Zitat von violvoic im Beitrag #107Fein, dann hat sich der Post ja gelohnt.
Und? Ich bin erst bis zur Hälfte gekommen. Nicht schlecht, aber auch ein wenig nach Schema F gedreht.
Ich fand vor allem den Anfang etwas unstrukturiert und sprunghaft. Als jemand, der Davis' Lebenslauf nur rudimentär bis gar nicht kennt, fand ich es relativ schlecht dargestellt, wie er vom Schuljungen zum Star wird. Ich finde, das wurde schlecht herausgearbeitet, welche Bedeutung er in diesen frühen Jahren in New York hatte und wie ihm der Sprung auf den Jazz-Thron gelang – außer dass er plötzlich wohl irgendwie Plattenvertrag, Band und Ferrari hatte.
Vielleicht geht es dabei aber auch nur mir so. Dennoch ganz gern geschaut die Doku. Die zweite Hälfte fand ich dann erzählerisch besser. O-Töne waren natürlich ganz interessant.
Interessant ist die Doku sicher. Geht halt alles unheimlich schnell, vieles wird nur kurz angerissen. Andererseits, wie soll man dieser unglaubliche Karriere in knapp zwei Stunden gerecht werden? Wäre eigentlich Stoff für eine Serie mit mehreren Staffeln.
Ich hätte einen originelleren, experimentelleren Ansatz besser gefunden als die immer gleiche, zigfach gesehene Musikdokumentation. Mal schauen, vielleicht gefällt mir die zweite Hälfte besser.
Soundtrack für einen Film, für den Regisseur Dennis Hopper seine Lieblingsmusiker engagiert und kombiniert hat. Ein Miles Davis, der zu dieser Zeit wohl schon ziemlich hinfällig war, darf im Hintergrund unaufgeregte Standards tröten, was sehr unspektakulär ist. Vor allem im Verbund mit John Lee Hooker (der zumeist auch nur ebenso unaufgeregt vor sich hin summt und brummt, was einem manchmal kolossal auf den Zeiger gehen kann) will sich das irgendwie nicht recht mischen. Alles in allem nicht schlecht, aber auch weit davon entfernt, so gut zu sein, wie es sein könnte. 20 Jahre früher wäre das vermutlich eine Hammerplatte geworden, als die Teilnehmer noch nicht dermaßen geriatrisch waren.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Habe ja seit gestern wieder einen meiner exzessiven Jazzanfälle und bin gerade wieder dabei, mich speziell Miles Davis, John Coltrane und Sonny Rollins zu widmen. Das braucht bei mir immer eine spezielle Zeit, weil ich Jazzplatten nicht nebenher dudeln lassen will, denn dann bleibt im allgemeinen nur wenig hängen. Widme mich gerade der:
(1969)
und finde es gerade sehr speziell, was Tony Williams da an den Drums fabriziert. Irgendwie scheint der von der restlichen Band abgehängt völlig selbständig zu agieren. Das paßt zwar irgendwie trotzdem, hat aber schon eine Schlagseite zum Free Jazz hin, oder irre ich mich da?
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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OK, nachgegoogelt: Listening to any of the quintet’s records, you can hear how the young drummer controls the tempo and the shifts in rhythm. Probably his work on 'Filles De Kilimanjaro' was the apotheosis of his methods. All the music on the album has a quality of abstraction, even the drumming is abstract. Williams provides a rhythm but not a conventional beat. He was used to fragmenting the beat but across the album he severs the relationship with past rhythms and ensures that, because he is not following a conventional pattern, his work has more interest. It is worth listening to the whole album just to take pleasure in the drumming.
Könnte ich so unterschreiben, hätte ich irgendeine Ahnung. Aber das Drumming ist schon sehr speziell; mir fällt grad kein anderes Album ein, das ich von Miles Davis kenne, auf dem das Drumming dermaßen in Patterns aufgelöst ist.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Nach diesem Album verschwand er ja fünf Jahre um in seinem Haus zu verwahrlosen, sich Speedballs in die Beinvenen zu spritzen und sich Prostituierte kommen zu lassen. Was für Alben hätte er in der Zeit noch raushauen können. Vielleicht hätte er den Übergang in die 80er dann besser geschafft als mit dem fremdschamerzeugenden Shlonz, den er da teilweise veröffentlicht hat.
Ja, hätte, hätte ... bedauerlich ist es trotzdem.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Feststellung: von all seinen 70er - Alben bis zu seiner Auszeit sind "Big Fun", "Live At Fillmore" und "Tribute To Jack Johnson" wahrscheinlich die verzichtbarsten. Alle nicht schlecht, aber im Vergleich zu Glanztaten wie "Bitches Brew", "On The Corner" und "Dark Magus" sind die echt nicht sonderlich spannend.
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Ich korrigiere mich, da ich "Live At Fillmore" gerade höre: das ist schon relativ wahnsinnig, aber ich glaube, die komplette Abwesenheit einer Struktur fand ich beim ersten Hören über vier Seiten doch recht ermüdend. Kann aber auch sein, daß ich das bei nach mehrfachem Hören besser finde. Aber anstrengend ist es.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Trotz seiner 120 Seiten im Kleinformat grauenhaft zäh, aber egal. Zumindest erfährt man interessantes zur Entstehung des Albums; daß es nämlich nach "In A Silent Way" das zweite Miles - Davis - Album ist, auf dem Collagetechnik angewendet wurde. Will heißen: in drei Sessions an drei Tagen wurden weitgehend spontan mehrere Stunden Band vollgespielt und danach von Miles und Teo Macero mit Rasierklinge und Klebstoff zuerst verschnippelt und dann zu einem Album zusammengeleimt. Raubt einem irgendwie die Illusion, aber schlechter wird das Ergebnis dadurch nicht. Bei "In A Silent Way" sollen die entfernten Teile (auch spontan entstanden) relativ verzichtbar sein.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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"Miles plays his trumpet like a flamethrower." Selten was treffenderes gelesen. Vor allem der Opener ist ein kompletter Terrorangriff. Sei hier nochmal erwähnt.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Sehr kompetente, unterhaltsame Rezensionen und ein guter Überblick. Muß man natürlich nicht konform gehen, aber die Verrisse sind sehr unterhaltsam, vor allem, was sein Spätwerk angeht.
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