Hab mich mit der altmodischen Sprache - trotz Neuübersetzung - schwerer getan als erwartet. Aber schon ein sehr gutes Buch über Puritaner, Stigmatisierung und Emanzipation. Das Zollhaus vorne weg habe ich weggelassen, kann man machen, sagt der Autor im Vorwort.
Trotz des reißerisch - dämlichen deutschen Titels (Original: "Among The Thugs") ein sehr intelligenter, sarkastischer und am Ende desillusionierender Bericht eines Amerikaners, der sich in den späten 80ern und frühen 90ern unter diverse englische Hooligantruppen gemischt hatte und akzeptiert wurde, obwohl er sich nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dies aus Recherchezwecken für ein Buch zu tun. Demzufolge hält er oft eine ironische Distanz ein, und über einiges mußte ich herzhaft lachen. Wenn sich Hooligans nur gegenseitig auf's Maul hauen, ist mir das ziemlich Latte, aber Gewalt gegen unbeteiligte Personen mit damit verbundenem Herrenmenschengebaren, vor allem wie bei der WM 1990 in Cagliari, gehen absolut nicht. Davon abgesehen, daß mich mit Sardinien naturgemäß viel verbindet (da Korsen und Sarden sich als verbrüdert betrachten), war dieser nationalistisch aufgeladene Furor und diese Gewalt gegen Passanten und Anwohner dermaßen ekelhaft, daß ich mich ernsthaft freute zu lesen, daß dieser Mob von der italienischen Polizei formvollendet die Scheiße herausgeprügelt bekam.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
10 Jahre her das ich das gelesen hab. Der Grundstein für die unsäglichen Schwemme an Hooliganbüchern der letzten 15(?) Jahre. Kennst eines, kennste alle
Das hebt sich ziemlich ab, finde ich. John Kings "Football Factory" fand ich beispielsweise als Buch unterirdisch, aber zumindest authentisch... da finde ich die Verfilmung aber um Längen besser.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Nach der Hälfte war ich kurz davor, zu passen. Goosen ist ein sehr sympathischer Typ, und seine kicker- Kolumnen finde ich halbwegs unterhaltsam. Aber so schreibt er eben auch: unspektakulär, mit einem äußerst harmlosen Humor, sogar wenn es eigentlich bösartig werden sollte. Zudem ist er- was ich biographisch von ihm weiß- kein überaus interessanter Autor, so daß für ihn sein Protagonist wahrscheinlich schon die durchgedrehteste aller durchgedrehten Existenzen ist. Zumindest ich für meinen Teil kann da nur milde lächeln. Auch stilistisch liegt einiges im Argen: unwillikürliche Aneinanderreihungen belangloser Sätze, ohne daß dahinter Methode erkennbar wäre. Ein Haufen sinnloser "und"s, die das Lektorat scheinbar verpennt hatte (und... und... und und). Die haarsträubende Koketterie, daß der Ich- Erzähler während seines Studiums für seinen Schreibstil gelobt wird. Mit dem Zimmermannshammer zusammengeklopfte Dialoge und Situationen, manche unfaßbar plump konstruiert. Unwitzige Witze ohne ironische Distanz, zumindest keine, die man ihm abkauft. Warum ich es trotzdem fertiggelesen habe? Wahrscheinlich aus dem Grund, warum ich nach der zufällig gesehenen Folge einer Daily Soap automatisch auch die nächste schaue: man fühlt sich gegen seinen Willen unterhalten und will wissen, wie die ganze Chose endet. Da ich das Buch für einen Euro fünfzig im Second Hand erstanden habe, kann ich damit durchaus leben.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Von wegen "brief", von wegen "seven killings". Erzählt werden Vor- und Nachgeschichte eines Attentatsversuchs auf Bob Marley im Jahr 1976 aus der Sicht zahlreicher Beteiligter (Gangster, CIA-Leute, Musikjournalisten, ermordete Politiker). Jamaika muss in den 70er und 80er Jahren wirklich ein extrem gewalttätiges Pflaster gewesen sein. Ermordet werden im Lauf der Geschichte Hunderte von Menschen, allerdings erfährt man das immer nur aus erzählter Rede. Der Autor selbst tritt als Erzähler nicht in Erscheinung..
Was habe ich mich nun mehrere Wochen durch die knapp 700 Seiten gequält. Das lag nicht nur an der Sprache (je nach Bildungsgrad und kulturellem Hintergrund der jeweils erzählenden Figur ist eben der jamaikanische Slang mal mehr, mal weniger ausgeprägt, was sehr schwer zu lesen war). Nein, James spielt hier mit allen Kniffen postmoderner Literatur - Stimmengewirr, innere Monologe, fantastische Elemente, große Zeitsprünge. Im Mittelteil wusste ich seitenlang nicht, worum es gerade geht. Zum Schluss hin, wenn das Buch in New York spielt, habe ich mich etwas besser zurechtgefunden, und die Story erinnerte dann auch ein bisschen an die Bücher von Richard Price. Trotzdem war mir das insgesamt zu verkünstelt und verästelt und voller unzureichender Querverweise auf Musik, Politik und andere Erzählstränge vor 300 Seiten, die man auch wieder vergessen hatte. Dadurch war (mir) eine Identifikation mit irgendeiner der Dutzenden Figuren nicht möglich, was meine Lesefreude grundsätzlich trübt
Jetzt muss ich erstmal was mit klarer Sprache und einer stringenten Story lesen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
ZitatZudem ist er- was ich biographisch von ihm weiß- kein überaus interessanter Autor, so daß für ihn sein Protagonist wahrscheinlich schon die durchgedrehteste aller durchgedrehten Existenzen ist.
Für mich ist das nicht komisch. Da ich nicht brav war, habe ich in meinem Leben schon genug Leute kennengelernt, die um einiges durchgeknallter waren als Goosens Protagonist, den ich um einiges als harmloser und langweiliger ansehe, als ihn der Autor zu finden scheint. Zudem ist das durch das Wort "wahrscheinlich" kein Argument, sondern nur eine Annahme.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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es ist aber schon eine unterstellung, dass der autor seinen protagonisten als durchgeknallt betrachtet bzw. so anlegt. und es gibt sicher eine menge autoren in der literatur(geschichte), die ein weitaus ereignisarmes leben geführt und trotzdem spannende bücher geschrieben haben.
Es gibt ja sogar Neider, die behaupten, dass Karl May gar nicht mit Winnetou durch die Gegend gezogen ist. In diesem Fall stimmt das aber ja sicher nicht.
Zitat von kafkaktus im Beitrag #327es ist aber schon eine unterstellung, dass der autor seinen protagonisten als durchgeknallt betrachtet bzw. so anlegt.
So habe ich das gelesen. Ich streite nicht ab, daß ich mich irren könnte.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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