Im übrigen gehen von den Kriegsflüchtlingen erfahrungsgemäß sehr viele wieder heim, wenn der Krieg aus ist (nur kann das vorübergehend halt eine Selbstlüge sein). Nicht jeder syrische Studierte arbeitet lieber bei McDonalds in Deutschland. Jugoslawien ist die große Mehrheit wieder heim.
Aber das kann man doch nicht ausschließlich dem Gutdünken dieser Menschen überlassen, da darf und muss man als aufnehmendes Land auch mitreden. Das Bewusstsein um diese Form von staatlicher Autorität und Handlungsfähigkeit ist meines Erachtes vollkommen verloren gegangen. Wenn wir endlich die reinen Wirtschaftsflüchtlinge konsequent abweisen und abschieben (da kann in ein paar Jahren, wenn sich die Situation normalisiert hat, ja gerne wieder liberaler verfahren werden), endlich eine effiziente Einwanderungspolitik etablieren und den Kriegsflüchtlingen Schutz und Sicherheit bieten ohne sie zu Neubürgern und Rettung des Rentensystems zu verklären (was eben auch eine fatale Signalwirkung aussendet), dann ist dem braunen Sumpf der Nährboden weitgehend entzogen. Dass die CSU diesbezüglich ständig in die Rolle der Hardliner schlüpfen muss liegt an der erschreckenden Ohnmacht der anderen Parteien, umso dankbarer muss man der Partei für ihr Rückgrat sein.
Seit Lucke und Henkel weggemobbt wurden, möchte ich die AfD nur noch halbherzig verteidigen, aber ein bisschen Kontext darf ja schon sein:
ZitatSlowenien und Österreich ließen Zehntausende Menschen "unregistriert ins Land hinein", sagte Pretzell. "Man kann das verhindern. Wenn man den ersten Schuss in die Luft abgibt, wird deutlich, dass wir entschlossen sind." Er glaube aber nicht, dass man anfangen müsse zu schießen - "die Menschen sind ja vernunftbegabt".
Außerdem gäbe es eine "ganze Reihe von anderen Möglichkeiten" wie etwa Polizeipräsenz, Wasserwerfer oder Tränengas. Ähnlich hat Pretzell laut "Rheinischer Post" auch Zuhörern bei einer Parteiveranstaltung vor einigen Tagen geantwortet. Es solle auch "kein vernünftiger Mensch daran denken, auf Flüchtlinge zu schießen, weil sie die Grenze übertreten". Ultima Ratio hieße, so Pretzell, "es gibt keine andere Möglichkeit, das zu stoppen".
Ok, dann also "nur" Wasserwerfer- und Tränengaseinsatz gegen Flüchtlinge an den Grenzen? Schießen nur im absoluten Notfall, wenn sie trotzdem weiter durchwollen? Dass du sowas Menschenverachtendes offensichtlich gutheißt, finde ich wirklich erschütternd.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von LFB im Beitrag #452den Kriegsflüchtlingen Schutz und Sicherheit bieten ohne sie zu Neubürgern und Rettung des Rentensystems zu verklären (was eben auch eine fatale Signalwirkung aussendet)
Was für eine Signalwirkung, bitte? Daß sich noch mehr erdreisten, bei uns Schutz zu suchen, Gott bewahre? Und was den Kontext angeht, bin ich da beim Reverend.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von Reverend im Beitrag #454 Dass du sowas Menschenverachtendes offensichtlich gutheißt, finde ich wirklich erschütternd.
Ich habe mich dazu gar nicht selbst geäussert, sondern nur den Kontext zur SPON-typisch verkürzten Überschrift nachgeliefert.
Jetzt äussere ich mich zur Sache: Wenn man diesen Zustrom rechtstaatlich steuern möchte und die offenkundig nicht Schutzbedürftigen bereits an der Landesgrenze abweisen möchte (WENN man das möchte, nach 10 Jahren Forum bin ich aber sicher, damit weitgehend alleine auf weiter Flur zu stehen), dann wird das (ungeachtet anderer Maßnahmen) nicht umgehend nur mit Freiwilligkeit funktionieren, sondern indem man diese Menschen dazu bringt, sich entsprechend registrieren zu lassen. Schusswaffengebrauch geht natürlich gar nicht, aber Absperrungen, Polizeiketten etc., das halte ich zumindest vorübergehend für unerlässlich.
