"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Am Ende gewinnen immer die Destruktiven. Der Hochschule ist ihr eigenes Handeln sicher auch nicht geheuer, sonst würde es die Idee mit der Infotafel wohl nicht geben.
Dem U-Bahn-Grapscher oder dem Spanner in der Nachbarschaft ist es übrigens egal, dass das Gedicht wegkommt. Nur mal so.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die U-Bahn-Grapscher und Spanner bestimmen nun was relevant ist? Warum sollte es den U-Bahn-Grapscher und Spannern auch nicht egal sein? Denen ist alles mögliche egal. Und das ist dann alles nicht mehr angebracht?
Das ist mal eine - fast hätte ich geschrieben: originelle - obskure Sichtweise.
PS.: Ich sehe da auch nicht, dass "die Destruktiven" "gewonnen" hätten. Kontexte ändern sich, es wandelt sich etwas, das ist der normale Lauf der Dinge. Btw. hat das Gedicht nun 6 Jahre an der Wand gestanden, wenn ich mich nicht irre. Hat also jeder schon gelesen. Es wird auch nicht aus dem Welt-Gedächtnis gestrichen. Und es kommt sogar an eine andere Hauswand bzw -wände.
edit: Und steht sogar schon im ÖR in NY und Hünfeld!
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mirabello im Beitrag #628Die U-Bahn-Grapscher und Spanner bestimmen nun was relevant ist? Warum sollte es den U-Bahn-Grapscher und Spannern auch nicht egal sein? Denen ist alles mögliche egal. Und das ist dann alles nicht mehr angebracht?
Du kannst mich auch gerne weiterhin bewusst falsch verstehen. Das hilft bei der Diskussion sicher ungemein weiter.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Mirabello im Beitrag #628Die U-Bahn-Grapscher und Spanner bestimmen nun was relevant ist? Warum sollte es den U-Bahn-Grapscher und Spannern auch nicht egal sein? Denen ist alles mögliche egal. Und das ist dann alles nicht mehr angebracht?
Du kannst mich auch gerne weiterhin bewusst falsch verstehen. Das hilft bei der Diskussion sicher ungemein weiter.
Ich verstehe nie etwas bewusst falsch.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Krautathaus im Beitrag #614 In diesem Fall hätte ich als Clubbesitzer/-manager doch den Typen mit einem Lokalverbot sofort vor die Tür gesetzt, oder ist das zu naiv gedacht?
Es kommt halt immer drauf an, wie voll/übersichtlich es in einem Club ist. In meiner Stammkneipe bzw. in meinem Stammclub fliegen solche Arschlöcher postwendend raus, aber da sind halt auch die Reaktionswege recht kurz (und es gibt Stammgäste, die in solch einem Fall ebenfalls eingreifen). Bei einem knallvollen Club (wenn man noch dazu hinter der Theke steht und grad nicht weg kann), kann es mitunter schwierig werden. Das weiß ich von meiner ehemaligen Mitbewohnerin.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
ich hätte mit der ganzen diskussion leben können, so albern und übertrieben ich sie auch finde. dass das ganze dann darin mündet, dass dieses harmlose hippie-gedicht, gegen dass schon ein weichspüler wie reinhard mey wie eine mischung aus cannibal corpse und 2 live crew klingt, von der fassade entfernt werden soll, ist für mich der eine schritt, der das ganze schwer erträglich macht. nur zur erinerung - das gdicht geht so:
Zitatavenidas avenidas y flores
flores flores y mujeres
avenidas avenidas y mujeres
avenidas y flores y mujeres y un admirador
übersetzt auf deutsch:
Zitat Alleen Alleen und Blumen
Blumen Blumen und Frauen
Alleen Alleen und Frauen
Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer
dieses gedicht kann nur als provokation oder als aggressiv wahrgenommen werden, wenn man die welt durch eine ganz bestimmte, sehr enge brille betrachtet. für alle anderen ist das komplett absurd. für diese soll aber gleich mitentschieden werden, dass ein gedicht möglichst weit aus dem bewusstsein getilgt werden soll, so als handele es sich um das horst-wessel-lied.
