Ja, ich sehe das ähnlich. Dieses Doppelbuch (einmal aus seiner Sicht, einmal aus ihrer) fand ich aber ganz gut. selbst:
Kang: Menschenwerk
Das letzte war schon eigenartig, aber gut, dieses Jahr. Über das Gwangju-Massaker. Ein beklemmender Einblick in eine Gesellschaft unter einer Diktatur. Ich war mir zuweilen nicht ganz sicher, wer gerade der Erzähler ist (das ist Absicht) und wer wer ist (das liegt an mir). Keine leichte Kost, aber lesenswert.
Wilbert Olinde Jr. kommt 1977 nach Göttingen, um dort Erstligabasketball zu spielen, und bleibt bis heute in Deutschland. Zum einen begleitet das Buch natürlich den Menschen Olinde vor, während und nach seiner Karriere. Zum anderen ist es aber viel mehr als eine Sportlerbiografie (klar, Suhrkamp). Natürlich geht es um Basketball, aber vor allem auch darum, wie es ist, als Schwarzer in den 1970er Jahren in die Bundesrepublik zu kommen und generell als solcher hier zu leben. Es geht um Rassismus, hier und den USA, um die Geschichte der Sklaverei, um das, was nach einer Leistungssportlerkarriere kommt. Und am Schluss steht ein sehr reflektiertes Kapitel, das sich mit dem Thema kulturelle Aneignung beschäftigt im Kontext der Buchentstehung. Tolles Buch - nicht zuletzt wegen seines lakonischen Stils, das auch Raum für Humor lässt.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #889Danke für den Tipp, werde ich lesen.
+1
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ein gutes Buch, still wie Seethaler oder Acht Berge. Im letzten Kriegsjahr kommt ein verletzter Soldat an den Mondsee und bleibt dort in einer Art Zwischenwelt. Der Krieg ist immer lauernd im Hintergrund, aber man sieht meist nur die Flieger am Himmel. Die Brutalität der Täter bleibt da etwas außen vor in diesem Fast-schon-Idyll (Die Geschichte eines Zwangsarbeiters ist kurz reinverschnitten), aber das passt schon.
Ich bin dann auch endlich mit "Wiener Straße" von Sven Regener durch. Und kann mich der von faxe geäußerten Meinung anschließen. Das Ding liest sich nicht wie ein Roman, wie das bisher bei Regener der Fall war. "Wiener Straße" ist eher episodig, bisweilen klamaukig. Es gibt mehrere rote Fäden, allesamt irgendwie lustig, aber es fehlt das große Ganze. Es ist ein Ausschnitt, eine Art "Reportage" über ein paar Tage in der Wiener Straße in Berlin. Das ist alles andere als schlecht, aber eben auch nicht gut und das bislang schwächste Buch aus dem Lehmann-Kosmos.
Und jetzt widme ich mich weiter dem King und seinen Nits, das hatte ich nach der Hälfte beiseite gelegt, was aber nicht an der Qualität lag (die ist nämlich ganz famos), sondern einfach nur der Zeit geschuldet war.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Hannah geht nach Berlin, um dort ein journalistisches Volonatriat zu absolvieren. Dafür beendet sie sogar ihre Beziehung. Doch die Berufslaufbahn will sich nicht einstellen. Stattdessen irrlichtert sie zunehmend verzweifelt durch die Stadt und durch ihr Leben, beobachtet, wie es bei anderen irgendwie weitergeht und nur sie nicht von der Stelle kommt - wahrscheinlich für nicht wenige ein vertrauter Zustand. Schmales, ruhiges, introspektives aber um so eindrückliches Debut der Autorin. Hab ich gern gelesen.
Hat mir auch gut gefallen. Die Zeit, in der er in Deutschland erfolgreich Basketball spielt, spielt interessanterweise nur eine Nebenrolle (da "passiert" auch wenig). Gut recherchiert, interessanten Themen, wäre auch was für Ronald Reng gewesen. Die Anmerkungen am Schluss sehe ich bissl zwiespältig (nicht inhaltlich, sondern dass er es überhaupt macht).
Hat mir auch gut gefallen. Die Zeit, in der er in Deutschland erfolgreich Basketball spielt, spielt interessanterweise nur eine Nebenrolle (da "passiert" auch wenig). Gut recherchiert, interessanten Themen, wäre auch was für Ronald Reng gewesen. Die Anmerkungen am Schluss sehe ich bissl zwiespältig (nicht inhaltlich, sondern dass er es überhaupt macht).
Ich glaube, da kommt der Professor durch, der seine Methodik reflektiert und merkt, dass das auch bei einer "normalen" komplexer ist, als man denkt. Hört sich natürlich etwas angehängt an und bricht mit dem Rest - man hätte es vielleicht auch als Epilog oder längere Anmerkung kennzeichnen können, aber ich fand es schon gewinnbringend und insofern nicht überflüssig.
Im DLF gab es übrigens im Dezember auch ein längeres Interview mit Olinde. Wenn man das Buch noch lesen will, sollte man es vielleicht erst hinterher hören. (Kann man runterladen.)
Bottini: Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens.
Deutscher Krimipreis 2018. Sehr interessant, von den Themen her fast schon überambitioniert, es geht un Deutschlsnd und Rumänien, Ceaucescu und die Folgen, internationalen Agrar-Imperialismus, Korruption und und und. Aber in einem melancholischen Ton gut zusammengerührt. Lesenswert (manchmal wusste ich kurz nicht mehr genau, welcher Rumäne welcher ist, aber in Print ist das Glossr besser nutzbar).
Problematischer Quervergleich: Mich hat es an Unterleuten erinnert. Ohne den satirischen Ton und die holzschnittartigen Charaktere. Hat mir also besser als Unterleuten gefallen. Ein interessanter, mir bislang unbekannter Krimiautor.
Nicht so meins. Er will viel - die Geschichte einer starken Frau über fast 100 Jahre Deutschland erzählen, aus deri Erzählperspektiven. Aber die Protagonostin ist mir zu sehr als die alles erduldende stilisiert, manchmal ins kitschige, sprachlich eher einfach. Wird ab der Mitte besser, aber die Begeisterung kann ich nicht teilen. Geht um eine Frau aus armen Verhältnissen, die sich in einen Adelsspross verliebt, sie dürfen nicht heiraten, sie erkämpft sich den Lehrerinnenjob, er verschollt auf einer Expedition (es soll viel in deutschen Größenwahn gehen), sie wird taub und Näherin. Manche Geheimnisse werden ganz interessant aufgelöst.