Würde mal sagen: Themen sind oft Enge eines Dorfes und Herkunft, gern in den Bergen, eine Person wird dann mit dem Draußen konfrontiert oder kommt zurück. Das fällt für mich so unter Heimatroman.
Und steht auf der Longliste des deutschen Buchpreises (siehe auch "Dorfroman").
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Ich habe mal wieder meinen nun erfreulich übersichtlichen Nachttischstapel mit den "Dauerbrennern" reduziert ... ich glaube, daran habe ich vier Jahre herumgelesen. Über 900 Seiten mit jedem Reim, den er jemals veröffentlich hat, sind manchmal ein hartes Brot, vor allem bei jemandem, der sich um Nebensächlichkeiten wie "Zeilenlänge" oder "Metrik" nie geschert hat; 50% seiner herrlich absurden Ideen, seien sie nun versponnen - naiv, albern oder rüpelhaft - versoffen, mag ich trotzdem sehr; 30 % der Gedichte sind reichlich belanglos, 15% schlecht und 5% unterirdischer, unanbietbarer Scheißdreck, der gerne im Orkus hätte verbleiben können; dies mal über den Daumen gepeilt. War im großen und ganzen doch eher unterhaltsam, vor allem, da ich selbst gerne Ringelnatz immer mal wieder zitiere, wenn mir danach ist; @Mory kennt diese Macke von mir noch ziemlich gut. Für den Preis (ein knapper Zehner bei Zweitausendeins) kann man damit nicht viel verkehrtmachen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
"England, 1866: Als Elsie den reichen Erben Rupert Bainbridge heiratet, glaubt sie, nun ein Leben im Luxus vor sich zu haben. Doch nur wenige Wochen nach ihrer Hochzeit ist sie bereits verwitwet. Und dazu schwanger. Elsie bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. Da ihre neuen Diener ihr gegenüber äußerst reserviert sind, hat Elsie nur die ungeschickte Cousine ihres Mannes zur Gesellschaft. Zumindest glaubt sie das. Doch in ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin ..."
Nicht ganz so packend wie der Thriller "Das Korsett", ist dieser Purcell-Roman dennoch ausgesprochen mitreißend und spannend. Purcell nimmt ihre Leser*innen mit in ein viktorianisches England, in dem man lieber nicht leben will. Aber ein paar Tage - solange man eben das Buch liest - hält man es da ganz gut aus. Ihre Beschreibungen sind lebendig, ihre Figuren glaubhaft und teils sogar liebenswert, die Geschichten unglaublich. Es gibt im Deutschen noch zwei Romane von ihr - "Das Porzellanhaus" und "Der Schattenriss" -, die ich sicherlich auch noch lesen werde. Eine kleine Flucht in die Vergangenheit garniert mit leichtem Grusel - genau das Richtige für finstere Novembertage!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Craig Bromberg: The Wicked Ways Of Malcolm McLaren (1989)
in einer älteren englischen Taschenbuchausgabe, zu der es nur ein Winzphoto gibt.
Meine Fresse, war das ein Riesenarschloch. Ernsthaft. Kann man das clevere Lancieren der Sex Pistols (die tatsächlich in erster Linie ein Produkt waren, ähnlich wie später Take That oder die Backstreet Boys, wenn sie auch einen durchaus erfreulichen Nebeneffekt hatten) durchaus noch für schlitzohrig halten, wird es später echt finster. Ein geld - und aufmerksamkeitsgeiler Opportunist, der für seinen persönlichen Status quasi über Leichen ging; der Prototyp eines klassischen Halsabschneiders. Und wer da noch einen Funken Sympathie hat, sollte mal die Kapitel über Bow Wow Wow und das "Chicken" - Fanzine lesen, als er noch nichtmal vor dem psychischen Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen und dem Erzeugen von Pädophiliephantasien zurückschreckte (das waren die frühen 80er ... hatten wir ja hierzulande auch, und trotzdem möchte man ellenweit kübeln), um in die Schlagzeilen zu kommen. Bei mir ist er damit komplett untendurch, aber da er sowieso tot ist, juckt das niemanden mehr.
Es ist übrigens keine zusammengestoppelte Sensationsmache, sondern Bromberg hat jahrelang quasi jede(n) interviewt, der jemals mit ihm zu tun hatte ... Vivienne Westwood, die restlichen Pistols, Bow Wow Wow, Trevor Horn, ingesamt 170 Leute.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Vasquez-Lavado: Im Schatten des Mount Everest. Sehr bewegende Geschichte einer Peruanerin, die als Kind sexuell missbraucht wurde, und wie ihr die Berge (und vor allem die Besteigung des Mount Everest ihr geholfen haben, zu sich zu finden. Kann man gut lesen, auch wenn man nicht besonders bergsportaffin ist.
eine kindheit im schatten der nazi-vergangenheit (und gegenwart) der gesellschaft - nichts neues also. was mich aber überrascht: wenn selge das wirklich selber geschrieben hat (und das wird er), schreibt er verdammt gut. ein absolut toller "coming-of-age-roman".
Johanna Sebauer: Nincshof Auch eine Art Heimatroman: In einem kleinen österreichischen Dorf an der Grenze zu Ungarn beschließt eine Gruppe, ihren Ort aus der Öffentlichkeit und dem kollektiven Gedächtnis zu löschen, damit er in Vergessenheit gerät und alle ihre Ruhe haben. Allerdings passt das nicht mit den Plänen eines aus Wien zugezogenem Pärchen zusammen. Nette Idee charmant umgesetzt, witzig aber nicht klamaukig, bildlich und einfallsreich erzählt, vielleicht hier und da etwas nah am Kitsch, aber ich hab's als leichte Lektüre gern gelesen.
T. C. Boyle: Die Terranauten Ich hab schon bessere Romane von ihm gelesen, zumal man aus dem Stoff mehr hätte rausholen können: Boyle, der übrigens gestern auch schon immer 75 Jahre alt geworden ist, widmet sich dem Biosphäre-2-Experiment. Anfang der 1990er Jahre wurden acht Menschen in einem riesigen Gewächshaus zwei Jahre eingeschlossen, um das Leben in einem geschlossenen Ökosystem zu untersuchen – das Ganze begleitet durch einen enormen Aufwand an Publicity. (Fun Fact: Die folgende Mission leitete übrigens Steve Bannon.) Der Roman, der eine fiktive Crew begleitet, konzentriert sich vor allem auf die sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppe und mit den Organisatoren außen. Mir war das teilweise zu viel Soap, zumal alle Personen durchweg unsympathisch sind. Ich hätte mir da einen größeren Rahmen gewünscht, aber da wäre das ein anderes Buch gewesen.
Dirk Gieselmann: Pearl Jam Das ist das erste Buch, was ich aus dieser KiWi-Musikbibliothek gelesen hab, in der prominente Autoren über einen sehr persönlichen Zugang einer Lieblingsband nähern. Finde ich generell einen spannenden Ansatz, bei Gieselmann geht mir die Band allerdings etwas unter. Ich mag den Autor eigentlich sehr gern, seit seiner 11Freunde-Zeit. Einerseits weil er gut und wortreich beschreiben kann, andererseits weil da immer so eine wehmütige Melancholie mitschwingt. Dass er anscheinend immer auch literarische Ansprüche verfolgt hat, wurde ihm allerdings vor einigen Jahren zum Verhängnis, als er über eine Art kleinen Relotius-Skandal gestolpert ist. Hier erzählt er, wie er als Jugendlicher in der Provinz nach musikalischer Identität sucht und schließlich beim Grunge landet. Der Ton ist bekannt, und ich hab es auch gern gelesen, aber Pearl Jam sind hier etwas austauschbar. Caroline Dodds Pennock: On Savage Shores. How Indigenous Americans Discovered Europa (Sachbuch) Spannender Perspektivwechsel: Die britische Historikerin spürt den Indigenen aus Nord-, Mittel- und Südamerika nach, die im Zuge der „Entdeckung“ Amerikas nach Europa gelangt sind bzw. meistens unfreiwillig verbracht wurden. Sie räumt denen Raum ein, die meist nur als Fußnote erwähnt werden, beschreibt deren Eindrücke – soweit das die Quellenlage zulässt – und versucht so die andere Seite der Medaille zu zeigen, die bisher weitgehend unausgefüllt geblieben ist. Dabei kommen erstaunliche Biographien zutage. Es war bei weitem nicht so eine Einbahnstraße, wie üblicherweise erzählt wird – einige von ihnen kehrten auch zurück.
Ich habe lange kein Buch mehr abgebrochen, aber "Kaltblütig" von Truman Capote werde ich nach 50 Seiten beenden. Ich finde schon die Grundausrichtung des "Berichtes" fragwürdig, was mich allerdings endgültig aus dem Rennen kickt, sind diese endlosen, überflüssigen Details.
Eine Autobiographie, wie sie sein sollte: unterhaltsam, voll intelligentem Humor und Selbstironie. Hebt sich deutlich von allen Musikerbiographien ab, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ab und zu hat es ein paar Längen, wenn er den studierten Musiker heraushängen läßt, aber dafür gibt es ein paar herrlich lakonische zitable Zeilen:
"I took cocaine, but I liked it too much to let it become a habit."
Hätten ruhig 150 Seiten mehr sein dürfen, und ein größeres Kompliment kann man eigentlich nicht machen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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