Zitat von LFB im Beitrag #150 Man hat jetzt einen Beschluss, er kam demokratisch zu Stande und er hat gute Chancen, als richtige Entscheidung in die Geschichtsbücher bzw. Wikipedia einzugehen (ich bin überzeugt, dass man ihn eines Tages so betrachten wird). Der Weg dorthin hat aber die britische Gesellschaft sowie die Parteienlandschaft extrem polarisiert, darum finde ich den Gedanken richtig, wenn jetzt neue Gesichter das Land versöhnen und Brücken bauen, solange sie sich dem Brexit-Votum verpflichtet fühlen.
In welcher Hinsicht war es die richtige Entscheidung? Für wen ändert sich etwas zum Besseren?
Neee, der letzte Donnerstag war ja "INDEPENDENCE DAY" (N. Farage). Damit hat man seinen Platz in den Geschichtsbüchern bzw sogar Wikipedia, unmittelbar sicher.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Dass die Labour-Party im Arsch ist, hatten wir ja schon festgestellt. Das liegt u.a. auch an ihrem - sogar im europäischen Vergleich - überdurchschnittlich großen Antisemitismus-Problem: http://www.newstatesman.com/politics/sta...ppened-labour-s
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Das Problem ist, dass Du, LFB, immer einen raushaust - mal den Wutbürger, mal den Brexit-Befürworter - was streitbar, aber in jedem Fall ein interessanter Diskussionsausgangspunkt ist. Dann aber lieferst Du keine Argumente, sondern ziehst Dich beim vorhersehbaren (und reflexartigen) Gegenwind wieder zurück.
Ich sehe fast nix, was objektiv für den Brexit spricht. Der starke Finanzsektor wird zu leiden haben. Zumindest für die Zeit der Unsicherheit werden Industrieunternehmen ihre Investitionsentscheidungen zurückstellen, Dutzende Handelsabkommen müssen neu verhandelt werden, etc pp. GB profitierte stark davon, dass es Sprungbrett in die EU für Unternehmen aus Übersee war. Die Menschen haben vermutlich auch nicht wegen der erwarteten Vorteile dafür gestimmt.
Wenn die Briten aber lieber schwächer und dafür unabhängiger sind, sollen die es sein. Ich bin gegen Neuabstimmung und ähnliches. Die Entscheidung respektiere ich.
Tory peer Lord Heseltine schlägt den Nagel in Boris Johnsons politischen Sarg:
"I have never seen anything like it. He’s ripped the Tory party apart, he has created the greatest constitutional crisis in peacetime in my life. He has knocked billions off the value of the savings of the British people. He’s like a general who marches his army to the sound of the guns and the moment he sees the battleground he abandons it. I have never seen anything like it and he must be answerable for the consequences. But the pain of it will be felt by all of us and if it doesn’t get resolved shortly, by a generation to come yet."
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Like so many others in the global underground music community, The Wire has been left shell shocked and distraught by the result of the UK's EU referendum. Beyond all the political and economic arguments over whether the EU is a benign or malignant organisation, an incubator of freedom and democracy or an agent of neoliberal capitalism, the emotional, spiritual and psychological impact of the referendum result on anyone who values and draws strength from the kind of cultural border crossings and plurality of artistic expression that The Wire has always looked to reflect and represent has been profound.
Whichever way you look at it, the Leave vote is regressive, reactionary, isolationist and divisive. It should go without saying that The Wire rejects it and all that it implies (but we want to say it anyway, if only for our own peace of mind). It does not represent our beliefs, it does not reflect our reality.
The Wire has been based in London for more than three decades. But that fact has increasingly felt like an accident of birth. More than half our readers and subscribers live outside the UK; ditto our roster of writers and photographers. Over the years the office staff has been made up of workers from France, Greece, Sweden, Norway, Switzerland, India, Ethiopia, New Zealand, the US and elsewhere. Likewise, so many of the musicians, artists, organisations, activities and initiatives that we report on or collaborate with are located on the European mainland or beyond – just look at the contents of any issue of the magazine over the past three decades for evidence of that.
The point here is that The Wire has always drawn strength and succour from the fact that it is not an isolated dot on a monocultural island, but an integrated component in a vast and mercurial global network of musical subcultures that is diverse and inclusive, and that does not define itself or discriminate on the basis of nationality, race or economic status. We feel it is important to restate that fact at this moment, as an expression of solidarity with all our international readers and subscribers.
The referendum result is a hammer blow to all of us in the UK who are active participants in the international underground music community. But it has also had a galvanising effect, reinforcing our commitment to that community and its core values, which are rarely stated out loud, but which implicitly embrace difference and celebrate connectedness. Long may they continue.
