Zitat von sisty im Beitrag #669das gedicht ist die kunst. in dem fall nicht seine darstellung auf der fassade. ist ja nicht so, als solle ein banksy unikat überpinselt werden.
auch wenn das lauter gepoltert sein mag, als ich das beabsichtige, würde das argument gleichwohl bedeuten, dass bei bücherverbrennungen keine kunst zerstört wurde, weil es ja noch irgendwo das originalmanuskript liegt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #667der erste markierte satz, parphrasiert: wir fordern nicht die entfernung, fänden es aber besser, wenn es passierte. der zweite markierte satz, paraphrasiert: wir fordern nicht die entfernung, wollen aber über eine entfernung/ ersetzung dikutieren.
das ist beides jeweils einen verhärmten trippelschritt von dieser forderung entfernt.
aber genau dieser verhärmte trippelschritt trennt in meinen augen zwei fundamental unterschiedliche haltungen: a) "wir wollen, dass das wegkommt! pronto!" b) "wir wollen, dass das wegkommt, und sind fest entschlossen, zu diesem zweck in den zuständigen gremien überzeugungsarbeit zu leisten."
vielleicht ein kleiner trippelschritt für einen poeten, aber ein großer für die menschheit.
die absicht, wohin diese diskussion führen soll, ist klar erkennbar - und so ist dann auch gekommen. tun wir doch nicht so, als ob das gedicht von der fassade entfernt wird, ohne dass das jemand gefordert hätte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #639[quote=Mory|p115366]allerdings müssen sich diejenigen, die sich so weit herauswagen ein gedicht zu kritisieren, in dem ein mann frauen ob ihrer schönheit bewundert, sich schon fragen lassen, ob sie diese schon sehr niedrige schwelle im privaten überhaupt selbst durchhalten. ich kann mir vorstellen, dass nicht wenige von denen bspw. suzanne von leonard cohen im regal stehen haben. konsequenterweise müsste man sich doch zuallererst im eigenen bücherregal, dvd-regal und in der eigenen musiksammlung alles das ausmisten, was den selben ansprüchen nicht genügt, bevor man die entfernung eines gedichtes von einer häuserfassade fordert. alle andere wäre wasser predigen und dabei wein trinken.
Vielleicht liegt meine widerholte Erwähnung dieses Punktes ja daran, dass zum Beispiel der oben markierte Satz für mich anders immer noch nur schwer verständlich ist. Was meintest du denn sonst damit, wenn nicht, dass die Forderung nach der Beiseitigung des Gedichts bedeutet, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. Ich habe lediglich ausdrücken wollen, dass ich das zwar teile, aber finde, dass jeder Wasser predigen und Wein trinken sollte, in gewissen Maßen, weil sonst niemand Wasser predigen würde.
je größer die keulen sind, die hier geschwungen werden, desto mehr kommt für meine begriffe die tatsache aus dem blickfeld, dass es sich bei der hauswand um eine zwar öffentliche, aber dennoch der entscheidungsgewalt des besitzers unterstellte fläche handelt. wäre es mein haus, könnte ich (im rahmen von sitte und anstand) gedichte pinseln und wieder löschen, bis der arzt kommt. es ist völlig legitim, dass die gremien der hochschule das werk unter berücksichtigung ihrer außenwirkung neubewerten, und gegebenenfalls ersetzen. und eben dieser kontext geht mir in dieser diskussion auch immer wieder zu sehr unter.
Zitat von sisty im Beitrag #669das gedicht ist die kunst. in dem fall nicht seine darstellung auf der fassade. ist ja nicht so, als solle ein banksy unikat überpinselt werden.
auch wenn das lauter gepoltert sein mag, als ich das beabsichtige, würde das argument gleichwohl bedeuten, dass bei bücherverbrennungen keine kunst zerstört wurde, weil es ja noch irgendwo das originalmanuskript liegt.
also sind wir hier jetzt auch schon bei diesem unsäglichen bücherverbrennungsvergleich angekommen? tut mir leid, das ist mir zu albern.
Letztendlich läuft es doch in dieser Diskussion auf folgenden Grundsatz hinaus: Es ist das Recht des Beleidigten, zu entscheiden, was ihn beleidigt. Als Beleidigender kann ich das dann zwar albern finden und ignorieren, ich kann aber schlecht sagen "Nein, das ist nicht beleidigend." Daraus ergibt sich dann nicht zwangsläufig die Notwendigkeit, ein Gedicht zu entfernen. Wenn ich aber auf das Wohlempfinden meiner Studentinnen Acht geben will, dann ist eine Möglichkeit, auf die Gefühlsäußerung meiner Studentinnen einzugehen, sie ernst zu nehmen, und zu reagieren. Und das scheint ja auch passiert zu sein. Ich sehe darin kein Problem. Da kann man dann natürlich argumentieren, dass eine zu weit verbreitete "Dünnhäutigkeit" unserer Gesellschaft nicht gut tun würde und sich Sorgen darüber machen, in welche Richtung wir als Menschengruppe uns entwickeln. Ich bin aber nicht der Meinung, dass gerade im Zusammenhang mit Geschlechterdiskriminierung und in Gleichstellungsfragen Dünnhäutigkeit bisher Wurzel des Problems war. Eher anders herum war doch bisher die "Nun hab dich nicht so"-Haltung viel zu weit verbreitet. Insofern doch ein begrüßenswerter Schritt, dass auf die Beschwerden von Studentinnen hier gehört wird.
