das ist harsch. und m.e. nicht zutreffend. generische kunst gibt es schon ewig (stichwort röhrender hirsch), und mMn deshalb, weil es bedarf dafür gibt. viele menschen wollen von kunst nicht überrascht oder herausgefordert werden, sie wollen in das bekannte fallen und sich dabei nicht an ecken und kanten stoßen. man kann das verachten; aber vom künstler zu verlangen, für die wahrhaftige und echte kunst zu leiden, sich zu opfern, und den hungertod zu sterben, ist ein nicht nur überlebtes, sondern auch ziemlich zynisches konzept.
Zitat von Larry Iutbally im Beitrag #114Aber wer denkt denn an die ganzen Menschen, die mit Fahrstuhlmusik ihr Geld verdienen?
die frage ist ernster, als sie auf den ersten blick scheint.
Richtig. Habe die Frage durchaus mit ernstem Hintergrund gestellt, wenn auch zugegebenermaßen schwer erkennbar. Die "Fahrstuhlmusiker" sind ja nur stellvertretend für ein potenziell auftretendes Problemfeld (Ersetzen von menschlicher Arbeit durch künstliche Intelligenz).
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Zitat von tenno im Beitrag #121aber vom künstler zu verlangen, für die wahrhaftige und echte kunst zu leiden, sich zu opfern, und den hungertod zu sterben, ist ein nicht nur überlebtes, sondern auch ziemlich zynisches konzept.
Das habe ich ja gar nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
wenn man deinen gedanken zuende denkt, hast du das durchaus. es sei denn, du erklärst mir, welchen beruf ein nischenkünstler genau ausüben darf, wenn seine kunst ihn nicht ernährt. "schlechte" kunst darf er deiner ansicht nach ja nicht machen (wie man das genau definiert, und wo man die grenze zieht, wäre dann die nächste frage.)
Zitat von tenno im Beitrag #121generische kunst gibt es schon ewig (stichwort röhrender hirsch), und mMn deshalb, weil es bedarf dafür gibt. viele menschen wollen von kunst nicht überrascht oder herausgefordert werden, sie wollen in das bekannte fallen und sich dabei nicht an ecken und kanten stoßen. man kann das verachten.
Ich verachte das nicht, aber wenn man sich an diesen Bedürfnissen orientiert, dann finde ich es nicht stringent, sich über Automatisierung zu beklagen. Wenn Kunst als Gebrauchsgegenstand legitim ist, dann ist es auch legitim, wenn diese ebenso seriell und automatisiert hergestellt wird, wie jeder andere Gegenstand aus. Von einem Möbelstück verlangen ja auch die wenigsten, dass es von einem Schreiner handgefertigt wurde.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich verachte das nicht, aber wenn man sich an diesen Bedürfnissen orientiert, dann finde ich es nicht stringent, sich über Automatisierung zu beklagen. Wenn Kunst als Gebrauchsgegenstand legitim ist, dann ist es auch legitim, wenn diese ebenso seriell und automatisiert hergestellt wird, wie jeder andere Gegenstand aus. Von einem Möbelstück verlangen ja auch die wenigsten, dass es von einem Schreiner handgefertigt wurde.
willst du damit behaupten, dass du kunst überhaupt nie als gebrauchsgegenstand betrachtest? du hörst musik nur bei rotwein mit analytischem ohr, nie beim aufräumen oder zur triebabfuhr? du hast ausschließlich hehre und sperrige werke der europäischen postmoderne an der wand hängen, die dich vorm zubettgehen noch mal an die endlichkeit des seins erinnern?
andersrum: wenn du dir die wirtschaftliche basis vergegenwärtigst, auf der die kunst entsteht, die deinen (ja, und auch meinen) ansprüchen genügt, dann musst du auch akzeptieren, dass unsereins nicht reicht, um ihre entstehung zu finanzieren. die mischkalkulation ist die kröte, die wir schlucken müssen, wenn wir schräge töne und inspirierende bilder wollen. ich denke allerdings, dass das biotop, in dem diese zu schluckenden kröten gedeihen, durch KI austrocknen wird.
Zitat von tenno im Beitrag #127willst du damit behaupten, dass du kunst überhaupt nie als gebrauchsgegenstand betrachtest?
