Ich traue mir keine Einschätzung der tatsächlichen Bedrohungssituation im Falle einer Taurauslieferung oder deren Verwendung für Angriffe auf russische Stellungen zu.
Aber zu der Frage nach der „Lüge“ von Scholz: Wenn nicht die ehrliche Angst vor einer Überreaktion Putins der Grund für Scholz’ Nein sein soll, was denn dann?
Ehrlich gesagt war mein Eindruck zuletzt meist, dass sich Scholz um genau diese Antwort lange gedrückt hat, weil es sehr deutlich zeigt, dass die Bundesregierung vor russischem Säbelrasseln einknickt, was nicht besonders souverän oder wehrhaft wirkt. Wenn es irgendeinen anderen Grund geben würde, hätte ich eher den genannt als eine vorgeschobene Angst vor einer möglichen Kriegserklärung Russlands.
Ich habe Scholz Zurückhaltung von Anfang an auch bissl verstanden. Aber man muss sagen, dass die angedrohte Eskalation weder bei der Lieferung von Kampfpanzern, noch bei Kampfflugzeugen, noch bei Himars, noch bei Angriffen über die Grenze eingetreten ist (legitim sind eh Waffenlieferungen jeder Art). Ich glaube auch, dass gegenseitige Abschreckung nur funktioniert, solange man nicht zurückzuckt.
Ja, sehe ich ähnlich. Ging mir nur darum, dass ihm hier eine Lüge vorgeworfen wurde und mich das erstaunt hat. Man kann die Erklärung falsch finde, aber abnehmen würde ich sie ihm schon. Denn welchen anderen Grund zur Salamitaktik bei der Bereitstellung an Hilfen für die Ukraine gäbe es sonst. Die BR hat ja kein Interesse daran, das Risiko einer Niederlage für die Ukraine zu erhöhen.
Die Lüge besteht darin, dass Scholz behauptet, die Taurus-Raketen könnten nur zusammen mit deutschen Soldaten geliefert werden, welche dieses System vor Ort programmieren würden. Dies würde Deutschland automatisch zur Kriegspartei werden lassen. Was daran nicht stimmt ist, dass selbst wenn man dem ukrainischen Militär nicht genug vertraut, um einzelne Vertreter entsprechend zu schulen (man möchte ja Kontrolle über die Reichweite behalten), dann würde trotzdem die Programmierung durch ziviles Personal der Herstellerfirma erfolgen, was uns eben nicht zur Kriegspartei werden ließe.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
ich habe den vorwurf der lüge schon gestern wieder gestrichen, da war ich voreilig. das problem ist, dass einem niemand die sache richtig erklärt, aber für mich habe ich da etwas mehr klarheit gefunden. die taurus verfügt anscheinend über mehrere navigationssysteme, und steht weltweit relativ einzigartig da. nun muss sie in der tat programmiert werden, was drei möglichkeiten zulässt:
1) sie wird in deutschland programmiert (aktuelle verlegungen der russischen flugabwehr sind dann aber nicht erfasst) 2) sie wird von deutschen technikern auf ukrainischem boden programmiert (dann greift das argument, dass eben deutsches personal auf ukrainischem boden "kämpft" (und wie sollten diese techniker nicht als militärs gelten?)) 3) wir sagen den ukrainern, wie es geht (und geben damit eins unserer relevantesten "geheimnisse" preis, mit der gefahr, dass es in falsche hände gerät)
so gesehen ergibt das alles sinn. bei 2) verstehe ich die bedenken, 3) scheidet aus und 1) trägt immer noch eine militärische unwägbarkeit in sich. ich persönlich bleibe dabei, dass ich - wie auch immer - eine lieferung unterstütze, verstehe die bedenken aber besser. ich frage mich nur, warum einem das niemand (der kanzler) genau so und nachvollziehbar erklärt. wenn 1) und 3) tatsächlich ausscheiden (ob sie das müssen oder nicht kann ich nicht beurteilen) bleibt nur seine begründung, nämlich die 2), bestehen. wie haltbar mein halbwissen da oben ist, kann ich natürlich ebenfalls nicht beurteilen.
Der Einsatz von zivilem Personal aus Deutschland in der Ukraine wäre keine Beteiligung im Sinne des Kriegsrechts. Nicht einmal bei Söldnern wäre das der Fall.
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Zitat von Lumich im Beitrag #896Der Einsatz von zivilem Personal aus Deutschland in der Ukraine wäre keine Beteiligung im Sinne des Kriegsrechts. Nicht einmal bei Söldnern wäre das der Fall.
da gehe ich persönlich mit, aber die "schattenzone" wäre immens. den einen interessiert das völkerrecht nicht, und die innerdeutsche stimmungslage würde (u.a. durch russische propaganda und deren trolle) extrem aufgeheizt. muss man aushalten, muss man drauf vorbereitet sein. den dritten weltkrieg würden wir auch dadurch nicht triggern.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #897Ohne Wertung: Gäbe aber große Aufregung, wenn da fünf Techniker von einer russischen Rakete getötet werden, vermute ich.
Wäre das ein ausreichend guter Grund zu riskieren, dass die russische Grenzlinie näher an uns heranrückt?
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Zitat von Lumich im Beitrag #896Der Einsatz von zivilem Personal aus Deutschland in der Ukraine wäre keine Beteiligung im Sinne des Kriegsrechts. Nicht einmal bei Söldnern wäre das der Fall.
da gehe ich persönlich mit, aber die "schattenzone" wäre immens. den einen interessiert das völkerrecht nicht, und die innerdeutsche stimmungslage würde (u.a. durch russische propaganda und deren trolle) extrem aufgeheizt. muss man aushalten, muss man drauf vorbereitet sein. den dritten weltkrieg würden wir auch dadurch nicht triggern.
Sobald man anfängt zu spekulieren, wie Putin was auffassen könnte, hat man m.M.n. schon verloren. Das darf nicht der Maßstab sein. Würde es allein darum gehen, einem anderen Land zu helfen, würde ich es ja verstehen, aber wir verteidigen gerade unsere ureigensten Interessen, ja sogar unsere Werte. Da verstehe ich dieses Zaudern nicht.
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