Cobras Link versteckt sich vor mir hinter der Paywall. Die Martenstein-Kolumne habe ich jetzt auf seiner Website gelesen, und finde ehrlich gesagt nichts darin, was meines Erachtens eine Nichtveröffentlichung rechtfertigt. Zumindest, wenn man sonst auch Martenstein-Kolumnen veröffentlicht, was ich aus qualitativen Gründen seit ca. 2015 nicht mehr tun würde. Im zentralen Punkt (meine Zusammenfassung: "Judensterne auf der Brust sind dumm und geschichtsvergessen, aber nicht antisemitisch"), würde ich ihm widersprechen, weil ich darin keine Identifizierung mit den Opfern des Holocaust sehe sondern eine selbstmitleidige Instrumentalisierung dieser Opfer. Und trotzdem halte ich das für eine legitime Meinungsäußerung.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Hm, der ist bei der Sueddeutschen eigentlich frei zugänglich, man kann da aber nur zehn Artikel pro Woche ansehen. Der Artikel ist auch schon älter, wird aber gerade im Moment wieder häufig gelesen.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #78Cobras Link versteckt sich vor mir hinter der Paywall. Die Martenstein-Kolumne habe ich jetzt auf seiner Website gelesen, und finde ehrlich gesagt nichts darin, was meines Erachtens eine Nichtveröffentlichung rechtfertigt. Zumindest, wenn man sonst auch Martenstein-Kolumnen veröffentlicht, was ich aus qualitativen Gründen seit ca. 2015 nicht mehr tun würde. Im zentralen Punkt (meine Zusammenfassung: "Judensterne auf der Brust sind dumm und geschichtsvergessen, aber nicht antisemitisch), würde ich ihm widersprechen, weil ich darin keine Identifizierung mit den Opfern des Holocaust sehe sondern eine selbstmitleidige Instrumentalisierung dieser Opfer. Und trotzdem halte ich das für eine legitime Meinungsäußerung.
ich stimme dir vollumfänglich zu; da ist die redaktion vermutlich vor einem minderen twitter-shitstorm eingeknickt. allerdings vermute ich, dass das nur der berühmte tropfen war, und hinter den kulissen schon länger gezicke um seine kolumnen stattfindet. anderenfalls wäre seine reaktion auch ein wenig unangemessen.
@Berthold Heisterkamp klar ist das eine legitime Meinungsäußerung. Als privates Medium kann der Tagesspiegel aber jederzeit entscheiden, ob er sie teilt und ob er das veröffentlichen will.
Naja. Wenn ich eine Kolumne an den Tagesspiegel schicke, dann wird sie vermutlich nicht geteilt und nicht veröffentlicht. Dagegen ist das Löschen und die Distanzierung von einer Kolumne, zumal bei einem Kolumnisten, der seit über drei Jahrzehnten für das Blatt schreibt, schon etwas anderes. Ich weiß nicht, wie üblich sowas in Zeitungsredaktionen ist, aber dass Martenstein die Zusammenarbeit einstellt, finde ich folgerichtig, unabhängig davon, auf welcher Seite ich inhaltlich stehe. Ein Kolumnist braucht die Freiheit, seine Gedanken zu äußern, ohne dass dabei der innere Zensor mitläuft und den Text darauf abklopft, ob die Zeitung ihn so wohl drucken wird. Juristisch hast du vermutlich recht, da muss sich der Tagesspiegel für das Vorgehen nicht rechtfertigen. Davon unberührt finde ich das Ganze, so wie es sich mir darstellt, unelegant. Man hätte eine andere Kolumne dagegen stellen können, vielleicht auch ein Streitgespräch draus machen können.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ich meine das gar nicht juristisch. Pressefreiheit heißt ja vor allem, dass die (privaten) Medien völlig frei selbst entscheiden können, was sie veröffentlichen und was nicht. Dass Martenstein daraus die Konsequenzen zieht, finde ich auch nachvollziehbar.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #84Ich meine das gar nicht juristisch. Pressefreiheit heißt ja vor allem, dass die (privaten) Medien völlig frei selbst entscheiden können, was sie veröffentlichen und was nicht.
Klar können sie das. Ich finde es trotzdem schwach. Ich hätte die Kolumne inklusive einer Gegenmeinung gedruckt und dann gegebenenfalls druntergeschrieben, dass man die Zusammenarbeit mit Martenstein aufgrund von zunehmenden inhaltlichen Differenzen beendet.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
die zusammenarbeit hat er ja selbst beendet, nachdem die kolumne wieder offline gestellt wurde. die frage bleibt, ob er beim von berthold vorgeschlagenen vorgehen beim blatt geblieben wäre, oder - wie ich vermute - beide seiten bereits die eskalation gesucht haben.
Da meine ich jetzt nicht den Bertl, aber es setzt sich derzeit bei vielen ein seltsames Verständnis von Pressefreiheit durch. Medienpluralismus heißt gerade nicht, dass entweder jedes Medium alle Perspektiven abdrucken muss oder alle nur „neutral“ berichten dürfen, sondern dass es viele verschiedene Medien mit unterschiedlichen Haltungen gibt. Darum gibt es auch den Tendenzschutz. Es ist ja gut, dass taz und Welt, SZ und Bild aus ganz anderen Ecken kommen. Insofern finde ich es völlig ok, wenn der Tagesspiegel irgendeinen Text nicht veröffentlichen will, weil er nicht zur Blatthaltung passt. Im Idealfall - und daher meinte ich nicht den Bertl, seinen Punkt verstehe ich schon - merkt das das Medium halt vorher. Aber auch im Nachhinein haben sie jedes Recht, einen Text nicht im eigenen Medium veröffentlicht sehen zu wollen. Im Nachhinein sieht es im aktuellen Klima scheiße aus, da hat der Lumich recht. Aber wäre ich Chef der Welt, würde ich vermutlich viele Texte von Don Alphonso auch nachträglich zurückziehen, um mal ein Beispiel zu nennen.
in meine timeline wurde heute dieser ausschnitt aus einem kommentar der NZZ gespült. empört, aber besonnen machte ich mich auf die suche nach urheber und redaktion, um meine erste wallung vielleicht etwas glätten zu können (ein notwendiges vorgehen in diesen tagen), und stellte dabei fest, dass der deutsche chefredakteur und offensichtliche urheber des textes, marc felix serrao, mich auf twitter schon geblockt hat, ohne dass ich jemals was mit ihm zu tun hatte. ist das nur meinem militant-kommunistischen auftreten zuzuschreiben, oder ist die NZZ mittlerweile wirklich so weit abgedriftet? ernst gemeinte frage, ich hatte das blatt bislang nach wie vor als zwar antipodischen, aber dennoch seriösen player auf dem schirm. für einen solchen wäre das allerdings so ziemlich das widerlichste, an das ich mich seit langer zeit erinnern kann.
Die Überschrift finde ich tatsächlich indiskutabel, weil natürlich auch 2015 und seither fraglos sehr viele "echte" Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan ankamen. Aber es kamen und kommen gerade über das Mittelmeer und die Türkei eben auch zahlreiche, meist von ihren Familien auf die teure und riskante Überfahrt geschickte junge Männer v.a. aus dem Maghreb und das vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen. Ich verurteile das nach wie vor nicht, aber es hat eben Auswirkungen auf die Bleibeperspektive und die hiesige Aufnahmebereitschaft, wenn wir realistisch sind auch auf die Integrationschancen.