Zitat von faxefaxe im Beitrag #610Alles ab dem ersten nicht reagieren (oder mit nein) ist völlig falsch und da muss sich (n)och viel verändern in Strukturen und Denken, da sind wir uns hier zumindest hier wohl alle einig.
wirklich? es soll keine zweite chance geben, miteinander in kontakt zu treten? vielleicht war der erste flirtversuch ungelenk, aber der zweite spruch sitzt. es gibt ja durchaus auch die flirttaktik, erstmal die kalte schulter zu zeigen. ich finde, es kommt immer auf die situation an und der ton macht natürlich die musik - oder die körpersprache. wichtig ist halt, dass der respekt gewahrt wird und keine übergriffigkeit entsteht.
Ich kann auch die Schwelle nicht nachvollziehen. Was auch daran liegt, dass die bei jeder Frau total anders liegen kann. Die eine freut sich über ein Kompliment, die andere keift einen gleich an. Da kann es einem wirklich vergehen, ich bin schließlich kein Hellseher.
Und ja, ich bin der Meinung, dass mittlerweile oft überreagiert wird. Um den Bogen zur MeToo-Diskussion zu spannen: Inzwischen läuft eine Petition, dass Matt Damon aus seinem neuen Film rausgeschnitten wird. Nicht, weil ihm irgendein Vergehen vorgeworfen wird, sondern weil er es gewagt hat zu differenzieren und Sprüche und Berührungen als weniger schlimm als Vergewaltigungen bezeichnet hat.
Solche Aktionen sind dermaßen kontraproduktiv, ich könnte kotzen. Ich warte darauf, bis der erste Gegner das Wort "Femischismus" verwendet (hoffentlich liest die AfD hier nicht mit).
Zitat von faxefaxe im Beitrag #610Alles ab dem ersten nicht reagieren (oder mit nein) ist völlig falsch und da muss sich (n)och viel verändern in Strukturen und Denken, da sind wir uns hier zumindest hier wohl alle einig.
wirklich? es soll keine zweite chance geben, miteinander in kontakt zu treten? vielleicht war der erste flirtversuch ungelenk, aber der zweite spruch sitzt. es gibt ja durchaus auch die flirttaktik, erstmal die kalte schulter zu zeigen. ich finde, es kommt immer auf die situation an und der ton macht natürlich die musik - oder die körpersprache. wichtig ist halt, dass der respekt gewahrt wird und keine übergriffigkeit entsteht.
oder liege ich da falsch?
Nein, so rigoros meinte ich das auch nicht. Nur halt Respekt und keine Übergriffe/Belästigung. Also das, was Marla geschildert hat.
Zitat von Marla Singer im Beitrag #609 Als ich vorletzten Winter für einige Monate in zwei Clubs an der Bar gearbeitet habe, habe ich fast jeden Abend Komplimente bekommen, die dann irgendwann in Beschimpfungen ausgeartet sind, weil ich nicht weiter geflirtet habe ("dich würd eh nicht f**** wollen, du Hässliche").
In diesem Fall hätte ich als Clubbesitzer/-manager doch den Typen mit einem Lokalverbot sofort vor die Tür gesetzt, oder ist das zu naiv gedacht?
Wenn ich hier in meiner Stammkneipe eine der Bedienungen derart anmachen würde, hätte ich definitiv Hausverbot.
Ich finde ja, dass die Anmach-Erlaubnis-Schwelle bei Angestellten noch einmal deutlich niedriger anzusetzen ist. Die sind ja nicht da, um womöglich neue Leute kennenzulernen, und sind als Dienstleister zu Freundlichkeit verpflichtet.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #611ich finde, es kommt immer auf die situation an und der ton macht natürlich die musik - oder die körpersprache. wichtig ist halt, dass der respekt gewahrt wird und keine übergriffigkeit entsteht.
Ich kann schon nachvollziehen, dass Mann sich verunsichert fühlt, wenn freundlich gemeinte Avancen als Aggression verstanden werden. Ich glaube aber auch nicht, dass in den meisten Fällen, über die in dieser Debatte gesprochen wird, das nett gemeinte Kompliment ist, sondern das, was eben danach kommt oder darüber hinaus geht. Und da finde ich es schon sehr wichtig und gut, dass da im Moment eben alle möglichen Ebenen und Lebensbereichen auf solche Aggressionen abgeklopft werden. Denn mir als Mann passiert so etwas so überaus selten und ich beobachte es auch so selten, dass mir (und vielen anderen sicher auch) ein kleiner Sensibilisierungskurs gut tut. Natürlich gibt es auch Reaktionen in diesem Klagekonzert, die über das Ziel hinausschießen, mit denen kann man es ja aber im Zweifel halten, wie Cobra es auch mit ungewollten Avancen empfiehlt.
Das stimmt alles. Das Problem ist aber, dass wir in deutschland bei vielen gesellschaftlichen Themen in der Debatte einen Rückschlag haben und reaktionäre Positionen wieder Auftrieb haben. Und genau diese Positionen stärkt man meiner Meinung nach durch das Überziehen. Da bin ich ausnahmsweise nicht so weit weg von Felischhauers Eliten-Kommentar. Du verstärkst die Gegenbewegung, wenn Du so ein Gedicht zum einstieg in gewalt gegen Frauen erklärst.
