Leider sollte der Abend die wohl größte Konzert-Enttäuschung in diesem Jahr werden. Dabei fing alles noch gut an. War vorher nie im Club Volta, ist ja noch relativ neu. Ganz nette Location und sieht von innen auch ganz stimmungsvoll aus. Man Of Moon waren Vorband. Sagte mir vorher nichts, gefielen mir aber ziemlich gut. Ein Duo, ebenfalls aus Schottland, irgendwo zwischen Noise, Kraut und Psychedelic. Ein vielversprechender Auftakt. Die Freude auf The Twilight Sad war groß. Doch dann gabs leider das größte Sounddisaster, das ich seit langem erlebt habe. Der Gesang war viel zu laut abgemischt, die Höhen vom Keyboard erst gar nicht da und dann plötzlich ebenfalls unfassbar laut. Es waren wirklich körperliche Schmerzen und dabei bin ich weiß Gott nicht zimperlich. Wir sind dann ganz nach hinten im Club geflüchtet, aber da wars nur unwesentlich besser. Nach einer Stunde (!) hat es der Mischer dann endlich geschafft das Ganze auf ein gerade noch erträgliches Niveau runterzuregeln. Doch da hatte ich dann schon längst keinen Bock mehr und hab das Konzert nur noch so halb verfolgt. Hab auch jetzt schon keine Ahnung mehr, was eigentlich gespielt wurde. Der Höhepunkt war dann noch, dass im Anschluss direkt Konservenmusik ebenfalls ohrenbetäubend laut rausgeblasen wurde. Denke nicht, dass ich da noch mal hingehen werde.
Nitzer Ebb, La Laiterie, Straßburg JAAAAA! Endlich, nach mehr als einem Jahr darben und hoffen und diversen vergeblichen Versuchen (WGT, Amphi) habe ich sie nun endlich gesehen: Meine EBM-Helden aus England! Eigentlich hatte ich angenommen, dass es latent aggressiv und wenig humorvoll wird, aber weit gefehlt: Gut gelaunt hüpften und stampften die Herren über die Bühne, machten launige Ansagen, bedankten sich brav für unseren Applaus und kamen nicht minder brav wieder, als nach einer knappen Stunde das Hauptset vorbei war. Hit reihte sich an Hit, zumindest gefühlt, und das Publikum war entspannt und ausgelassen. Es wurde viel getanzt und trotz der hochpreisigen Laiterie-Bar auch getrunken. Man prostete sich mit köstlichen Käse-Schinken-Baguettes zu und ließ sich am Merch-Stand auch durchaus gegenseitig vor. Ein rundum gelungener Abend, der früh genug endete, um meiner Erkältung Rechnung zu tragen und mich ins Hotelbett zu schleppen. (Hätte ich gewusst, wie pünktlich man in der Laiterie ist, hätte ich mir das Hotel auch sparen können; aber gut, irgendwas ist ja immer.) Jederzeit wieder!!
Nur kurz: Live hat sich leider bestätigt, dass "I'm Easy to Find" ein stellenweise sehr ödes Album ist. Die Fluktuation in Richtung Theke war gerade bei den ganz langsamen Sachen spürbar. Stattdessen bei vielen alten Songs das genaue Gegenteil: Rein in die Halle und abfeiern.
Edit: Die Setlist war übrigens...
You Had Your Soul With You Quiet Light Don’t Swallow The Cap Bloodbuzz Ohio Guilty Party Hey Rosey Oblivions Where Is Her Head I Need My Girl Dark Side Of The Gym Secret Meeting Day I Die The System Only Dreams In Total Darkness Rylan Carin At The Liquor Store I Am Easy To Find Graceless Fake Empire ---------------------------------------------------------------- Light Years Mr. November Terrible Love About Today Vanderlyle Crybaby Geeks (komplett vom Publikum gesungen)
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Niels Frevert - Freiburg Jazzhaus War als Akustikkonzert angekündigt, dafür war aber erstaunlich viel E-Gitarre zu hören Eigentlich hat nur das Schlagzeug gefehlt, aber was solls. Tollerweise ohne Vorband und mit Beginn direkt kurz nach 20 Uhr - ein Traum. War ganz okay gefüllt, schätze um die 200 Zuschauer. Mich hat erstaunt, dass Frevert tatsächlich so etwas wie eine Fanbase zu haben scheint (ganz im Süden nicht selbstverständlich). Zumindest konnten sehr viele einige Passagen auch älterer Songs mitsingen. Insgesamt wirklich ein sehr schönes Konzert mit Fokus auf dem neuen (sehr guten) Album "Putzlicht". Aber auch viele Klassiker hat er natürlich gespielt. Mit 21 Songs in gut 100 Minuten Spielzeit kann zum Preis von 15 Euro auch echt keiner meckern.
