Zitat von Lumich im Beitrag #1800hier geht es doch eigentlich nur darum, zu demonstrieren, wer hier das sagen hat.
Und was ist daran verkehrt? Für was haben wir ein Grundgesetz? Damit wir Ausnahmen gestatten, um unsere Weltoffenheit zu demonstrieren? Ich war schon die ganze Zeit offen Flüchtlingen gegenüber, und daran wird sich auch nichts ändern. Aber wer hierherkommt, sollte sich vorher vage darüber klar sein, was hier Usus ist und was nicht.
was usus ist ist verhandelbar und wird ständig verhandelt und weiterentwickelt. gerade was das sittlichkeitsempfinden angeht, hat sich in den letzen 50 jahren doch einiges verändert. was den burkini angeht, gibt es bisher keinen usus, weil es den burkini noch nicht lange genug gibt. ausnahmen vom grundgesetz habe ich nie gefordert und weltoffenheit möchte ich nicht demonstriert wissen, sondern gelebt und praktiziert. im übrigen würde ich davon abstand nehmen, die burkini-trägerin als fremdkörper zu betrachten, und somit wieder in die wir-und-ihr-rhetorik zu verfallen. nicht "wir" müssen "den muslimen" erklären, was hier phase ist. auf diesem weg kommen wir zu nichts. so oder so kann man ebensowenig burkini-trägerinnen vereinheitlichen wie bikini-trägerinnen.
eine freundin von mir hat mir mal erzählt, wie sie urlaub machte in miami beach. sie bekam dort ärger von der strandpatroullie (oder wie auch immer man das nennt), weil sie einen stringtanga trug. nun kann man das furchtbar prüde finden und sich fragen, wie man sich durch ihren hintern so belästigt fühlen kann. auf der anderen seite kann man aber auch akzeptieren, dass es ein allgemeines sittlichkeitsempfinden in dieser gegend gibt, dass sie wohl überschritten hat. jetzt stellt sich doch die frage, ob sich das sittlichkeitsempfinden in unseren breiten dahinentwickelt hat, dass es ein mindestmass an freizügigkeit brauch, um den öffentlichen frieden nicht zu stören. an dieser stelle gäbe es doch wirklich etwas zu verhandeln - es gäbe einen anlass in dialog zu treten. man kann natürlich auch jedes signal, dass fundamentalistischen islam symbolisieren könnte, sofort als rotes tuch ansehen und sofort mit repressiven massnahmen reagieren (und dies auch noch mit freiheit begründen). ich fände erstere variante klüger, zumal es sich hier um frauen handelt, die baden gehen wollen und nicht um boko haram, die strandbesucher zwangsislamisieren.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Öhm, fällt irgendwem hier auf, dass ein Burkini-Verbot, sofern es auf etwas wie den korsischen Streit folgt - was der King ja indirekt als folgerichtig benannt hat - einmal mehr die Frauen bestraft, die ja wohl herzlich wenig für die Ausschreitungen können? Vermutlich wollten sie einfach nur baden. Sie haben weder darum gebeten, von irgendwelchen Touristen-Vollidioten fotografiert zu werden, noch darum, mit Harpunen und Äxten verteidigt zu werden. Nur mal nebenbei bemerkt. Was ein allgemeines Verbot von Burkinis angeht, bin ich ähnlich unsicher wie bei allen Verschleierungsdisputen -- ich sehe den immer wieder ausgeübten Zwang, aber auch Beteuerungen der Freiwilligkeit. Beidem ist mit Verboten nicht geholfen. Schwieriges Thema.
ich bleibe dabei: ich fühle mich scheisse, wenn ich im Bikini neben Frauen im Burkini baden gehe und die dazugehörigen Männer aber in einer westlichen Badehose antreten.
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #1804In Post #1799 betonst du die Einheit der Landesteile, in Post #1791 grenzt du die Sachsen aus. So habe ich das jedenfalls gelesen.
was die deutsche einheit angeht, so glaube ich, dass sie wesentlich steiniger verlaufen wäre bzw gar nicht stattgefunden hätte, wenn die beiden deutschlands über mehrere jahrzehnte so wenig kontakt gehabt hätten wie in den ersten jahren nach dem mauerbau. das gefühl, eine nation zu sein, konnte sich nur durch kulturellen und persönlichen austausch erhalten. dass in weiten teilen ostdeutschlands ein anderes bild dessen vorherrscht, was diese nation ausmacht, als in meiner heimatstadt, untermauert meine these eher; allerdings ist das durchaus auch ein stadt-land-konflikt, der im westen in geringerer ausprägung ebenfalls zu erleben ist. dass ich "die sachsen" als griffiges (und teilironisches) bild gewählt habe, bedeutet nicht, dass ich sie ausgrenzen will; ich kann ja nur mit klischees hantieren, um meine aus der luft gegriffenen gedanken zu illustrieren, und ich hab weder die zeit noch die mittel, eine fundierte studie über die folgen der deutschen teilung unter differenzierter berücksichtigung der sozialen diversität und der lokalen kulturgeschichte in auftrag zu geben oder auch nur zu exzerpieren.
Zitat von Mory im Beitrag #1806Öhm, fällt irgendwem hier auf, dass ein Burkini-Verbot, sofern es auf etwas wie den korsischen Streit folgt - was der King ja indirekt als folgerichtig benannt hat - einmal mehr die Frauen bestraft, die ja wohl herzlich wenig für die Ausschreitungen können? Vermutlich wollten sie einfach nur baden. Sie haben weder darum gebeten, von irgendwelchen Touristen-Vollidioten fotografiert zu werden, noch darum, mit Harpunen und Äxten verteidigt zu werden. Nur mal nebenbei bemerkt. Was ein allgemeines Verbot von Burkinis angeht, bin ich ähnlich unsicher wie bei allen Verschleierungsdisputen -- ich sehe den immer wieder ausgeübten Zwang, aber auch Beteuerungen der Freiwilligkeit. Beidem ist mit Verboten nicht geholfen. Schwieriges Thema.
hilfe wäre, wenn man frauen, die sich in einer zwangslage befinden tatsächlich hilft, sich aus dieser zu befreien, und zwar materiell und institutionell. kostet natürlich mehr als ein diskriminierendes verbot, das ohnehin kaum verfassungskonform sein dürfte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
immer wenn man denkt "wirrer geht's nicht", findet man einen leser-kommentar, der einen des besseren belehrt:
ZitatAm 21. August 2016 um 14:15 von Lichtblick33 Mann oh mann Wo reitet uns diese transatlantische Fähnchenregierung da rein? Raus aus der Nato, raus aus der EU und sofort einen Friedensvertrag für Deutschland. Das muss das Volk jetzt einfordern bevor alles zu spät ist. Die Kampfdrohnen in Israel sollten den Letzten aufwecken.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.