Warum sollte ich das behaupten? Ich sage doch, dass das grundsätzlich okay ist. Man muss aber ebenso feststellen, dass, wenn man die Musiklandschaft insgesamt betrachtet, generische und somit leicht ersetzbare Musik eine Aufmerksamkeit an sich bindet, die in ihrem Ausmaß ein Problem darstellt, wenn es um das Fortbestehen der Möglichkeit einer existenzsichernden künstlerischen Tätigkeit geht. Wenn man ein Produkt herstellen will, das nicht morgen obsolet sein soll, dann sollte es sich besser unterscheiden von leicht replizierbaren Produkten, die man in Serie herstellen kann. Niemand kauft einen handgefertigten Plastiklöffel.
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Zitat von tenno im Beitrag #128andersrum: wenn du dir die wirtschaftliche basis vergegenwärtigst, auf der die kunst entsteht, die deinen (ja, und auch meinen) ansprüchen genügt, dann musst du auch akzeptieren, dass unsereins nicht reicht, um ihre entstehung zu finanzieren. die mischkalkulation ist die kröte, die wir schlucken müssen, wenn wir schräge töne und inspirierende bilder wollen. ich denke allerdings, dass das biotop, in dem diese zu schluckenden kröten gedeihen, durch KI austrocknen wird.
Es ist ja nicht so, als ob wirklich jede/r Künstler/in sich mit Gebrauchskunst verdingt, wenn sich die mit Herzblut geschaffene Kunst nicht rentiert. Es gibt auch andere Möglichkeiten, und einfach war das noch nie.
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klar macht das nicht jeder, aber es machen halt sehr viel mehr, als das der geneigte konsument wahrhaben möchte. es passt halt nicht so schön ins bild, das man sich von "seinem" künstler machen möchte, wenn er nebenbei auch in projekten mitmischt, die dem eigenen anspruch nicht genügen. was wiederum die frage aufwirft, wer jetzt genau definiert, was wertvoll genug wäre, um nicht durch dieses raster zu fallen.
Zitat von tenno im Beitrag #131was wiederum die frage aufwirft, wer jetzt genau definiert, was wertvoll genug wäre, um nicht durch dieses raster zu fallen.
Die Frage lässt sich leicht beantworten: Damals wie heute, sowie auch in Zukunft entscheidet das der Markt. Das sage ich ganz nüchtern und ohne Euphorie, womit ich mich von Marktradikalen abgrenzen möchte, die diesen Spruch bevorzugt nutzen. Aber es ist unbestreitbar, dass, was immer man tut, andere davon überzeugt werden müssen, ihr Geld und ihre Aufmerksamkeit darin zu investieren, sonst wird niemand davon leben können.
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und was, wenn das, was du als "gebrauchskunst" bezeichnest, tatsächlich auch mit herzblut geschaffen wurde? allein in diesem forum wird es - von den wenigen konsensacts abgesehen - zu den meisten ergüssen höchst unterschiedliche ansichten geben; vom ESC müssen wir da gar nicht anfangen. ich kenne leute, die ed-sheeran-songs für die höchstmögliche stufe emotionaler tonkunst halten, was sagen wir denen? was mache ich, wenn ich meine komplette coronare aorta in songs gieße, die aber mangels ausreichendem talent maximal medioker sind? soll ich dann lieber aufhören, musik zu machen, und das feld von vornherein der KI überlassen? die frage hat sich ja auch schon vorher tausenden von künstlern gestellt, und es gibt bestimmt viele, die aufgegeben haben, bevor wir als publikum eventuell hätten feststellen können, dass das werk nicht medioker, sondern genial ist. zum glück haben daniel johnson und nick cave nicht auf die leute gehört, die ihnen unvermögen vorgeworfen haben.
Du arbeitest dich unnötigerweise an mir ab. Was ich für Gebrauchsmusik, medioker oder generisch halte, ist völlig unwichtig. Ich entscheide nicht, wer erfolgreich sein wird, und wer verschwinden wird. Was ich die ganze Zeit zu sagen versuche ist, dass es Musik gibt, die durch ihre Vorhersehbarkeit leicht durch Algorithmen zu ersetzen ist. Und genau das passiert wahrscheinlich schon und wird weiter passieren. Meine persönliche Meinung ist, dass ich keinen Verlust darin sehe, wenn Fließbandware tatsächlich vom Fließband kommt. Man kann mit jeglicher Art von Musik scheitern, also warum sollten mir ausgerechnet diese, die ihre Musik auf Erfolg prügeln, um sie verkauft zu bekommen, besonders leidtun (abgesehen davon, dass es keinen Unterschied macht)?
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