Ich habe (im Moment leider furchtbar langsam) Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz" gelesen. Anfang und Schlussteil sehr interessant, stilistisch wie eigentlich immer schön lakonisch, und durchgängig meine Sympathie für Udo Lindenberg bestärkend. Der Mittelteil allerdings, der sich seiner Selbstzerstörung mit Kokain und Essstörung widmet, nimmt mir persönlich einen zu großen Raum ein. Natürlich ist das der Kampf, der vermutlich auch schon vorher und ganz sicher nachher sein erwachsenes Leben bestimmt, aber spätestens wenn es in den dritten Entzug geht, aus dem er sich wieder von seinem Dealer abholen lässt, um danach nochmal über 20 Seiten ohne Punkt und Komma nächtliche Exzesse mit fiebrigem, sinnlosem Arbeitswahn zu schildern, musste ich mich schon zwingen, nicht einfach mal nachzuschauen, wie es ihm 50 Seiten später so geht.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ich in Gänze auch. Der Anfangsteil mit dem Aufwachsen in der norddeutschen Provinz in einer familiären wie persönlichen Außenseiterposition mit bildungsbürgerlichen Zwängen kann ich schmerzhaft nachempfinden. Die Schilderung der Musikschule zum Beispiel könnte - auch wenn ich später sehr gern im Orchester gespielt habe - eins zu eins aus meiner Kindheit/Frühpubertät stammen. Auch die Blenden in die Gegenwart waren eine reine Freude (als Leser - inhaltlich bricht mE schon regelmäßig durch, dass vSB nicht ganz so angekommen ist, wie man auf den ersten Blick denken mag). Der Mittelteil war hochinteressant, mir aber einfach ein bisschen zu ausgewalzt. Klar, was den Autor quält, soll auch den Leser ein bisschen quälen, das ist sicher eine Qualität, aber irgendwann ist es gut. Hat mich an die (literarisch ca. drei Ligen drunter angesiedelte) Autobiographie von Anthony Kiedis erinnert.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #894 Und jetzt widme ich mich weiter dem King und seinen Nits, das hatte ich nach der Hälfte beiseite gelegt, was aber nicht an der Qualität lag (die ist nämlich ganz famos), sondern einfach nur der Zeit geschuldet war.
Freut mich! Könnte natürlich noch anfügen, daß es dir freisteht, irgendwo eine Rezension dazu zu verfassen, wenn du schon Journalist bist. *pfeif*
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich streu ja gern mal einen Klassiker ein - erst recht wenn er in so einer schönen Ausgabe daherkommt, wie die Neuübersetzung von Maupassants "Ein Leben" aus dem Mare Verlag. Berührende Effi-Briest-ähnliche Geschichte, die weitaus stringenter daherkommt als Fontanes Werk. Würde ich wieder - und vielleicht sogar nochmal - lesen.
Gelesen und des Covers für würdig befunden. Eine Geschichte über Väter und Söhne, über Gewalt, Schuld und Erwachsenwerden. Ich finde das Cover auch deshalb so gelungen, weil es viel von der Atmosphäre der Bedrohung, der dunklen Unergründlichkeit und der Naturgewalt ausstrahlt, die auch das Buch durchzieht.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Klingt gut, kommt auf die Liste, danke. (Dies auch generell mal, vor allem natürlich an faxefaxe, der den Thread ja alleine schon gut füllt. Ich schau hier immer sehr gern rein - nicht nur, um mir Anregungen abzuholen sondern auch, um einfach zu sehen, was gerade so gelesen wird.)
Zitat von kafkaktus im Beitrag #910Klingt gut, kommt auf die Liste, danke. (Dies auch generell mal, vor allem natürlich an faxefaxe, der den Thread ja alleine schon gut füllt. Ich schau hier immer sehr gern rein - nicht nur, um mir Anregungen abzuholen sondern auch, um einfach zu sehen, was gerade so gelesen wird.)
Word!
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich habe (im Moment leider furchtbar langsam) Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz" gelesen. Anfang und Schlussteil sehr interessant, stilistisch wie eigentlich immer schön lakonisch, und durchgängig meine Sympathie für Udo Lindenberg bestärkend. Der Mittelteil allerdings, der sich seiner Selbstzerstörung mit Kokain und Essstörung widmet, nimmt mir persönlich einen zu großen Raum ein. Natürlich ist das der Kampf, der vermutlich auch schon vorher und ganz sicher nachher sein erwachsenes Leben bestimmt, aber spätestens wenn es in den dritten Entzug geht, aus dem er sich wieder von seinem Dealer abholen lässt, um danach nochmal über 20 Seiten ohne Punkt und Komma nächtliche Exzesse mit fiebrigem, sinnlosem Arbeitswahn zu schildern, musste ich mich schon zwingen, nicht einfach mal nachzuschauen, wie es ihm 50 Seiten später so geht.
Ja, ich hatte auch mit etwas anderem gerechnet. Ich hatte ihn in Berlin gesehen, wo er zusammen mit Sven Regener aus "Panikherz" gelesen hat (featuring Till Brönner, Katharina Witt, Klaas Heufer-Umlauf und Thees Uhlmann). Da nahm zwar auch sein Absturz eine Menge raum ein, aber er hat dann auch ein paar der lustigen Anekdoten erzählt. Besonders der Auftakt (den er ans Ende der Lesung gestellt hat), also die Flughafenszene, ist urkomisch. Bei der Lesung selbst wirkte er dann sehr aufgekratzt, rauchte eine Zigarette nach der anderen, hampelte auf dem Stuhl rum. Dagegen war Regener mit seiner norddeutschen Gelassen- und Gemütlichkeit natürlich der perfekte Gegenpol...
"Panikherz" fand ich aber ausgesprochen gut. Aber eben auch wie "Requiem for a Dream": Wichtig und quälend, muss ich deshalb nicht so oft haben.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Habe ich wirklich erstaunlich schnell und teilweise mit großem Vergnügen gelesen.Anfangs war die Familie ein wirklich ekler Haufen, affektiert, arrogant und dünkelhaft, aber das erledigt sich recht schnell mit dem Wegsterben einiger recht unerträglicher Figuren, welches man auch nicht wirklich bedauert. Mann schafft es wirklich, einen Spannungsbogen zu halten und ständig neue, interessante Protagonisten einzubauen, und ich war teilweise wirklich nicht in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen. Definitiv eine angenehme Überraschung.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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was für ein schönes buch. vater-sohn-beziehung/ vaterfiguren, freundschaft, sinnsuche, alles aber immer ausbalanciert durch eine nicht zu hinterfragende liebe zu den bergen. ich war mir noch nach der hälfte unsicher ob des "nährwerts" des buchs, weil es sich in seinem beinahe schon dokumentarischen stil sehr schnell wegliest. und dann ist man durch und es hallt nach. sehr. funktioniert vielleicht nur dann, wenn man auch als leser einen bezug zu den alpen hat, keine ahnung. aber ich bin hin und weg.