der einzige punkt, den ich den kritikern dieses gedichts geben kann, ist, dass auch ich den zusammenhang zur fachhochschule für sozialarbeit und sozialpädagogik etwas schwierig finde. ich denke es bezieht sich auf die geschichte des hauses, welche als ursprünglich als "soziale frauenschule" gegründet wurde. dass man in diesem kontext ein gedicht gewählt hat, quasi als tribut an die frau als solche, ausgerechnet aus der perspektive eines begehrenden mannes, kann man durchaus kritisieren. aber ich hätte mir doch eine kreativere lösung gewünscht, als das blosse ausradieren - aus den augen, aus dem sinn.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Es ist ja auch so, dass man als Frau nicht gerade jeden Typen vor die Tür setzen lassen will, der nicht versteht, dass "Ich möchte jetzt nicht mit dir reden" halt einfach mal bedeutet "Ich möchte jetzt nicht mit dir reden". Es ist sehr oft so, dass auf das "harmlose" Kompliment ein aufgezwungenes Gespräch folgt, das die Frau erst dann beenden kann, wenn sie wahlweise den Typen rauswerfen lässt oder einen Mann vorweisen kann, zu dem sie "gehört". (Oder wenn sie klipp und klar sagt "Geh weg, du stinkst, ich finde dich widerlich und will nichts mit dir zu tun haben". Das wird dann - nicht mal völlig zu unrecht - gerne mit Beleidigungen gekontert. Auch nicht hübsch, wenn die Frau einfach nur einen netten Abend haben will. Und glaubt mir: Anders klappt es nie. NIE. Ich versuche das immer und immer wieder, weil ich normalerweise nett zu den meisten Menschen bin und sie nicht unhöflich abkanzeln will.) Das ist wirklich nervtötend und hat mit einem Flirt herzlich wenig zu tun - zum Flirten gehören zwei, und wenn ein Kerl am Tresen oder auf der Tanzfläche an einer Frau herumgräbt, die das offensichtlich nicht will, was der Kerl aber nicht versteht oder nicht wahrhaben will, dann wird das sicherlich nicht zu einer heißen Nacht einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs führen. Das führt dann, wenn die Frau sehr viel Pech hat und der Mann ein Arschloch ist, höchstens zu Grabschereien oder gar einer Vergewaltigung.
Um den Bogen zurück zur Kunst zu schlagen: Natürlich führt ein Gedicht wie "Avenidas" nicht dazu, dass scharenweise Männer Frauen nachstellen und sie in Kneipen und Clubs nicht mehr in Ruhe lassen. Aber das Gedicht reproduziert ein Bild, das in unserer Gesellschaft schon viel zu lange verankert ist und vielleicht (und ich sage mit Betonung VIELLEICHT) dazu führt, dass Frauen immer noch anders, meist schlechter, behandelt und angesehen werden als Männer. (Geringerer Lohn, besonders in sogenannten "Frauenberufen", Diskreditierung erfolgreicher Frauen als "Zicken" oder "Mannweiber", etc.)
Eine Diskussion um das Bild der Frau in künstlerischen Arbeiten soll nicht besagte Arbeiten verunglimpfen. Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen, wie Kunst und Gesellschaft einander reflektieren und wie vielleicht (wieder: VIELLEICHT) die Kunst Strukturen in der Gesellschaft, die aufgebrochen gehören, weiter stärken könnte. (Sie kann nämlich auch solche Strukturen aufbrechen. Aber bei aller Liebe zu Gomringers Werk: "Avenidas", zumindest in einer der möglichen Lesarten*, verfestigt das Bild der Frau als "schön", "bewundernswert", als selbstverständlicher Teil einer hübschen, friedvollen Szenerie. Das ist per se nicht verwerflich, aber gerade Frauen, die sich um einen Stand in der akademischen Gemeinde bemühen, wollen weiß Gott anders wahrgenommen werden.)
*Ich bin nicht sehr bewandert in Sachen Konkrete Poesie, aber meines Wissens wirkt sie so starr und fast streng, weil sie absichtlich vollkommen offen und frei für Interpretationen sein will. Ich lasse mich da aber gerne belehren.
