Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #893Vorband waren übrigens Bear‘s Den, die sympathischen Country-Rock spielten. Ich fand die gar nicht übel und werde mal in das oder die Alben, die es hoffentlich gibt, reinhören.
Mach das mal, gute Band. Eher Folk als Country spielen die aber. Ich empfehle das Album "Rea Earth And Pouring Rain".
Open Source Festival, Düsseldorf (13.07.2019) Zu schade, dass das sympathische eintägige Festival gestern zum letzten Mal stattfand und mir auch unverständlich, denn es war wieder gut besucht und die Stimmung bestens. Für den wirklich fairen Preis von 38 € im VVK bekam man ein abwechslungsreiches Programm auf drei Bühnen und einer DJ Stage geboten (die 100 € für die Babysitterin hebe ich mir argumentativ für die nächste "Kinderlose sind ja so arm dran" -Diskussion bei Facebook auf), auch wenn man getrost auf die drei Headliner (Woods of Birnam, Faber und SOHN) verzichten konnte (was dann schon für eine gewissen Inkonsistenz beim Booking spricht). Doch der Reihe nach:
Los ging es mit den fotogenen Sirkus aus Cobratown Aschaffenburg, die eine kernige Mischung aus Blues, Psychedelic und (afrikanischem) Desert-Rock boten. Liest sich langweilig, war aber ein kraftvoller Auftritt mit starken Songs, da könnten Wombi, Hawkwind und der Mister bedenkenlos ein Ohr riskieren. Anschließend Chapeau für Baloji, der einzige Auftritt, den wir auf der Hauptbühne geschaut haben. Der Belgier mit kongolesischen Wurzeln fusioniert mit seinen drei Mitstreitern afrikanisch angehauchten Indiepop a la Vampire Weekend mit französischen Raps und ist ein Entertainer vor dem Herrn. Tolle Stimmung, perfekte Sommermusik. Dann Baal & Mortimer, kein Duo sondern die in Berlin lebende Düsseldorferin Alexandra Grübler alleine auf weiter Bühne, die sich musikalisch als weibliche Antwort auf James Blake versucht. Tolle Stimme, komplexe Beats aber mir teilweise zu gospelig und schon sehr statisch, wie sie da so herumstand. Weiter ging es mit Peaking Lights, das kalifornische Ehepaar war meine Hauptmotivation beim Ticketkauf, schließlich sind sie nicht nur begnadete Remixer sondern veröffentlichen seit nunmehr über zehn Jahren tollen Psychedelic Pop mit Dub- und Discoanleihen. Live wich die Fluffigkeit der Studioaufnahmen leider einer recht simplen Four to the Floor Soundästethik mit zu lauter Bassdrum, unter der die Songs sich nicht entfalten konnten. Selbst als Komplettist habe ich außer "I can read your mind" vom letztjährigen "Sea of Sand" nicht einen einzigen Song erkannt. Insgesamt leider enttäuschend, später haben sie noch ein DJ Set gegeben, ich vermute mal, die Unterschiede zur Bühnenshow dürften marginal gewesen sein. Anschließend das erste Mal rüber zu kleinen Young Talent Stage, wo Drens aus Dortmund schmissige, sommerliche Songs zwischen Indierock und Punk präsentierten. Würde ich mir auf Platte ja so wenig anhören wie die letzten zwanzig Alben von Weezer, aber live war das schon sehr sympathisch, kam ohne plumpes Animiergehabe aus und die Stimmung im nur ca. 30 qm großen Zuschauerraum war bestens. Die neue Single "Curacao" kommt außerdem aufs nächste Urlaubsmixtape. Den frühen Abend läutete anschließend niemand geringeres als DaM Funk ein. Auch hier eine enttäuschende Diskrepanz zwischen Erwartung/Studioaufnahme (der semi-legitime Nachfolger von Prince) und Liveauftritt (zu 80% ein reines DJ Set mit Animation von der Stange ("Düsseldorf how'ya doin'?"), viel zu selten sang er selbst ein paar Schlafzimmer-Zeilen ins Mikrofon). Schade, aus seinen Songs ließe sich doch wirklich ein guter Bandauftritt basteln. Spannender da schon Grimeny aus Köln auf der ganz kleinen Bühne mit ihrem launischem Postrock/Experimental Rock. Ziemliches Brett, optisch genau die sympathischen Nerds, die man bei dieser Musik erwartet. Zum Abschluss dann der wahre und unerwartete Höhepunkt, im kleinsten Kreis genossen: Angelica Summer aus Köln, nach eigenem Bekunden "queer und politisch" vor allem aber wunderbar melancholische Songs zu minimalen Sequencerklängen, dazu ein beeindruckendes Stimmspektrum. Ich musste ob der ganzen Intimität an Hans Unstern denken, deshalb sollte vor allem @beth dringend mal in die Songs auf soundcloud oder bei Facebook reinhören.
