Zitat von Sugate im Beitrag #1035aka Aufmerksamkeit für diese Idioten
Ja. Man sollte sie einfach ignorieren, vielleicht gehen sie dann von allein weg. Wenn das dann allgemeiner Partyspaß wird, kann man sich immer noch drüber aufregen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ich glaube mit ignorieren wird es nicht besser. Diese Idioten gab es natürlich schon immer, sie trauen sich aber europaweit- ob mit oder ohne Krawatte- wieder aus ihren Löchern. Bestätigt wird das ganze durch Aussagen über die "kleinen Paschas" über mangelnde "Zahnarzttermine" (die Version light von Messermänner und Kopftuchmädchen), die "Demokratie zurückholen" (Aiwanger), über die "Ruandalösung" (Spahn), bis zur immerwährenden Freundschaft von Meloni und von der Leyen. Längst sind Figuren wie Le Pen, Orban, Trump.. Mainstream.
Ich sehe den Umgang mit den Vorfall tatsächlich ähnlich [edit: wie sugate], vermutlich aber aus anderen Hintergründen heraus. In den sozialen Medien läuft ein performativer Empörungsshitstorm, dessen Ziel nicht die Stärkung der Demokratie ist, sondern die Vernichtung von Privatpersonen und das Abfeiern der eigenen moralischen Überlegenheit. Gleichzeitig ist die Selbstverständlichkeit, mit der ausländerfeindliche Parolen feierlich mitgegrölt werden, enorm bitter, bedarf aber meiner Meinung nach anderer Maßnahmen als Doxixng und moralischer Performanz. Was notwendig wäre, ist meiner Meinung nach einerseits gesellschaftliche Ächtung von rechtsradikalen Parolen, Zivilcourage, um sowas direkt und vor Ort zu unterbinden sowie eine konsequente strafrechtliche Verfolgung, deren Ziel Deradikalisierung sein muss. Zudem muss mehr Aufklärung über die Strategien von Rechtsextremen und anderen Extremisten her. Dass ein völlig unbelastetes Lied so schnell politisch aufgeladen und kultiviert wird, macht mich leicht schwindelig. Ich hab grundsätzlich viel Verachtung in mir für Rich Kids mit Schulterpullovern und Slippern und noch mehr für Naziparolen und muss mich sehr zusammenreißen, nicht selbst in die Empörungsperformanz zu verfallen.
Zitat von Sugate im Beitrag #1035Muss man das echt erklären: so viel daran sind die gleichen Muster, diese Empörungshysterie der Medien, das Doxxing, das Herableiern der Entschuldigungsfloskeln von dritten Beteiligten.
Kein Konservativer in Deutschland wird nach diesem Shitstorm und «kein Fussbreit etc.» mal reflektieren, aber was bei neutralen Leuten zunehmend ankommt ist genau das, was Lfb schreibt.
Aber ja, überprüft mal den DJ, das ist nach der „Debatte über die Rich Kids“ (aka Aufmerksamkeit für diese Idioten) die noch bessere Idee.
Ist ja schön, dass es noch Menschen gibt, die sich über die wahren Opfer Gedanken machen. Und was den DJ angeht: Wenn ich nicht irgendwas verpasse habe, dann ist "L'Amour toujour" kein Allerweltshit, der schon immer zu jeder Deppen-Party gehörte. Hier geht es nicht um seine Privatadresse, sondern darum, welches Statement man abgibt, wenn man sich so einen Arsch bucht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
In den sozialen Medien geht, was die Dynamik von Empörung angeht, unbestreitbar einiges schief. Und ja, Selbstprofilierung steht einer an sich guten Sache klar im Wege. Aber man sollte dabei nicht vergessen, welche Angsträume geschaffen werden, von Leuten, die sich ohne jede Scheu vor aller Augen zu menschenverachtenden Ideologien bekennen, und da finde ich es nicht verkehrt, laut darauf aufmerksam zu machen, dass es noch eine größere Anzahl von Menschen gibt, die dem nicht zustimmt.
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Zitat von beth im Beitrag #1038Ich hab grundsätzlich viel Verachtung in mir für Rich Kids mit Schulterpullovern und Slippern und noch mehr für Naziparolen und muss mich sehr zusammenreißen, nicht selbst in die Empörungsperformanz zu verfallen.
