Zitat von kafkaktus im Beitrag #919Aber das Konzert hat mir zumindest mal wieder vor Augen geführt, wie aktuell und relevant die Diestelmeyer-Songs nach wie vor sind. Schade, dass da doch so wenig bzw. nichts neues kommt [...]
Das kam mir nach dem Konzertbesuch im letzten Jahr ebenfalls in den Sinn. Gerade jetzt bräuchte es eine Band wie Blumfeld. Eventuell ist er einfach nur der Auffassung, damals schon alles gesagt zu haben.
Neulich in der Vorverkaufsstelle: Kunde: "Ich hätte gerne ein Ticket für die Eels" Verkäuferin: "Die Eagles? In Leipzig?" Kaum ist das einzige Lied, das ich von den Eels kenne, 22 Jahre alt, habe ich sie jetzt also erstmals live gesehen. Folglich kann ich das Konzert nicht wirklich in die Entwicklung der Band einordnen. Ich habe den Eindruck, dass sie in ihrer 60's Rock Phase sind, mit Coverversionen VON "Out in the street", "She said yeah", "Raspberry Baret "... (ja, letzteres ist nicht aus den 60s, klang aber so). Der Mitschnitt aus der Uncle Albert Hall von vor ein paar Jahren, in den ich im Vorfeld rei gehört hatte, klang ganz anders. Ich lasse mir das gerne gefallen. Gute Band. Es gibt viel dümmere Optionen ein Wochenende ausklingen zu lassen.
Wir hatten ein sehr ähnliches Wochenendprogramm...
Diese Rockshow ist eigentlich inzwischen das "normale" Eels-Konzert. Die "Royal Albert Hall"-Show oder damals die "With-Strings"-Tour eher die Ausnahme. Inzwischen mag ich das aber ganz gern, nur die Setlist könnte gern mal wieder etwas mehr Abwechslung vertragen, wobei dieses und vergangenes Jahr im Grunde die gleiche Tour stattfindet. Die Rocknummern sind eigentlich immer die gleichen (Souljacker, Dog Faced Boy, Fresh Blood, und auch My Beloved Monster und I like birds kommen ja jetzt so daher. Novocaine mochte ich diesmal ganz gern), die ruhigeren Songs wechseln öfter mal (letztes Jahr zb. Climbing to the moon, dieses Jahr I need some sleep). E geht's auf jeden Fall gerade ziemlich gut und seit ein paar Jahren hat er eine richtig gute Band zusammen.
World Brass - "Rule Britannia", Frauenkirche Dresden, gestern Abend:
Bläsermusik von Barock bis Jazz mit hauptsächlich englischer Prägung, dargeboten im "Supersound-Tempel" der Stadt - das hatte ich mir interessant vorgestellt.
Wir wurden nicht enttäuscht. Die 11köpfige ud komplett international aufgestellte Bläserformation inklusive eines Schlagwerkers (3Damen und 8 Herren aus jeweils einem anderen Land: mal sehen ob ob ich noch alle zusammenbekomme - die Damen waren aus Australien, Belgien und Kanada, die Herren aus Deutschland, Luxemburg, Schweiz, Schweden, Spanien, USA, China und Schottland), agierte auf höchstem künstlerischen Niveau und mit einer atemberaubenden Dynamik. Unglaubliche Klangvariationen, die öfter kurzzeitig vergessen machten, dass da "nur" hauptsächlich Bläser wirkten.
Lasst euch das nicht entgehen, wenn sie in eurer Nähe konzertieren.
