Wie ungemein toll diese Band doch ist!!! In ca. 70 Minuten haben sie sich durch ihr Album und die EP-Sammlung gespielt, Schlusssong war „Isolation Berlin“. Die Musik klang frisch, knackig und so glaubhaft wie die Texte auf dem Album wirken, so glaubhaft kam das auch live rüber. Tobias Bamborschke ist zudem ein absolut charismatischer Sänger. Die Coverversion von „Isolation“ gab es nicht zu hören, aber dafür hatte er immerhin seine mit Isolation Berlin beschmierte Lederjacke an - wohl ja auch eine kleine Hommage an Ian Curtis. Die Band wurde eifrig beklatscht, aber irritierenderweise stand das Groß des Nürnberger Publikums wie angewurzelt auf ihren Plätzen. Natürlich ist das keine Partymusik, aber so fast gar keine körperliche Bewegung bei den meisten Besuchern?
Die Vorband Der Ringer fand ich im Übrigen auch ganz hörenswert.
The Coral, Luxor (Köln) Das ungeliebte Luxor mal wieder rappelvoll. Nach der jungen Britpopband Blossoms im Vorprogramm (nette, sofort wieder vergessene Songs) rechtzeitig noch mal aufs Klo und Kölschvorräte an der Bar besorgt, um sich dann irgendwie noch vor die Bühne zu wühlen. The Coral waren guter Dinge, die Setlist bestand höchst professionell aus der (sehr guten) neuen Platte und ausgewählten Karrierehits. Mal etwas poppiger, mal psychedelisch riffrockender. Das war schon alles sehr gut, und das Publikum hatte zunehmend Spaß (ein paar mitgrölende Engländer sind da auch immer von Vorteil). Gepackt hat's mich aber nicht so richtig.
Setlist: Miss Fortune Million Eyes Chasing the Tail of a Dream It's You Connector Simon Diamond Who's Gonna Find Me In the Rain Jacqueline She Sings the Mourning Don't Think You're the First 1000 Years Holy Revelation Put the Sun Back She's Got a Reason Pass It On In the Morning Calendars and Clocks
Goodbye Dreaming of You Fear Machine
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Auftritte von Charles Bradley sind wohl die anrührendsten Konzerte, die ich jemals gesehen habe, und das immer wieder. Da bleibt einfach kein Auge trocken, wenn man sieht, mit welcher Leidenschaft der "Screaming Eagle Of Soul" seiner Mission auf Erden folgt und Liebe unter die Menschen bringt, und mit welcher Dankbarkeit er das Glück dieser späten Karriere aufnimmt. Mit Hingabe wirft er sich in seine Songs und auch wenn jedes Wort und jede Geste irgendwie festgelegt ist, hat man das Gefühl, dass genau dieser eine Abend für ihn alles bedeutet. So auch gestern im ausverkauften Berliner Astra. Die Vorband – "The Dead Lovers", Mann-Frau-Duo spielt Bluesrock, – eignet sich wohl eher für Betriebsfeiern, brauche ich nicht unbedingt. Danach aber folgen anderthalb Stunden perfekter Soul, was natürlich in erster Linie an der Präsenz und der Stimme Bradleys liegt, aber auch an der richtig guten Begleitband "The Extraordinaires", die ihm einfach ein perfektes Fundament legt. Der 67-Jährige zerschwingt gleich während des ersten Songs ein Mikro, lässt sich davon aber nicht bremsen und schleudert auch den Ersatz unbegremst herum. Bradley spielt sich ausgewogenen durch seine drei Alben, wobei die Songs des Debuts den meisten Anklang finden. Heimlicher Höhepunkt allerdings ist "Changes" das geniale Black-Sabbath-Cover von der neuen gleichnamigen Platte. Das Lied widmet er seiner kürzlich verstorbenen Mutter. Spätestens jetzt ist das Konzert zu einer Messe geworden, die enthusiastisch gefeiert wird. (Ich hab selten so ein lautes Publikum erlebt.) Bradley lässt es sich nicht nehmen, gegen Ende – während "Why it is so hard" – auch über Gott (ausführlich) und die Welt (weniger ausführlich) zu predigen und wird dabei schließlich sogar überraschend pointiert politisch: "But don't forget the Black Roses". Zum Schluss gibt's rote Rosen fürs Publikum, einige Umarmungen für die erste Reihe und ich verschwinde beseelt in die Nacht.
