Ich fand den Focus bisher auch eher harmlos, aber mit dieser Veröffentlichung mitsamt seiner gehässigen Rhetorik zeigt sein Chefredakteur schon sehr deutlich, welche politische Agenda er verfolgt. Das ist so durchsichtig, dass nicht mal die BLÖD darauf anspringt (Ronzheimer war bei dem Vorfall offenbar zugegen und fand ihn keineswegs rassistisch). Und sogar der Chefredakteur des Münchener Merkur, der sonst jede noch so kleine Gelegenheit nutzt, um einen hasserfüllten Kommentar gegen Linksgrün / Woke / Merkel zu verfassen, hält sich überraschenderweise raus. Aber selbst bei den wirklich seriösen Medien gibt es nicht mal den Hauch einer Kritick an Mecks vorgehen. Und das ist es, was mich richtig ankotzt.
Das hier ist die genauere Beschreibung der Szene von Meck. Es standen wohl genug drumrum, um das zu korrigieren. Und dann ist es nicht so einfach zu sagen „das bezog sich auf seine liberale Haltung, basta“.
„Als der Kanzler dann immer heftiger über die CDU lästerte und in Richtung Rassismus und Faschismus brachte, hat eben Herr Chialo darauf hingewiesen, dass er auch im Bundesvorstand sitzt und er nicht ein alter weißer Mann ist, ganz offensichtlich. Und daraufhin fiel eben dieser Satz „Jede Partei hat einen Hofnarren.“ vom dem Bundeskanzler.“ Und er habe nochmal ausführlich mit Chialo telefoniert.
Ich sehe keinen Anlass zur Veränderung meiner Argumentation. Wäre der gleiche Satz in Richtung Daniel Günthers oder Hendrik Wüsts gefallen, würde sich niemand darüber unterhalten, nicht einmal der Despektierlichkeit wegen. Das hätte man lediglich als hitzige Debatte im nicht-öffentlichen Raum gewertet.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Letztendlich bestätigt das ja, was ich ohnehin vermutet hatte: Es ging um die CDU und ihre Haltung, speziell im Verhältnis zur AfD. Und als Chialo sagte, dass er eben auch Teil des Vorstands sei, hat Scholz ihm bescheinigt, dass er da eben nur der Hofnarr und das Feigenblatt sei. Was heißen soll, dass das nichts über die Haltung der CDU insgesamt aussagt. Chialo hat sich im Übrigen inzwischen doch geäußert. Er sieht sich verletzt und herabgewürdigt (was ich verstehen kann), macht Scholz aber keinen Rassismusvorwurf.
Abgesehen davon: Nach dieser Inszenierung kann ich Meck keinesfalls mehr als glaubwürdig ansehen, der Wortlaut ist also mit Vorsicht zu genießen. Aus meiner Sicht haben wir es hier mit einem handfesten Medienskandal zu tun.
Zitat von CobraBora im Beitrag #508Für mich zeigt dieser Vorgang aber auch auf, warum das Ansehen des Journalismus kontinuierlich sinkt.
Keine populäre These, aber das liegt an den Sozialen Medien. Viele klassische Medien arbeiten heute eher professioneller als vor 20 Jahren. Damals wurde halt nicht jeder Artikel vom Spiegel, Welt oder Focus zerfieselt, weil die meisten außerhalb der Kundschaft es gar nicht mitbekommen haben. Medienpluralismus und Meinungsfreiheit leben davon, dass es viele Medien mit unterschiedlichen Haltungen und Herangehensweisen gibt. Bedrohung sind eher neue Medien, die mit Fake News und Hetze im Auftrag von reichen Geldgebern manipulieren. Das ist aber nicht wirklich der Focus.
Ich stimme dir hier in vielen Punkte zu. Aber es liegt meiner Meinung nach auch daran, dass Redaktionen immer mehr kaputtgespart werden, zumindest im Regionalen (wenn nicht gar ganze Zeitungen verschwinden). Eine genaue Recherche ist oft gar nicht mehr möglich, weil sonst leere Seiten drohen.
Ergänzen möchte ich deinen Punkt mit den sozialen Medien übrigens dadurch, dass es heute vielen oft auf Tempo ankommt und nicht mehr auf saubere News. Wie oft müssen sich gerade die ÖR-Medien vorwerfen lassen, dass sie zu spät berichten. Dass sie eben nicht auf jeden Tweet anspringen, ist eigentlich löblich. Aber das zählt heute oft nicht. Es schreibt jeder von jedem ab. Und schon sind mehrere Quellen vorhanden - die eigentlich alle nur eine Ausgangsquelle haben.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Nochmal zu Chialo, auch wenn das Thema ja eigentlich durch ist. Chialo selbst hat die Aussagen als herabwürdigend und verletzend empfunden. Er hält Scholz aber nicht für ein Rassisten. So hat er es der dpa mitgeteilt. Nach einem Telefonat mit Scholz sei die Sache für ihn erledigt.
Paul Ronzheimer springt nun sogar Scholz zur Seite, wie er wohl in einem Podcast mitgeteilt hat. Zum einen habe es die klare Ansage des Gastgebers gegeben, dass alles Gesagte im Raum bliebe, quasi wie bei einem Hintergrundgespräch. Ronzheimer selbst habe keinen rassistischen Eklat gesehen, das müsse Chiallo selbst entscheiden.
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Das ist natürlich witzig, habe ich doch gerade gelernt, dass Vertraulichkeit in Hintergrundgesprächen innerhalb der Berliner Blase für JournalistInnen geradezu lebenswichtig ist. Das war zumindest das Argument dafür, dass die Story niemals ohne Chialo’s Einverständnis (10 Tage später) hätte veröffentlicht werden können. Nebenbei bemerkt konnte niemand davon ausgehen, dass Scholz seine Einwilligung dazu gegeben hat, aber das sind wohl Spitzfindigkeiten.
Wessen Geburtstag wurde da eigentlich gefeiert? Interessiert mich nur deshalb, weil ich gerne wissen würde, wer einen Raum für vertrauliche Gespräche schaffen wollte und trotzdem JournalistInnen einlud, und dann noch welche aus den Häusern Springer und Burda.
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auch das ist ja wieder nur Sarkasmus, weil es Dich nicht wirklich interessiert. bislang hast Du unter jede Erklärung geschrieben "das glaube ich nicht". habe da daher wirklich kein Interesse dran. :-)
Zitat von Lumich im Beitrag #518Wessen Geburtstag wurde da eigentlich gefeiert? Interessiert mich nur deshalb, weil ich gerne wissen würde, wer einen Raum für vertrauliche Gespräche schaffen wollte und trotzdem JournalistInnen einlud, und dann noch welche aus den Häusern Springer und Burda.
Mal davon abgesehen, dass diese Information in jedem Artikel zu dem Geschehen steht, und das natürlich auch eine Selbsterhöhungsveranstaltung des Einladenden ist: Ich war jahrelang auf einer Geburtstagsfeier einer (leider verstorbenen) Freundin eingeladen, die seit vielen Jahren in der oberen Verwaltungsdienstleistung einer Partei arbeitete. Ihr Bekannten- und Freundeskreis rekrutierte sich in großem Umfang aus Journalisten und Politikern und anverwandten Berufen; aber Menschen aus anderen Umfeldern - eben ich - waren da auch. So ist das halt. Auf meinen Parties lungern auch noch immer mehr oder minder bekannte Menschen aus dem Musikumfeld rum.
Es geht halt nur nicht beides: gleichzeitig Spitzenpolitiker und Journalisten einladen und Vertraulichkeit. Zumindest zeigt das dieser Fall sehr eindrucksvoll.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.