Gestern auf einem sympathischen, kostenlosen Mini-Festival gewesen, leider mit allerlei schwer erträglichen generischen Gute Laune-Bands, aber dazwischen dann auch die Sixsters: Fünf junge Damen aus der Ukraine, die Sound und Originalität der Breeders mit radiofreundlichen Refrains à la Avril Lavigne verknüpfen, eine durchaus festivaltaugliche Mischung. Ich hatte da richtig Spaß und fand insbesondere beeindruckend, wie versiert und präzise die Band spielte. Unbedingt mal anschauen, wenn sie in eurer Nähe spielen:
Einer der seltenen Fälle, dass ich auf einen Act, noch dazu portugiesischen, durch den Flight 13 Newsletter aufmerksam geworden bin. Ihre LP erschien bei einem deutschen Label und ich war ziemlich begeistert davon. Ich vertrete ja die Auffassung, dass es in den letzten Jahren keine wirklich neuen Genres mehr gibt, aber neue Kombinationen, in diesem Fall elektronische Musik und portugiesische Folklore. Funktioniert auch live wunderbar. Interessant, eine Frau, die stylingmäßig einen 50er-Jahre-Heimatfilm passen würde, knöpfchendrehen und gelegentlich trommeln zu sehen. Alleine schon das Eintrittsgeld wert. Bild entfernt (keine Rechte)
Amaura: Schon drei Tage später keinerlei Erinnerung mehr an die Musik. Links der Bühne hatte man Blick auf das Castelo do Queijo (Käseburg), eine der nsch Lebensmittel benannten Burgen, siehe auch Cucumber Castle.
Blonde Redhead: Vor 20-25 Jahren hätte ich mich über sie gefreut, aber schon ihre 2007er LP "23" fand ich so lahm, dass ich sie sehr schnell an Oxfam spendete. Das letzte Album, das mit der Erdbeere hatte ich im Vorfeld gestreamt, ohne Wirkung. Live leider auch null überzeugend, obwohl der Sound gar nicht so weit von geschätzten Shoegazing-Bands entfernt ist. Aber insbesondere der weibliche Gesang ist schwer zu ertragen.
Water From Your Eyes: Musikalisch super, mit Sonic Youth Einflüssen. Junge, dünne, offensichtlich bekiffte Sängerin mit wirren Ansagen, was man eine zeitlang aushalten kann, aber irgendwann sind wir bei "free Palestine", wobei sicher nicht gemeint ist, dass Palästina von der Hamas befreit werden soll, sondern von den Juden. Schade, nach English Teacher und En Attendand Ana eine weitere einst geschätzte Band, die meint, auf den anti-Israel-Zug aufspringen zu müssen.
PJ Harvey: Immer wieder super. Ich bitte das Fehlen von detaillierten Ausführungen zu entschuldigen, aber es hat ja gute Gründe, dass ich nie Muskjournalist geworden bin.
Mitski: Ist das Kunst oder massentauglicher Pop? Die theatralische Performance spricht für ersteres, die enthusiastische Publikumsreaktion für letzteres. Egal, jedenfalls nichts für mich. Ich verliere bald die Geduld und mache mich auf den Heimweg. Später sollen noch American Football spielen, aber mit denen habe ich mich schon lange auseinandergelebt.
Die portugiesische Nachrichtensendung zum Thema (man muss nicht portugiesisch können, es gibt Gebärdensprache und englischsprachige Interviewpartner
da ich ja das "glitterbeat"-label sehr schätze und aufmerksam verfolge, hatte ich ana lua caiano bereits auf dem schirm - DIE hätte ich auch gerne gesehen, das freut mich für dich!
Ich warf ihnen nicht Antisemitismus vor, sondern Anti-Israel-Sprüche. "Free Palestine!" kann man als Israelkritik bezeichnen, aber halt nicht im Sinne der Kritik an der israelischen Regierung, sondern als Kritik an der Existenz Israels.
Primavera Sound Porto, Samstag (3. Tag):
Tiago Bettencourt: Portugiesischer Singer-Songwriter. Nicht unangenehm, aber sicher wäre es wichtig, die Texte zu verstehen. Nach kurzer Zeit fängt es an zu regnen, also richtig zu schütten. Ich mache mich, wie viele, auf die Suche nach einem einigermaßen trockenen Platz und finde mit einem Vodafone-Promo-Pavillion einen, von wo ich den Rest des Auftritts zwar nicht sehen aber hören kann.
Espresso Transatlântico: Wüstenrock im Calexico-Stil aus Portugal. Es schifft noch immer, also auch nur aus der einigermaßen trockenen Distanz erlebt.
Mannequin Pussy: Sie sind offensichtlich wütend. Innovationsfreude steht nicht im Vordergrund.
Soluna: Reggaeton mit Flamencoelementen. Gut.
The Legendary Tigerman: Portugiesischer Altrocker. Die Musik ist gar nicht so weit von den Cramps oder Kills entfernt, aber doch eher schlecht.
Pulp: Alle sind glücklich, sie noch mal sehen zu dürfen, ich natürlich auch. Es fängt mit "I spy" an, auch ansonsten viele Albumtracks.
Um 1:20 würden noch Mandy, Indiana spielen die ich gerne gesehen hätte. Aber wie die zwei Stunden totschlagen? Bei The National langweilen? Von portugiesischen Rappern beschimpfen lassen? Bratwürste und Bier? Ich entscheide mich für den Heimweg.
