Zitat von sunday im Beitrag #1784ach, ich bin da etwas anderer Meinung. Mir geht es auch auf die Nerven, wenn an einem Strand oder einem Schwimmbad in meinem Land Frauen vollbekleidet ins Wasser gehen, während die dazugehörigen Männer Badehose tragen und mich im Bikini anglotzen ...
Zitat von Reverend im Beitrag #1786Eben, die Verklemmung wird dadurch ja nicht gelöst, sondern das Problem wird kriminalisiert und damit wieder in die vier Wände gezwungen.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #1785Aber was wird durch das Burkiniverbot besser? Dann kommen die Männer allein zum Glotzen, und die Frauen bleiben zu Hause.
Von mir aus können islamische Frauen hier bei uns baden/schwimmen, wie sie wollen. Es wäre allerdings schön, wenn ich bei einem Gegenbesuch zu einem Badeuralub in einem islamischen Land nackig ins Wasser springen und mir anschließend ein Sixpack am Strand genehmigen dürfte.
Leider funktioniert die Toleranz der Religionen/der unterschiedlichen Lebensweisen/-ansichten im Moment sehr einseitig.
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #1788Leider funktioniert die Toleranz der Religionen/der unterschiedlichen Lebensweisen/-ansichten im Moment sehr einseitig.
Das ist richtig, aber m.E. sollten wir nicht gegeneinander aufwiegen, sondern für uns entscheiden wie wir leben wollen. Wenn wir uns für die Freiheit entscheiden gilt das eben für alle, auch wenn es im Umkehrfall nicht so ist.
die worte von cobra möchte ich unterschreiben. wenn ich eine gesellschaftliche errungenschaft in unserem land als erhaltens- und verteidigenswert empfinde, dann ist es die in den nachkriegsjahrzehnten mühsam aufgebaute kritische liberalität, die mir bis vor kurzem unaufhaltsam an die stelle der althergebrachten nationalen engstirnigkeit zu treten schien. dass das fundament dieser denkweise dann doch sehr viel bröckliger ist als erhofft, macht mich schon seit geraumer zeit sehr betrübt. dennoch will und muss ich den gaulands und petrys meine perspektive auf die deutsche identität entgegenhalten: ich fühle mich in "national befreiten" ostdeutschen käffern fremder als im wedding oder in neukölln; und beim anblick eines burkinis am strand wird mir weitaus weniger bang als in der gaststube mancher provinzkneipe. mein deutschland mag ein anderes sein als das des durchschnittssachsen, aber es ist mir nicht weniger wichtig als ihm seines, und ich habe gewiss auch nicht weniger angst darum. wenn der schiss vor dem fremden hier endgültig die oberhand gewinnt, zerstört das meine heimat.
Da ich ja indirekt betroffen bin: so ein Aufmarsch wie in Lupino geht natürlich gar nicht, da ich nichts von Sippenhaft halte. Allerdings finde ich es genauso bizarr, wenn ein Haufen Arschlöcher Jugendliche mit Waffen angreift und verletzt, und das als Marginalie behandelt wird. Hallo, es gab fünf Verletzte, darunter eine schwangere Frau, und das ohne rassistische Konnotation. Wäre das in Deutschland passiert, würde kein Mensch in erster Linie über Burkinis diskutieren, sondern man könnte im Fernsehen nirgendwo mehr hinzappen, ohne über eine Sondersendung zu stolpern.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
grundsätzlich bin ich oftmals erschrocken, wie oft viele menschen zu denken scheinen, dass es für ein besseres leben mehr verbote bedarf. die erkenntnis, dass freiheit ein hohes gut ist, selbst wenn dies mitunter auch die freiheit bedeutet, sich für irrwege wie burkinis oder arschgeweihe zu entscheiden, findet für mein gefühl zu selten eingang ins kollektive bewusstsein.
was den burkini angeht, finde ich den gedanken nicht einmal abwegig, dass ein mensch selbst entscheidet, wieviel von seinem körper er öffentlich zeigen will, auch wenn er eine badeanstalt oder einen strand besucht. die haltung die man dahinter vermuten kann, hat leider herzlich wenig mit selbstbestimmung zu tun. es wäre allerdings absurd, den einteiligen badeanzug als mindestgrenze zu definieren. das hätte mit selbstbestimmung auch nicht sonderlich viel zu tun.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1793Da ich ja indirekt betroffen bin: so ein Aufmarsch wie in Lupino geht natürlich gar nicht, da ich nichts von Sippenhaft halte. Allerdings finde ich es genauso bizarr, wenn ein Haufen Arschlöcher Jugendliche mit Waffen angreift und verletzt, und das als Marginalie behandelt wird. Hallo, es gab fünf Verletzte, darunter eine schwangere Frau, und das ohne rassistische Konnotation. Wäre das in Deutschland passiert, würde kein Mensch in erster Linie über Burkinis diskutieren, sondern man könnte im Fernsehen nirgendwo mehr hinzappen, ohne über eine Sondersendung zu stolpern.