Womit wir wieder beim oben erwähnten (Mis-)Management wären: Wenn man das wirklich organisieren MÖCHTE, KANN man eben auch solche administrativen Akte (nach einer verständlichen kurzen Phase der Orientierung und möglicherweise Unordnung) organisieren. Wenn man es nicht will (wie zur Zeit viele europäische Staaten, aber auch viele deutsche Beamte oder Politiker), dann kann man es natürlich auch nicht.
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Davon abgesehen: redet noch jemand von der ersten "Gastarbeiter"- Generation? Da kam auch eine große Menge Menschen ins Land, um deren Integration sich damals niemand auch nur einen Scheißdreck geschert hat, da man davon ausging, daß sie sowieso bald wieder heimgehen. Als die Väter von Mory und mir in den späten 60ern ins Land kamen, mußten sie sich genauso ein Dreck von wegen "Überfremdung" und "drohendem Arbeitsplatzverlust" anhören. Mein Vater hat nur Scheißjobs gemacht, die damals kein Deutscher machen wollte, und ich glaube, auch heute wäre noch keiner scharf auf einen Job als Möbelpacker oder Lagerarbeiter bei EDEKA. Und was ist heute? Wir sind hier geboren, aufgewachsen, sind gebildet, haben Jobs und zahlen Steuern. Und kommt mir jetzt keiner mit den Türken, der Großteil der Nachkommen derer, die damals kamen, wäre genauso integriert, wenn sich jemand darum gekümmert hätte. Cem Özdemir ist ein gutes Beispiel. Heutzutage sind die Grundvoraussetzungen ganz andere, und es gibt Anstrengungen, die Syrer gleich einzugliedern. Darum glaube ich auch, daß das langfristig zu schaffen ist, auch wenn viele hierbleiben. Über die ganzen Rußlanddeutschen, die Anfang der 90er herkamen, wurden solche Diskussionen in dem Ausmaß nie geführt. Die konnten teilweise beschissen Deutsch, bekamen aber trotzdem gleich einen Paß und haben brav die Partei gewählt, die sie ins Land geholt hatte. Alles richtig gemacht.
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Zitat von LFB im Beitrag #452den Kriegsflüchtlingen Schutz und Sicherheit bieten ohne sie zu Neubürgern und Rettung des Rentensystems zu verklären (was eben auch eine fatale Signalwirkung aussendet)
Was für eine Signalwirkung, bitte? Daß sich noch mehr erdreisten, bei uns Schutz zu suchen, Gott bewahre? Und was den Kontext angeht, bin ich da beim Reverend.
Die Signalwirkung besteht darin, dass auch bei Kriegsflüchtlingen eine möglichst rasche Integration als Ziel ausgegeben und entsprechend der Arbeitsmarkt geöffnet wurde. Deshalb durchqueren diese Menschen etwa 10 sichere Staaten um dann bei uns Schutz zu suchen. Und ja, das nennt man dann Anreiz.
ZitatDie Signalwirkung besteht darin, dass auch bei Kriegsflüchtlingen eine möglichst rasche Integration als Ziel ausgegeben und entsprechend der Arbeitsmarkt geöffnet wurde. Deshalb durchqueren diese Menschen etwa 10 sichere Staaten um dann bei uns Schutz zu suchen. Und ja, das nennt man dann Anreiz.
Und diesen Anreiz hältst du für "fatal".
