Und ob ihr es nun Rassismus nennt oder zwischen dieser und jener Diskriminierung unterscheiden wollt, dann bleiben LFBs Aussagen doch immernoch diskriminierend und sie werden durch eine andere Benennung nicht besser.
Zitat von Ninja_Hagen im Beitrag #521Für mich ist es rassistisch, Flüchtlingen zu unterstellen sie würde ihre eigenen Boote anzünden und Moslems den Integrationswillen abzusprechen. Bei anderen geht Rassismus halt erst beim Kopfvermessen los.
Der letzte Satz zeigt schön, wie man das Thema instrumentalisieren kann. Und damit verharmlosen. Ist ja egal, wenn es dem eigenen Ego hilft.
Zitat von Reverend im Beitrag #517 Ja, aber das ist es doch schon: Sich von 1 Million zusätzlicher meist muslimischer Zuwanderer, die zu den ca. fünf Millionen bereits hier Lebenden hinzukommen, bedroht zu fühlen, ist Ausdruck rassistischen Ressentiments.
nein, ist es eben nicht. wenn man nachts die straße langgeht, und sieht in dem entgegenkommenden dunkelhäutigen mann eine potentielle bedrohung: das wäre rassismus (und ich bin mir ziemlich sicher, dass dem einen oder anderen gutmeinenden diskussionsteilnehmer unter uns dies als unwollkürliche regung nicht einmal fremd ist). wenn man große angst vor kultureller überfremdung hat, nennt man das gemeinhin xenophobie. dass die schnittmenge nicht gering ist, versteht sich von selbst. umso wichtiger ist es, den unterschied zu kennen und zu würdigen, wenn man die diskussion nicht ausschließlich in seinem eigenen saft, schulterklopfend auf der guten seite der macht führen will.
Da stimme ich Dir zu. Und ich schließe auch für mich selbst nicht aus, solche rassistischen Reflexe zu haben, weil sie eben kulturell manifestiert sind. Aber sie offensiv zu verargumentieren und zu verbreiten, ist dann eben etwas, das aus meiner Sicht bekämpft werden muss, wenn man nicht in einer totalen Scheißgesellschaft leben möchte.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
ich kann mich noch gut an die zeiten erinnern, in denen in meinem umfeld jeder, der die notwendigkeit einer polizeigewalt für das funktionierens eines gemeinwesens anzumerken wagte, als "systembüttel" oder "potentieller protofaschist" gebrandmarkt wurde. irgendwann sind dann alle faschisten, die einen mit namen, die anderen mit tat.
Für mich ist das etwa so, wie wenn Menschen den Israelis einen Holocaust an den Palästinensern vorwerfen. Damit marginalisierst Du den holocaust. Du steckst halt den Neonazi, der einen Flüchtling Niederschlägt, weil er ein Schwarzer ist in einen Topf mit dem LFB, der keine rassischen Vorurteile hat, sondern eine kulturelle Überforderung unserer Gesellschaft befürchtet. Und die Gefahr droht (ich bin trotzdem für die Aufnahme, sehe aber LFBs Sorgen). Schau Dir die Vorstädte in Frankreich an. So kann es enden.
Zitat von Reverend im Beitrag #530 Da stimme ich Dir zu. Und ich schließe auch für mich selbst nicht aus, solche rassistischen Reflexe zu haben, weil sie eben kulturell manifestiert sind. Aber sie offensiv zu verargumentieren und zu verbreiten, ist dann eben etwas, das aus meiner Sicht bekämpft werden muss, wenn man nicht in einer totalen Scheißgesellschaft leben möchte.
die frage ist doch, wie man überhaupt noch bedenken und ängste offen formulieren kann, wenn man davon ausgehen muss, dann sofort einen stempel zu kriegen. viele leute kommen eben einfach nicht so leicht mit dem tempo mit, das die angelegenheit gerade annimmt. wenn du die alle in die antidemokratische ecke stellst, kannst du dir tatsächlich bald ein neues land suchen.
