Die Jungle World lag früher immer als Lektüre bei uns in der Uni im Aufenthaltsraum des Fachbereiches rum. Sozialwissenschaften. Ich denke, der Schuh passt. Fand die Artikel oft unterhaltsam, würde aber kein Geld dafür ausgeben wollen.
Irgendwie ist die Umrage natürlich einigermaßen Quatsch: Ich glaube die einzige politische Frage war die, ob Mehr Flüchtlinge aus Deutschland abgeschoben werden sollen. Und selbst bei den den Sachen, nach denen gefragt wurde, sind die Ergebnisse einigermaßen fragwürdig: Ich habe z.B. angegeben, keine sonderlichen Wert auf Infografiken zu legen, dann landet das wohl in erster Linie aus Infografiken bestehende Katapult auf Platz 2 bei mir.
Aber, hey, das ganze ist ja wohl von Privatleuten initiiert, erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch und ist, wie Berthold ja eingangs anmerkte, wahrscheinlich ein lustiges Spielzeug. Und mir solchen Tests kann man mich immer kriegen:
Ich wusste gar nicht, dass es den New Yorker noch gibt. Die Zeitungen, die ich tatsächlich nutze (taz, Süddeutsche) landeten im Mittelfeld, nationalliberale Brechmittel wie die FAZ gleichrangig. Standard und Guardian lese ich auf Papier gerne, wenn ich in den jeweiligen Ländern bin, zuhause online eigentlich fast nur deren Musikteile.
Was allgemein Papiernutzung von Zeitungen betrifft, ist mein Problem, dass ich eine Woche brauche, um eine SZ zu lesen, fast eine Woche für eine taz, zwei Wochen für Zeit oder Spiegel. Selbst eine SZ-Wochenensabo wäre schon zu viel für mich, da ich die SZ in einer Woche ja nur schaffe, wenn ich in dieser Zeit kein Buch und keine Zeitschrift lese. Und ab und an wollen ja auch mal Muh, Musikexpress, Rolling Stone... oder mal ein gute Buch gelesen sein...
Ähh... Ich schreibe tatsächlich auch für die Jungle World (zuletzt über Alex Cameron). Dieser Duschen-als-konterrevolutionäre-Tat-Artikel klingt mal so gar nicht nach dem, was ich von der Zeitung sonst so erwarten würde (sowas würde ich eher bei Vice und ähnlich düsteren Gegenkultur-als-Lifestyle-Magazinen verorten), im Gegenteil spricht das mehr für die Art von linkem Selbstverständnis, gegen die die Jungle traditionell eher schießt. Aber die Anzahl der Artikel, über die ich den Kopf schütteln muss, ist auch dort in letzter Zeit angestiegen; passt also leider in einen aktuellen Trend. Ich würde sie den allermeisten anderen Zeitungen auf dem deutschen Markt trotzdem vorziehen ohne mit der Wimper zu zucken.
Highlight ist natürlich das Acid-Special, zumal da in der Historie auch mal die dunklen Seiten beleuchtet werden. Also nicht nur Drogen, sondern auch die (erzwungene) Verstrickung mit dem organisierten Verbrechen bei der Organisation der illegalen Raves - das war mir bisher nicht bewusst. Bei den gefeatureden Künstlern machen mich besonders Anna Meredith und Floating Spectrum neugierig, über M83 kann man ja auch anderswo lesen. Und die Plattenkritiken sind ohnehin immer interessant, wenn auch meist kurz und knackig.
Mir ist ja die NZZ wegen ihrer Deutschland-Berichterstattung höchst zuwider. Islolationsbedingt lese ich nun aber gerade mal ein kostenloses Testabo und muss sagen: Die Auslandsberichterstattung wird schon zurecht gelobt.
ich denke mir das auch immer, bis sie sich zwischendurch wieder mit einem erzreaktionärem artikel dermassen im ton vergreifen dass ich für wochen angepisst bin.
so ist es. geht mir bei der FAZ auch oft so. Ich habe dann, wenn ich mich wieder besonders geärgert habe, immer die FAS gekündigt (dreimal ^^), die ja nichts dafür konnte, denn das Ärgern wurde immer in der Haupt-Faz ausgelöst, die kann ich aber nicht kündigen, weil sie im Büro ist.
zu dem thema fände ich auch spannend in wie vielen online-abos sich diese krise wiederspiegeln wird. derzeit gibt es so viele gratis/reduzierte testabos von jeglichen erzeugnissen, dass da leichtfertig ein abo nach dem anderen abgeschlossen wird.
In der Krise sind die Leute allerdings eher zurückhaltend mit Investitionen, das gilt auch für reguläre Zeitungsabos. Insofern muss man schauen, wie die Conversion Rate nach der Probezeit aussieht. Bei uns liefen die Abos am Anfang trotz hohem Traffic sehr zögerlich an, inzwischen haben wir aber außergewöhnlich viele Abschlüsse. Allerdings sind wir auch digital, zb mit einer sehr, sehr gut nutzbaren App samt EPaper auch besser aufgestellt als andere.
Allerdings sind das natürlich keine guten Zeiten für Anzeigengeschäft, für Kioskverkäufe (spielt bei uns fast keine Rolle) und für Veranstaltungsgeschäft, das für viele Häuser ein weiteres Standbein geworden war. Insofern könnte es die Krise in der Medienindustrie insgesamt eher beschleunigen.
Ich arbeite nebenher u.A. für ein Veranstaltungsmagazin, bin mit für Konzerte und Reviews zuständig und die haben jetzt zwei Monate den Betrieb auf 50% gesetzt, es erschien die letzte Ausgabe bis Anfang Mai. Ich bekomme da keine Texte mehr verkauft, das macht sich doch mehr bemerkbar als gedacht, wenn ich das hochrechne.
Hab‘ ich mich letzte Woche auch mit beschäftigt. Schade, dass es nur bis 1994 geht, meine Zeit des „Bravo-der-Schwester-wegnehmens“ fing ja erst später an. Absolut ekelerregend allerdings in weiten Teilen der Dr. Sommer Stuff.