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #458Davon abgesehen: redet noch jemand von der ersten "Gastarbeiter"- Generation? Da kam auch eine große Menge Menschen ins Land, um deren Integration sich damals niemand auch nur einen Scheißdreck geschert hat, da man davon ausging, daß sie sowieso bald wieder heimgehen. Als die Väter von Mory und mir in den späten 60ern ins Land kamen, mußten sie sich genauso ein Dreck von wegen "Überfremdung" und "drohendem Arbeitsplatzverlust" anhören. Mein Vater hat nur Scheißjobs gemacht, die damals kein Deutscher machen wollte, und ich glaube, auch heute wäre noch keiner scharf auf einen Job als Möbelpacker oder Lagerarbeiter bei EDEKA. Und was ist heute? Wir sind hier geboren, aufgewachsen, sind gebildet, haben Jobs und zahlen Steuern. Und kommt mir jetzt keiner mit den Türken, der Großteil der Nachkommen derer, die damals kamen, wäre genauso integriert, wenn sich jemand darum gekümmert hätte. Cem Özdemir ist ein gutes Beispiel. Heutzutage sind die Grundvoraussetzungen ganz andere, und es gibt Anstrengungen, die Syrer gleich einzugliedern. Darum glaube ich auch, daß das langfristig zu schaffen ist, auch wenn viele hierbleiben. Über die ganzen Rußlanddeutschen, die Anfang der 90er herkamen, wurden solche Diskussionen in dem Ausmaß nie geführt. Die konnten teilweise beschissen Deutsch, bekamen aber trotzdem gleich einen Paß und haben brav die Partei gewählt, die sie ins Land geholt hatte. Alles richtig gemacht.
Der erste Fall war aber ein klassicher Fall von Einwanderungspolitik, weil die Leute ja aufgrund eines Arbeitskräftemangels angeworben wurden. Der zweite Fall war eine historische Wiedergutmachung, weil diese Leute (bzw. ihre Vorfahren) aufgrund ihrer deutschen Abstammung von Stalin nach Zentralasien verbannt wurden. Der dritte, aktuelle Fall sind Wirtschafts- oder Kriegsflüchtlinge, die mittels krimineller Schleuser jeweils zig sichere Staaten durchqueren um zu uns zu kommen, das ist ein Unterschied.
Zitat von Reverend im Beitrag #460 Und diesen Anreiz hältst du für "fatal".
Er hat sowohl dem Staat als auch uns als Gesellschaft insgesamt jegliche Kontrolle über diese Wanderungsbewegung entzogen und bei diesen Menschen und in diesen Gesellschaften teilweise überzogene Erwartungen geweckt. Hätte man von Anfang an im Rahmen einer klaren Quotenregelung die Kriegsopfer koordiniert und nach Schutzbedürfigkeit (z.B. Vorrang für religiöse Minderheiten) vor Ort (d.h. an den Staatsgrenzen Iraks und Syriens oder sogar aus Lagern innerhalb dieser Staaten) abgeholt und auf die europäischen Staaten verteilt, zugleich aber klar gemacht, dass es sich um eine vorübergehende Aufnahme ohne Integration in den Arbeitsmarkt handelt (Ausbildungen und Schulungen machen hingegen natürlich Sinn, aber auch mit Blick auf die Rückkehr in die Heimatregion), würde für mich außer Frage stehen, dass "wir das schaffen".
Zitat von LFB im Beitrag #461 Der erste Fall war aber ein klassicher Fall von Einwanderungspolitik, weil die Leute ja aufgrund eines Arbeitskräftemangels angeworben wurden. Der zweite Fall war eine historische Wiedergutmachung, weil diese Leute (bzw. ihre Vorfahren) aufgrund ihrer deutschen Abstammung von Stalin nach Zentralasien verbannt wurden. Der dritte, aktuelle Fall sind Wirtschafts- oder Kriegsflüchtlinge, die mittels krimineller Schleuser jeweils zig sichere Staaten durchqueren um zu uns zu kommen, das ist ein Unterschied.
Der erste Fall hat an der ablehnenden Behandlung von diesen Leuten hier nichts geändert. Und davon abgesehen, will ich nicht wissen, wie das ausgesehen hätte, wenn klar geworden wäre, daß die meisten wirklich bleiben. Der zweite Fall: historische Wiedergutmachung? Wtf? Stalin hat diese Leute bestimmt nicht umgesiedelt, weil er grade Lust drauf hatte. Und wenn, hätten die Russen diese historische Wiedergutmachung leisten müssen. Daß sie in Kasachstan Repressalien ausgesetzt waren, steht außer Frage (und weiß ich von Kollegen), aber nicht so, daß es da drüben die Hölle gewesen wäre (ebenso). Und drittens: ich wäre auch für eine gerechtere Verteilung. Würden die Leute in Ungarn oder Polen wie Menschen behandelt, würden sie sicher auch lieber dort bleiben, anstatt noch tausend Kilometer mit dem Bus herzujuckeln.
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