02. anderson .paak, lido, berlin die tour nach berlin hat sich mal wieder gelohnt. nicht nur, weil es ein ganz fabelhaftes konzert eines ausgesprochen sympathischen, multitalentierten musikers und entertainers war, sondern auch, weil es das letzte mal gewesen sein könnte, ihn auf noch vergleichsweise kleinem level sehen zu können. das neue album ist sowieso mein wohl bisheriger favorit in 2016. schön zu sehen, dass sein livedrumming von seinem unglaublichen auftritt bei colbert (s.u.) nicht nur ein effektvolles gimmick darstellt - live steigt er regelmäßig hinters drumkit. jeder schlagzeuglehrer würde wohl die hände über dem kopf zusammenschlagen, mit den klobigen timberland winterstiefeln zu spielen. umso überzeugender, was dabei herauskommt.
wow, das war ja schon mal ein perfekter einstand in die konzert-saison. super-sound (selbst die akustischen instrumente waren glasklar wahrnehmbar), super-stimmung, band auch bestens aufgelegt, und conor o'brien ist ja echt ein sänger vor dem herrn. und dann auch noch teilweise komplett neu arrangierte songs (nothing arrived! little bigot!), reihenweise gänsehaut-momente. kein vergleich zum auftritt beim berlin-festival, wo sie in diesem beschissenen hangar ziemlich verloren wirkten. ich bereue es überhaupt nicht, dann doch nicht auf junior boys/jessy lanza umgebucht zu haben.
Der Beatpol in Dresden-Briesnitz (ehemals Starclub) war etwa zu zwei Dritteln gefüllt, was uns (Tochter, Frau und mir) sehr gefallen hat, denn mit großem Unbehagen erinnern wir uns an ein rammelvolles Lambchop-Konzert an gleicher Stelle.
Support war ein kleiner Kerl mit kräftiger Singer/Songwriter-Stimme, dessen aktuelle EP ich nach dem Konzert gekauft habe: Rocky Votolato aus Seattle. Von Brücken haben einen seiner Songs gecovert und so kam irgendwie die gemeinsame Tour zustande. Gute Entscheidung. Er bot in bester oldschool-folk-Manier Songs mit Gitarre und teilweise Mundharmonika, die mit seiner wandlungsfähigen Stimme und überzeugender Performance dargeboten wurden. Überwiegend leicht melancholisch, aber nie schlaff. Guter Einstieg und ich war froh, dass wir ihn nicht ausgelassen haben.
Kurze Umbaupause und es ging pünktlich mit Nicholas, Tobi und ihrer sechsköpfigen Top-Begleitband, u.a. mit Anne de Wolff, los. Logisch, dass die 14 Songs des Albums gesetzt waren, aber die Reihenfolge war eine andere und die Arrangements waren etwas üppiger. In der Zugabenabteilung (drei Songs) gab es dann noch einen unveröffentlichten Song und zwei Coverversionen von Songs, die ich im Original nicht kenne.
Es war Spielfreude pur und Nicholas gab den launigen Frontmann mit überwiegend erheiternden Ansagen und Kommentaren und dem Dauerclinch mit seiner schweißnassen Brille am Band, die ihm ein Crew-Mitglied empfohlen hatte. Ganz nebenbei bekamen wir dann noch verklickert, dass der zweite Gitarrist im Hintergrund der Schwager von Thomas D. ist und demzufolge standesgemäß jenen feature-part übernahm, den Thomas D. auf der Platte gestaltet. Das machte er ausgezeichnet! Es wurde getanzt, geklatscht und mitgesungen (ich war leider nicht so textsicher wie die meisten um mich herum) und war mit insgesamt knapp drei Stunden ein tolles Ding.
bezüglich young fathers unterschreibe ich beim reverend: irgendwie zu heftig auf die zwölf, aber doch recht beeindruckend.
bei massive attack habe ich dank der vorwarnung recht bald bei den visuals auf durchzug geschaltet und allein die optisch-ästhetische komponente wahrgenommen und die war ziemlich beeindruckend. auch war das erste drittel mit stücken wie risingson, angel und inertia creeps durchaus mitreißend. danach gab's tatsächlich einen kleinen durchhänger (ich schätze mal das waren hauptsächlich stücke von 100th window - die ich überhaupt nicht mochte), um dann aber wieder fahrt aufzunehmen mit safe from harm, teardrop, etc.. unfinished sympathy als letzte zugabe war glücklicherweise auch gar nicht uninspiriert, sondern ziemlich beeindruckend (war das eigentlich shara nelson persönlich?), so dass wir doch ziemlich zufrieden den heimweg angetreten sind.
