Ich bin jetzt gar nicht so romantisch veranlagt was Kassetten angeht. Ich kaufe generell nicht mehr digital oder auf digitalen Datenträgern, weil mir das persönlich nichts gibt. Vinyl wäre meine erste Wahl, aber es gibt tatsächlich einige Genres, die ich mag, wo es nur die Wahl zwischen digital und Tape gibt (z.B. Untergrund-Hardcore, Dungeon Synth, Black Metal..). Bei Crust Punk und Konsorten ist schlechte Soundqualität natürlich auch nicht wirklich ein Problem.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Die gute alte Kompaktkassette war einst sicher von großer Bedeutung.
Sehr wichtig war ab dem Jahr 1968 die Einführung der Dolby-B-Rauschunterdrückung, mit der das Bandrauschen deutlich reduziert wurde. Zeitgleich gab es erste Autoradios mit Abspielfunktion für Kassetten.
Die Qualität steigerte sich zudem von den Eisenoxidbändern über die Chromdioxid- bis zu den Reineisen-Beschichtungen. 1979 gab es von Sony zudem den ersten Walkman - eben einen tragbaren Kassettenspieler. Auch erste Heimcomputer wie die von Casio nutzten Kompaktkassetten als leicht zu beschaffende Massenspeicher.
Zugleich aber kam die Diskette immer stärker auf und auch die CD erschien auf dem Markt. Statt der Kompaktkassette gab es Digital Audio Tape (DAT) oder die MiniDisc (MD). Die Minidisc war ein Highlight, denn sie erlaubte die direkte Anwahl von Musiktiteln ohne Vor- und Zurückspulen.
Doch das Aufkommen der beschreibbaren Compact Disc Recordable, CD-R, sorgt mit Ende der 90er für den Niedergang von Kompaktkassette, DAT und MD. Deren Weiterentwicklung wurde eingestellt.
Die Kassette gilt als recht unempfindlich gegenüber Erschütterungen. Es kann allerdings auch zum „Bandsalat“ kommen. Zudem verliert der Klang durch Tonkopf-Magnetisierung und -Verschleiß mit der Zeit an Qualität. Auch Aussetzer („Drop-outs“) nehmen mit der Zeit zu. Und das Spulen ist zeitraubend. Kassetten haben jedoch geringe Hardwareanforderungen und können auch recht einfach mit neuen Inhalten überspielt werden.
In Deutschland wurde die Produktion von Kompaktkassetten 2003 eingestellt. Der einzig weltweit verbliebene Hersteller von Leerkassetten ist Panggung in Indonesien. Der koreanische Hersteller Saehan produziert seine Magnetbänder für VHS-Video und Kompaktkassetten; diese sind aber in Europa nicht als Leerkassetten erhältlich. In den USA gibt es das Typ-II-Band von unterschiedlichen Medienanbietern. Chromdioxid-Bänder werden gar nicht mehr hergestellt. Die BASF hat ihre Produktionsanlage für Chromdioxid in Ludwigshafen abgerissen.
Seit etwa sechs Jahren spielen Musikkassetten vor allem im Independent-Bereich eine größere Rolle. Teils gibt es neben Vinyl oder Digital auch ein Album auf Kompaktkassette. Das Indie-Label Burger Records hat gar eine eigene Sparte zur Veröffentlichung von Kassetten. Seit 2016 hat der Online-Musikdienst Bandcamp einen Anstieg der Kassettenverkäufe von fast 50 % verzeichnet.
Mitunter gibt es auch Kompaktkassette als limitierte Edition zu kaufen; mitsamt Downloadcode. So gab es etwa die Alben „Lust For Life“ und „Norman Fucking Rockwell!“ von Lana Del Rey auf Kassette zu kaufen oder EPs von The Weeknd. In Großbritannien wurden 2018 immerhin über 50.000 bespielte Musikkassetten verkauft. Kylie Minogue etwa verkaufte mehr als 6000 Musikkassetten ihres Albums Golden.
Zur Produktion bespielter Kassetten sollte man wissen, dass das Band bespielt wird, bevor es in die Kassette gespult wird. Die Musik wird mit bis zu 128-facher Geschwindigkeit gleichzeitig auf beide Seiten gespielt. Da dies digital geschieht, entfallen die Kopiergenerationen zwischen Masterband und produzierten Kassette. Damit bietet die Kassette prinzipbedingt (zunächst) eine sehr gute Tonqualität.
Verwendete Bandsorten:
Eisenoxid (Typ I/IEC I):der Urtyp war das Eisenoxid-Band PES 18 der BASF
Chromdioxid/CrO2 (Typ II/IEC II): Patent des US-Chemieunternehmens DuPont; seit 1971 auch von BASF per Exklusiv-Lizenz hergestellt.