die absicht, wohin diese diskussion führen soll, ist klar erkennbar - und so ist dann auch gekommen. tun wir doch nicht so, als ob das gedicht von der fassade entfernt wird, ohne dass das jemand gefordert hätte.
es ist nach meinem demokratieverständnis nicht nur legitim, sondern auch geboten, etwas zu fordern, was man für richtig hält. dann wird jemand anders diese forderung für irrelevant erklären. und je nachdem, wer die stärkeren und/oder emotionaleren argumente findet, wird der forderung voll, teilweise oder gar nicht stattgegeben. nichts anderes hat in meinen augen hier stattgefunden.
die absicht, wohin diese diskussion führen soll, ist klar erkennbar - und so ist dann auch gekommen. tun wir doch nicht so, als ob das gedicht von der fassade entfernt wird, ohne dass das jemand gefordert hätte.
es ist nach meinem demokratieverständnis nicht nur legitim, sondern auch geboten, etwas zu fordern, was man für richtig hält. dann wird jemand anders diese forderung für irrelevant erklären. und je nachdem, wer die stärkeren und/oder emotionaleren argumente findet, wird der forderung voll, teilweise oder gar nicht stattgegeben. nichts anderes hat in meinen augen hier stattgefunden.
€: ansonsten das, was sisty schreibt.
natürlich ist die forderung legitim, aber ebenso kritisierbar.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von sisty im Beitrag #669das gedicht ist die kunst. in dem fall nicht seine darstellung auf der fassade. ist ja nicht so, als solle ein banksy unikat überpinselt werden.
auch wenn das lauter gepoltert sein mag, als ich das beabsichtige, würde das argument gleichwohl bedeuten, dass bei bücherverbrennungen keine kunst zerstört wurde, weil es ja noch irgendwo das originalmanuskript liegt.
also sind wir hier jetzt auch schon bei diesem unsäglichen bücherverbrennungsvergleich angekommen? tut mir leid, das ist mir zu albern.
es geht nur um das konsequente weiterführen eines gedankens. mir geht es nicht um die nazis, aber schon darum, dass es einen qualitativen unterschied macht, ob man aus ideologischen gründen ein gedicht entfernt oder einfach die fassadenfarbe ändert, weil sie einfach nicht mehr gefällt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #676Ich bin aber nicht der Meinung, dass gerade im Zusammenhang mit Geschlechterdiskriminierung und in Gleichstellungsfragen Dünnhäutigkeit bisher Wurzel des Problems war. Eher anders herum war doch bisher die "Nun hab dich nicht so"-Haltung viel zu weit verbreitet. Insofern doch ein begrüßenswerter Schritt, dass auf die Beschwerden von Studentinnen hier gehört wird.
der meinung bin ich auch nicht. gleichwohl sehe ich aber nicht das gedicht als teil dieses problems. hier hat sich m.e. eine besonders laute meinung durchgesetzt, von der ich arg bezweifeln würde, dass es die mehrheitsmeinung der studierenden widerspiegelt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #678 natürlich ist die forderung legitim, aber ebenso kritisierbar.
und genau das meinte ich mit dem trippelschritt. wer X fordert, signalisiert die unbedingte bereitschaft zur durchsetzung von X. wer die thematisierung von X fordert, zeigt, dass er sich der spielregeln bewusst ist, und sie einzuhalten gedenkt, sich also auch der kritik zu stellen bereit ist. was wäre daran schlimm?
(und ich verstehe übrigens immer noch nicht, warum du in #672 diesen tribunalton anschlägst. ich muss zugeben, dass mich das sehr unangenehm an die 70er erinnert, und etwas verstört.)
und bevor ich mich jetzt aus zeitlichen und praktischen gründen wieder aus der diskussion verabschiede, möchte ich zum wiederholten mal das augenmerk auf hausrecht und außenwirkung der hochschule als zentrale elemente der entscheidungsfindung lenken. KONTEXT!
schön, dass du meine gedanken für mich konsequent weiterführst. wenn du wirklich keinen unterschied zwischen dem entfernen eines gedichts auf einer hauswand und der bücherverbrennung erkennst, tust du mir wirklich sehr, sehr leid.
deine gedanken konsequent weitergeführt hieße dann wohl "verbrennt die hexen, die es wagen ein gedicht in frage zu stellen"
Zitat von Lumich im Beitrag #678 natürlich ist die forderung legitim, aber ebenso kritisierbar.
und genau das meinte ich mit dem trippelschritt. wer X fordert, signalisiert die unbedingte bereitschaft zur durchsetzung von X. wer die thematisierung von X fordert, zeigt, dass er sich der spielregeln bewusst ist, und sie einzuhalten gedenkt, sich also auch der kritik zu stellen bereit ist. was wäre daran schlimm?
(und ich verstehe übrigens immer noch nicht, warum du in #672 diesen tribunalton anschlägst. ich muss zugeben, dass mich das sehr unangenehm an die 70er erinnert, und etwas verstört.)
unter einem tribunalton verstehe ich etwas anderes. desweiteren sehe ich eine indirekte forderung eben auch als eine forderung. es wäre im grunde genommen ehrlicher gewesen, die forderung als solche zu formulieren, aber das ist wahrscheinlich geschmacksache.
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