Insgesamt also auch an diesem Abend zur zwei Volltreffer, aber für die hat es sich absolut gelohnt.
Praller Sonnenschein und die Idee meiner charmanten Begleitung, schon auf dem 90-minütigen Fußweg vom Hotel zur Arena pro Kopf einen Sixpack Bier zu genießen, trüben mein Gedächtnis etwas ein, aber nach dem etwas blassen Auftritt von Interpol (2018 in London schienen die mir deutlich motivierter) war das ein sehr tolles Konzert der Smashing Pumpkins. James Iha und Billy Corgan beinahe schon in Plauderlaune, der Sound sehr gut und die Setlist eine kurzweilige Mischung aus den besseren Songs von ATUM (die live deutlich besser rüberkommen als auf dem steril klingenden Album) und vor allem Stücken von Mellon Collie und Siamese Dream. Schade lediglich, dass gar nichts von Gish gespielt wurde.
Zitat von LFB im Beitrag #1357die Idee meiner charmanten Begleitung, schon auf dem 90-minütigen Fußweg vom Hotel zur Arena pro Kopf einen Sixpack Bier zu genießen
Liebe Grüße an Thunderbird!
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Mando Diao Kieler Woche Krusenkoppel Open Air So unfassbar großartig. Nach zwei (in Worten zwei) Minuten, war das Amphitheater am Tanzen und Feiern. Komme eben nach Hause und bin beseelt berockt. Wirklich tolle Show, tolles Set:
Und da hatte Matt Berninger den Kabelsalat. Seine ständigen Posen, Drehungen und Verrenkungen inklusive auf der Bühne rumliegen, mit dem Kopf vor der Bass-Drum oder auf einem Scheinwerfer, forderten ihren Tribut. Berninger hatte sich verheddert - und zum richtigen Zeitpunkt. Denn obwohl der Sänger von The National immer ein wenig abwesend wirkt, war er plötzlich doch hellwach und unterbracht das Konzert, offenbar wegen eines medizinischen Notfalls im Publikum. Still war es, dann bat Berninger um das Bilden einer Rettungsgasse und bedankte sich bei den Profis, er sei ja schließlich nur ein Trinker. Eigentlich hatte man sich eher Sorgen um Berninger machen müssen, respektive um dessen Stimme. Bei "Eucalyptus" bellte er schon ins Mikro, dass man ihm eben selbiges in Bonbon-Form gewünscht hätte. Bei "The System Only Dreams In Total Darkness", Track 6 von 25, wiederholte er das. Aber: Er hat durchgehalten - und die Band einen doch grandiosen Set gespielt. Wirkliche Durchhänger gab es kaum. Stattdessen waren da die Hits, vor allen Dingen der frühen Alben: "Abel", "Mr. November", "Bloodbuzz Ohio" - das machte schon Spaß. Und ein bisschen Politik gab es auch. Wie er sarkastisch, fast widerwärtig vor "Fake Empire" zum Besten gab, das sei ein Song über Amerika, den er nur mit drei oder vier Drinks ertragen könne, da merkte man, dass er mit dem System der letzten Jahre nicht zufrieden war. Mit dem Konzert dürfte er es gewesen sein. Den letzten Song musste er auch nicht singen, denn traditionell übernimmt das Publikum "Vanderlyle Crybaby Geeks", auch wenn Berninger ihn abschloss - und dann wegen eines "Mannes in einer roten Kappe" (aus meiner Position unklar, ob er damit Schlagzeuger Bryan Devendorf meinte oder jemanden aus dem Publikum) wieder von vorne anfangen wollte.
Die Setlist: 1. Runaway (High Violet) 2. Eucalyptus (First Two Pages of Frankenstein) 3. Tropic Morning News (First Two Pages of Frankenstein) 4. Don't Swallow the Cap (Trouble Will Find Me) 5. Bloodbuzz Ohio (High Violet) 6. The System Only Dreams in Total Darkness (Sleep Well Beast) 7. I Need My Girl (Trouble Will Find Me) 8. Apartment Story (Boxer) 9. Conversation 16 (High Violet) 10. Cherry Tree (Cherry Tree) 11. Abel (Alligator) 12. Alien (First Two Pages of Frankenstein) 13. Deep End (Paul's In Pieces) (Laugh Track) 14. Day I Die (Sleep Well Beast) 15. Light Years (I Am Easy to Find) 16. Rylan (with Bess Atwell) (I Am Easy to Find) 17. England (High Violet) 18. Graceless (Trouble Will Find Me) 19. Fake Empire (Boxer) 20. Space Invader (Laugh Track) --------------------------------------- 21. Weird Goodbyes (Laugh Track) 22. Mr. November (Alligator) 23. Terrible Love (High Violet) 24. About Today (Cherry Tree) 25. Vanderlyle Crybaby Geeks (High Violet)
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich fand es auch sehr gut, wobei mir aufgefallen ist, dass ich außerhalb von "Alligator", "Boxer" und "I am easy to find" doch ziemliche Lücken habe, weil ich die anderen Alben nur selten höre. Positiv bleibt festzustellen, dass ich im Gegensatz zu den Smashing Pumpkins letzte Woche noch alles weiß.
Der Kerl mit der roten Mütze (die er sichtbar schwenkte) stand neben einer Frau mit einem vermeintlichen medizinischen Notfall, die sich dann aber berappelte, als ihr auffiel, dass gerade das Konzert für sie unterbrochen wird.
Aaah! Das war von weiter hinten schlecht zu erkennen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed