Charlotte Brandi - Christuskirche Bochum 31. März Bisschen schade ist es schon: Da lädt die derzeit vielleicht interessanteste deutschsprachige Sängerin, zuletzt u.a. gehypt von absolut verdienten "Album der Woche/des Monats"-Auszeichnungen bei Spiegel Online und dem ME, quasi zu einem Heimspiel (sie wuchs im nahen Dortmund auf) ein, doch füllt damit eine mittelgroße Location bestenfalls zur Hälfte. Dass das Publikum dann noch überwiegend aus einem gutbürgerlichen Ü50 Klientel bestand, lässt die kämpferisch emanzipatorische Message des ausschließlich von Frauen (bzw. sich "weiblich lesenden Menschen" um genau zu sein) eingespielten und produzierten Albums "An den Alptraum" an diesem Abend noch dazu etwas ins Leere laufen, na dann hör mal brav weiter die "größten Hits der 80er, 90er und 2000er" du biedere Musikwüste namens Deutschland. Egal, genug gemeckert. Zunächst: Tolles Ambiente in der zentral in Bochum gelegenen geschichtsträchtigen Christuskirche, deren Pastor in den 30er Jahren so kämpferisch gegen die Nationalsozialisten predigte, dass er bei den Novemberpogromen in das KZ Sachsenhausen verschleppt wurde, wohl auch deshalb gilt sie heute als Mahnmal gegen den Krieg. Passenderweise durfte zunächst eine Sängerin aus der Ukraine (den Namen muss ich noch rausfinden) solo am Keyboard ihre halb auf Englisch, halb auf Ukrainisch gesungenen, recht pastoralen Songs zum besten geben. Nicht nur musikalisch natürlich sehr bewegend, ehrlicherweise war mir die Stimme allerdings zu piepsig-mädchenhaft und ja, leider waren auch die Ansagen zwischen den Songs komplett lost in translation. Aber gut, die Geste zählt und kam an.
Dann endlich Charlotte Brandi in Triobesetzung. Wie auch auf dem Album eröffnet das kurze Acappella-Stück "Der Ekel" den Abend und sorgt für Gänsehaut, weil: Tolle Stimme! Das folgende "Geld" wird leider vom zu lauten Schlagzeug samt (Kirchen-)Hall ziemlich an die Wand gespielt, eine Problematik, die bei den weiteren Songs dann aber weitgehend gelöst wird. Weiter geht es kurzweilig und recht werksgetreu durch die Songs des Albums und zwei Songs der EP "An das Angstland", die live allesamt prächtig funktionieren. Höhepunkte waren für mich das beklemmende "Todesangst", dessen kurze Lärmpassage zu einem imponierenden Wall of Sound anschwoll und natürlich "Wind", im Original ja ein Duett mit Dirk von Lowtzow. Nach "Frieden" war das Konzert dann nach nicht einmal einer Stunde vorbei, auf "Meine Hunde" wartete ich also genauso vergeblich wie auf "Luzern" und das famose, dem Album nachgeschobene "An Bord". Als Zugabe gab es dann noch einen recht rockig präsentierten Song von Me + My Drummer und ein kurzes ukrainisches Acappella-Stück mit der Sängerin vom Anfang. Fazit: Trotz kleinerer Wermutstropfen (etwas hüftsteifes Publikum, schwierige Akustik, kurzes Set) ein toller Abend!
Setlist: Der Ekel Geld Vom Verlieren Frau Die letzte Brücke Todesangst Wind Wien Frieden
Irgendwas von Me + My Drummer Ein ukrainisches Lied
Unabhängig von meinem persönlichen Geschmack, das ist einfach nichts, was in Deutschland ein größeres Publikum finden könnte. Das kurze Set hätte mich mehr geärgert. Hoffentlich war es nicht so teuer.
Nein, 22 €, das war ok. Wir hatten die Kinder mit und die waren am Ende sowieso müde, da hat mir das so besser gepasst, als wenn es noch 15 Zugaben gegeben hätte.
Toll übrigens, dass direkt neben der Kirche ein günstiges Parkhaus steht. Sonst ist die Parkplatzsuche bei innerstädtischen Konzerten aufgrund der bewussten Verknappung von Parkflächen ja zunehmend ein Elend, wenn man zu den wenigen unglücklichen Menschen gehört, vor deren Haus nicht alle fünf Minuten eine S-Bahn abfährt. Werde das Programm der Kirche mal im Blick behalten.
