Das sollte man sowieso nicht zum Kriterium machen, finde ich. Du hast spontan das Bedürfnis, die deiner Meinung besten 200 von Stock-Aitken-Waterman produzierten Songs in Reinform zu rezensieren? Ab ins Forum damit, irgendwann wird sicher eine verlorene Seele daran Freude haben.
1991, als sie noch eine trashige harcore-band waren, zum ersten mal gesehen (in der kresslesmühle in augsburg, mit naked lunch und den hausmusik-allstars - der urknall der weilheim/landsberg am lech-szene sozusagen) und heute zum gefühlt 20. mal (irgendwann hab ich aufgehört zu zählen) ... und ich werde ihnen nicht müde. es ist jedesmal ein erlebnis. heute hatte es mehr von einem greatest-hits-set, das sie teilweise sogar medley-artig arrangiert haben. spätestens ab dem 3. stück ("kong") kochte die stimmung und wir im eigenen saft. es ging quer durch den gemüsegarten - auch die dirty beginnings wurden bedacht und es wurde gepogt, was das zeug hielt. zum ende hin gingen sie wieder zu ihrer spezialität über - ihre stücke in schier-endlos-versionen und freak-outs zu variieren - sei es in free jazz-instrumentals oder in techno-/breakbeat-gewittern, auf dass ich mich ins ultraschall anno 1995 zurückversetzt fühlte, um dann wieder zarte folk songs oder getupfte instrumentals einzuflechten. eine wonne, die sich auch aufs publikum überträgt. 1000 leute, die nicht nerven, höflich und angenehm sind. es gab keine quasselstrippen, rüpel oder dauerfilmer. ein zufall ist das nicht. klinge ich überschwänglich? ja, so soll es sein.
Paula Paula (mit Gisbert zu Knyphausen am Bass und dem Münchner Kneipenchor als Vorband und Teilzeitbegleitung) im Milla Club war ein sehr schöner Überraschungstreffer.
die hab ich eigentlich immer nur als sehr okaye band mit ein paar tollen singles eingeordnet, aber der jazzmaster wollte unbedingt hin ... und das war gut so. live sind die nämlich eine echte wucht und ich war überrascht wieviele songs sich doch in meinen gehörgängen verhakt hatten. jeder ein hit! und die können was. und der sound war perfekt. und das publikum war toll. eine schöne überraschung!
Hallo! Ich wollte noch ein bisschen was zu den New-York-Gigs schreiben und fange hier mal an
Kate NV, Kat Baird, Diatom Deli Knitting Factory, New York 20.09.23
Zwei Konzertabende am Stück, und dann beginnt das alles auch noch mit Kate NV, dieser Herzensmusikerin, die mit ihrem wirbelwindigen City-Pop-meets-Computer-Dada regelmäßig mitten in Herz, Hirn und Hintern trifft.
Wenige Meter von einem wunderschönen kleinen Park entfernt in einem doch sehr szenigen Viertel liegt unscheinbar ein kleiner Bar-Eingang, dessen nur mit scharfem Auge zu erkennender Durchgang am Ende einen kleinen Konzertraum offenbart. Ein paar hundert Meter davon liegen die Büros des experimentellen Labels RVNG. Intl, dessen Platten regelmäßig Track17 besuchen. Auch wenn sich hier vieles um Kate NV drehen soll, dient der Abend RVNG ein bisschen als Labelschau. Die beiden Künstlerinnen, die starten werden, sind ebenfalls dort zu finden (und passen da auch hin).
Während ich an einem Getränk nippe, das sich zum Glück entscheidet, nicht zu sehr nach Bier zu schmecken, spielt Diatom Deli auf der winzigen Bühne ein ziemlich klassisches, aber cooles Loop-Set. Während sie sich nach und nach ihr Set live zusammensampelt, singt sie, zumindest ein bisschen, und sorgt für den entspanntesten Teil des Abends. In der Pause sehen wir, dass sie einen kompletten Highlight-Ordner auf Instagram ihrem Hund gewidmet hat, und der Abend ist schon jetzt ein Gewinn.
Was dann folgt, haut mich total um. In meiner Welt ist das ja noch Musik, aber ich will zumindest so tun, als hätte ich Verständnis dafür, wenn andere Menschen das anders sehen. Kat Baird klettert auf die Bühne, schließt ihr Macbook an, grüßt aus ihrem Anzug und umklammert ihre Flöte, als wäre sie das einzige, das sie noch mit Sinn versorgen könnte. Sie spielt nicht einfach Musik, sie spielt mit dem, was wir dafür halten. Alles besteht aus Sounds und Noise, den sie mit Mund und Flöte erzeugt, keine Stücke im klassischen Sinne, es sind dem Rhythmus untergeordnete Fetzen von Lauten, die durch den Computer verstärkt werden. Der Mikroständer bricht, sie kriecht auf dem Boden, egal, was passiert – sie spielt weiter. Auf Platte verliere ich leicht die Geduld, aber live ist das spektakulär.
Dann springt und lacht Kate NV auf die Bühne, stellt sich hinter ihre Geräte, und es wird klar, dass dieser Abend eher den experimentelleren Pop-Momenten ihrer Platten gewidmet ist. Das ziemlich perfekte Album „Room For The Moon“ wird nur mit Band gespielt. Hier seziert sie die Musik aus dem hervorragenden „WOW“ und stellt damit frei, was diese Songs ausmacht, wie sie die Samples beim Schreiben benutzt hat und wie sie Musik als Spielplatz versteht, als großen Sandkasten, auf dem sie ihr Spielzeug verteilt, das sie permanent anlacht und einlädt, bei dieser Party mitzumachen. Zu Gast sind aufblasbare Gummigitarren, und wenn wir schon einmal in New York sind, auch Deeradorian, ihre Decisive-Pink-Kollegin, die auf Nvs Debüt-Album „Binasu“ für ein paar laut krakeelte „konnichiwaas“ zu Gast war und den Song hier performen darf, und performen ist das genau richtige Wort. Ich glaube, als man das Konzept Spaß erfunden hat und sich um eine Definition kümmerte, dachte man an diesen Abend. Ich würde es bereuen, im Anschluss nicht das Gespräch zu suchen (und die Möglichkeit für ein paar verschwommene Fotos, was soll ich machen), und dann laufen wir beseelt bis fröhlich zurück durch den Park und ab in die U-Bahn. Wenn ich aber von laufen spreche, meine ich eher so ein schwebendes Hüpfen. Toll toll toll.
Mit New York kann ich nicht mit halten, aber gestern abend waren "Bluekilla" im "Schwarzen Hahn" (grüße an @Anorak Twin ) eine Wucht. Getanzt, geschwitzt, gefreut bis ich nicht mehr konnte. Ska halt...
Merci für's Lesen. Ich hab' wenig Unterschiede festgestellt, es kommt ja auch immer auf den Anlass und die Künstler:innen an. Wenn überhaupt, dann war man auch hier ~etwas~ rücksichtsvoller.