Tourauftakt am gestrigen Sonntagabend in Freiburg. Ordentlich viele Leute da, z.T. auch aus Frankreich und der Schweiz angereist. Das sagt schon mal einiges über den Status aus, den Die Nerven mittlerweile innehaben. Los gings leider erst mal mit einer der schlimmsten Vorbands, die ich in letzter Zeit gesehen habe: Walls & Birds. Musikalisch noch ansprechend, wenn auch überhaupt nicht passend (Mellow Pop). Der Frontmann ging mit seinen grenzdebilen Witzchen aber wirklich jedem auf den Sack. Ich hatte den Eindruck, dass sich die übrigen Bandmitglieder für ihn (zurecht) in Grund und Boden schämten. Dafür haben Die Nerven dann aber im Anschluss ein unfassbar tightes Set hingelegt. Wahnsinn, wie professionell das mittlerweile bei denen klingt. Und trotzdem hat der Sound nichts von seiner Authenzität verloren. Klanglich war es auch perfekt abgemischt, hätte man nicht besser machen können. 70min Spielzeit inkl. Zugabe. Meiner Meinung die optimale Länge. Einzig, dass sie den ultimativen Sonntagabend-Song "Kanns nicht gestern sein?" nicht gespielt haben gibt Punktabzug.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #840Und im Gegensatz zu dir wäre ich beim (auf "Mezzanine" ohnehin schon als Sample verwendeten) "Rockwrok" vermutlich vor Begeisterung in Ohnmacht gefallen.
oh, das wusste ich gar nicht. ich bin aber auch kein u-vox experte.
Der Vollständigkeit halber: Bei 1:20 hört man die Eröffnungssequenz von Rockwrok
Die jährliche Konzertreise mit meinen Eltern und meiner Schwester führte dieses Mal nach Frankfurt. In diesem Leben werde ich mit der Stadt nicht mehr warm, aber dafür gabs dann eines der besten Konzerte, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Warum Gonzales locker 1.500 Leute zieht (Konzert war Monate vorher ausverkauft) wurde schon bei einem Blick aufs Publikum deutlich. Vom Klassik-Connaisseur bis zur jugendlichen Indie-Elfe kann irgendwie jeder was mit dem Mann anfangen. Chilly kam dann natürlich im Bademantel und Slippern auf die Bühne. Zuerst ganz unspektakulär hat er einige Stücke aus Solo Piano 1-3 gespielt. Dann startete er sein "Entertainment"-Programm mit unglaublich lustigen Ansagen und Anekdoten. Unmöglich Chilly Gonzales nicht toll zu finden. Verstärkung gabs dann auch noch mit einer sagenhaften Cellistin und einem Drummer. Es gab sogar noch "Knight Moves" und "Overnight", bei denen ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Nach 2 Stunden 15 und zwei Zugaben war Schluss. Ich bin im Dezember garantiert noch mal in Lörrach dabei.
Ich hatte gestern viel Spaß bei Oneida im Cassiopeia (Berlin). Für mich hätte es gerne auch länger als 70 min. dauern dürfen, aber sonst habe ich nichts zu mosern. Und weil diese exzellente Mischung aus Punk, Psychedelic und Kraut (mit viel Humor) ruhig mehr Publikum vertragen kann (nein, ich kenne niemanden von denen persönlich) empfehle ich potenziellen Interessenten aus dem Raum Karlsruhe (Mittwoch im Jubez) und München (Donnerstag im Hansa 39) dieses Konzert ausdrücklich und mit Nachdruck. Folgendes Video ist zwar nicht aus diesem Jahr, aber genau so darf man sich das vorstellen (mit besserem Sound, versteht sich):
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Hätte mich mein Forenkollege JJ vom RS Board nicht kurzfrsitig abends angerufen, hätte ich das Konzert verpaßt. Er kam immerhin aus dem Süden von München und ich hatte 15 Minuten mit dem Auto. Da ich M.Ryder nie live gesehen hatte, kaum Songs kenne und auch keine Tontäger besitze, hatte ich keine Erwartungen. Sein Rhythm & Blues Potporri war über knappe 2 Stunden sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Natürlich ist der inzwischen 74jährige auf der Bühne kein M.Jagger, aber seine Stimme paßt wie die Faust aufs Auge, vor allem bei den Coverversionen von Soul Kitchen, Take me to the river, Subterranean Homesick Blues oder auch J.Brown "Living in America". Mitch Ryder Berliner Band "Engerling" manövrierte ihren Boss selbstsicher durch allerlei Musikstile, die 2 Gitarristen waren sehr hörenswert. Wer also etwas Sinn für den Stil der Blues Brothers hat, sollte sich Mitch Ryder mal live ansehen, es ist ein Erlebnis.
Die Heiterkeit (Support: Hans Unstern) / Köln, arttheater 15.03.2019 Als Späteinsteiger, der erst dank Stella Sommers letztjährigem Soloalbum auf Die Heiterkeit aufmerksam wurde, habe ich mich sehr auf dieses Konzert im schmucken arttheater gefreut. Meine Erwartung war immerhin, dass es mich moralisch für die verpassten Gelegenheiten der letzten nun auch schon fast 10 Jahre seit Gründung der Band entschädigen würde, in denen mich niemand mit dem gebotenen Nachdruck auf ihre Großartigkeit aufmerksam machte (vorwurfsvoller Blick Richtung Forum-Schriftzug), während die Band mit "Pop und Tod I & II" 2016 einen einsamen Olymp erklam und vor kurzem mit "Was passiert ist" ein nur vordergründig enttäuschendes Album nachlegte.
