Ich mag Saramago auch sehr gern und hab schon einige Romane von ihm gelesen, aber eines macht mich jedes mal wahnsinnig: Was ist so schwer daran, gelegentlich mal einen Absatz zu machen?
Punktabzug erhält er jedoch für Altersblödheit: Dies sorgte erst kurz vor seinem Tod noch für Irritationen, als Saramago in seinem Internetblog, den er über fünf Jahre betrieb und in dem er seinem Zorn über die Verhältnisse freien Lauf ließ und nicht nur scharfe Kritik am globalisierten Kapitalismus, an Politikern wie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi oder Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy oder auch am Papst übte, sondern in vielen Notaten auch die israelische Besetzungspolitik geißelte – und die israelische Armee mit der deutschen Wehrmacht verglich. Dies trug ihm wie schon 2002, als er in palästinensischen Flüchtlingslagern den „Geist von Auschwitz“ entdeckte, Antisemitismusvorwürfe ein.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Eine Kindheit in den 70ern und 80ern und immer mit dabei, die Musik von Pink Floyd. Wer, wie ich, Mitte der 60er Jahre geboren ist, dem wird vieles bekannt vorkommen. Wer aus der Gegend um Düsseldorf kommt, vielleicht noch mehr. Ich bin erst bein zweiten Kapitel, aber schon jetzt werden große Teile des Gefühlsspektrums abgedeckt.
Ich bin durch und kann sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat.
ZitatDie 70er-Jahre. Eine Vorstadt. Das Westdeutschland der letzten Baulücken, der verstockten Altnazis, der gepflegten Gärten. Die Kriegsgräuel sind beiseitegeschoben, zum Essen geht es in den Balkan Grill, die Einbauküche daheim überzeugt durch optimale Raumnutzung. Für den 10-jährigen Jungen aber ist es eine Welt der Magie, der geheimen Kräfte, des Kampfs des Bösen gegen das Gute. Der Leitstern des Jungen in diesem Kampf ist die große Schwester – das Kind Nr. 1 der Familie. Sie ist herzkrank und sehr lebenshungrig. Mit trockenem Humor und großer Aufsässigkeit stemmt sie sich gegen alle Bedrohungen, nicht zuletzt mithilfe der vergötterten Band Pink Floyd aus dem fernen London, den Kämpfern gegen das Establishment, deren Songs alles zum Glänzen bringen.
Das Ganze lebt von der Situationskomik und die aberwitzigen Dialoge, deren Protagonisten wahlweise aneinander vorbei reden oder nicht zuhören. Das ist alles sehr lustig und ich habe häufig gelacht, auch wenn dahinter eine gewisse Trostlosigkeit hervorschaut. Wem Pink Floyd, The Sweet, The Mothers Of Invention oder Heino ein Begriff sind oder auch Allianz Versicherung, Dunhill, Ernte 23, Gurman Platte oder Citroën DS, der könnte ja mal reinlesen.
Nicht ganz passt aus meiner Sicht der "Epilog".
In dem springt der Autor in das Jahr 2018 und schreibt hauptsächlich über Roger Waters und seine Beziehung zu ihm. Mir ist schon klar, was er damit bezweckt, aber für mich wirkt das wie schief angepappt.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
OK, danke für den Tip. Für sowas bin ich eigentlich immer zu haben. Mein Vater hat Ernte 23 und Dunhill geraucht, mein Onkel Kurmark und mein Opa Overstolz. Mehr 70er geht nicht.
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Zitat von faxefaxe im Beitrag #1611Alexander Gorkow ist halt schon so ein SZ-Schnösel
In den letzten 10 Jahren lag unter allen Kollegen, die ich kennengelernt habe, die Schnöselquote bei 97%. Das ist also nix Neues. Interessanterweise sind zumeist die von ihrer vermeintlich künstlerischen Mission durchdrungen, die die größten Pfeifen sind.
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Da jetzt überall die Neuübersetzungen grassieren, habe ich mir seit dreißig Jahren noch mal das Original zur Brust genommen. Und: Poah, ist das ein hartes Buch! Speziell das letzte Drittel ist so dermaßen trostlos (und brutal), dass ich ziemlich geschockt war. Man verbindet dieses Werk ja immer nur mit der totalen Video- und Tonüberwachung, aber es ist alles noch viel schlimmer. Orwell ist ein exzellenter Autor, seine Sprache hat es mir sehr angetan. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings das "Buch", das dem Protagonisten irgendwann in die Hand fällt und aus dem wir dann Auszüge in epischer Breite mitanlesen dürfen; politische und gesellschaftliche Analysen, die den Handlungsfluss komplett stoppen. Das hätte er besser in den Appendix auslagern sollen, wo sich auch eine längere Erklärung zur Funktionalität von "Newspeak" findet. Egal, ich bin extrem beeindruckt.
Mal einen Lokalkrimi aus der "Nachbarschaft" (Schwäbisch-Hall) zwischendurch. Locker leicht zu lesen, in zwei Abenden ist man durch. Wer's mag. Gibt auch langweiligere Literatur.
Bei einem Buch über einen Hund, das „Der Freund“ heißt, hatte ich etwas betulicheres erwartet, darum lag es hier lange rum. Ich hatte es meiner Schwester geschenkt, sie ist Hundetrainerin und ihrer ist ihr Ein und Alles. Es geht um eine Autorin, deren bester Freund sich umgebracht hat, sie erbt seine alte Dogge und sie trauern gemeinsam. Ein schönes, melancholisches, skizzenhaftes Buch, in dem es auch oft um den Literaturbetrieb geht.
Zitat von LFB im Beitrag #1617Ich hatte es letztes Jahr nochmal gelesen. Ja, immer noch super. Für mich funktioniert auch die "Buch im Buch"-Passage so wie sie ist.
+1
interessant übrigens der artikel über die diversen übersetzungen, den die alte forumskollegin lisn neulich andernorts in die timeline gestellt hat. wenn ich ihn wiederfinde, geb ich ihn hier mal rein. eine von denen hat mich dann schon sehr interessiert - wenn ich höre, dass sich jemand traut, bei der übertragung größere bögen zu schlagen, und statt sklavischer übersetzungstreue die sachen mehr von hinten zu denken, krieg ich immer spitze ohren. die werd ich mir gelegentlich mal zu gemüte führen.