Den hätte ich sooo gerne dieses Jahr gesehen. Musste aber ausgerechnet an dem Abend arbeiten...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
War wieder ein tolles Konzert gestern, mit demselben euphorischen Publikum, wie vor einem Jahr. Diesmal stand das Album "Ballad of a thin line man" im Zentrum des Geschehens und es wurden noch mehr andere Klassiker gespielt, wie zum Beispiel "Trickle Down System", "Moon over Memphis", "Worried Spirits" (Rainer). Die Überzahl des Sets war richtig schön krachig und Howe wurde "nur" von Tom Larkins am Schlagzeug und Annie Dolan am Bass begleitet, was Howe's Gitarrensoli viel Raum ließ. Später kamen dann noch Patsy und ihr Freund dazu, die Seiteninstrumente wurden gewchselt, bis am Ende alle zusammen das tolle "You can't put your arms around a memory" (Johnny Thunders) als letzte Zugabe spielten.
Zitat von RegularJohn im Beitrag #852Chilly Gonzales - Frankfurt, Alte Oper
Die jährliche Konzertreise mit meinen Eltern und meiner Schwester führte dieses Mal nach Frankfurt. In diesem Leben werde ich mit der Stadt nicht mehr warm, aber dafür gabs dann eines der besten Konzerte, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Warum Gonzales locker 1.500 Leute zieht (Konzert war Monate vorher ausverkauft) wurde schon bei einem Blick aufs Publikum deutlich. Vom Klassik-Connaisseur bis zur jugendlichen Indie-Elfe kann irgendwie jeder was mit dem Mann anfangen. Chilly kam dann natürlich im Bademantel und Slippern auf die Bühne. Zuerst ganz unspektakulär hat er einige Stücke aus Solo Piano 1-3 gespielt. Dann startete er sein "Entertainment"-Programm mit unglaublich lustigen Ansagen und Anekdoten. Unmöglich Chilly Gonzales nicht toll zu finden. Verstärkung gabs dann auch noch mit einer sagenhaften Cellistin und einem Drummer. Es gab sogar noch "Knight Moves" und "Overnight", bei denen ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Nach 2 Stunden 15 und zwei Zugaben war Schluss. Ich bin im Dezember garantiert noch mal in Lörrach dabei.
Gestern noch einmal in Lörrach in wesentlich kleinerer Location zu sehen. Die Show war zwar im Grunde gleich, ich habe mich dennoch wieder blendend unterhalten gefühlt
hach, was sind wir doch gesegnet, mit einrichtungen wie diesem festival und dieser unglaublich tollen spielstätte wie den kammerspielen.
Die höhepunkte markierten heute beginn und ende. Ersterer besorgt von maxi pongratz, dem sänger und akkordeonist von kofelgschroa, der jetzt nach dem vorläufigen ende der band solo weiter macht. Und wie! Begleitet von einem großen ensemble absoluter könner (zwei hornisten, michi acher trompetet, zwei damen an der viola und der tuba, ein klarinettist und fagottist [yeah, ich liebe dieses instrument!] und notwists cico beck mit ein wenig dezenter percussion) beackert er weiter das feld der bayerischen volksmusik, indem er sie vollkommen auf links dreht und behutsam updatet. Das tut er indem er – oft ausgehend von klassischen landlermustern - völlig ungewöhnliche rhythmen und melodien einführt, mal aus anderen volksmusiken (z.b. französischen oder orientalische), mal aus pop, techno oder hip hop. Dazu serviert er eher spärlich humorige schnurren und alltagsbeobachungen im sprechgesang (kenntnisse des ammergauer dialekts sind von vorteil), aber der schwerpunkt liegt auf dem instrumentalen. Und das kommt live halt doch um einiges besser rüber als auf dem eh schon tollen album. Der wall of sound hat mir diverse male schauer den rücken runter gejagt und es hätte von mir aus noch ewig so weiter gehen können – allein der festival-fahrplan machte dem leider schon nach einer dreiviertelstunde ein ende.
