Tony Allen, Club Bahnhof Ehrenfeld (Köln) Ausverkaufte Bude. Da ich direkt vom Kompakt Open Air vom Jack in the Box um die Ecke kam, verpasste ich die Supportband, eine ganz nette (Kölner?) Afrofunkjazzband aus dem (mutmaßlich?) Funkhaus Europa-Netzwerk. Allens Band bestand aus zwei Keyboards, Gitarre, Bass, Percussion, Trompete und Saxofon - also keine Sängerinnen. Den Gesang übernahmen der Keyboarder und gelegentlich Allen selbst. Allens Auftritt (in Glitzerstrass-Käppi) war auch sehr cool: Erstmal ans Schlagzeug setzen und Sonnenbrille auf. Zumindest am Schlagzeug merkt man dem Mann seine 75 (!) Jahre auch überhaupt nicht an - ich habe ehrlich noch nie einen gleichzeitig so entspannten wie tighten Funky Drummer bei der Arbeit gesehen. Insgesamt war der Aufbau der Songs recht ähnlich: klassischer Jazzfunk mit mal mehr, mal weniger afrikanischen Elementen. Nicht tanzen war völlig unmöglich, die Stimmung war formidabel.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Human Abfall, Sonic Ballroom (Köln) oder: "Deutschland nein danke - Kein Urlaub in Absurdistan." Rappelvoller Raum (80-100 Leute), hauptsächlich Altpunks und Indie-Herren. Konzert: fantastisch. Noch mehr Druck und Dringlichkeit als auf Platte. Der manisch-starre Blick des Sängers verstärkte die Wirkung der immer wiederholten Phrasen ("14 Tage Urlaub! Titisee! Titisee! Titisee!", "Verlassen Sie mein Büro! Verlassen Sie jetzt sofort mein Büro!"), die Musik sehr gut groovender Postpunk. 60 Minuten mit Hass gekocht. Beide LPs gekauft, allein schon wegen des tollen Factory-Artworks ein echter Gewinn. Konzert des Jahres bisher.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Im alten Introforum gab es ja den schönen Thread mit Berichten aus der Konzertwüste in und um Kiel. Ähnlich verhält es sich in Jena, deswegen knüpfe ich da gern mal an, zumal in den vergangenen Monaten einige Bewegung in die hiesige Konzertlandschaft gekommen ist. Zu verdanken ist das einem Booker, der regelmäßig einen guten Musikgeschmack beweist und sehr bemüht ist, die entsprechenden Bands hierher zu holen. Als Location dient dabei im Sommer das kleine Glashaus im Paradies - ein Bauhausgebäude im Stadtpark. Da passen zwar maximal so 100 Leute rein und es gibt keine Bühne, also Band und Besucher stehen auf einer Ebene, bei der Größe ist das aber nicht weiter problematisch. Dafür hat man auf dem Klo das Gefühl, man stünde in der dritten Reihe, drinnen und draußen verschwimmen und das grüne Umfeld scheint sowohl beim Publikum als auch bei den Bands gut anzukommen.
Nach "Locas in Love", den "Great Lake Swimmers" und "Imarhan" habe ich heute Frankie Cosmos dort gesehen, die hier ihr einziges Solo-Deutschland-Konzert gespielt haben. Sonntagnachmittag scheint ein perfekter Zeitpunkt für deren fluffigen Antifolk zu sein, (und auch überhaupt hätte ich im Sommer nichts dagegen, wenn sich das häufiger anböte). Wetter passte perfekt, die Band spielte vorher und hinterher Tischtennis vor dem Glashaus, und war dementsprechend auch während des Konzerts gut aufgelegt. In einer guten Stunde spielte Greta Kline (Tochter von Kevin Kline) wahrscheinlich vier Alben durch, denn die sind meist nicht länger als 25 Minuten, aber die Halbwertzeit der Popminiaturen ist weitaus länger, wie ich gerade feststelle. Scheint für beide Seiten ein "very special" Nachmittag gewesen zu sein.
Puh, noch mal Glück gehabt: Das Publikum war äußerst gemischt. Ich musste also nicht so tun, als würde ich meine imaginären Töchter zum Konzert begleiten. Vom ergrauten Altmetaller, der vermutlich einen Ersatz für Motörhead sucht bis zum mit Füchsen bestickten Japaner war alles dabei! Die Gläubigen befinden sich bei Teho und Blixa in der Kulturkirche, die einfach gestrickten nach Entertainment jauchzenden bewegen sich nach Köln-Ehrenfeld. Trotz einer langen, langen, wirklich langen Schlange vor dem Eingang kam ich zügig rein, da die übermäßig disziplinierte Menge, die brav vor Eingang Nr. 1 anstand nicht antizipierte, dass ein zweiter Eingang geöffnet war. Also lehnte ich bald in der dritten Reihe links vor der Bühne an der Hallenwand und es war richtig heiß. Das Konzert begann ohne Vorgruppe mit 15-minütiger Verspätung (Frauen halt!) mit großem Brimborium und der Animier-Hymne „Babymetal Death“. Nach fünf Minuten war noch kein Ton gesungen, aber Band, Mädels und Publikum waren schon schweißnass. Dann ging es weiter mit „Gimme Chocolate“ Die Choreo war exakt wie im Video. Es war wie youtube mit einer Extradosis Schweiß.