@Lumich: Das Gedicht wird nicht "ausradiert". Es wird, so wie ich das verstanden habe, als eine Art Gedenkplakette weiterhin an dem Haus stehen, nur nicht mehr so prominent.
Selbst wenn es übermalt wird, ist der Ausdruck: ein gedicht möglichst weit aus dem bewusstsein getilgt werden soll nicht richtig. Wie oben bereits erwähnt:
...hat das Gedicht nun 6 Jahre an der Wand gestanden, wenn ich mich nicht irre. Hat also jeder schon gelesen. Es wird auch nicht aus dem Welt-Gedächtnis gestrichen. Und es kommt sogar an eine andere Hauswand bzw. -wände. Und steht sogar schon im ÖR in NY und Hünfeld!
Man kann auch sagen: Mehr PR hat dieses Gedicht nie gekriegt und nie war es Bekannter als jetzt. Man dürfte eigentlich erwarten, dass der Dichter etwas springen lässt für diese Werbung.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mory im Beitrag #635Um den Bogen zurück zur Kunst zu schlagen: Natürlich führt ein Gedicht wie "Avenidas" nicht dazu, dass scharenweise Männer Frauen nachstellen und sie in Kneipen und Clubs nicht mehr in Ruhe lassen. Aber das Gedicht reproduziert ein Bild, das in unserer Gesellschaft schon viel zu lange verankert ist und vielleicht (und ich sage mit Betonung VIELLEICHT) dazu führt, dass Frauen immer noch anders, meist schlechter, behandelt und angesehen werden als Männer. (Geringerer Lohn, besonders in sogenannten "Frauenberufen", Diskreditierung erfolgreicher Frauen als "Zicken" oder "Mannweiber", etc.)
Eine Diskussion um das Bild der Frau in künstlerischen Arbeiten soll nicht besagte Arbeiten verunglimpfen. Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen, wie Kunst und Gesellschaft einander reflektieren und wie vielleicht (wieder: VIELLEICHT) die Kunst Strukturen in der Gesellschaft, die aufgebrochen gehören, weiter stärken könnte. (Sie kann nämlich auch solche Strukturen aufbrechen. Aber bei aller Liebe zu Gomringers Werk: "Avenidas", zumindest in einer der möglichen Lesarten*, verfestigt das Bild der Frau als "schön", "bewundernswert", als selbstverständlicher Teil einer hübschen, friedvollen Szenerie. Das ist per se nicht verwerflich, aber gerade Frauen, die sich um einen Stand in der akademischen Gemeinde bemühen, wollen weiß Gott anders wahrgenommen werden.)
ich bin absolut d'accord wenn es um einen kritischen diskurs geht, was das bild der frau in der kunst und deren mögliche auswirkungen auf die tatsächliche situation von frauen geht. allerdings müssen sich diejenigen, die sich so weit herauswagen ein gedicht zu kritisieren, in dem ein mann frauen ob ihrer schönheit bewundert, sich schon fragen lassen, ob sie diese schon sehr niedrige schwelle im privaten überhaupt selbst durchhalten. ich kann mir vorstellen, dass nicht wenige von denen bspw. suzanne von leonard cohen im regal stehen haben. konsequenterweise müsste man sich doch zuallererst im eigenen bücherregal, dvd-regal und in der eigenen musiksammlung alles das ausmisten, was den selben ansprüchen nicht genügt, bevor man die entfernung eines gedichtes von einer häuserfassade fordert. alle andere wäre wasser predigen und dabei wein trinken.
ich persönlich wünsche mir pluralität und eine kunst, die frei genug ist, kontrovers zu sein, was nicht heissen soll, dass man sie nicht kritisieren darf.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Mirabello im Beitrag #638Selbst wenn es übermalt wird, ist der Ausdruck: ein gedicht möglichst weit aus dem bewusstsein getilgt werden soll nicht richtig. Wie oben bereits erwähnt:
...hat das Gedicht nun 6 Jahre an der Wand gestanden, wenn ich mich nicht irre. Hat also jeder schon gelesen. Es wird auch nicht aus dem Welt-Gedächtnis gestrichen.
die mona lisa hängt schon seit über 200 jahren im pariser louvre. die pinselei hat jetzt jeder gesehen, jetzt kann da auch mal was anderes hin.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.