Tony Herrington Publisher, The Wire
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Ich sage es einmal so: von der reinen Stimmung her mag von Bedeutung sein, dass immerhin zwei Drittel der Briten (vor allem ältere!) behaupten, sie fühlen sich kein bisschen europäisch. Mit ein Grund ist der einst so starke Commonwealth – viele Briten denken, dass sie als Nation, als einstige Weltmacht, nur außerhalb der EU weiterhin bedeutenden politischen Einfluss haben.
1973 schloss sich Großbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) an. Doch waren die EU-Regeln zu diesem Zeitpunkt schon ausgehandelt und Großbritannien bekam nicht mehr alles so wie gewünscht. Die wirtschaftlichen Vorteile erwiesen sich dann in den 70ern als recht gering. Und Margaret Thatcher, die „Eiserne Lady“, war eh immer eine starke Anti-Europäerin. Ihr damaliges Nein zur europäischen Integration war recht eindeutig und jede Europa-Feindschaft galt fortan als Zeichen der Treue zu ihr. Die EU war vielen Briten durchaus suspekt…
Spätestens der BSE-Skandal mit dem Exportverbot für das britische Rindfleisch sorgte dafür, dass in Großbritannien viele Menschen noch stärker „europaskeptisch“ wurden. Man blieb ja auch weiter bei seinem Zahlungsmittel Pfund und die Milch gibt es weiterhin in Pints statt Litern, man wiegt in Unzen, misst in Fuß und fährt eben links… alles eben anders. Die Ablehnung der EU-Institutionen ist durchaus ausgeprägt: man sieht eine stark übertriebene EU-Regulierung.
Die Agrarpolitik hat durch Zölle und Subventionen den Nahrungspreis für britische Verbraucher hochgetrieben und auch die versprochene „Ent-Bürokratisierung“ hat bislang kein einziges Gesetz wegfallen lassen, sondern es wurden viele weitere geschaffen. Die Einwanderungspolitik will man auch lieber selber regeln. Was mit daran liegt, dass EU-Ausländer nur sehr kompliziert einen Job in der EU bzw. in Großbritannien annehmen können, man in GB aber gerade auf internationale Fachkräfte setzt….
Und man sieht eine EU-Wirtschaftsordnung, die die Interessen der Banken und Großkonzerne stark begünstigt. Im Norden Englands und in Teilen von Wales gibt es verwüstete Industriegebiete, in denen seit Jahrzehnten eine Massenarbeitslosigkeit vorherrscht. Gar nichts passierte dort. Als aber die Banken in eine selbst verschuldete Krise stürzten, wurden plötzlich Milliardenbeträge seitens der EU bereitgestellt. Die EU wurde so auch schnell zum Sündenbock des dortigen Elends gemacht. Auch die dortigen Werftschließungen sah man eher als Resultat der EU-internen Konkurrenz…
Seit 1985 ist die verarbeitende Industrie in Großbritannien um zwei Drittel geschrumpft! Allein der Finanzsektor trägt heute schon mehr zum BIP bei als die gesamte britische verarbeitende Industrie! In Städten mit hoher Arbeitslosigkeit entstehen soziale Brennpunkte, die Preise für Häuser fallen dort massiv, oft überschuldete Kommunen kaufen diese Häuser, um so Drogenabhängige, Ex-Knackis und Pflegefälle unterzubringen, was die Wohnviertel für viele noch unattraktiver macht. Zudem wird im Sozialbereich gespart. Und der Hass auf Ausländer, auf Nicht-Briten, nimmt dort zu…
Schuld war und ist das "Establishment". Je mehr nun Banken-Vertreter, Wirtschaftsjournalisten, etc. auf die Gefahren des Brexit hinwiesen, desto mehr dachte man: „Aha, der Wirtschaftsklüngel hält wieder einmal zusammen, wer wirklich etwas ändern will, der muss den Brexit wählen.“ Sagte dann ein Experte: „Ihr habt beim Brexit viel zu verlieren", dann wurde ihm geantwortet: „Nein, WIR haben schon viel verloren, IHR habt viel zu verlieren." Viele Anhänger des Brexit-Lagers sehen die EU als etwas, was ihnen selbst keine Vorteile bringt, dafür aber eben „den anderen“… da wundert es nicht, wenn mit Versprechen wie „bisherige EU-Beiträge künftig rein ins eigene Gesundheitswesen“, etc. auch überzeugt werden konnte. „Expertengeschätz“ aus welchem Lager auch immer geht eben oft an der Lebensrealität der Menschen vorbei. Dann punkten Stimmungsmacher.
Und wer einst die Kommentare zum Thema Griechenland und EU in diversen Foren mitverfolgt hat, kann sich sicher sein, dass auch hierzulande ein „euroskeptischer Nährboden“ vorhanden ist… es braucht da nur entsprechende Auslöser und Stimmungslagen…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)