Zurecht umstrittenes Buch, kann verstehen, wenn es einen auch eher abstößt. Ein eher krasses, brutales Buch. Erinnert mich an "Ein wenig Leben", auch wenn da noch mehr Liebe war, dieses ist eher trostlos. (Ich eiere so rum, weil man hier schnell spoilert und das Buch lebt davon, dass man nicht genau weiß, worauf ws hinausläuft).
Die literarische Rückkehr von Jimmy Cauty und Bill Drummond stellte sich als die erhoffte Absurdität heraus. Ein Buch im Buch, erzählt als Trilogie, vorgeblich weit in der Vergangenheit geschrieben, in der Zukunft spielend, in der Gegenwart publiziert. Unzählige Handlungsstränge auf allen Kontinenten, dutzende Charaktere, eine Band aus Toten und Tieren, eine alternative Geschichte von KLF, das Ende unseres Zeitalters als Beginn eines neuen. Klingt konfus, war aber über weite Strecken fesselnd und unterhaltsam. Jetzt bitte noch neue Musik. Oder schwirrt diese schon längst irgendwo herum und ich habe die versteckten Hinweise im Buch nicht entschlüsselt?
Im engeren Kreis für den Deutschen Buchpreis. Verleihung am Montag. Ein Dozent träumt, dass seine Frau ihn betrogen hat. Fliegt spontan nach Japan und trifft einen jungen Mann, der sich Silvio umbringen will. Fortan reisen sie gemeinsam.
Kunstvoll, bissl gewollt. Das Setting - mittelalter Mann bricht aus seinem Leben aus, marschiert los - hatten wir in letzter Zeit öfter (Über Land zB). Gutes Buch, aber bissl streberhaft. Die Medusa hat mir besser gefallen.
In den USA vielgefeiert, ua Pulitzer Preis. Über eine Sklavin auf der Flucht, die Underground Railroad, die es als Fluchtorganisstion wirklich gab, wird wörtlich genommen (was es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte). Das Thema ist erschreckend aktuell, das Buch gut. Hat für mich aber ein paar kleinere Schwächen. Die Protagonistin bleibt eher blass, die interessanteste Nebenfigur (ein kopfgeldjäger) wird etwas spät eingeführt, da stimmt irgendwie der Rhythmus nicht teilweise. Kann man aber gut lesen.
Ebenfalls auf der Shortlist für den Buchpreis gewesen. Es hat viel mehr Schwächen als Poschmann (Kieferninseln), überladen, zuviele Themen, sprunghaft, aber ist fiel eigenwilliger und interessanter.
Das ist für das doch auch heikle Thema (eine einsame Teenagerin wird von einem Promi bedrängt und beleidigt, daraus wird ein falscher Vergewaltigungsvorwurf) leicht und unterhaltsam geschrieben. Mir manchmal schon zu leicht. "Löwen wecken" bleibt mein Lieblingsroman von ihr.
Dieses Buch hat mich komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Selten so etwas bedrückendes gelesen.
Diese Geschichte einer jüdischen Unternehmerfamilie zur Zeit der Machtübergreifung der Nazis ist dermaßen beklemmend, weil sie zeitnah entstanden ist; das Buch wurde 1933 vollendet und verbreitet bereits eine dermaßen bedrohliche Atmosphäre, daß man die Sorgen und Nöte der Familie fast schon körperlich nachvollziehen kann, auch im Wissen um das, was da noch kommen wird und was Feuchtwanger instinktiv bereits vorausahnt. Das Buch scheint in großer Eile verfaßt worden zu sein; der Autor wechselt in der Erzählzeit ständig - und wohl unwillkürlich - zwischen Gegenwart und Vergangenheit, auch stolperte ich ständig über recht absonderliche Wortschöpfungen, von denen ich mir nicht sicher war, ob die so richtig sind und gewollt waren. Scheinbar wollte Feuchtwanger das Buch in aufklärerischer Absicht schnellstmöglich veröffentlichen. Auf jeden Fall ein sehr guter Eindruck, wie das Leben nicht systemkonformer Deutscher zu Beginn des 3. Reiches aussah.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Verzweiflung & Zweifel Gegen Ende des Ersten Weltkriegs fällt Helenes Mann Wilhelm. Sofort bekommt die junge Frau die Grausamkeit des Krieges zu spüren, muss sie doch irgendwie das gemeinsam erbaute Haus halten und die Tochter und die Freunde vor dem Hungertod bewahren. Sie beginnt zu arbeiten und nimmt eine Brieffreundschaft mit einem Soldaten im Feld auf, dem sie von ihrem Kummer und ihrer Verzweiflung erzählt. Sie sieht nur noch den »Menschenschlick«, wie sie ihn jeden Tag in der Fabrik durchwaten muss. Franz, der unmittelbar erfährt, wie schmutzig das Töten ist, ist der Einzige in Helenes Umfeld, der den Krieg nicht bejubelt, sondern ihre Befürchtungen bestätigt: »Wer ein Leben in Unmenschlichkeit ertragen kann, ist in Wahrheit der Unmensch«, schreibt er ihr. Und: »Sollte ich jemals heimkommen, wird keine Freundschaft mehr möglich sein.«
Auflehnung Doch Helene lehnt sich auf, soweit das die Konventionen ihrer Zeit, die massive Armut und die Gefahren des Krieges erlauben. Sie nimmt nicht einfach schweigend hin, was ihr zustößt, sondern lenkt ihr Schicksal mit mutigen Entscheidungen in neue Bahnen. Damit steckt sie, hundert Jahre später, Svea an, die einsam und verwirrt in Helenes Haus einzieht – mit einem Baby und der Sehnsucht nach Christian, von dem sie noch nicht weiß, ob er das gemeinsame Leben mit ihr und dem kleinen Linus wirklich will. Doch inspiriert von Helene beginnt sie, sich von der Sorge um die leiten zu lassen, die sie liebt. Und mit Linus auf dem Arm scheint ihr selbst ihre eigene entfremdete Familie wieder erreichbar.
