Nach Veröffentlichungen unter unzähligen Pseudonymen (Humanoid, Yage, Amorphous Androgynous...) stellte sich The Future Sound Of London als das erfolgreichste Projekt der Herren Laker und Cobain heraus. Das erste Album "Accelerator" enthielt mit "Papua New Guinea" bereits einen Klassiker, aber mit dem Zweitling "Lifeforms" stellten sie sich nochmal auf eine neue Stufe.
Die Musik war zwar komplett elektronisch erzeugt bzw. Sample-basiert (Ozric Tentacles zählten zu ihren Lieblingsquellen), das gesamte Klangbild war aber ausgesprochen organisch, manche nannten das deshalb "Öko-Techno". "Lifeforms" war im Prinzip ein Konzept-Doppelalbum, bei dem die einzelnen Tracks harmonisch ineinander übergingen, und war ziemlich melodieverliebt. Berühmt waren auch die Videos, in denen per Computergrafik utopische, exotische Landschaften gezeigt wurden - da dürfte sich David Cameron für Avatar einiges abgeschaut haben.
Zitatbis jetzt zwei überschneidungen (altern 8, rmb), eine quasi-überschneidung (FGTH) und zwei hände voll "knapp daneben" (shamen, progigy, jam & spoon, sugarbabes, prince, U2, PWIE). M/A/R/R/S und s-express kommen bei mir aber zumindest in die engere auswahl.
ps: der offiziellen zählweise zufolge war "charly" übrigens die erste single von the prodigy. beim vorgänger "what evil lurks" handelte es sich noch um eine ep.
Plötzlich tauchte da ein sympathisch-nerdiger Kauz auf, der unter unterschiedlichen Pseudonymen (AFX, Polygon Window...) seltsame elektronsiche Musik veröffentlichte und eigenhändig an seinen Geräten herumlötete. Nach seinen ersten wegweisenden "Ambient Works" als Aphex Twin kam dann mit "On" auch der verdiente kommerzielle Durchbruch.
Manche seiner Tracks sind nicht leicht genießbar ("Ventolin", "Come To Daddy"), aber fast allen wohnt eine betörende Schönheit inne, trotz der metallischen Klänge, die da oft dabei sind. Einige seiner Videos gelten heute als Klassiker, auch weil da gerne seine grinsende Visage auf arme Opfer montiert wurde (bei "Donkey Rhubarb" sogar auf Bären wie aus der Bärenmarke-Werbung). Und zum "Windowlicker" Video gabs sogar einen Aphex Twin Pin-Up Kalender.
Schon auf dem Album "Homogenic" war "All Is Full Of Love" ein faszinierender Song. Hypnotisch, atmosphärisch, von Drones bestimmt und vollkommen ohne Beats, ein würdiger Abschluss eines überragenden Albums. Aber erst die Single-Version machte den Song zu einem Jahrhundert-Meisterwerk, Trost spendend, jubilierend und dennoch unglaublich rührend. Ich bekomme jedesmal wieder eine Gänsehaut und feuchte Augen, für mich ist das nach wie vor der beste Song aller Zeiten. Und auch das zugehörige Video ist wunderschön.
Zitateigentlich heißt das album love symbol. und auf "my name is prince" macht sich zum ersten und einzigen mal ein leichter hang des meisters zur überproduktion bemerkbar. recht hast du aber natürlich trotzdem.
tenno:
Zitatich war nur zu faul, den gesamten titel auszuschreiben. man schreibt ja auch nicht jedes mal "sergeant pepper's lonely hearts club band". und selten hat einem song der hang zur überproduktion so gut gestanden!
Anfangs erschienen Faithless wie einfach nur ein weiteres Dance-Projekt, aber schon bald mauserten sie sich zu einer meiner absoluten Lieblingsbands, die mich zuverlässig durch die musikalische Dürreperiode der Nullerjahre begleitet hat. Bekannt wurden sie natürlich durch Dance-Hits wie "Insomnia", aber auf ihren Alben zeigten sie schon von Anfang an vielfältige muaikalische Facetten, und als einziger Act überhaupt haben sie es geschafft, bei mir dreimal das Album des Jahres abzuliefern. Mein absoluter Favorit ist aber "God Is A DJ", ein Track, der glücklich macht und mir ähnlich viel bedeutet wie "All Is Full Of Love".