Fazit: Schade um dieses schöne, kleine Festival, ich wäre auch die nächsten Jahre gut gelaunter Stammgast gewesen. Wenig bahnbrechende Erkenntnis außerdem, die sich sehr prägnant durch den Tag zog: Gute Musik garantiert leider noch keinen sehenswerten Auftritt (Peaking Lights, DaM Funk, Baal & Mortimer), im Gedächtnis bleiben bei solchen Festivals (das Haldern Pop fällt ja in die gleiche Kategorie) meistens die Zufallsentdeckungen.
Zitat von LFB im Beitrag #895Open Source Festival, Düsseldorf (13.07.2019)
Los ging es mit den fotogenen Sirkus aus Cobratown Aschaffenburg, die eine kernige Mischung aus Blues, Psychedelic und (afrikanischem) Desert-Rock boten. Liest sich langweilig, war aber ein kraftvoller Auftritt mit starken Songs, da könnten Wombi, Hawkwind und der Mister bedenkenlos ein Ohr riskieren.
Ich habe ein Ohr (sogar 2) riskiert. "Hotel Room" beginnt recht spannend, versinkt dann aber im Laufe des Tracks in Kling-Klong-Langeweile. "Road Song" ist fast schon eine vor sich hin klöppelnde musikalische Schlaftablette. Da fehlt mir jedes Aufbäumen, jedes "jetzt rennen wir mal los". Tut mir ja leid, vielleicht ist die Truppe livehaftig ein wenig....ähhh....energiegeladener. Auf Youtube kann man "Dream Factory" als ganzes Album hören, nach ca. einer Viertelstunde habe ich abgebrochen....selten habe ich solch einen verkopft-schlafmützigen Psychedelic-Rock-was-auch-immer gehört. Leider nichts für meinereiner, aber wenn es dir gefallen hat: alles grün.
Ok, kann ja niemand ahnen, dass du wirklich reinhörst, aber es ehrt dich. Doch, live war es recht druckvoll und kurzweilig, noch dazu war die Truppe einfach sehr sympathisch, aufs Besuchen eines Konzerts irgendwo um die Ecke bezog sich die Empfehlung vor allem. Um 14 Uhr auf der kleineren Bühne eines kleinen Festivals spielt natürlich nicht die ebenbürtige deutsche Antwort auf Santana oder Joe Bonamassa, so realistisch muss man sein.
Zitat von LFB im Beitrag #898Ok, kann ja niemand ahnen, dass du wirklich reinhörst, aber es ehrt dich.
Ich höre in so einige Dinge rein, ohne dass manch einer was davon ahnt oder mitbekommt. Was aber u.a. auch daran liegt, daß ich mir nach dem Reinhören in aller Regel Kommentare verkneife, die ich in früheren Zeiten einfach mal so rausgehauen hätte.
Baloji finde ich übrigens sehr interessant, habe mir u.a. "Spoiler" angesehen bzw. angehört....passt in mein Beutschema. Was bei mir gar nicht geht, ist Peaking Lights. Ich habe versucht, mir "Shift Your Minds" im Clip anzuhören....war gar nicht einfach. Ging mir tierisch auf die Nerven, sehr monotone Grundstruktur und einige seltsame elektronische Geräusche nebst einem umfangreichen Oldschool-Equipment zur Erzeugung dieser Musik machen noch keine (für mich) anhörbare oder als "gut" empfundene Elektromucke aus. Ein älterer Track mit dem Titel "Silver Tongues, Soft Whispers" klingt für meine Vorstellungen dermaßen amateurhaft, dass ich unwillkürlich an eine Website namens Besonic.com erinnert werde, auf der sich Anfang der 2000er Jahre massenhaft solche Musik fand. Besonic.com gibt es übrigens heute noch, ist sowas ähnliches wie Bandcamp.