Zitat von tenno im Beitrag #531ich kann mich noch gut an die zeiten erinnern, in denen in meinem umfeld jeder, der die notwendigkeit einer polizeigewalt für das funktionierens eines gemeinwesens anzumerken wagte, als "systembüttel" oder "potentieller protofaschist" gebrandmarkt wurde. irgendwann sind dann alle faschisten, die einen mit namen, die anderen mit tat.
Ich finde es aber anders auch nicht besser, nämlich wenn eigentlich keiner mehr Faschist ist und "Asylkritiker" Unterkünfte für Asylbewerber anzünden.
ZitatDu steckst halt den Neonazi, der einen Flüchtling Niederschlägt, weil er ein Schwarzer ist in einen Topf mit dem LFB, der keine rassischen Vorurteile hat, sondern eine kulturelle Überforderung unserer Gesellschaft befürchtet.
Nach der Begründung dürfest du aber auch niemanden, der sich "nur" rassistisch äußert und nicht selbst gewalttätig wird, als Rassist bezeichnen, weil man ihn dann mit dem Gewalttäter gleichsetzt. da wird's dann aber schon sehr haarspalterisch. Und "Nazi" wäre zudem noch eine mögliche Steigerung zur Beschreibung dessen, was man ablehnt. Dazu gehörte dann aber eben neben Rassismus auch noch Antisemitimus und v.a. ein völkischer Nationalismusbegriff (der sich zT auch bei Pegida äußert).
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Zitatviele leute kommen eben einfach nicht so leicht mit dem tempo mit, das die angelegenheit gerade annimmt.
Moment, wir reden doch hier von LFBs Äußerungen. Da bist du jetzt aber sehr empathisch. Ich hatte hier nicht den Eindruck, er würde mit irgendwas nicht mitkommen. Im Gegenteil, er hat doch eine sehr klare Meinung und Vorstellung von dem, was er (nicht) möchte, hier zum Ausdruck gebracht. Das ist doch schon noch etwas Anderes als die Omi, die Angst vor dem schwarzen Mann hat oder dass ihr jemand wegen der Ausländer die Rente kürzen könnte.
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Zitat von faxefaxe im Beitrag #532 Du steckst halt den Neonazi, der einen Flüchtling Niederschlägt, weil er ein Schwarzer ist in einen Topf mit dem LFB, der keine rassischen Vorurteile hat, sondern eine kulturelle Überforderung unserer Gesellschaft befürchtet. Und die Gefahr droht (ich bin trotzdem für die Aufnahme, sehe aber LFBs Sorgen). Schau Dir die Vorstädte in Frankreich an. So kann es enden.
Allein die Handlung fremdenfeindlicher Menschen sollte ja nicht ausschlaggebend für die Bezeichnung sein, sondern die Denkweise. Und da gibt es sicher Überschneidungen.
Rassistische Vorturteile können ja auch mehr oder weniger plump sein, ums mal doof auszudrücken. Aber ich halte es für falsch, Rassismus nur auf "Rasse" zu beziehen.
Was ist Rassismus? - Definitionen Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition von Rassismus. Viele Kontroversen über die Bedeutung des Wortes «Rassismus» erklären sich daraus, dass eine enge und eine weite Bedeutung des Ausdrucks parallel genutzt werden.
Klassisches Konzept von «Rassismus» (enge Bedeutung) Rassistisch sind Ideologien, welche die Menschheit in eine Anzahl von biologischen Rassen mit genetisch vererbbaren Eigenschaften einteilen und die so verstandenen «Rassen» hierarchisch einstufen.
Das klassische Konzept war vorherrschend in der Epoche des europäischen Kolonialismus und Imperialismus bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese pseudo-biologische Ideologie diente vor allem der Rechtfertigung kolonialistischer Praktiken.
Verallgemeinertes Konzept von «Rassismus» (weite Bedeutung) «Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden.» (Johannes Zerger, Was ist Rassismus?, Göttingen 1997, S.81).