Oh Sees - 31.08.2019, Festsaal Kreuzberg Es krachte, lärmte und schepperte, dass es nur so eine Freude war - eigentlich wie immer, nur dass diesmal auch ein Keyboarder mit dabei war. Dieser hat den Sound lediglich verdichtet, aber nicht wesentlich verändert. Er stand auch hinter den zwei Schlagzeugen, die, wie üblich, ganz vorn am Bühnenrand aufgestellt waren. Ich stand, strategisch günstig, direkt vor John Dwyer, ganz vorn. Das hatte mehrere Vorteile: Zum einen war die Sicht natürlich ungetrübt, zum anderen empfiehlt es sich nicht, direkt vor den Drums zu stehen, weil man von da aus nichts sieht und alle anderen Hecht hört und auch nicht ganz unwesentlich für mich ist, dass ich vom Pogo nicht so viel abbekomme. Einziger Nachteil: Der Gesang kam bei mir nur leise an, weil die Boxen an mir vorbeistrahlten. Ist bei dieser Musik allerdings verkraftbar. 100 min. so energetisch durchzuziehen, bekommt nicht jede Band hin, die Oh Sees machen das wahrscheinlich jeden Abend. 90 min. davon war ich bestimmt voll in deren Bann, danach ließ die Konzentration bei mir nach. Um mich herum schienen einige ihrer Stimmung noch chemisch nachgeholfen zu haben. Beim Anblick einiger Frisuren und Oberlippenbehaarungen habe ich die Druffis um deren Konsum beneidet, aber das ist ein anderes Thema.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
FLIPPER feat. David Yow & Mike Watt, Alte Hackerei Karlsruhe, 09.08.19
Flipper gelten als die erste Noiserockband, die auf Platte nur schwer zu ertragen ist, da die Musik unfaßbar unmelodisch und zäh ist. Zum 40jährigen Bandjubiläum kamen sie nun also nochmal auf Tour. Schätzungsweise war noch ein Originalmitglied dabei, ein ca. 72jähriger Dreadlockträger, der Rest ist irgendwie tot oder verschollen. Der Drummer muß wohl aus einem späteren Line - Up sein. Aber hey, David Yow! In der Alten Hackerei! Und Mike Watt! Groß ist der Laden ja wirklich nicht, doch ab und zu zieht der Betreiber erstaunliche Bands an Land. Die Musik war unfaßbar zäh und monoton, aber von der Art, die eine Sogwirkung entwickelt. Ich ließ mich einfach hineinfallen und erlebte einen dieser faszinierenden Abende, an denen man glaubt, komplett in der Musik aufzugehen, ja, sich fast schon in ihr aufzulösen. Dazu konnte man herrlich David Yow beobachten, der seinem Ruf als Irrer vom Dienst mal wieder gerecht wurde. Anfangs hielt er sich noch zurück, aber im Lauf des Konzerts wagte er sich öfter ins Publikum, um Leuten ins Gesicht zu greifen oder sich auf den Boden zu werfen und dort weiterzusingen. Gegen Ende begann er dann, sich auszuziehen, doch zum Glück nicht ganz nackt, weil das Konzert vorher zuende war und mir der Anblick seines Gemächts in 2 Meter Entfernung auf Augenhöhe erspart blieb. Fazit: nach Joe Jackson, Quicksand und Nick Cave eines meiner absoluten Highlights der letzten fünf Jahre.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #931 Gegen Ende begann er dann, sich auszuziehen, doch zum Glück nicht ganz nackt, weil das Konzert vorher zuende war und mir der Anblick seines Gemächts in 2 Meter Entfernung auf Augenhöhe erspart blieb.
haha, ich hatte damals bei jesus lizard das vergnügen. aber das war '92 und er noch ziemlich knackig. schlimmer war's dann bei nine pound hammer. da hat sich gleich die ganze band nackig gemacht, aber die waren weniger ansehnlich.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #931 Gegen Ende begann er dann, sich auszuziehen, doch zum Glück nicht ganz nackt, weil das Konzert vorher zuende war und mir der Anblick seines Gemächts in 2 Meter Entfernung auf Augenhöhe erspart blieb.
haha, ich hatte damals bei jesus lizard das vergnügen.
Ich nicht, aber dafür hat er sich damals in Berlin die ganze Zeit vollgerotzt und bei "Boilermaker" den Finger in den Arsch gesteckt. Mjam.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Anscheinend ein Typ vom Format "Schwiegermutters Liebling".