Geht mir ähnlich. Habe mich auch begnügt, das auf FB mit meinem Post hier abzuwatschen, denn ansonsten kippt das in Empörungshysterie. Hier kommen alle meine stehenden Ziele zu ihrem Auftritt: affektierte Snobs, die Naziparolen grölen. Kann man sich nicht ausdenken. Für die Konsequenzen, die sie tragen müssen, tut es mir um sie nicht leid, aber letztendlich sind sie dankbare Opfer zum Draufdreschen, bevor das Tagesgeschäft weitergeht. Sehe ich genauso, aber solche Ekelpakete vorzuführen, halte ich trotzdem für legitim.
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Zitat von Lumich im Beitrag #1039Und was den DJ angeht: Wenn ich nicht irgendwas verpasse habe, dann ist "L'Amour toujour" kein Allerweltshit, der schon immer zu jeder Deppen-Party gehörte.
Ich denke da hast du tatsächlich was verpasst. Das ist ein enormer Partyhit, eigentlich seit er vor über 20 Jahren hoch in den Charts war.
Es kann natürlich sein, dass ich da etwas nicht mitbekommen habe, aber auch der Artikel kann meinen Eindruck nicht widerlegen, dass „L‘Amour toujours“ keins dieser Hits wie „Billie Jean“ oder „Could You Be Loved“ ist, die definitiv immer und überall gespielt werden, wo es darum geht, größtmöglichen Konsens zu erzeugen. Insofern liegt der Verdacht schon nahe, dass das Lied nicht ohne Hintergedanken aufgelegt wurde.
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Okay, mit "Billie Jean" etc. ist das natürlich nicht zu vergleichen, das spricht aber auch ein anderes, älteres und sehr genreübergreifendes Publikum an. "L'Amour toujours" wird speziell in den Kreisen abgefeiert, die gerne zu Italo Disco und Eurodance abtanzen. Ich hatte den Song übrigens vor nicht allzu langer Zeit auf meiner Eurodance-MiB, wie sich im entsprechenden Thread unschwer nachlesen lässt.
Was aber natürlich auch stimmt ist dass inzwischen jeder ernstzunehmende DJ mitbekommen haben sollte, welche Klientel den Song inzwischen gekapert hat. So leid es mir für Gigi d'Agostino und all die redlichen Fans tut, aber es ist wohl tatsächlich besser, den Song erst mal in den Giftschrank zu stecken. Auch wenn das unschön nach klein beigeben riecht.
Zitat von Lumich im Beitrag #1040. Aber man sollte dabei nicht vergessen, welche Angsträume geschaffen werden, von Leuten, die sich ohne jede Scheu vor aller Augen zu menschenverachtenden Ideologien bekennen, und da finde ich es nicht verkehrt, laut darauf aufmerksam zu machen, dass es noch eine größere Anzahl von Menschen gibt, die dem nicht zustimmt.
Stimme zu. Die Reaktion sollte aber unmittelbar von Anwesenden erfolgen und eben nicht Tage später via Social Media. Stichworte: gesellschaftliche Ächtung und Zivilcourage. Es macht nämlich einen erheblichen Unterschied, ob jemand direkt und persönlich Konsequenz durch andere erfährt, weil er Naziparolen brüllt oder ob es zeitversetzt einen SM-Shitstorm gibt, der eigentlich aufgrund einer anderen Tat zustande kommt, nämlich dem Filmen und Veröffentlichen.
Das Problem ist, dass die meisten Menschen, die jetzt diese Videos sehen, halt nicht vor Ort waren. Ihre einzige Möglichkeit, irgendwie zu reagieren, ist also jetzt verspätet und in den sozialen Medien. Ich finde das aber auch so falsch nicht, denn dort findet die Grenzüberschreitung durch wiederholtes Teilen des Videos ja für viele Menschen einfach immer wieder statt. Wir leben diese Sache digital mit, also ist das auch ein Ort, um darauf zu reagieren. Dabei sollte es natürlich nicht bleiben, wenn man sowas im wahren Leben erlebt, aber ich verstehe auch nicht, was an performativer Entrüstung in diesem Zusammenhang falsch ist.
Sich daran zu orientieren, was Rechte beabsichtigten, halte ich für problematisch. Sie gewinnen, wenn man sie gewähren lässt ebenso, wie wenn man ihnen den Vorwand für ihre heißgeliebte Opferrolle bietet.
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