aus dem artikel konnte ich nicht herauslesen, welche der streitenden gruppen bewaffnet war. welche rolle rassistische oder sonstige fremdenfeindliche einstellungen auf welcher seite mitwirkten, kann ich ebenfalls nicht erkennen. festhalten kann man, dass auf beiden seiten die nerven offenbar sehr blank liegen und ein nichtiger anlass offenbar ausreichte, dass zwei gruppen gewaltsam aneinandergerieten. auch wenn ein getragener burkini wohl stein des anstosses war, würde ich das problem, dass dahinter stand doch eher woanders verorten.
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Ich bin aus französischen und korsischen Quellen selbst informiert. Die Verletzten sind durch die Bank weg Einheimische, die bewaffneten Angreifer haben wohl alle Maghreb - Migrationshintergrund. Von denen ging der Angriff auch aus, weil sie sich wohl durch die photographierenden Touristen der Lächerlichkeit preisgegeben fühlten und die korsischen Jugendlichen dazwischengingen, was zunächst eine Schlägerei zur Folge hatte.
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naja, soweit so schlimm… aber was folgt jetzt daraus? zu sagen, die einen erlassen doofe verbote, die anderen sind aber auch nicht ganz sauber - ist dieses die-und-wir-denken nicht auch teil des problems?
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Ich finde Burkinis hochgradig lächerlich. Und wenn ein Streit darum zu solchen Folgereaktionen führt, finde ich ein Verbot ehrlich gesagt gar nicht so undoof. Wenn die vielgepriesene Religionsfreiheit dazu führt, daß jeder hier in Ruhe sein mittelalterliches Frauenbild zementieren darf, während man eigentlich dachte, durch die hiesige Reform des Sexualstrafrechts mal auf dem Weg zu einem halbwegs vernünftigen, gleichberechtigten Umgang miteinander zu sein, läuft hier einiges verkehrt.
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dann musst du eher am mittelalterlichen frauenbild ansetzen als am burkini, der ja speziell dafür entwickelt wurde, frauen mit entsprechend restriktivem religiösem hintergrund den besuch öffentlicher bäder in liberalen gesellschaften zu ermöglichen, und in diesem sinne eigentlich ein freiheitliches und subversives kleidungsstück darstellt. ein verbot träfe vor allem die frauen, denen ein weiteres stück interkultureller begegnung verwehrt bliebe. ich sehe eine (möglicherweise weit hergeholte) parallele zur ostpolitik der 70er, als ein dialog mit moralischen zahnschmerzen die alternative zur ideologisch astreinen rigorosen abschottung darstellte, und aber letzten endes wohl mit dafür sorgte, dass eine gewisse innere einheit beider landesteile erhalten blieb.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1798Ich finde Burkinis hochgradig lächerlich. Und wenn ein Streit darum zu solchen Folgereaktionen führt, finde ich ein Verbot ehrlich gesagt gar nicht so undoof. Wenn die vielgepriesene Religionsfreiheit dazu führt, daß jeder hier in Ruhe sein mittelalterliches Frauenbild zementieren darf, während man eigentlich dachte, durch die hiesige Reform des Sexualstrafrechts mal auf dem Weg zu einem halbwegs vernünftigen, gleichberechtigten Umgang miteinander zu sein, läuft hier einiges verkehrt.
ich glaube, hier werden symbole überhöht. und dass sich leute um etwas streiten, und sei es auch, dass sie das gewaltsam tun, ist keine begründung für ein verbot, dass nebenbei zu einer weiteren verhärtung der fronten führen würde. burkinis sind bescheuert, aber kein grund in rage zu geraten und bestimmt auch keines verbotes würdig. eine befriedung, die man sich durch dieses verbot erhoffen könnte, wird so nie eintreten. eine pose der dominanz, die ich am ehesten hinter dem verbotsansinnen vermute, macht die lage nur noch schlimmer. hier geht es doch eigentlich nur darum, zu demonstrieren, wer hier das sagen hat. das wäre genau die art von spaltung, die sich extremisten und terroristen am meisten wünschen.
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Zitat von Lumich im Beitrag #1800hier geht es doch eigentlich nur darum, zu demonstrieren, wer hier das sagen hat.
Und was ist daran verkehrt? Für was haben wir ein Grundgesetz? Damit wir Ausnahmen gestatten, um unsere Weltoffenheit zu demonstrieren? Ich war schon die ganze Zeit offen Flüchtlingen gegenüber, und daran wird sich auch nichts ändern. Aber wer hierherkommt, sollte sich vorher vage darüber klar sein, was hier Usus ist und was nicht.
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