Chromdioxid-Substitute/kobaltdotiertes Eisenoxid/High-Bias-Band (Typ II/IEC II): kobaltdotierte Eisenoxid-Bänder - in Konkurrenz zum Produkt von DuPont entwickelt In Japan wurden High-Bias-Bänder von TDK oder Maxell zur Geräteeinmessung verwendet
Ferrochrom/FeCr (Typ III/IEC III): Bandsorte aus Chromdioxid und Eisenoxid. Die Schwäche ist die Mittensenke im Frequenzgang (Bandtyp verschwand Mitte der 80er-Jahre)
Reineisenband/Metallband (Typ IV/IEC IV): schon 1972 von 3M entwicklet; ab 1979 am Markt, aber zu teuer und umsatzschwach. Die Hersteller zogen sich in den 1980er-Jahren aus der Metallband-Forschung zurück. Seit 1998 in Europa nicht mehr erhältlich. Metall-Beschichtungen können stärkere magnetische Feldstärken unterscheiden, wodurch es möglich ist, Aufnahmen höher auszusteuern, was Dynamikumfang und Rauschabstand erhöht.
Die Bandsorten werden von den Geräten anhand von Einkerbungen auf der oberen Stirnseite erkannt: Eisenoxid (I): keine Einkerbung CrO2 (II): zwei außen FeCr (III): zwei innen (sehr selten angewendet; von vielen Geräten als Typ I erkannt) Metal (IV): vier Einkerbungen
High-End-Kassettendecks wie das Nakamichi Dragon hatten neben einer Einmessautomatik für die Bandeigenschaften auch eine automatische Azimuthanpassung für den Tonkopfspalt.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #269ist halt irgendwie ein symptom der zunehmenden fetischisierung der warenwelt - ein instrument der wirtschaft, um einer gesellschaft, die schon alles hat, doch noch ein paar kröten abzuknöpfen.
Auf den Punkt.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #269ist halt irgendwie ein symptom der zunehmenden fetischisierung der warenwelt - ein instrument der wirtschaft, um einer gesellschaft, die schon alles hat, doch noch ein paar kröten abzuknöpfen.
Auf den Punkt.
Nur, dass die Fetischisierung von Waren schon in Stunde 0 dieses Systems da war, aber das führt jetzt wohl zu weit.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Und so um die gut 100 Cassetten liegen auch rum. Meistens selber bespielt. Originale habe ich (ohne nachzuschauen) auf jeden Fall von Pete Townsend und Neil Young. Und eventuell noch von den Les Humphries Singers.
Beim Revival werde ich erst einsteigen, wenn die gute alte Wachswalze vom @Lokus wieder gesellschaftsfähig ist.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #269ist halt irgendwie ein symptom der zunehmenden fetischisierung der warenwelt - ein instrument der wirtschaft, um einer gesellschaft, die schon alles hat, doch noch ein paar kröten abzuknöpfen.
Auf den Punkt.
Nur, dass die Fetischisierung von Waren schon in Stunde 0 dieses Systems da war, aber das führt jetzt wohl zu weit.
stimmt schon, aber es ist wohl unbestreitbar, dass sie außerhalb von überflussgesellschaften eher eine marginale rolle spielt. wer sich kaum was leisten kann, nimmt was er bekommt und trifft seine wahl nicht nach irgendwelchen hipness-kriterien.
ich bin übrigens weit davon entfernt, das zu verteufeln. ich bin ja auch anfällig dafür.
da ich noch einen recht einschüchternden haufen an zu digitalisierenden cassetten bei mir liegen habe, kommt auch hin und wieder mein altes DUAL-tapedeck zu ehren, das ich vor einiger zeit bei einer wohnungsauflösung mitnehmen durfte. zuvor hab ich ein ziemlich olles 90er-pioneer-deck besessen, das aber vor allem durch eine äußerst billige haptik und fragwürdige mechanik bestach. ich bin froh, dass es die bislang digitalisierten cassetten heil gelassen hat.
Bewahrt ihr eigentlich noch alte Mixtapes auf? Meine (hauptsächlich geschenkte und aber auch viele selbst aufgenommene Auto-Mixtapes) lagern in Kisten auf dem Dachboden und werden wahrscheinlich nie wieder angehört. Aber wegschmeißen habe ich auch noch nicht übers Herz bringen können.
Ich hab tatsächlich irgendwo noch so ein Teil, das man an die Wand schrauben konnte (aus Holz), das ist voll mit gekauften und aber auch selbstgemachten Kassetten. Und zudem noch einen Koffer mit Fünf Freunde-Hörspielen, ein bisschen TKKG und ein bisschen Drei ???.
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #282Bewahrt ihr eigentlich noch alte Mixtapes auf? Meine (hauptsächlich geschenkte und aber auch viele selbst aufgenommene Auto-Mixtapes) lagern in Kisten auf dem Dachboden und werden wahrscheinlich nie wieder angehört. Aber wegschmeißen habe ich auch noch nicht übers Herz bringen können.
genauso. Nur, dass es bei mir statt Dachboden der Keller ist.