Weiter ging's mit big joanie, auf die ich mich nach dem probehören ihres albums „sistahs“ sehr gefreut hatte und nach einem etwas holprigen start und optimierungen am sound groovten wir uns gut in ihren pop-punk ein. Nun denn, niemand hat was dagegen, wenn sie ein wenig kontext um ihre band – all female, all black, feminist, anti-racist, anti-fascist, pro-lgbt – preisgeben, aber im mittelteil meinten sie, das einem gefühlt nach jedem stück aufs butterbrot schmieren zu müssen und selbst die härtest gesottenen fans rangen sich nur noch ein müdes „yeah“ ab. Glücklicherweise besannen sie sich im letzten drittel wieder auf ihre qualitäten – nämlich indie-rock-granaten im stile von sleater-kinney und bikini kill abzufeuern. Und so wurde das doch noch eine runde sache.
Danach herrschte bei uns etwas ratlosigkeit, da uns die folgenden programmpunkte entweder unbekannt waren oder nicht so zusagten. Wir versuchten es dennoch mit tyondai braxton, dem ex-battles-bassisten und sohn von anthony braxton. Wir bekamen electro-gefrickel, das sich zunächst wie ein bastard aus battles und autechre anhörte, dann – untermalt von den visuals aus verpixelten naturaufnahmen – in einen unwiderstehlichen groove morphte und dann leider – immer noch von den immer gleichen videodingern begleitet – in ein ziemlich beliebiges geplinker und geplonker ausfranste.
Nächster fixpunkt war shygirl, die uns mit ihrem mumble-rap auf spotify recht betört hatte, aber der sound war zunächst mal ein ganz anderer. Nichts gegen holprige beats, aber irgendwie muss es auch mal grooven. Und das tat es am anfang bis auf wenige tracks kaum. Die lady genügte sich streckenweise darin, virtuos den fächer zu bedienen, mit dem sie den trockeneisnebel beiseite wedelte und zwischendurch ein paar lyrics zu ... äh …. mumblen. Nun, offensichtlich sind abstrakte beats dann doch nicht das nonplusultra und die beiden lieferten dann doch noch ein paar amtliche hits ab.
Ab zu tentenko, die hatten wir durch ihre allerliebsten electropop-songs, die auf spotify erhältlich waren, kennengelernt. Aber was servierte uns diese in etwa 1,40m dame: ein non-stop verspieltes, unglaublich groovies house-set – fast ohne ihre verführerischen vocals. Der anfänglichen enttäuschung wich sehr schnell euphorie – selbst statische teile des publikums waren bald dabei. Sowas ekstatisches haben bis jetzt selten erlebt.
es war deutlich mehr los als am freitag, was wahrscheinlich am höheren jazzanteil lag: ben lamar gay hat ja schon im letzten jahr begeistert und sons of kemet sind wohl inzwischen auch eine ziemliche hausnummer. Leider zog das aber auch mehr „event-publikum“ an, die weniger wegen der musik hingehen, sondern weil man halt da gewesen sein muss - hierzulande treffend adabeis genannt. Folglich war es deutlich schwieriger, den quasselstrippen zu entrinnen als gestern. Na ja, altes problem – kann man ewig drüber schwadronieren. ich lass das in der folge mal beiseite.