Zitat von Olsen im Beitrag #1207Unabhängig von meinem persönlichen Geschmack, das ist einfach nichts, was in Deutschland ein größeres Publikum finden könnte.
krass. ich lief 5 nach 8 ein und der club war vollgepackt. da hat sich wirklich einiges verschoben. oft war es ja so: nomineller konzertbeginn 20 uhr, du kamst um kurz vor 9 an und hörtest bis halb zehn nicht mal einen ton der vorband. aber egal: die band momma, die das vorprogramm bestritt, war zwar okay, aber über ein imitat von 90er grungey indie rock à la breeders oder hole ging das nicht hinaus. kann man gut hören, aber aufregend geht anders.
alex g ist eine ganz andere hausnummer. da hört man charakter, herzblut raus. ich hatte ihn ja schon mal erlebt - allerdings damals komplett solo und im sehr privaten milla-club (manche forumstreffen-teilnehmer mögen sich erinnern). diesmal trat er mit kompletter band auf und dementsprechend hat er sein programm angepasst. anfangs feuerte er ein hit-programm sondergleichen ab und viele seiner weirden stücke hat er auch publikumskompatibel angepasst - allerdings ohne sich anzubiedern. das war durchgehend mitreißend und bis zur letzten minute des 1 1/2 stunden sets sowohl unterhaltsam wie fordernd - sprich: ich bin begeistert!
Morgen jährt sich der Tod von Sänger und Songschreiber David Freel. Anlässlich dessen hat sich die Band für eine kleine Abschiedstournee zusammengefunden, also besser gesagt vier Mitglieder, hauptsächlich aus der Gründungszeit der Band. Dank @gnathonemus kenne ich zumindest das zweite Album, und mit diesem dürftigen Wissen bin ich das Wagnis einfach mal eingegangen.
Das ohnehin sehr kleine Urban Spree wurde mit ca. 70 bis 100 Menschen spärlich gefüllt. Vorband gab‘s keine, früher fing es dafür aber auch nicht an. Gespielt wurden wohl Stücke aus den ersten vier Alben — so wurde gesagt. Zwischen einigen Songs wurden noch Anekdoten erzählt über den verstorbenen David Freel und über die Zeit mit ihm, und wie sehr die Songs sie an ihn erinnern. Es war wirklich rührend. Ein sehr schönes Konzert. Bin froh, dass ich mich dazu aufraffen konnte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Nachdem ich mir jetzt 3 mittelmäßig bis schlechte Konzerte angetan habe, spielt endlich Bibiza und es ist furchtbar. Die Band ich schlecht, der Sound mies gemischt, die Show peinlich. Ich geh jetzt heim. Gestern war wesentlich besser, morgen wird hoffentlich auch wieder gut. Aber heute war für die Katz.
das highlight das abends waren akne kid joe, weil man mit gutem punk einfach nie was falsch macht. das zweite highlight waren zickzacks, und das dritte sohn, der für einen festivalabschluss der menge zwar zu ruhig war, aber durchaus tanzbar, wenn man männerfalsett und elektorsound mag.
alles in allem ein nettes festival, mit bewusst vielen frauen auf der bühne, auch mit feministischem anspruch, was ich sehr genossen habe. auch die vorarlberger acts waren nicht, wie so oft, irgendwelche austauschbaren metal bands, sondern eher soulig-poppig unterwegs. gestört hat in erster linie die pimmelparade von bibiza, 4 anfang zwanzigjährige, die sich für musikgrößen hielten, aber nichts anderes getan haben, als ihre instrumente zu malträtieren und sich selbst unfassbar geil zu finden. das war ein bisschen traurig zum zuschauen. jedenfalls gehen jetzt vier tage musik zu ende. zu 5K HD, die ich am mittwoch außerhabl des festivals gesehen habe, was zu sagen, erspare ich mir, weil das einfach eine völlig andere liga ist. österreichs jazztrompetist nr. 1 und österreichs sängerin nr.. 1 in einer band, dazu noch 3 andere hervorragende musiker - es ist immer wieder ein erlebnis. alleien der spaß, auszumachen, von wem jetzt welcher ton gerade kommt, ist einen besuch wert.