Überhaupt kein Problem hätte ich natürlich damit, wenn die Studierenden sagen: Wir wollen da jetzt mal ein Gedicht einer Frau. Oder nun wurden die Frauen genug bewundert. Es geht mir, wie vielen, um einige Töne in der Debatte.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #618Das stimmt alles. Das Problem ist aber, dass wir in deutschland bei vielen gesellschaftlichen Themen in der Debatte einen Rückschlag haben und reaktionäre Positionen wieder Auftrieb haben. Und genau diese Positionen stärkt man meiner Meinung nach durch das Überziehen. Da bin ich ausnahmsweise nicht so weit weg von Felischhauers Eliten-Kommentar. Du verstärkst die Gegenbewegung, wenn Du so ein Gedicht zum einstieg in gewalt gegen Frauen erklärst.
bei deiner argumentation lässt du allerdings außer acht, dass die kritik an dem gedicht anfänglich nun einmal im uni-kontext entstand (die ich in diesem zusammenhang nicht als überzogen empfinde). wenn ich dich richtig verstehe, wurde deiner ansicht nach das gedicht für sich allein stehend als einstieg in gewalt gegen frauen erklärt. was den offenen brief betrifft, kann ich das an keiner stelle erkennen.
wenn du diese kritik also aus ihrem zusammenhang reißt, spielst du dann der reaktionären gegenbewegung nicht irgendwie in die karten?
es ist aber halt auch diskreditierung von kunst. ich finde, das ist schade. keine frage, sie darf kontrovers diskutiert werden, aber gleich ihre entfernung zu fordern, halte ich für das falsche mittel. dann kannst du gleich in die museen gehen und alles außer stilleben und landschaftsmalereien entfernen lassen. rubens! oh mein gott, schlimmer werden frauen wohl kaum objektifiziert. stimmt und ich bin kein großer fan, aber wer kann den einfluss auf die malerei abstreiten? sollen wir sie deshalb leugnen? in den keller tragen? soll die kunst dann erst ab judith butler beginnen, oder wann?
ja, schwierig, Sisty. Mir geht es um die öffentliche Debatte, wenn Unbeteiligte das instrumentalisieren. Was schwer zu verhindern ist.
Aus Studentensicht habe ich Verständnis. Wir haben - zu Schulzeiten - bei uns zb das Kriegerdenkmal am Volkstrauertag verpackt und davor die Internationale gespielt. Ein unpolitisches Gedicht hätten wir auch übertüncht und durch Kropotkin ersetzt ;-) Heute würde ich halt beides so nicht mehr tun, und die Kritik müssen Studenten auch aushalten. Die wollen manche ja auch provozieren.
Und der King hat schon recht: der nächste Schritt ist eine lange Liste von songs, die auf der Unipartie nicht mehr gespielt werden dürfen. Ein reines „wir wollen da jetzt mal ein progressiveres Gedicht“ wäre meiner Meinung nach angemessener gewesen.
Aber wieso sollen die lügen, nur weil das für den einen oder anderen Außenstehenden gefälliger klingt?
Museen sind was anderes als Häuserwände.
Und man sollte "seinen Ton" doch nicht anpassen, weil ansonsten AfD&Co und andere Menschenhasser dann wieder Interbildchen draus basteln. Das machen die sowieso und Fakten und Töne interessieren die auch nicht - Das ist dasselbe falsche Argument, wie das Das-darf-man-nicht-kritisieren-weil-dann-die-falschen-applaudieren-Argument.
Man kann doch einfach mal vom Ton absehen und sich inhaltlich mit der Kritik auseinandersetzen. Mir zum Beispiel sind die Töne noch viel zu gemäßigt und friedvoll. Aber ich finde es unsinnig, jetzt zu fordern, das der Ton falsch ist, weil viel zu ruhig und deshalb zu wenig erreicht wird. Es ist doch Sache der Kritiker/innen, welchen Ton sie wählen und für angemessen halten.
Insgesamt ist das wieder eine tolle Sache und es ist doch schön: Wieder was gelernt! Da denkt mann, das ist doch mal tolle poetische Lyrik, so ganz harmlos und geradezu koplimenthaft, was könnte schöner sein als wie eine Blume oder eine Allee bewundert zu werden - und lernt dann: Potzblitz! Nach Jahrzehnten der Unterdrückung, Belästigung und Gewalt ist das gar nicht mehr so harmlose Lyrik. Na so was! Für Menschen, für die im Gegensatz zu mir, genanntes alltägliche Erfahrung ist, stellt sich dieses für mich harmlose Gedicht ganz anders da! Und die möchten nicht, dass das an einem Gebäude steht an dem sie lernen und arbeiten. Ist doch gar nicht so schwer nachzuvollziehen.
Und warum sollen die das nicht sagen sollen, nur weil es noch schlimmeres auf der Welt gibt?
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig