Zitat von G. Freeman im Beitrag #2025Ein sogenannter Sam Levinson.
Aber "Euphoria" ist doch schon gelungen...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Marla Singer im Beitrag #2024Wörter wie "geilomat" und "oberaffentittengeil" benutzt
Jessas, wie grauenhaft. Ich fang gleich an zu schreien. Seit zwanzig Jahren sind die nicht out. Letzteres war schon in den späten 80ern ein schauriges Fossil, das nur noch um Originalität bemühte Langweiler benutzt haben.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Nach dem Strobel-Martyrium kam zum Glück direkt ein tolles Buch. "H wie Habicht" von Macdonald hat mir damals auch schon wahnsinnig gut gefallen. "Abendflüge" ist nun eine Sammlung von Essays zum Thema Natur (im weitesten Sinne). Die Sprache ist wunderschön und Macdonald hat mich in wirklich vielen Kapiteln zum Nachdenken angeregt. Ich habe es als eBook via Onleihe gelesen, werde es mir aber definitiv physisch kaufen, weil ich das sicherlich immer mal wieder lesen möchte. Vorzugsweise werde ich es auf Englisch besorgen, weil ich mir vorstellen kann, dass die Sprache im Original noch schöner ist.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Ein hervorragend konzipiertes und sehr gut erzähltes Buch, das vollkommen zu recht gelobt wird. Leider hat es mich persönlich eher gelangweilt und wenig berührt, was vermutlich daran liegt, dass ich jede einzelne Figur mit Inbrunst hasse. Ich hasse aber nicht gern, weshalb ich vermutlich nach 100, 150 Seiten abgebrochen hätte. Allerdings war das Buch ein Geschenk einer lieben Freundin, die es sehr, sehr mag, also hab ich durchgehalten. Angelegt wie eine griechische Tragödie mit entsprechenden Motiven und auch Aufteilung wird ein Stückchen Interpretation vorgegeben, der Rest ist ein bisschen Mord- und Mördergeschichte. Wer mit selbstverliebten Arschlöchern umgehen kann und sehr geschwätzige Romane mit unzähligen Anspielungen mag, sollte unbedingt zugreifen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2031Die Bewertung kann ich ganz gut nachvollziehen. Ich habe es insgesamt sehr gern gelesen, fand aber den Distelfink deutlich besser.
Ich bin noch unsicher, gebe Tartt aber vielleicht doch noch eine Chance - eben mit dem Distelfink. Immerhin lese ich sonst geschwätzige romane mit unzähligen Anspielungen recht gern.
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Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, nur daran, dass ich mich sehr geärgert hab über das Buch. Es verlässt sich nur auf das Setting, die Handlung hingegen ist völlig vorhersehbar und spannungsarm, eitel geschrieben, dieser Bezug zur griechischen Tragödie absolut unglaubwürdig und die Personen sind wirklich kaum zu ertragen, wobei das bei den meisten zugegebenermaßen wohl auch beabsichtigt ist.
Mario Vargas Llosa: Der Krieg am Ende der Welt (1981)
Das Ganze basiert auf realen Ereignissen aus dem Jahr 1897:
Canudos liegt in der kargen Landschaft des Sertão, die Ende des 19. Jahrhunderts von großer Armut geprägt war. Seit den 1870er Jahren zog Antônio Conselheiro als Wanderprediger durch Bahia, kümmerte sich um die dortigen Kirchen und Friedhöfe und scharte eine wachsende Zahl von Anhängern um sich. Diese kamen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten und Ethnien. Sowohl Händler als auch verarmte Bauern, geläuterte Kriminelle, ehemalige Sklaven und Mestizen waren unter ihnen. 1893 ließ sich die Gemeinschaft in der Fazenda Canudos nieder und nannte die Siedlung „Belo Monte“ (portugiesisch Schöner Berg). Durch den ständigen Zustrom neuer Anhänger wuchs die Siedlung zu einer Stadt von 20.000 bis 30.000 Menschen an. Conselheiro hatte bei den Menschen in Canudos einen messianischen Status und sie führten ein einfaches und vom Glauben bestimmtes Leben. Ein wesentlicher gemeinsamer Nenner der Bewohner war die Ablehnung vieler Maßnahmen der erst 1889 gegründeten brasilianischen Republik. Die Zivilehe, neue Steuergesetze, die Schulpflicht und eine groß angelegte Volkszählung wurden als unchristlich und unterdrückend angesehen. Von der brasilianischen Regierung wurde die Sekte deshalb als monarchistische Bedrohung angesehen, und man bereitete ihre gewaltsame Auflösung vor.
Vor diesem Schauplatz führt Vargas Llosa mehrere fiktive Figuren ins Feld, deren Erlebnisse er mit den realen Ereignissen verwebt. Das Buch ist teilweise packend und spannend geschrieben, obwohl es von den Figuren, Ortsangaben und zeitlichen Abläufen her total unübersichtlich ist; außerdem experimentiert er mit diversen Erzählperspektiven. Die Geschichte selbst ist nichts für Zartbesaitete: auf 750 Seiten wird quasi durchgehend massakriert, verstümmelt, aufgeschlitzt, kastriert und vergewaltigt, bis einem diese Anhäufung brutalster Gewalt phasenweise komplett zum Hals heraushängt. Dazu kommt noch ein erfundener schottischer Anarchist, dessen Erlebnisse und Ansichten zu Canudos in Form von minutiösen Berichten geschildert werden, die er an eine Zeitung in Lyon schreibt; das ist schon ganz große Kunst.