Zunächst aber Hans Unstern, der die Gender Thematik aus den Händen von Hysterikern auf allen Seiten entriss und alleine an der Harfe in humorvolle, ernste, selbstironische und verletzliche Lieder goss. Die eine Hälfte des Publikums lungerte derweil noch an der Bar im Vorraum herum, die andere Hälfte lauschte gebannt, gerührt und zunehmend enthusiastisch. Diesen Anstand wünscht man sich für alle Vorbands dieser Welt. Nach einer längst überfälligen Ode an das "Cis" war der wunderliche Spuk auch schon vorbei. Beim kommenden Unstern Album singt übrigens auch Stella Sommer mit, als hätte es noch einen Anreiz zum Reinhören gebraucht.
Nach einer kurzen Pause dann Die Heiterkeit, die sich auch live (wie schon musikalisch und in den Videos zum neuen Album) vom gleichberechtigten Kollektiv zu Stella Sommer samt Begleitband gewandelt haben, so zurückhaltend untermalten Drummer Jannis Kleiss, Bassist Leo Hilsheimer und Helen Fry (Keyboard und Harmoniegesang) ihre zwischen Gitarre und Klavier pendelnde Bandleaderin, der sie auch die karge und schüchterne Kommunikation mit dem Publikum überließen (bin ich ja großer Fan von, wenn die Musik im Mittelpunkt steht und nicht irgendwelche Bandbus-Anekdoten). So blieb es den Songs überlassen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen und das gelang so überzeugend, dass man angesichts von nur 16 € Eintritt und der nicht mal ausverkauften Location schon beinahe ein schlechtes Gewissen haben musste, Fremdschämen für den Musikstandort Deutschland funktioniert ja sowieso immer und überall. Wo die Band ihren künstlerischen Schwerpunkt sieht, ist klar: Neben dem kompletten (?) neuen Album gabe es noch etwa die Hälfte des Vorgängers (leider nicht meinen Heiterkeit-Lieblingssong "Dunkelheit wird niemals"), von den beiden ersten Alben gerade einmal "Für den nächstbesten Dandy", auch das besagte Soloalbum wurde ignoriert, was aber zu erwarten war. Live wirken die neuen Songs übrigens weit weniger schlagerhaft und bombastisch als auf dem Album, in dieser entschlackten, unaufgeregten Umsetzung haben sie mir noch besser gefallen als inzwischen sowieso schon. Tolle Band, toller Abend, tolles neues Album, ich bin gespannt, was da noch alles kommen wird.
Abteilung: Konzerte, die einen komplett positiv überraschen. War nur als Plus one mitgegangen und eigentlich zu müde und dann, nach höchstens 10 Sekunden war ich hellwach. Dieser Mann kann singen. Er hat zwei verschiedene Stimmen und das gleichzeitig. Er kann Gitarre spielen, und wie. Die Musik ist eine Mischung aus Soul, Blues und ein wenig Reggae, gleichzeitig altmodisch und neu. Und das Ganze noch komplett locker und sympathisch vorgetragen, er hat wohl lange als Strassenmusiker getingelt, live kann er . Auf CD klingt es nicht ganz so gut, aber wer noch Gelegenheit hat, unbedingt ansehen.
völlig spontan bin ich noch durch einen erkrankten kumpel an eine karte gekommen (und das auch noch für umme), nacthdem ich mich angesichts meines konto- und zeitkontostandes sowie der erinnerung an einen eher durchwachsenen letzten auftritt schon dagegen entschieden hatte. bei besagter gelegenheit war herr jackson im trio in einem bestuhlten theater erschienen, der schlagzeuger bediente ein recht saftlos klingendes e-kit, und die arrangements waren eher verstiegen als erhellend (von der legendär schlechten laune des meisters mal ganz abgesehen). der admiralspalast ist ebenfalls bestuhlt; wir saßen zudem weiter hinten, was den erwartungsdruck insgesamt recht niedrig hielt. umso schöner wars dann, dass das konzert ziemlich klasse anfing, um dann nach ganz kurzem schwächeln (eine eher unmotivierte dub-collage von "real men") immer besser und besser zu werden. ol' joe war trotz leichter stimmlicher indisponiertheit bester laune, alberte mit den bandkollegen rum, und hatte seit langem endlich mal wieder den biss, der bei den letzten konzerten, die zu sehen mir vergönnt war, dann doch immer in der überambition versunken war. eine exzellente songauswahl über 40 karrierejahre hinweg tat ihr übriges, die immer ein wenig zu laute gitarre entzückte mein herz, und am ende bekamen wir (angeblich zum ersten mal überhaupt) live die originalversion von "steppin out" zu hören, einschließlich der ehrwürdigen rhythmusmaschine baujahr 1979. die neue platte muss ich mir jetzt natürlich doch besorgen, die songs waren ziemlich großartig. der king darf sich jedenfalls auf münchen freuen.
lylit am freitag haben wir dann doch ausgelassen, aber the notwist am samstag waren großartig, allen voran der drummer. was für ein typ! unglaublich gut! the notwist kenne ich vom namen her schon sehr, sehr lange, habe mich aber nie mit ihnen beschäftigt und kannte nur einzelne songs. dabei wird es vermutlich zwar weiterhin bleiben, aber live bin ich jedenfalls sehr gerne wieder mit von der partie, wenn sie in der nähe sind. tolle live band, super show, kein lästiges gelaber, trotzdem sehr heimelig und gleichzeitig schräg und verschroben. sehr empfehlenswert.