Geht mir ähnlich, aber der Trailer zur Serie sieht mal richtig bescheiden aus, da bleib ich direkt bei den Büchern. Im Gegensatz zu Silo, da lohnt die Serie total (bislang).
Da machen sie eine Serie draus? Oh je. Ich habe den ersten Band auch gelesen und fand den ziemlich kompliziert, sprich naturwissenschaftlich herausfordernd für Menschen wie mich. Bin sicher, dass sie die Serie ordentlich runterdummen werden.
War die sogenannte Gegenwart, oder? Habe auch gezuckt. Aber bin so gar kein SciFi-Fan, und Ijoma (dessen Urteil auch nicht immer zu trauen ist) hat gesagt, es sei leicht zu lesen, literarisch aber nicht so toll. Berichte mal.
Mal wieder was Gutes aus dem Bücherschrank. Packendes Buch, hab mich durch die 740 Seiten richtiggehend durchgefräst. Alex Haleys Ahnenforschung, die bis ins Jahr 1750 nach Gambia zurückreicht und dann der besseren Lesbarkeit wegen in Romanform erzählt wird. Hat einige nicht allzu gravierende Längen, und es gibt viel religiöses Geschwafel sowie einige Personen, deren persönliche Ansichten in der heutigen Zeit unanbietbar sind (und damit meine ich nicht die Weißen; deren Ansichten stehen eh nicht zur Diskussion). Und ja, das Wort "Nigger" kommt ca. 827mal vor und wird in erster Linie von Schwarzen benutzt (weswegen ich es hier auch ausschreibe); damit mögen manche ein Problem haben, wobei es weißen (nicht nur) mitteleuropäischen Menschen nicht zusteht, Schwarzen vorzuschreiben, wie sie sich in bezug auf sich selbst auszudrücken haben. Manche Passagen sind schwer auszuhalten, und das Buch öffnet einem auch die Augen für gewisse Zusammenhänge; da die Geschichte exemplarisch für Millionen andere steht, ist es auch nicht relevant, ob sie sich genauso zugetragen hat; irgendetwas hat sich betimmt in jedem einzelnen Sklavenschicksal exakt so zugetragen. Aber auch das Nachvollziehbarmachen, wie es ist, jemandem zu gehören, ohne daß man auch in kleinsten Dingen frei über sein Leben verfügen darf, ist Alex Haley sehr gut gelungen und macht teilweise wütend und bedrückt.
"Roots" endet bei Alex Haley selbst und der Entstehungsgeschichte dieses Buches. Es lohnt sich, bis dahin durchzuhalten.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Bissl ähnlich wie der Kommentar zum neuen von Rebecca Makkai: Das liest sich gut weg, will aber bissl viel (Zerfall einer Ehe, Gentrifizierung, Shitstorms, Selbstoptimierung mit Hilfe von Apps, Kinder im Medienzeitalter, Placebos ua als Themen) und ist etwas streberhaft angelegt wie aus einem Schreibworkshop. Dazu ein arg kitischiges Ende. Aber schlecht ist es auch nicht. :-)
Wenn ich nicht gegen Geld lesen muss, hab ich viel mehr Zeit, aus Spaß zu lesen. Zehn Bücher waren es im Februar, allerdings inklusive einiger Kurzgeschichten/ Novellen.
Den Anfang macht Laura Purcell - Der Schattenriss.
Wieder ein viktorianischer Thriller der Queen der viktorianischen Thriller. Ich hab nach Das Korsett und Die stillen Gefährten definitiv Blut geleckt! Auch die Geschichte um Agnes, die am Hungertuch nagende Profilschneiderin, und Pearl, das (vermeintliche?) Geistmedium, die aufgrund einer unheimlichen Mordserie im englischen Bath aufeinandertreffen, überzeugt auf ganzer Linie. Wieder hat Purcell eine ungemein graue, triste Stimmung eingefangen und das ganze Unglück ihrer Protagonistinnen überzeugend und spannend in eine sorgsam ausgearbeitete, eng verwobene Geschichte gegossen. Wer Spannung und Grusel fast ohne Blut mag, ist bei Purcell eindeutig richtig.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Ein paar Kurze von Karin Slaughter, meiner Lieblings-Thrillerautorin:
Ewiger Atem Charlie Quinn, die geneigte Lesende aus dem Roman "Die gute Tochter" kennen dürften, arbeitet als Anwältin und muss sich mit einem Fall herumschlagen, in dem alles anders ist, als es scheint: Die junge Flora will sich von ihren Großeltern emanzipieren, weil die angeblich ihr geerbtes Treuhandvermögen verprassen. Charlie soll und will helfen. Nur wie? Spannend und kurzweilig, wie üblich. Und fies - auch wie üblich. Ein typischer Slaughter und aufgrund der kompakten Länge - es ist eine Novelle - gut für den Einstieg, wenn man sich mit Slaughter beschäftigen will.