Faithless-Mastermind ist seit jeher Rollo Armstrong, der auch schon vorher unter unterschiedlichen Namen veröffentlichte und mit Felix, OT Quartet und Gloworm schon einige Hits hatte landen können. Auch seine Partnerin (zeitweise auch privat) Sister Bliss hatte schon einige Veröffentlichungen und war in der DJ-Szene wohlbekannt. Dazu kamen der buddhistische Rapper Maxi Jazz, der lyrische, intelligente Texte und seine sonore Stimme beisteuerte, und anfangs auch Soulsänger Jamie Catto.
Schon bald entwickelten sich Faithless auch zu einem furiosen Liveact, der mit seinen energetischen Shows die Massen begeistern konnte. Dabei glänzte Rollo aber grundsätzlich durch Abwesenheit, der verschanzt sich bis heute lieber im Studio und produziert. Schon früh lungerte in seinem Studio auch sein Schwesterlein Dido herum, die ist von daher auch auf jedem Faithless-Album zu hören. So z.B. bei "Hem Of His Garment" vom zweiten Album - lange bevor sie als Solokünstlerin veröffentlichte.
Eines Tages fragte mich ein russischer Kumpel, der selbst keinen Internetanschluss hatte, ob ich ihm die CD einer Band namens Taty besorgen könnte. Die seien in Russland die absolut größte, angesagteste Band, und er wollte das Album unbedingt haben. Nach kurzer Suche fand ich also einen Händler auf ebay, und hielt wenig später sogar zwei CDs in den Händen, von denen sich eine allerdings als plumpe Fälschung entpuppte. Was ich aber auf der anderen hörte, gefiel mir ausnehmend gut. Okay, da waren 2-3 etwas käsige Europop-Lieder dabei, aber der Rest war ausgesprochen fein, besonders das kraftvolle "Nas ne dagoniat".
Einige Zeit später kam dann die Nachricht, dass die Taty-Songs auch im Westen veröffentlicht werden sollen, und zwar auf Englisch, und produziert von keinem Geringeren als Trevor Horn. Das weckte mein Interesse noch mehr, und ich begann zu recherchieren. Fündig wurde ich bei der Internet-Seite ihres Labels Universial Russia, wo es auch ihre Videos zu sehen gab, z.T. sogar mit Making Ofs (YouTube gab es ja noch nicht). Das Konzept () habe ich dann sehr schnell verstanden, und ich hatte auch eine diebische Freude daran - zu sehr erinnerte mich das an das Kultlabel ZTT und die Marketingkampagne für Frankie Goes To Hollywood.
Etwa ein dreiviertel Jahr, nachdem ich die CD erstmals in den Händen hielt, kam dann die erste englische Single "All The Things She Said" heraus, stieg kurz darauf gleich in die Top Ten ein und war nach einem Auftritt bei Wetten Dass die #1. Und das Album war einfach großartig. Die läppischen Songs waren gestrichen, ein Cover von "How Soon Is Now" kam dazu, und die restlichen Songs hatten einen neuen, knackigeren Anstrich (auch wenn Trevor Horn in Wahrheit nur an drei Songs beteiligt war). Und bei mir wurde es (wie auch der Nachfolger) zum Album des Jahres, und dürfte zu meinen zehn meistgespielten Alben überhaupt gehören.
Zitatgenau das ist auch mein liebling von t.a.t.u., hätte ich auch gewählt. aber so langsam werd ich nervös. sollte ich etwa der einzige depp hier sein, der scooter in seiner liste führt?
Ich:
ZitatDen deutschen Rave habe ich in meiner Liste nur (viel zu) kurz abgehandelt, im wesentlichen mit RMB. Da wird wohl noch ein Nachschlag fällig sein.
Schon seit "I Should Be So Lucky" bin ich Kylie-Möger, und im Lauf der Jahre / Jahrzehnte hat sie unfassbar viele gute Songs und auch Alben herausgebracht. Mit dem mitreißenden "Your Disco Needs You", geschrieben von Robbie Williams, Guy Chambers und ihr selbst, gelang ihr dann ein Werk, das auch die steinernsten Herzen im Handstreich erobern müsste, im Almighty Remix sogar noch eine Spur schwungvoller.
Eine Version mit deutschen statt französischen Spoken Words gibts auch, aber aus unerfindlichen Gründen wurde der Song in UK nie als Single veröffentlicht. Ein Jammer, denn das wäre eine todsichere Nr.1 geworden. Lange habe ich gerungen, ob ich diesen Song oder doch lieber das wunderbar laszive "Slow" in meine Liste aufnehmen sollte. Das gibt es dafür als Bonus-Track.