sowas hab ich seit dem debut-konzet von arcade fire in der gleichen location nicht mehr erlebt. nämlich die einträgliche gewissheit, dass man hier und heute etwas großes und einzigartigartiges erlebt hat. das ging schon bei der vorgruppe "der ringer" los. die hätten an sich schon ein booking als headliner verdient. dermaßen selbstbewussten postpunk hat man selten von einer deutschen band erlebt. der sänger hat die performance von ian curtis ziemlich verinnerlicht und gibt die sehr unpeinlich wieder. und die band stand der performance in nichts nach. vor allem der gitarrist und der bassist hatten so tolle sounds drauf, irre. na ja, und "isolation berlin": pete townsend an gitarre und keyboard, andy warhol am bass und bamborschke hat sowohl was von kevin rowland als auch mick jagger. so viel zum look. die musik: ich hab das immer wieder im geiste mit wanda verglichen und da gehen sie wirklich gar keine gefahr, dass sie die klientel bzgl. sportfreunde stiller et al. bedienen. nein, das ist wirklich eine originär phantastische musik.
Als Trost für uns Nichdabeigewesene spielt Charles Bradley heute um 21 Uhr ein Studiokonzert beim rbb, das auf http://www.radioeins.de/ gestreamt wird.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Es ist immer wieder schön, wenn unabhängige Konzertkritiken identische Schwerpunkte legen und zu ähnlichen Schlüssen kommrn. Schau, @tenno: Bernemann war auch beim Konzert!
Zitat von Mory im Beitrag #269Es ist immer wieder schön, wenn unabhängige Konzertkritiken identische Schwerpunkte legen und zu ähnlichen Schlüssen kommrn. Schau, @tenno: Bernemann war auch beim Konzert!
Seit langem mal wieder ein Konzert in einer großen Halle erlebt - als Begleitung meiner Frau, die sich wie viele andere Teenager damals auch mit einem Morton Harket Lederarmbändchen geschmückt hat. Und es war genau so wie ich mir das vorgestellt habe. Eine stimmungsvolle, aber auch nicht sonderliche kreative Lichtshow. Die ganzen Hits des Trios in perfekten Arrangements, alles blitzblank sauber herunter gespielt, Morton Harket bei bester Stimme. Und die neueren Stücke vermitteln live das gleiche Gähnen wie auf den Alben. Unterm Strich ein überraschungsarmes, aber auch nicht wirklich unangenehmes Nostalgie-Happening. Und die Feststellung, dass mich „Hunting High and Low“ auch heute noch berührt.
Einen persönlichen Rekord hatte der Abend dann doch noch für mich zu bieten. Der Support eines Typens namens Marcel Brell war der schlimmste Opening-Act, den ich je ertragen musste. Ein furchtbarer Kerl mit Dauergrinsen, der wohl einen Clown zum Frühstück verspeist hatte. Sein unerträglicher Deutschpop wurde mit diversen Publikums-Mitmach-Animationen angereichert. Absolute Höchststrafe! Das für mich Erschreckenste daran: dem Publikum hat es sichtlich Spaß gemacht. Ich empfand da nur Ekel. Tja, das war dann doch der maximal mögliche Kontrast zum Isolation Berlin Konzert ein paar Tage vorher.
meine güte, ich hab ein debakel befürchtet. bei der vorgruppe "heads" waren ca. 30 zahlende anwesend, obwohl die gar nicht schlecht waren. gut, noise rock im stil der melvins ist natürlich nicht das neueste vom neuen, aber sie haben immerhin ein paar rhythmische abenteuerlickeiten gewagt, die immerhin dafür gesorgt haben, dass man sich nicht langweilt. beim hauptact könnten evtl. sogar so an die hundert da gewesen sein. und es war wirklich mitreißend. ich war in der ecke in der ständig getanzt wurde und joe casey immer hinzwinkerte. ich dachte eigentlich, er meinte die frau hiner mir, aber zum schluss lobte er "all the beautiful boys" - upps! na ja, was auch immer - gern geschehen.