Familiengeschichten In »Schlick« verwebt Dorian geschickt die Schicksale zweier Familien und enthüllt dem Leser, dass das Aufdecken von Geheimnissen nicht zwingend die Zerstörung aller bisherigen Sicherheiten bedeutet – sofern der Aufdeckende klug mit seinem Wissen umgeht. Die poetische Sprache der Autorin und ihr Geschick, in knappen Szenen Figuren und Handlungen lebendig zu machen, tun ihr Übriges für einen außergewöhnlichen Lesegenuss.
Ein Glück habe ich Markus K. Korb auf dem BuCon in Dreieich kennengelernt! Ich bin es nämlich leid, auf gut Glück eher schlechte als gute Bücher von Kollegen zu lesen, nur weil sie vage interessant klingen. Aber Markus ist so nett und schlau und lustig, da konnte ich gar nicht anders, als zu seinem Spuk! zu greifen. (Disclaimer: Er hat auch mein Zombie-Sachbuch gekauft, weil er es cool findet, wenn sich Autoren auch mal solcher Themen annehmen. Deutschlehrer halt ;-)) Dann kamen die Zweifel, denn die ersten drei Erzählungen in dem Band sind eher Miniaturen und nur mäßig atmosphärisch oder interessant. Aber danach geht es los, "Gespenstersommer 1816" macht erstaunlich viel Spaß - Korb deutet die Gschichte des berühmten Treffens zwischen dem Ehepaar Shelley, Lord Byron und Polidori um. Das ist gewagt, aber auch lustig und man will durchaus wissen, was da kommt. Dann flacht es wieder ab, bis mit "Spukzeit - Ein Märchen" die sehr amüsante Anekdote einer vehinderten Ausweitung der Geisterstunde erzählt wird. Ein weiteres Highlight ist eindeutig "Das Grauen nach der Völkerschlacht". "Das Lied der Äolsharfen" ist schön erzählt und spannend, ehe es sogar noch einen fiesen Twist bekommt, der zart besaiteten Lesern sicherlich nicht bekommen wird. (Pun intended.) Genau mein Ding - ich mag eklige Ideen. Auch "Zwiespalt" unterhält gut und hat mich dazu gebracht, ein ums andere Mal genauer hinzusehen - ich war allein im Haus, als ich die Geschichte gelesen habe ... Keine gute Idee! Die Highlights allerdings stehen am Schluss: "Die Quote" schildert allzu realen und aktuellen Schrecken und "Der letzte Flug der Enola Gay" bietet einen gefühlvollen, sanften Ausweg aus sturem Beharren auf Falsches an. Insgesamt schreibt Korb abwechsungsreich und sapnnend, ist aber eindeutig stärker, wenn er sich ein bisschen mehr Platz und Zeit gönnt. Die längeren, teils sehr starken Geschichten wiegen die nicht so gelungenen Miniaturen eindeutig mehr als auf. (Und auch die kurzen Szenen geben durchaus Anlass zum Nachdenken, was andere Leser mehr schätzen mögen als ich.)
David Mitchell - Die tausend Herbste des Jacob de Zoet
Entgegen Mitchells sonstiger Gewohnheit, entweder einen Riesenbogen zu spannen oder eine außergewöhnliche Form zu wählen, ist das hier ein beinahe klassischer Abenteuerroman. Die Sprache ist sehr blumig, was zwar eigentlich nicht unbedingt mein Ding ist, hier aber sehr schön passt. Das Szenario (Japan kurz vor der erzwungenen Öffnung - wenn da jemand Buchtipps hat, Fiktion wie Sachbuch sind herzlich willkommen) ist hochinteressant und schön dargestellt, allein die Spannung, von der so ein Abenteuerroman lebt, bleibt durch Mitchells Eigenart, gerade die zentralen Dialoge oder Schilderungen durch dauernde Einschübe zu zerstückeln, ein bisschen auf der Strecke. Für einen reinen Bildungsroman fehlt mir dann aber wiederum die Tiefe. Insgesamt: Schönes Buch, gut zu lesen, aber ein bisschen zwischen den Stühlen gelandet.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ein Glück habe ich Markus K. Korb auf dem BuCon in Dreieich kennengelernt! Ich bin es nämlich leid, auf gut Glück eher schlechte als gute Bücher von Kollegen zu lesen, nur weil sie vage interessant klingen. Aber Markus ist so nett und schlau und lustig, da konnte ich gar nicht anders, als zu seinem Spuk! zu greifen. (Disclaimer: Er hat auch mein Zombie-Sachbuch gekauft, weil er es cool findet, wenn sich Autoren auch mal solcher Themen annehmen. Deutschlehrer halt ;-)) Dann kamen die Zweifel, denn die ersten drei Erzählungen in dem Band sind eher Miniaturen und nur mäßig atmosphärisch oder interessant. Aber danach geht es los, "Gespenstersommer 1816" macht erstaunlich viel Spaß - Korb deutet die Gschichte des berühmten Treffens zwischen dem Ehepaar Shelley, Lord Byron und Polidori um. Das ist gewagt, aber auch lustig und man will durchaus wissen, was da kommt. Dann flacht es wieder ab, bis mit "Spukzeit - Ein Märchen" die sehr amüsante Anekdote einer vehinderten Ausweitung der Geisterstunde erzählt wird. Ein weiteres Highlight ist eindeutig "Das Grauen nach der Völkerschlacht". "Das Lied der Äolsharfen" ist schön erzählt und spannend, ehe es sogar noch einen fiesen Twist bekommt, der zart besaiteten Lesern sicherlich nicht bekommen wird. (Pun intended.) Genau mein Ding - ich mag eklige Ideen. Auch "Zwiespalt" unterhält gut und hat mich dazu gebracht, ein ums andere Mal genauer hinzusehen - ich war allein im Haus, als ich die Geschichte gelesen habe ... Keine gute Idee! Die Highlights allerdings stehen am Schluss: "Die Quote" schildert allzu realen und aktuellen Schrecken und "Der letzte Flug der Enola Gay" bietet einen gefühlvollen, sanften Ausweg aus sturem Beharren auf Falsches an. Insgesamt schreibt Korb abwechsungsreich und sapnnend, ist aber eindeutig stärker, wenn er sich ein bisschen mehr Platz und Zeit gönnt. Die längeren, teils sehr starken Geschichten wiegen die nicht so gelungenen Miniaturen eindeutig mehr als auf. (Und auch die kurzen Szenen geben durchaus Anlass zum Nachdenken, was andere Leser mehr schätzen mögen als ich.)
Interessant! Besonders die Shelley-Byron-Polidori-Geschichte macht mich neugierig.
Wo kann ich denn Dein Zombie-Buch kaufen, ich habe es im Netz nicht gefunden.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Mathias Frey / Excess – Verschwörung zur Weltregierung
Was passiert, wenn man ein ganzes Dorf von der Außenwelt abschneidet und sie, mit eigens dafür produzierten, Horrormeldungen "versorgt"? Spannender Politverschwörungsthriller.
Zitat von Mirabello im Beitrag #836 Wo kann ich denn Dein Zombie-Buch kaufen, ich habe es im Netz nicht gefunden.
Ich fürchte, mein Verleger ist mal wieder ein bisschen hintendran ... Es scheint noch nicht lieferbar zu sein. Ich hoffe, er kommt die nächsten Tage mal bei ...
Zitat von Mirabello im Beitrag #836 Wo kann ich denn Dein Zombie-Buch kaufen, ich habe es im Netz nicht gefunden.
Ich fürchte, mein Verleger ist mal wieder ein bisschen hintendran ... Es scheint noch nicht lieferbar zu sein. Ich hoffe, er kommt die nächsten Tage mal bei ...
danke für die info, dann schaue ich immer mal wieder bis es auftaucht ;-)
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Es liest sich etwas sperriger als das ebenfalls sehr interessante Unorthodox. Aber auch dieses habe ich sehr gern gelesen. Sie ist ja unter chassidischen Juden aufgewachsen und hat sich daraus befreit, lebt heute in Berlin.