Diese Definition erweitert den Anwendungsbereich des Ausdrucks «Rassismus» von den biologisch aufgefassten «Rassen» auf alle Arten von Abstammungsgruppen, die als andersartig dargestellt werden. Eine Erläuterung zu dieser verallgemeinerten Definition finden Sie auf einem separaten Arbeitsblatt: ◦«Was heisst Rassismus?» (pdf, 1 S.) Viel Beachtung fand in der neueren Diskussion auch ein Definitionsvorschlag von Albert Memmi:
«Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.» (Albert Memmi, Rassismus, Frankfurt a.M. 1987, S.164)
Juristisches Konzept Auch im rechtlichen Sinn gibt es keine einheitliche, formelle Definition von Rassismus. Nahe an der Rechtspraxis ist das Verständnis von «rassistischer Diskriminierung» als dem Inbegriff von Ungleichbehandlungen, Äusserungen oder Gewalttaten, die bewirken oder beabsichtigen, dass Menschen wegen ihrer äusseren Erscheinung («Rasse») oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nationalität oder Religion herabgesetzt werden.
Ich finde es aber anders auch nicht besser, nämlich wenn eigentlich keiner mehr Faschist ist und "Asylkritiker" Unterkünfte für Asylbewerber anzünden.
ist es ja auch nicht. und genau aus diesem grund sollte man nicht mit der gleichen wurschtigkeit draufloshausen, sondern präzise begrifflichkeiten anwenden.
Zitatviele leute kommen eben einfach nicht so leicht mit dem tempo mit, das die angelegenheit gerade annimmt.
Moment, wir reden doch hier von LFBs Äußerungen. Da bist du jetzt aber sehr empathisch. Ich hatte hier nicht den Eindruck, er würde mit irgendwas nicht mitkommen. Im Gegenteil, er hat doch eine sehr klare Meinung und Vorstellung von dem, was er (nicht) möchte, hier zum Ausdruck gebracht. Das ist doch schon noch etwas Anderes als die Omi, die Angst vor dem schwarzen Mann hat oder dass ihr jemand wegen der Ausländer die Rente kürzen könnte.
damit hab ich auch nicht den LFB gemeint. diesen kenn ich nun schon eine weile, und seit einigen forentreffen auch persönlich, und habe ihn als jemanden kennengelernt, mit dem man ungeachtet sehr unterschiedlicher politischer standpunkte ausgesprochen differenziert über ebenjene diskutieren kann. es gibt sicherlich einige schlagworte, die auf ihn zutreffen, aber "rassist" fiele mir sicherlich mit als letztes ein.
mir ging es allgemein um den sprachgebrauch, und die frage, was man mit ihm erreichen will. es mag umstritten sein, wie man rassismus oder was auch immer definiert, aber wenn ich nicht die halbe bevölkerung von vornherein ausgrenzen und als nicht satisfaktionsfähig in die ecke stellen will, fasse ich meine definition lieber eng. und ja, "empathie" (nicht zu verwechseln mit sympathie) ist durchaus etwas, das in dieser debatte nicht schaden kann - der versuch, die motive des anderen zu verstehen, kann enorm dabei helfen, die verunsicherten von den verbohrten zu unterscheiden.
@tenno: Ich kann LFB nur messen an dem, was er hier schreibt. Ihr kennt ihn teilweise persönlich und mögt daher einen anderen Eindruck von ihm haben als ich. Das ändert aber auch nicht das, was er hier geschrieben hat und das meiner Meinung nach z.T. inakzeptabel ist und heftigen Widerspruch erforderlich macht. Ich habe auch nichts dagegen, auf Grundlage dessen, was ich hier schreibe, als "Klugscheißer" oder "Linksradikaler" bezeichnet zu werden. Beides mag kein komplettes Persönlichkeitsbild malen, aber eben sicher auch nicht vollkommen falsch sein.
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