche, die in den USA wenig bis nicht präsent sind) in absehbarer Zeit kalte Füße bekommen werden. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß VW der einzige Hersteller sein soll, der der Versuchung erlegen war.
Cobra, den Vergleich mit Fällen wie defektem Zündschloss oder den Fußmatten (bei denen ja umstritten war, ob überhaupt was falsch war) kann man nur bedingt ziehen. Die technischen Rückrufe und Probleme waren ja Versehen, wie sie immer passieren können. Vorsatz ist ja immer was anderes.
Also vergleichbar eher: wenn Du im Auto jemanden aus Unachtsamkeit tot fährst bekommst Du eine geringere Strafe als wenn Du einen bewaffneten Banküberfall begehst, bei dem niemand verletzt wird.
Ich sehe es juristisch als Betrug, und somit überall strafbar.
Natürlich wird VW dennoch "nur" eine Strafe im erträglichen Rahmen bekommen (ich tippe mal in USA 0,5 bis 3 Mrd), da hängen ja auch in den USA Arbeitsplätze dran. Unkalkulierbarer sind die Zivilklagen.
Deinen letzten Beitrag, Wombat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Entweder "wie kann man nur so dumm sein" oder "machen bestimmt eh alle". Glaube nicht, dass alle so dumm sind.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #170Cobra, den Vergleich mit Fällen wie defektem Zündschloss oder den Fußmatten (bei denen ja umstritten war, ob überhaupt was falsch war) kann man nur bedingt ziehen. Die technischen Rückrufe und Probleme waren ja Versehen, wie sie immer passieren können. Vorsatz ist ja immer was anderes.
Also vergleichbar eher: wenn Du im Auto jemanden aus Unachtsamkeit tot fährst bekommst Du eine geringere Strafe als wenn Du einen bewaffneten Banküberfall begehst, bei dem niemand verletzt wird.
Wenn ich ein Problem habe, das Menschenleben kostet, wie bei den Zündschlössern oder den Airbags, und das aber vertusche und verschleppe, wird auch irgendwann Vorsatz draus.
Was die Harnstoff-Tanks betrifft: Bei meinem Clean-Diesel-A5 muss ich ca. alle 15.000 km AdBlue nachfüllen, und dann passt der 10l-Kanister komplett rein. Ich gehe also davon aus, dass da nicht unnötig gespart wird.
Zitat von zickzack im Beitrag #168Das ist genau das Problem, es wird eben nicht gemessen, was hinten rauskommt, sondern was über die Schnittstelle vom Auto zum "Messgerät" übertragen wird.
Meines Wissens ist das nicht so. Es geht hier um eine Abgasnorm, und eine Norm beinhaltet immer auch eine Testmethode und ein Messverfahren. Das beinhaltet immer auch eine Kalibrierung des Messgeräts, ich kann mir also nicht vorstellen, dass man sich da auf eingebaute Sensoren verlässt.
Lies mal die beiden vom Wombat verlinkten Artikel dazu. Wobei es allerdings falsch ist, dass AdBlue nur in der Werkstatt nachgefüllt werden kann. Das Zeug gibt es an jeder Tankstelle im Kanister mit Einfüllrüssel, und es ist kinderleicht einzufüllen. Es gibt auch schon Tankstellen, wo es direkt gezapft werden kann.
Betrug liegt vor, wenn ein Täter (VW) in der Absicht rechtswidriger Bereicherung (zusätzliche PKW-Verkäufe) das Opfer (PKW-Käufer) durch Vorspiegelung oder Unterdrückung von Tatsachen (ÖKO-Werte) gezielt so täuscht, dass dieses sich selbst oder einem Dritten materiellen Schaden zufügt. Die Tathandlung beim Betrug ist die Vorspiegelung falscher oder die Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen. Man täuscht den Kunden… erregt oder unterhält einen Irrtum und der Getäuschte erleidet eine Vermögensminderung.
Da VW die Software gezielt mit eingebaut hat, liegt Vorsatz vor. Es ist zudem eine Bereicherungsabsicht gegeben, da sich ein PKW-Modell mit schlechteren ÖKO-Werten schlechter verkaufen würde. Der sich für VW ergebende Vorteil resultiert somit unmittelbar aus dem Vermögen der Geschädigten und VW hat somit durch Vortäuschung falscher Tatsachen die Verbraucher betrogen. Die Software wurde eingebaut, um bei Tests geschönte Werte abzuliefern, die den Kunden über die tatsächlichen Daten des PKW-Modells hinwegtäuschen sollten - mit dem eindeutigen Ziel der Gewinnsteigerung und zum Schaden der so getäuschten Kunden. Aus meiner Sicht hat VW also die Kunden (und Mitbewerber) betrogen, speziell die in den USA, da dort viel strengere Abgasnormen als in der EU gegeben sind.