Tote Blumen Ein Kurzgeschichten-Prequel zum sehr guten Roman "Pretty Girls": "Julia Carroll ist ein Glückskind. Sie ist schön, eine begabte Studentin, eine wunderbare Tochter und Schwester. Sie arbeitet ehrenamtlich mit obdachlosen Frauen. Eines Tages hält sie vergeblich Ausschau nach einer Gleichaltrigen, die noch nicht lange auf der Straße lebt. Das Mädchen ist hübsch, blond und hat blaue Augen - und scheint wie vom Erdboden verschluckt. Julia ist vom Verschwinden der jungen Frau äußerst beunruhigt, denn sie ist nicht die Erste, die als vermisst gilt." Auch ohne "Pretty Girls" zu kennen, kann man diese spannende Erzählung genießen. Kennt man den Roman, ist der Einblick in die Familie umso interessanter.
Goldwäsche - gemeinsam mit Lee Child Slaughters Ermittler Will Trent (♥) und Childs Jack Reacher: "Will Trent ermittelt undercover auf Fort Knox, der Militärbasis der US-Army. Der Auftrag: einen Mord aufklären, der vor 22 Jahren passiert ist. Der Name des mutmaßlichen Mörders: Jack Reacher. Reacher verfolgt auf Fort Knox seine ganz eigene Mission. Er will einen gefährlichen Verbrecherring zu Fall bringen, der bis ins Herz des amerikanischen Golddepots vorgedrungen ist. Doch jetzt kommt ihm Will Trent in die Quere. Wovon sie beide nichts ahnen: Sie sind Opfer einer gewaltigen Verschwörung, die sie nur mit vereinten Kräften zerschlagen können. Wenn es den beiden Einzelgängern gelingt, sich zu verbünden …" Eigentlich nicht übel, aber Childs Schreibe ist mir nichts und Reacher scheint ein unsympathischer Arsch zu sein. Child wird also kein Teil meiner Thrillersammlung.
Kaltes Herz, blanker Hass Eine sehr kurze Erzählung um eine enttäuschte Ex-Frau, deren despotisch-manipulativer Ex sie auch nach Jahren noch quälen kann - bis sie an seinem Totenbett endlich Rache nimmt. Superkurz, aber witzig.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Catriona Ward: Das letzte Haus in der Needless Street Entführte Kinder, ein Mann mit äußerst seltsamen Angewohnheiten, eine Katze mit religiösem Wahn, eine Frau, die noch nach Jahren verzweifelt ihre Schwester sucht - das klingt nach einem Serienkiller-/ Entführer-Thriller. Mit Grusel-Elementen, würde ich sagen, denn diese Katze, so sympathisch sie klingt, hat etwas Merkwürdiges. (Ja, die Katze bekommt ihre eigene Erzählperspektive.) Und dann ist doch alles ganz anders. Man kann zu diesem Buch nicht wahnsinnig viel sagen, denn wer zu viel verrät, verdirbt den Spaß. Fakt ist: Wir haben es hier mit einem hintersinnigen, hochgradig spannenden und geschickt aufgebauten Thriller voller unerwarteter Wendungen zu tun. Kein Blut, allerdings - TW! - Schilderungen von Gewalt gegen Kinder. Viele Rätsel, die allerdings alle aufgelöst werden. Unbedingte Leseempfehlung!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
"Die 16-jährige Marigold leidet unter einem Trauma, doch der Umzug könnte der Neuanfang sein, den sie braucht. Mit der gesamten Familie zieht sie in ein Haus im schwarzen Viertel von Cedarville im Mittleren Westen. Doch das tolle Bilderbuchhaus wird von den Nachbarn misstrauisch beäugt und hat seine Geheimnisse: Schränke öffnen sich von selbst, Geschirr verschwindet und in den Wänden hört man ein gespenstisches Flüstern. Was aber noch viel unheimlicher ist: Maris kleine Stiefschwester redet dauernd mit etwas, das nur sie sehen kann. Und es will, dass Mari aus dem Haus verschwindet."
Klassischer Spukhausroman, oder? Eben nicht. Eine tolle Geschichte mit sehr viel mehr Ebenen, als man eingangs erwarten würde. Die Schwarze Perspektive ist nur ein Aspekt des Ganzen, hier steckt noch sehr viel mehr hinter den seltsamen Schatten im neuen Haus. Dieser Roman verzichtet weitgehend auf Blut und Gewalt, wenn auch einige Schilderungen vergangener Ereignisse in Cedarville die Lesenden nicht schonen (können). Noch so eine unbedingte Empfehlung; ein Roman, in dem man sich verlieren kann.
(TW: Das Trauma Marigolds - man erfährt es schon zu Beginn - bezieht sich auf Bettwanzen. Man lese diesen Roman also besser nicht, wenn man - wie ich - gerade unterwegs ist und alle paar Nächte in einem anderen Hotel verbringt. Und sowieso schon Angst vor Bettwanzen hat. Wir haben zum Glück keine mitgebracht.)
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Mal wieder was leichtes für Zwischendurch. Hatte ich mit 15 gelesen und keinerlei Erinnerung mehr dran, stand noch im ehemaligen Arbeitszimmer meines Vaters herum, wo ich Bücher aus meiner Jugend deponiert hatte. Simenon ist kein großer Stilist; trocken, schörkellos und oft fragmentarisch. Aber er hat in jedem Buch, das ich bisher von ihm las, eine interessante Geschichte zu erzählen. Das zusammen führt dazu, daß ich Bücher von ihm in zwei oder drei Tagen als "Zwischenmahlzeit" weglese wie nichts. Geht immer, wenn man lesen möchte, aber gerade nicht aufnahmefähig für allzu komplizierte Sachen ist.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.