20% rechter Rand ist halt nun mal aktuell (oder vermutlich: immer schon) die Realität. Dass die nun gerade fast alle die gleiche Partei wählen, macht sie sichtbarer als früher, was man schlecht, aber auch gut finden kann. Immerhin hat auch die NPD darunter gelitten. Katastrophal ist aber, dass es die Linke einfach nicht schafft, sich bei den Unzufriedenen als ernsthafte Alternative anzubieten.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Oder auch, in den Worten von Raul Zelik: Als ich elf Jahre alt war, hatte man in Teilen Deutschlands das Gefühl, der Stahlhelm-Flügel der Union stehe kurz vor dem Durchmarsch. Die Hälfte der wirtschaftlichen und politischen Eliten hatten noch dem NS-Regime gedient. Terror-Hysterie und NATO brachten die Schmidt-SPD auf stramm-autoritären Kurs. Die Kanzlerschaft für Franz-Josef Strauß schien greifbar nah. War irgendwie auch keine lustige Zeit. Jetzt hat man den Eindruck, die Stahlhelm-Union kehre in Gestalt der AfD zurück, und die Islamophobie übernehme die Funktion, die früher der Antikommunismus innehatte. Angst schüren, von sozialen Widersprüchen ablenken, die Identifikation mit der Herrschaft stärken. Ist nicht schön, kann man aber auch als Herausforderung sehen. Für die gesellschaftliche Linke geht es darum, sich viel selbstverständlicher, systematischer und alltäglicher darum zu bemühen, ein Lager der Solidarität aufzubauen. Erlebbare Verbindungen zwischen jenen zu schaffen, die nichts zu lachen haben: Supermarktkassiererinnen, Leiharbeitern, Flüchtlingen, Hartz-IV-Empfängerinnen, Ausgebrannten … Aber auch einfach Praktiken des Teilens und gemeinsam Besprechens überall dort stark zu machen, wo wir uns bewegen. Was hingegen DIE LINKE angeht, muss sie wohl zur Kenntnis nehmen, dass die Zeit der ostdeutschen Volkspartei, die an einer diffusen Regionalidentität anknüpft und in der Verwaltung mitmischen will, unwiderruflich vorbei ist. Wenn DIE LINKE dem Protest-Getue der autoritären Rechten erfolgreich etwas entgegensetzen will, dann muss sie sich von dieser, aber auch von den anderen Parteien grundsätzlich unterscheiden. Sie muss konfliktbereiter, klassenorientierter, demokratischer, unopportunistischer, solidarischer und feministischer werden. Ob sie damit schnell Erfolg haben wird, steht in den Sternen. Immerhin bläst uns der Wind des Zeitgeistes scharf ins Gesicht. Egoismus, Marktfanatismus, Rassismus, Mackertum haben Konjunktur. Umso mehr Freude sollten wir am Widerspruch haben. DIE LINKE ist Quark, wenn sie nicht jene Alternative zu sein beansprucht, die der AfD-Stahlhelm nur im Namen trägt.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Das würde ich gerne glauben, aber hast du Zahlen, die das belegen?
(Vermutlich müsste man aber erst mal definieren, was mit "Merkels Flüchtlingspolitik" genau gemeint ist - Verwaltungschaos? Angebliches Laisser-faire? Mehrfache Einschränkung des Asylrechts? Die einmalige Grenzöffnung letzten September?)
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #724(Vermutlich müsste man aber erst mal definieren, was mit "Merkels Flüchtlingspolitik" genau gemeint ist - Verwaltungschaos? Angebliches Laisser-faire? Mehrfache Einschränkung des Asylrechts? Die einmalige Grenzöffnung letzten September?)
welche grenze hat sie denn geöffnet? deutschlands grenzen sind teilweise seit 1995 und seit 2007 vollständig offen, bzw. frei von personenkontrollen, von sporadischen zollkontrollen mal abgesehen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Das klingt aber schon weitgehend anders, mehr so, als ob "die Arroganz der Gutmenschen" ganz allein schuld am Erstarken der Rechten wäre. Dass da aber giftiger Rassismus und andere Charakterfehler eine sehr große Rolle spielen, wird ausgeblendet.
Das klingt aber schon weitgehend anders, mehr so, als ob "die Arroganz der Gutmenschen" ganz allein schuld am Erstarken der Rechten wäre. Dass da aber giftiger Rassismus und andere Charakterfehler eine sehr große Rolle spielen, wird ausgeblendet.
ganz so würde ich den artikel nicht interpretieren. so wie ich das lese, wird hier eine klasse beschrieben, die nicht nur ökonomisch, sonder auch kulturell abgehängt und ausgegrenzt wird, durch die art und weise wie sie und ihre ängste und themen in debatten behandelt werden. dem würde ich erstmal nicht widersprechen, ich habe mich bloss beim lesen gefragt, ob dem problem tatsächlich besser begegnet wäre, würde sich der tonfall in den debatten ändern, in einer weise, die die abgehängten teile der bevölkerung weniger herabsetzt. ich sehe zumindest nicht die häme und arroganz einer liberalen elite als ursache für das abgehängt sein, sondern bestenfalls als einen verstärker. an den wahren ursachen zu arbeiten erschiene mir doch sinnvoller, als das abgehängt sein durch abmilderung der debattenkultur erträglicher zu gestalten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Lustig und eigentlich doch traurig. Selbst wenn man unter der - sorry - ideologischen Käseglocke selbstkritisch sein möchte, erkennt man nicht die Arroganz und Selbstüberhöhung der Behauptung, alle sich dem Zeitgeist und seinen gefährlichen Luftschlössern widersetzenden seien “abgehängt“, “dumm“, von irrationalen Ängsten, Abstiegssorgen oder schweren charakterlichen Defiziten geprägt. Man braucht ja gar nicht erst anfangen zu diskutieren, solange diese Diffamierungen nicht endlich unterbleiben. Spread the message, ihr Guten.