Ja, die Anfangssachen sind sehr lo-fi experimentell, die wird hier sicher niemand als essentiell bezeichnen. Erst ab dem Album "936" (2011) haben sie wirklich ihren Stil gefunden und entsprechend Aufmerksamkeit bekommen. Die Fusion aus trockenen Electrobeats mit spacigen Synthies sowie Dub- und Reggaeelementen und dem sehr sphärischen Gesang ist schon sehr speziell und polarisiert natürlich. Ich finde eigentlich alle Releases seit 2011 toll, aber wie geschrieben, live war es leider eher enttäuschend. Vielleicht klappt es ja hiermit besser:
Endlich hat das mit Cat Power mal geklappt. Sie kommt ja nur all 6-7 Jahre mal nach Deutschland und dann nur für ganz wenige Konzerte. Schon erstaunlich, wie das Stimmen Festival es immer wieder schafft ziemlich exklusive Acts an Land zu ziehen. Wirklich ein tolles Booking, das da jedes Jahr betrieben wird. Kann jedem in BaWü nur empfehlen da immer einen Blick drauf zu haben. Im Vorprogramm eine Songwriterin namens Patty Moon aus der Region vom Kaiserstuhl. Muss schon sagen, das war qualitativ für einen Support-Act schon verdammt gut. Musikalisch ging das Ganze in Richtung Agnes Obel. Sehr sympathische Ansagen auch. Die einstündige Spielzeit hat sie verdient gehabt. Im Vorfeld von Cat Power wurde noch mal ausdrücklich auf jegliches Foto- und Videoverbot hingewiesen. Auch die Bühne war ganz in Zwielicht getaucht, so dass man die Sängerin nie so wirklich erleuchtet sehen konnte. Es ist klar: Cat Power steht nicht gerne im Rampenlicht. Zusammen mit drei Musikern hat sie aber ein wirklich atemberaubend intimes und emotionales Set hingelegt. Der Sound war spitzenklasse und die Gesangsleistung, wow. Ein wirklich ganz außergewöhnliches Konzert. Gegen Ende ist sie dann auch so richtig aufgetaut und hat einige lustige Storys erzählt (sie ist ja jetzt auch schon unglaublicherweise 47 Jahre alt). Es gab sogar Blumen für sie aus dem Publikum. Das hat sie total begeistert und sie wollte dann gar nicht mehr von der Bühne.
Ich war in München. Das Backstage mag ich nicht so, und es würde sich kein intimes Konzert, so richtig wohl gefühlt hat sie sich nicht. Es gab auch kein Fotografier-Verbot. Cat Power ist natürlich trotzdem toll.
Zitat von RegularJohn im Beitrag #901Im Vorprogramm eine Songwriterin namens Patty Moon aus der Region vom Kaiserstuhl. Muss schon sagen, das war qualitativ für einen Support-Act schon verdammt gut.
Mag ich sehr. Ich wäre sehr wahrscheinlich nach ihrem Auftritt gegangen.
Patty Moon ist super. Wundert mich, daß die RJ nicht bekannt war.
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Wir waren am Wochenende in Luzern zum Wandern und haben Samstag Abend dann noch Ex:Re mitgenommen. Vollkommen überteuert für ein gerade einmal einstündiges Konzert. Dafür eine fantastische Location im Konzertsaal Luzern, der wie eine Mischung aus Opernsaal und moderner Konzertlocation aussieht. War dann auch ein sehr tolles Konzert mit perfektem Sound. Heimlicher Star des Abends war aber nicht Elena, sondern ihr Drummer, der völlig ekstatisch und overperforment den Fokus auf sich gelenkt hat. Das hat so etwas von der Intimität geraubt, aber irgendwie war das auch faszinierend anzuschauen. Das Album wurde komplett durchgespielt, dazu noch ein sehr gelungenes Cover von "Everybody's Got To Learn Sometimes" zum Abschluss.
Wo seid Ihr da gewandert? Wir sind bei unserer Radltour durch Luzern gekommen (und letztes Jahr habe ich da die Werft mit ihren Elektroschiffen und den Luxuskomplex auf dem Rigis besichtigt).
Zitat von faxefaxe im Beitrag #906Wo seid Ihr da gewandert? Wir sind bei unserer Radltour durch Luzern gekommen (und letztes Jahr habe ich da die Werft mit ihren Elektroschiffen und den Luxuskomplex auf dem Rigis besichtigt).
Wir sind auf das Buochserhorn rauf. Muss man noch mit der Bahn bis Niederrickendorf (15min) und dann gehts vom Tal auf 1800m hoch (1300 Höhenmeter). Permanent steiler Anstieg, anspruchsvolle Wanderung. Der Aufstieg ist in gut vier Stunden geschafft. Man kann mit der Bergbahn aber auch zuerst auf eine Talstation und spart sich den halben Weg. Habe heute den Muskelkater des Todes, aber die Mühe hat sich gelohnt. Von oben hat man einen atemberaubenden Ausblick über den Vierwaldstättersee und alle umliegenden Berge.