Nach vielen Jahren des Darbens beglückte Tante Käthe die Fangemeinde endlich mit einem neuen Album - für mich mit das willkommenste Comeback der Musikgeschichte. Und auch wenn die Aufteilung von 80 Minuten Musik auf zwei CDs etwas zweifelhaft erschien, "Aerial" war jede Minute das Meisterwerk, das man sich von Kate erhofft hatte.
Gerade die Single "King Of The Mountain" zeigt auf, welche Klasse Kates Songs innewohnt. Wo sie am Anfang noch spröde und unnahbar wirken, entfalten sie nach mehrmaligem aufmerksamen Anhören eine Sogwirkung, die andere Künstler nur in seltenen Fällen erreichen. Man erkennt: Als Kate seinerzeit den Mann erschuf, übte sie nur.
Als ich vor ein paar Jahren nach Aschaffenburg zog, habe ich mich natürlich auch mit der hiesigen Musikszene beschäftigt. Die ist vorwiegend dominiert von Rock und Hip Hop, und ein paar Protagonisten haben es inzwischen zu bundesweiter Bekanntheit geschafft (Olli Banjo, The Intersphere , für Insider vielleicht auch Scheisse Minelli, Julikapelle oder The August). Eine Band namens Aloha From Hell hatte vor ein paar Jahren auch einen richtigen Charthit.
Meine Favoriten sind allerdings die Spaßvögel namens Blutjungs, die im Alleingang das Genre "Splatterpop" erfunden haben und diesen Stil seit fast 20 Jahren und über inzwischen vier Alben sorgsam pflegen. Musikalisch kann man ihnen eine gewisse Nähe zur besten Band der Welt nicht absprechen, aber ihr Alleinstellungsmerkmal sind die ziemlich makabren, ironisch-bluttriefenden Texte, die mich manchmal an den Rand des Lachkrampfs bringen. Wundervoller Unsinn!
Die Nuller-Jahre waren für mich vergleichsweise öde, aber als Karin Dreijer Anderson 2009 ihr Album unter dem Namen Fever Ray veröffentlichte, schlug das bei mir ein wie eine Bombe. Das vorhergehende The Knife Album hatte schon den Weg in diese Richtung gewiesen, aber dieses Werk ging noch einen großen Schritt weiter. Düster, ruhig, sehr elektronisch und unglaublich spannend zog mich diese Musik unwiderstehlich in ihren Bann.
Und mit diesem Album war auch meine musikalische Durststrecke auf einen Schlag beendet. Denn eine ganze Generation junger Musikerinnen zeigte sich sehr deutlich davon beeinflusst, und es folgten viele Veröffentlichungen, die in eine ähnliche Kerbe schlugen und mir ein exzellentes Musikjahr nach dem anderen bescheten.
Das Album "The Future Will Come" habe ich über den ME und über dieses Forum kennen- und sehr schnell schätzen gelernt. Nicht alles auf dem Album ist brillant, aber neben einigen elektronischen Popsongs, die teilweise an The Human League erinnern, stechen vor allem zwei grandiose Disco-Tracks heraus, die jedes Tanzbein zwanghaft zum Zucken bringen: "Tonight" und vor allem "Happy House". Auf Vimeo habe ich dann diese unfassbare Live-Version gefunden, bei der irgendwann wildgewordene Sequencer das Kommando übernehmen und Band und Publikum volllends abdrehen. Der Wahnsinn!
89. Oasis - Falling Down (A Monstrous Psychedelic Bubble Exploding In Your Mind)
Ich bin ja nicht unbedingt der Oasis-Möger, aber "Falling Down" kannte ich von einer Jahres-MiB und hat mir auch schon in der Originalversion gefallen. Der LFB hat mich dann auf einen demnächst erscheinenden Remix von Amorphous Androgynous aufmerksam gemacht, die zu meinen Nineties-Helden gehören (u.a. auch als The Future Sound Of London und Humanoid, siehe weiter oben in der Liste).
Der Mix hat auch alles gehalten, was ich mir von ihm versprochen habe. Schlanke 22 Minuten lang, unterteilt in fünf Teile, angereichert mit irrwitzigen psychedelischen Klängen. Noel Gallagher war auch hellauf begeistert und plante sogar, mit Amorphous Androgynous sein zweites Soloalbum aufzunehmen. Leider hat er sich dann anders entschieden, und so sind die Aufnahmen bis heute der Öffentlichkeit verborgen geblieben.