Hat mir auch sehr gut gefallen und kann ich alles so unterschreiben, was ihr da schon berichtet habt. Auf die politischen Botschaften hätte ich auch sehr gut verzichten können - vor allem die plakative Holzhammermethode mit den Fotos im Hintergrund. Auch das mit den Funksprüchen fand ich irritierend unpassend. Doch vom inhaltlichen mal abgesehen: das Bundle aus Licht und den LED-Leinwänden fand ich schon sehr beeindruckend. Das war konzeptionell wirklich aus einem Guss. Eine einheitliche Typo, sehr stilvoll aufeinander abgestimmte Farben, gutes Tempo der Animationen, ... Musikalisch habe ich auch ein paar Hänger ausgemacht - da bin ich ganz bei meinem Vorredner. Aber durch den Wechsel der Akteure hinterm Mikro kam dann doch immer genügend Leben rein. Sehr toll fand ich dann gerade auch „Voodoo in My Blood“ mit den Young Fathers auf der Bühne.
Unterm Strich: wirklich tolles Konzert. Allerdings empfand ich die laute Soundflut schon auch als anstrengend, die warme Luft in der Halle hat diesen Eindruck sicher noch verstärkt
Bei "Ritual Spirit" singt aber der Herr namens Azekel, die Young Fathers sangen bei "Voodoo in My Blood" und "He Needs Me". ******Klugscheißmodus aus******
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
stormzy hat wie erwartet die bude abgerissen. grime ist nicht so mein lieblingsmusikstil, und sein songmaterial ist noch etwas beschränkt (als auch sein vokabular), aber der typ hat eine unfassbare energie, eine beeindruckende statur und ist auch noch schwer sympatisch
Zitat von Nachtkrabb im Beitrag #178stormzy hat wie erwartet die bude abgerissen. grime ist nicht so mein lieblingsmusikstil, und sein songmaterial ist noch etwas beschränkt (als auch sein vokabular), aber der typ hat eine unfassbare energie, eine beeindruckende statur und ist auch noch schwer sympatisch
Und mir hat eine hässliche Magen-Darm-Grippe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Fuck.
Es war fantastisch. Natürlich war das Luxor proppevoll mit den üblichen negativen Nebenerscheinungen dieses ungeliebten Ladens (schlechter Sound, Gedränge etc), aber die Atmosphäre war euphorisch. Ich stand auch nach langer Zeit mal wieder im Moshpit und konnte so alle vier tollen Frauen auf der Bühne angemessen anschwärmen. Im Vorprogramm knallten Bo Ningen, vier spindeldürre Japaner mit hüftlangen Matten, die ich zunächst zu 2/3 für Frauen gehalten hatte, ein Noisebrett runter, das schön aufgewärmt und Spaß gemacht hat. Savages waren in Topform und gnadenlos. Ein wuchtiger Hit jagte den nächsten. Erst nach einer Stunde, kurz vor dem Finale mit "Fuckers", gab es zwei langsamere Stücke. Jehnny Beth ließ sich auch wieder übers Publikum tragen. Außerdem achtete sie immer darauf, dass der Reißverschluss ihrer Bomberjacke auf eine exakte Höhe (kurz über dem Bauchnabel) geöffnet blieb. "Husbands", "She Will" und "The Answer" sind die besten Songs - aber natürlich ist die musikalische Bandbreite der Band ziemlich beschränkt. Das machen sie mit Inbrunst, Coolness und Bühnenpräsenz aber absolut wett.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Liest sich gut. Obwohl ich im übrigen Jehnny Beth für bemerkenswert unsexy halte (ob sie für mich schwärmt, kann ich allerdings auch nicht mit letzter Sicherheit sagen), die Savages würde ich auch jederzeit wieder live anschauen und -hören.