Die Alternative ist doch, dass man so ein Video geschlossen ignoriert. Dann sehen aber alle, dass man sowas ohne Aufschrei sagen kann. Ob das jetzt besser ist?
Ich finde das Herstellen von Gegenöffentlichkeit wichtig, auch online. Das ersetzt eine sofortige Reaktion nicht, aber Sylt ist halt nicht meine Insel, ich kann also nur online reagieren. Mag sein, dass Rechte das zum Rumgeopfern nutzen, das ist mir aber lieber, als sowas unwidersprochen zu lassen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von beth im Beitrag #1052Schau, ich komm aus der Pädagogik. Da orientiert man sich an Ressourcen und nicht an Stressoren.
Edit: ging in erster Linie an Lumich.
Wo siehst du die Ressourcen, wenn nicht dort, wo Menschen sich Aggressoren entgegenstellen? Um Ressourcen innerhalb der rechtsgerichteten Personen zu aktivieren, müsste ich mit denen in Beziehung treten. Das würde ich sogar tun, aber wüsste nicht wie. Ich wüsste auch nicht, warum die sich darauf einlassen sollten. Die sehen in ihrer Haltung ebensowenig ein Problem wie ich in meiner.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Also ich für meinen Teil werde den Teufel tun und Nazis mit ihrem Nazisein konfrontieren, sollte ich je in feuchtfröhlicher Runde mit so etwas konfrontiert werden. Der Kampf gegen "harmlosen" Alltagsrassismus - der uns solche ungehemmten Ausfälle erst eingebracht hat - ist schon auslaugend genug. Nazis töten, auch wenn es Neonazis sind.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von beth im Beitrag #1056Der gewaltbereite Teil der Neonaziszene feiert eher nicht auf Sylt.
Gewaltbereite Rechtsextreme sind ein großes Problem, aber bei weitem nicht das größte. Der weinerliche Höcke-Bernd bspw. richtet weit größeren Schaden an. Darüberhinaus würde ich nicht so tun, als ob zwischen den bürgerlich zurückhaltenden Rechten und den prügelnden Nazis keinen Zusammenhang gäbe. Gerade die Pogrome in den 90ern haben es ja überdeutlich gezeigt, wie die einen die anderen stützen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Mal was anderes: Man mag ja von der Musik Gigi d'Agostinos halten, was man mag (ich finde sie unendlich furchtbar). Aber Abspielverbote eines Songs, nur weil den jetzt depperte Nazis zweckentfremden, ist ja schon irgendwie der falsche Weg. Was, wenn demnächst Nazis irgendwelche gute Musik okkupieren mit einem rechten Text? Da kann ja der ursprüngliche Künstler nichts für...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Dieses Gespenst von „Abspielverboten“ geistert gerade durch den Blätterwald, aber was heißt das genau? Kann man ab demnächst die Polizei rufen, wenn jemand das Lied spielt? Gibt es eine entsprechende Gesetzesänderung für genau einen Song? Den gleichen Unsinn gab es bei der „Laila“-Debatte. Da wurde auch von Zensur und Weissderteufelwas fabuliert, dabei gab es lediglich VeranstalterInnen von Volksfesten und Jahrmärkten, die von ihrem Hausrecht Gebrauch machten, indem sie das dumme Lied von ihrem Areal verbannten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #1059dabei gab es lediglich VeranstalterInnen von Volksfesten und Jahrmärkten, die von ihrem Hausrecht Gebrauch machten, indem sie das dumme Lied von ihrem Areal verbannten.
Was aber de facto ein Abspielverbot ist. Ich bin da auch kein Freund davon, zumal ich die Musik von Gigi d'Agostino sehr mag. Trotzdem halte ich es für klüger, in der aktuellen Situation den Song erst mal von den Playlisten zu verbannen, denn es werden sich immer Deppen finden, die dann den Rassisten-Text singen. Und sei es nur aus Trotz. Das will sich doch kein Veranstalter ans Bein binden. Die Alternative wäre, eine Version von dem Song zu basteln, bei dem gleich ein anderer Text vorgegeben ist - "Deutschland ist multi, alle Nazis raus" oder so ähnlich. Das sollte gar nicht so schwer sein, schließlich sind es ja Instrumentalpassagen, die da missbraucht werden.
Zitat von CobraBora im Beitrag #1060Was aber de facto ein Abspielverbot ist.
Nein, das sind viele Verbote, oder eben Hausrecht. Aber mal ehrlich: Im Freibad darf man nicht mit Schuhen ans oder ins Becken. Gibt es deshalb ein Schuhverbot? In der Kirche dürfen Männer keine Hüte tragen. Haben wir ein Hutverbot? In dem Wort steckt eine Skandalisierung, die einfach nicht angemessen ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich finde es einfach unangemessen. Lieber würde ich es spielen und Leute, die dann blöd werden, entfernen, aber das will ja auch kein Veranstalter. Auf jeden Fall wird da einfach nachgegeben, und die Rechten haben gewonnen. Ein harmloser Song eines harmlosen Künstlers ist plötzlich diskreditiert. Wenn denen demnächst einfällt, beispielsweise die Beatles zu kapern, gibt man dann auch nach?
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Stell dir mal vor du bist Veranstalter. Der DJ spielt den Song, und in irgendeinem Eck singen ein paar rechte Besoffskis den Text und einer filmt das, bevor Aufpasser oder andere Gäste einschreiten können. Am nächsten Tag stehst du mit deiner Veranstaltung in der Zeitung und im Netz, und womöglich wird deinem DJ und vielleicht sogar dir selbst eine gewisse Absicht unterstellt, weil der Song überhaupt gespielt wurde. Da würde ich als Veranstalter auch lieber den leichteren Weg gehen.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1062...Wenn denen demnächst einfällt, beispielsweise die Beatles zu kapern, gibt man dann auch nach?
So in die Richtung hatte ich auch zwischendurch gedacht.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
In meiner Nachbarschaft hat neulich jemand bei geöffnetem Fenster laut den Song gespielt. Es haben sich wirklich alle auf der Straße umgeguckt, wo das herkam; von irritiert über verärgert bis leicht ängstlich war alles in den Gesichtsausdrücken dabei. Schon allein deshalb würde ich aktuell auf den Song verzichten.
Wer dieser Tage unbedingt Gigi D‘Agostino spielen möchte, der kann es ja mit „In My Mind“ versuchen, das hat sogar eine einigermaßen verbindende Message. In ein paar Jahren kann den Song dann vielleicht wieder ohne Probleme spielen. Manche Sachen sind einfach befleckt, so ärgerlich man das finden mag.