Ich hatte von Vargas Llosa bisher nur "Tod in den Anden" gelesen, das ich eher enttäuschend fand, vor allem das Ende; dieses wirre Gemetzel hier ging mir im gleichen Maße auf den Zeiger, wie ich es dann doch phasenweise kaum noch aus der Hand legen konnte. Damit könnte es eigentlich gut sein lassen; leider kommt kurz vor dem Ende noch eine unfaßbar widerliche Vergewaltigungsszene, die nicht nur noch schwerer zu ertragen ist als die anderen Vergewaltigungen in dem Buch, sondern deren Motivation und Auflösung ich extrem fragwürdig finde, so daß sie einen extrem schalen Nachgeschmack hinterläßt. Ob ich das Buch wirklich empfehlen würde, weiß ich nicht; jede(r) muß selbst wissen, ob er/sie sich das antun möchte.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Der große Klassiker der französischen Romantik (sagt man). Eine Mischung aus "Stand by Me", Disney, Bridgerton und eben Frankreich um die Jahrhundertwende. Man merkt dem Roman an, dass er alt ist, aber nicht, dass er über 100 Jahre auf dem Buckel hat. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht jedermanns Sache ist, weil Traum und Wirklichkeit schwer auseinander zu halten sind und das Tempo doch eher langsam gehalten ist, aber mir hat der Roman sehr viel Spaß gemacht. Am Ende hat er mich sogar sehr berührt.
Ethan Hawke - Hell strahl die Dunkelheit
Am Anfang des Buches ist die Hauptfigur ein narzisstisches, egozentrisches Arschloch und am Ende ist er...ein narzisstisches, egozentrisches Arschloch. In diesem Kopf wollte ich mich eigentlich nicht über 300 Seiten lang aufhalten, zumal Selbsterkenntnis oder Entwicklung höchstens in homöopathischen Dosen zu erkennen sind. Frauen sind in diesem Buch ausschließlich Antagonistinnen, die Männer verführen oder in lieblose Ehen verwickeln. Sie wollen - natürlich - alle mit unserem "Helden" schlafen, ist ja klar. Dass sie bei besonders hartem Sex währenddessen durchgehend heulen, ist nicht so wild, denn sie wollen es ja selbst so und ER fühlt sich danach fantastisch. Unser gequälter, Shakespeare-verehrender Künstler, er hat es wahrlich nicht leicht. Selbstmitleid und Misogynie, eingerahmt von Kalendersprüchen und einer Sprache, die eins zu eins aus einem mittelmäßigen Actionfilm aus dem Jahr 1997 stammen könnte.
Die grau-en-haf-te Übersetzung kommt noch hinzu. Nachdem sich der Protagonist während einer Aufführung an der linken Wange verletzt, wird einige Seiten später geschrieben, dass er beim Essen auf der "richtigen Seite" kauen würde. An anderer Stelle will jemand für eine "heiße Sekunde" reden. Ich verstehe nicht, wie so etwas ungesehen durch's Lektorat rutscht, aber sei es drum. Auch bei gelungener Übersetzung wäre das Buch nicht lesenswert.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Absolut großartig. Sprache, Form, Inhalt, alles. Es handelt sich um Hugo Hamiltons Kindheitsmemoiren. Der Mann hat eine interessante Ausgangslage: seine Mutter emigriert nach dem zweiten Weltkrieg nach Irland, auf der Suche nach etwas anderem, etwas besserem. Dort lernt sie Hugos Vater kennen, der irischer Nationalist ist. Im Haushalt darf fortan nur Irisch oder Deutsch gesprochen werden. Somit sitzen die Kinder zwischen allen möglichen Stühlen, dürfen kein Englisch reden und gehören nirgendwo dazu. Von den anderen Kindern werden sie als Nazis beschimpft. Das ist bisweilen hart zu lesen, auch die Erinnerungen der Mutter sind alles andere als fröhlich. Und dennoch zieht einen dieses Buch nicht komplett runter, weil es einfach so faszinierend geschrieben ist, aus der Sicht eines Kindes, das viele Dinge nicht verstehen kann. Lest das, gibt es auch übersetzt.
Autofiktionaler Roman, in dem - verkürzt gesagt - ein Mädchen schildert, wie sie die Ehe ihrer Eltern im Laufe mehrerer Jahre wahrnimmt. Besonders im Fokus steht die psychische Gewalt des Vaters, der die Mutter permanent wegen ihres (Über-)Gewichts unter Druck setzt. Habe ich sehr gerne gelesen.
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Hinein in die Berliner Spießerhölle linker Ausprägung und in die Gedankenwelt einer Frau um die 40, die in einem Lebensmodell gefangen ist, in dem sie sich nicht wohlfühlt. Ich würde ausrasten, wenn ich in diesem Haus wohnen würde. Stellings Figur führt eine Art 200-seitigen Gedankenmonolog mit sich selbst, sehr faszinierend zu lesen. Das Ende ist bitter.