Dementsprechend voll war es schon beim eröffnungsact, einer londoner band namens sorry, die einen recht ideenreichen indie-rock der unlangweiligen art spielen, bei dem es auch mal krachen darf bis die gitarren fiepen. Leider war der sound nicht so besonders – die sänger (die manchmal auch etwas daneben lagen) waren viel zu weit nach hinten gemischt und die einzelnen instrumente versackten teilweise auch ziemlich im matsch ... äh ... mix. Beim jetzigen nachhören auf spotify (bisher gibt’s nur ein paar singles) entpuppt sich das als noch deutlich besser. Nach denen werde ich auf jeden fall weiter ausschau halten. Das publikum war da größtenteils anderer ansicht. Die reihen lichteten sich im laufe der zeit gewaltig. Schade eigentlich.
Ein zwischenzeitlicher Versuch bei 75 dollar bill in der kammer 2 reinzuschauen gaben wir angesichts der schlange vor der tür auf, da ab einem gewissen andrang nur noch so viele leute eingelassen werden, wie raus gehen.
Also zurück ins haupthaus, wo ben lamar gay und band schon bereit saßen. Der beginn war absolut faszinierend. Die bandmitglieder - mit ausnahme des schlagzeugers - bedienten jeweils zwei exemplare von glockenartigen instrumenten, die unterschiedlich gestimmt waren und mit denen sie durch variieren des abstands zu den mikros eine irre soundlandschaft kreierten. Danach hatte ich etwas probleme in den sound hineinzufinden – die performances – ben lamar gay an der trompete, keyboard und gesang, an seiner seite ein kollege am susaphon und ein gitarrist plus schlagzeuger - wollten sich in meinem kopf einfach nicht zusammenfügen, aber so nach und nach ergab sich ein groove, dem ich mich dann doch nicht entziehen konnte und die schiere experimentierfreude, die dieses quartett an den tag legt, ist begeisternd und beim letzten stück, das er allen lovers dieser welt widmete, lag man sich einfach nur in den armen.
Tja, aber es geht sogar noch besser: sons of kemet. Es war un-fass-bar. Was diese band mit minimalem instrumentarium – saxophon, tuba, zwei schlagzeuge für einen sound, einen groove zaubert. Das geht direkt in die beine, ins herz und ins hirn. Wir hatten auch noch das glück, direkt im pool der hupfdohlen gelandet zu sein; die jazz-connoisseure mit dem zeigefinger an der unterlippe waren weit weg. Und so wurde das zu einer ganz großen party, bei der wir uns die knie weich tanzten und die dann mit einem bewegenden schlaflied beendet wurde. Die anschließende zugabe hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, wurde aber auch noch gern mitgenommen. Der applaus war tosend und wollte nicht enden, aber wir beschlossen, dass es das jetzt war und fehler kuti, der eigentlich auch noch auf meinem zettel stand, haben wir einfach sausen lassen. Ist ja ein münchner und wird vermutlich noch öfter hier zu hören und zu erleben sein.
Fazit: kinners, wenn ihr mal die möglichkeit habt, das mitzuerleben, macht das. Es ist musikalisch mit das erhellendste, aufregendste, abenteuerlichste was man sich vorstellen kann und ein riesenspaß. Danke, notwist, danke!
@McDermott: Hast du dir jetzt eigentlich Knocked Loose angeschaut und falls ja, wie haben sie dir gefallen?
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Tja, aber es geht sogar noch besser: sons of kemet. Es war un-fass-bar. Was diese band mit minimalem instrumentarium – saxophon, tuba, zwei schlagzeuge für einen sound, einen groove zaubert. Das geht direkt in die beine, ins herz und ins hirn. Wir hatten auch noch das glück, direkt im pool der hupfdohlen gelandet zu sein; die jazz-connoisseure mit dem zeigefinger an der unterlippe waren weit weg. Und so wurde das zu einer ganz großen party, bei der wir uns die knie weich tanzten und die dann mit einem bewegenden schlaflied beendet wurde. Die anschließende zugabe hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, wurde aber auch noch gern mitgenommen. Der applaus war tosend und wollte nicht enden, aber wir beschlossen, dass es das jetzt war und fehler kuti, der eigentlich auch noch auf meinem zettel stand, haben wir einfach sausen lassen. Ist ja ein münchner und wird vermutlich noch öfter hier zu hören und zu erleben sein.