Das habe ich sehr gern gelesen. Ein Dorf in Österreich, die Bäuerin redet nicht mehr, ihr Mann ist verzweifelt. Der Enkel freundet sich mit einem Syrer an, der Onkel ist ein Rassist. Eine archaische Erzählung, der Tonfall fast schon lapidar. Mich hat es ein wenig an Thomas Bernhard erinnert, den ich kürzlich las, zudem an das höchst eigenartige „Enteignung“ vom letzten Jahr.
Jan Off, den ich ja auch persönlich kenne, neigt oft dazu, Texte zu veröffentlichen, die mich - gelinde ausgedrückt - nicht sonderlich tangieren. Hier hat er dagegen einen rausgehauen, den ich inhaltlich und stilistisch phasenweise brillant finde: eine autobiographische Punksozialisation im eher provinziellen Niedersachsen der frühen 80er, gegliedert in einzelne Geschichten. Das ist zumeist dermaßen komisch, daß ich in der Straßenbahn öfter herausprusten mußte, was mir den ein oder anderen verwunderten Blick einbrachte. Auch für Leute lesbar, die mit Punk nichts anfangen können, aber einen Sinn für manchmal derben Humor und völlig absurde Situationskomik haben. Die 150 Seiten lasen sich weg wie nix.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ließ sich sehr gut an, ging mir aber nach 40 Seiten dermaßen auf den Sack, daß es umgehend vom Café, in dem ich es las, in den zehn Meter entfernten Bücherschrank am Werderplatz gewandert ist. Zumal ich Muschg auch nach seiner Verteidigungsrede für Gerold Becker (Leiter der Odenwaldschule in den 70ern) nicht mehr sonderlich appetitlich finde.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Das lag hier lange auf dem Stapel. Gute Kritiken, aber ich dachte mir, dass es vermutlich bissl fad ist. Ich habe das sehr, sehr gern gelesen.
Linn Ullman über ihren alten Vater Ingmar Bergman, mit dem sie Interviews für ein Buch führte, als er langsam dement wurde. Offiziell ein Roman, eher Erinnerungen. Sehr schön geschrieben, schön die Wechsel von der Kindheit zur späten Phase Bergmans. Man erfährt viel über den pedantischen Bergman. Alles gut.
Seit langem mal wieder einen Stephen King gelesen und naja...unterm Strich war ich nicht so angetan. Dabei fand ich die erste Hälfte noch extrem spannend. Dann wurde es aber unglaublich zäh und hat mich immer mehr an "Es" erinnert. Für mich bleibt "Der Anschlag" das letzte richtig gute Buch von King, allerdings habe ich "Das Institut" noch nicht gelesen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Das Buch ist weniger ausgefuchst, als ich nach manchen Kritiken erwartet hatte. Aber ein spannender Roman aus Israel (drei Frauen lernen einen dubiosen Mann kennen, eine Art Krimi). Die Figuren sind gut gezeichnet, der Stil lakonisch-schlicht.
Eindeutig ein Stephen-King-Roman, nur überraschenderweise von Chbosky. Nicht wirklich mein Genre, ein epischer, übernatürlicher, schier endloser (910 Seiten) Kampf Gut gegen Böse. Das Finale etwas arg lang. Aber nicht uninteressant.
Remarques KZ - Roman von 1952, zusammengestellt aus Erzählungen ehemaliger Buchenwald - Häftlinge und bewußt als Roman konzipiert, nicht als Tatsachenbericht. Ein Buch gegen das Vergessen, heute noch so wichtig wie seit jeher. Aufschlußreich die zeitgenössischen Rezensionen im Anhang samt dem Gegeifer irgendwelcher Nazis, die wieder Posten im Kulturbetrieb besetzt hatten.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Am Anfang dachte ich, dass das ein Kinderbuch wird, dabei stand doch etwas von Psychothriller in der Beschreibung. Nur Geduld Herr zickzack, nur Geduld. Ferienerlebnis im Südschwarzwald. Spannend und psychisch brutal.
Eingeschlossen von einer Rahmenhandlung erzählt ein britischer Diplomat, wie er mit einer Gruppe verschiedener Personen von einem Piloten in eine abgelegene, isolierte Stadt im tibetanischem Himalaya entführt wird: Shangri-La. Dort ist alles ziemlich entspannt, friedlich, die Leute altern langsamer und sind mit allem versorgt. Es herrscht Religionsfreiheit und das Wissen der Welt ist hier versammelt und wird vor Krieg und Katastrophen bewahrt. Etwas altbacken erzählt, was vermutlich vor allem an der Übersetzung liegt. Aber schonmal spannend zu sehen, woher die Legende von Shangri-La eigentlich stammt - nämlich aus diesem nicht mal 100 Jahre alten Buch. Eine interessante geistige Momentaufnahme zwischen den beiden Weltkriegen.
Respekt vor dem Mut des Autors, der danach untertauchen mußte. Einige Sachen sind wirklich erhellend, vieles ist schockierend. Nur sein geschwollener Stil geht mir manchmal auf den Zeiger, zudem verliert man im Gewirr der ganzen Namen schnell mal den Überblick. Die Lektüre lohnt sich dennoch; aber einen seiner Romane möchte ich trotzdem nicht lesen müssen, dafür sind mir die Metaphern zu böllverdächtig weitschweifend und das Pathos stellenweise zu triefend.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Noch ein österreichischer Doef-Roman, ich hatte ja gerade „Vom Land“ sehr gern gelesen. Dieses ist auch sehr schön. Eine Familie auf einem abgelegenen Hof in der Zeit des ersten Weltkriegs. Im Dorf werden sie nur die Bagage genannt. Der Vater redet mit der einen Tochter nicht, weil er glaubt, dass sie nicht von ihm ist. Ruhiger Roman. Dabei gelernt, dass Monika Helfer mit Michael Köhlmeier verheiratet ist.
Neun Geschichten, verbunden durch absunderliche Querverweise mit einigen wirklich großartigen Ideen. Erinnert vom Abstraktionsgrad an Paul Auster. Zu sagen, ich hätte das Buch verstanden, wäre aber gelogen, doch ich bemühe mich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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F. Scott Fitzgerald: Die Schönen und Verdammten (1922) Ein Pärchen der Upper Class feiert sich durchs New York der 1910er Jahre, begibt sich durch Geldschwierigkeiten auf Sinnsuche, scheitert aber an Orientierungslosigkeit, Lethargie und Anspruch. Fitzgeralds zweiter Roman, in dem er auch seine Ehe mit Zelda einfließt, ist schon erstaunlich aktuell. Teilweise aber etwas zu moralisch (und vielleicht auch 50 Seiten zu lang).