Würde etwa ein Lebensmittelkonzern anlässlich von angekündigten Prüfungen und Untersuchungen seine Fertigungsanlage so programmieren, dass wirklich optimale Ergebnisse hinsichtlich der Schadstoffe und Grenzwerte und Qualität seines teuren „Premium-Bio-Produktes“ erzielt würden, in der normal laufenden Produktion aber wieder munter aus den Silos stärker belastete und billige Ware mit heranziehen und so sein Produkt herstellen, wäre dies ebenso Betrug. Auch dann, wenn die gesetzlichen Grenzwerte für Lebensmittel dennoch eingehalten würden. Entscheidend wäre auch hier, dass man dem Kunden zu dessen Nachteil falsche Eigenschaften oder einen andere Qualität vortäuscht...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von faxefaxe im Beitrag #170 Deinen letzten Beitrag, Wombat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Entweder "wie kann man nur so dumm sein" oder "machen bestimmt eh alle". Glaube nicht, dass alle so dumm sind.
Nein nein..."machen bestimmt alle" habe ich nie behauptet. Ich könnte mir allerdings durchaus vorstellen, daß VW durchaus nicht der einzige Hersteller ist, der hier betrogen hat. Natürlich dementieren jetzt erst einmal die Konkurrenten....aber auch hier hat man durchaus schon erlebt, daß sowas nach einer gewissen Zeit "relativiert" werden könnte. Dieses "wie kann man nur so dumm sein" überrascht mich von Skandal zu Skandal selbst immer wieder. Allem Anschein nach liegt das irgendwie in der Natur gewisser Menschen...sie gehen halt das Risiko, unabhängig davon, was sie (im Kleinen wie im Großen) irgendwann damit anrichten. Und dieses "irgendwann" kommt so sicher, wie das berühmte Amen in der Kirche.
Bei Herstellern, die zumindest nicht unmaßgeblich in Amiland präsent sind, scheint der Wille zu solchen Dingen dann noch etwas größer. Immerhin ist es wohl so, daß die Abgasrichtlinien in den USA noch um einiges schärfer sind, als die hiesige Euro 6-Norm. Und wenn man da bei einem Diesel-Kfz die AbgasreinigungsentfernungsundzerstörungsDingsbumsGeräte so richtig arbeiten lässt, kostet das wohl nicht nur 2 oder 3 PS, sondern wahrscheinlich so viel, daß man es schon richtig merkt.
In gewisser Hinsicht sehe ich hier eine Parallele zur Finanzkrise und zu den Banken. Von "ich diktiere dem Gesetzgeber wie die Gesetze auszusehen haben", zu "ich überschreite die Gesetzgebung" ist es ein Katzensprung. Insoweit hat der Skandal auch etwas positives. Vielleicht fängt ja die hiesige Politik an, ihre bisherige Rolle als Bettvorleger der Automobilkonzerne zu überdenken (man erinnere sich an die unsägliche Rolle Deutschlands in Europa, als es darum ging die Abgaswerte streng zu limitieren). Es ist ja offensichtlich, daß bisher bewußt weggesehen wurde und die USA hier die Vorreiterrolle spielt, denn es geht ja um hiesige Arbeitsplätze. Die Umweltplakette für die Innenstädte ist somit bisweilen nichts als ein Placebo.
In wie fern sollte es das? Hätte VW mit TTIP nicht betrogen? TTIP ist und bleibt ein Sargnagel für unsere Restdemokratie. TTIP verschärft das wirtschaftliche Ungleichgewicht auf diesem Globus, Flüchtlingszahlen werden dadurch nicht weniger werden. Der Handel zwischen den USA und Europa läuft jetzt schon gut und wenn man der Meinung ist, dass es für bestimmte Dinge eine Norm geben sollte, kann man sich jetzt schon hinsetzen und darüber verhandeln und sogar beschließen.
Das halte ich für pure Propaganda. Die Gegner verbreiten die Mär, dass es bei uns die tollen Standards gibt, die dann auf einen Schlag niedergerissen werden. Dabei haben die USA in vielen hohe Umwelt- und Verbraucherstandards und setzen sie im Zweifel auch durch. Das System ist ein anderes. Durch TTIP wird keiner unserer heutigen Standards ausgehobelt. Das Weltuntergangsszenario halte ich für völligen Quatsch. Schau Dir mal an, wie Schiedsgerichtsverfshren bislang ausgegangen sind.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #179Das halte ich für pure Propaganda.
Das darfst du halten wie du willst. Mir hat bisher noch niemand irgendwelche Vorteile zeigen können. Bis auf "die Konzerne" vielleicht, was dann allerdings kein Vorteil für "die Menschen" bedeutet.