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Botschaft + Scharping - 08.09.19, Slow Club Freiburg
Leider kamen nur super wenig Leute (ca. 30 Personen). Gut, schlechtes Wetter und Sonntag Abend ist halt auch wirklich schlecht für ein Clubkonzert, aber trotzdem... Etwas peinlich für eine Studentenstadt. Verpasst wurde nämlich viel. Scharping ist eine neue Band aus Berlin mit u.a. Kevin Kuhn (wie viele Bands hat der eigentlich?) in der Besetzung. Haben mir live deutlich besser gefallen, als auf ihrer ersten EP. Ziemlich kruder Mix aus Post-Punk, Pop und Noise. Die Bandmitglieder auch alle extrem extrovertierte Charaktere, die keine Angst davor haben auch im spärlich besuchten Club die Sau rauszulassen. Botschaft dann im Anschluss überraschenderweise genauso offen und redselig (hätte ich irgendwie reservierter erwartet). Optisch gibt die Band einen sehr skurrilen Anblick ab. Der Sänger und der Bassist hätten mit ihren über zwei Meter Körpergröße auch Basketballer werden können, der Keyboarder ist eine einzige 80s-Persiflage. Aber zur Musik: Die tönte sowas von glasklar aus den Boxen, es war herrlich. Die eigentlich perfekte Sonntagabend-Musik. Einige neue Songs gabs auch noch obendrauf, fand ich genauso stark wie die Stücke auf dem Debütalbum. Schöner Konzertabend!
amanda palmer, alte kongresshalle, münchen, 11.09.2019
amanda palmer hatte ich live bisher nur als teil der dresden dolls gesehen und ihr solo-oeuvre hab ich auch nur partiell verfolgt. auf platte war mir das auch oft zu anstrengend. doppel-lps mit diversen 13 - 17 minuten-stücken - ächz. ich würde zwar nicht behaupten, dass ich eine kleine aufmerksamkeitsspanne habe, aber das war mir dann doch zu viel. ihr jüngstes werk "there is no intermission" hatte ich bisher nur häppchenweise gehört und nachdem ich, als das konzert angekündigt wurde und daraufhin spontan das ticket geordert hatte, etwas skeptisch war, ob das so eine gut entscheidung war, hab ich für heute nicht viel erwartet. als ich punkt 8 in der kongresshalle aufgeschlagen war, erklang auch schon fröhliches ukulele-geschrammel und als ich meinen platz gefunden hatte - es war ja bestuhlt - war sie mit ihrem ersten charmanten shanty fast schon durch. was mir - und wohl fast niemandem - klar war, war dass sie ihre show eigentlich mit schwerpunkt auf einer spoken word-performance angelegt ist. was anfangs irritierte ("wann singt sie denn nun mal"), entpuppte sich als absoluter glücksfall, denn - wer sie kennt weiß das - sie ist eine begnadete geschichtenerzählerin. also: sie erzählte aus ihrem sehr bewegten leben und das sind zumeist herzzerreißende stories, aber das so entwaffnendem humor, dass man nicht anders kann, als sich komplett zu beömmeln und wenn es an der zeit ist, gibt sie songs zum besten, entweder solche aus ihrem werk die thematisch dazu passen oder die sie anlässlich dieser ereignisse geschrieben hat - zumeist mitreißende torch-songs oder balladen am piano oder eben mit der ukulele begleitet. das zog sich über fast 3 1/2 stunden hin und nie, nie, nie wurde es langweilig. nein, das hätte noch ewig so weiter gehen können, weil sie den eindruck vermittelt hat, da steht nicht etwa ein unnahbarer rockstar vor dir, sondern jemand, die deine beste freundin sein könnte, mit der man nächtelang durchquatschen möchte. und das ist eine leistung, die man ihr nicht hoch genug anrechnen kann.