Dann gab es die zwei meiner Meinung nach etwas heiklen Stücke des neuen Albums „Amore“, das Su-metal alleine sang (und singen kann sie wirklich – allerdings kann eine Double-Bassdrum jede Menge Unheil anrichten und so wurde es unnötig kompliziert) und „Meta Taro“, das wie eine Nationalhyme klingt. Da das jeder weiß, haben sie auch gleich Babymetal-Flaggen mit auf die Bühne geschafft. Dann hatte Su-metal Pause (nie würden sie sich VOR den Fans den Schweiß aus dem Gesicht wischen, und die anderen beiden sangen „Sis.Anger“. Yuimetal ist übrigens ein richtiges Herzchen, das immer fröhlich und gutgelaunt ins Publikum lächelt. Japanische Disziplin. Die übrige Kommunikation mit den Fans ist nicht der Rede wert. Außer einem „are you feeeeling gooood“ darf man da nicht zu viel erwarten.
Dann durfte auch die Band mal im Rampenlicht solieren, während die Mädels Pause hatten. Die hat sich in wallende weiße Gewänder gestopft und das Gesicht schwarzweiß angemalt. Ich könnte wirklich nicht sagen, ob da Weibsvolk anwesend war. Möglich wärs. Dann noch mal Vollgas: Nach „Megitsune“ kam dann der Kracher „Karate“ mit extensivem Animier-Mittelteil. Wenn schon Club Mediterranee, dann richtig. Die Cheoreo wieder exakt dem Video entnommen, nur ohne rauchende Finger und zweigeteiltem Unterkörper. Das Publikum pogt auf Anweisung und zieht lustige Polonaise-Kreise. Dann deutet „Road Of Resistance“ an, dass es langsam auf das Ende zugeht. „The One“ wird dann leider im Feedback-Gebrumme erstickt. Auf der Bühne versucht sich keiner was anmerken zu lassen, aber der grußlose Abgang von der Bühne war dann schon latent pissig. Gnade dir Gott, Mixer! Ob es an dem versauten Finale lag oder daran, dass die Fans erschöpft nur halbherzig nach einer Zugabe riefen weiß ich nicht, aber nach 70 Minuten war das Konzert endgültig zu Ende. Das bedeutet, dass wenigstens noch „Awadama Fever“ oder „Ijime, Dame, Zettai“ hätten kommen MÜSSEN!
Trotz des etwas unversöhnlichen Endes fühlte ich mich recht gut unterhalten. Man weiß ja, dass man eine durchchoreografierte Show zu erwarten hat und keine spontanen Aktionen. Ein, zwei Sätze auf Kölsch hätten den Abend aufgelockert. Dafür hat Su-Metal mehr Charisma als alle Shoegaze-Bands der letzten zehn Jahre zusammen. Das Konzert ist zu Ende, es ist 21.30 Uhr, die Mädels müssen früh ins Bett!
Das Beste zuerst: Es gab keine Vorband. Herrlich. Keine Durchlangweilerei durch Bands, die man nicht sehen wollte, keine Umbaupausen.
Aber das war natürlich nicht das Beste, denn Band Of Horses haben richtig abgeliefert. Der Sound war mir ein wenig zu basslastig, aber die Musik hat trotzdem hervorragend funktioniert. Die Pferdemänner sehen aus wie ein paar Meth-abhängige Hillbillies, inklusive zwei gediegenen Wampen. Vielleicht bewerbe ich mich mal, wenn die neue Musiker suchen. Außerdem hatten sie Jesus Christus an einer der Gitarren, da kann nicht viel schiefgehen. Songtechnisch gab es einen Querschnitt durch Altes und Neues. Das funktioniert besser, als es sicher mancher erwartet hätte, die neueren Countryrock/AOR-Lieder passen einwandfrei neben die alten Indie-Kracher. Bei den neueren Sachen kommt teilweise eine Ironie durch, die man auf den Platten nur erahnen kann. Die Band variiert auch gerne, "Saint Augustine" beispielsweise wurde live zu einem rockigen Song, ganz anders als die ruhige Ballade auf dem Album. Kleines bisschen schade: Sie haben "Mirage Rock" komplett links liegen lassen. Da das mein Lieblingsalbum der Südstaatler ist, muss das als glatte Frechheit verbucht werden.
Merkwürdiger Zugabeteil: Die Band verkündete, sie würden jetzt noch was spielen, dann eine Pause machen und wiederkommen. Und so geschah es. Zehn Minuten Unterbrechung, dann noch mal 25 Minuten am Stück. Ohne das übliche Gerufe nach Zugabe. Passt irgendwie alles zu diesem Abend, für den ich ja die letzte Karte ergattern konnte. (Wirklich die letzte Karte. Danach war das Konzert ausverkauft.)
Also, Pferdemusiker, das war famos, bitte bald wiederkommen.
bin noch immer völlig überwältigt von dem konzert. mochte man vom aktuellen noch beklagen, dass es seinem vorgänger zu sehr glich, kann man gleiches von der live-performance nicht behaupten. hier wurde deutlich, wie das konzept des vorgängers weitergedacht wurde. wem the hope six demolition project nicht gefiel, hat entweder an diesem abend verloren oder er hat den schubser bekommen, den er brauchte, um es sich noch einmal anders zu überlegen. es wurden nämlich alle titel dieses albums gespielt. mit neun-köpfiger band (zu den zugaben gab es noch einen zehnten dazu) und mit saxophon bei einigen stücken, allerdings nie mit gitarre, gab es sie zuvor nie zu sehen. auf spon gibt es die einzig vernünftige rezi, die ich bisher gelesen habe. von den anderen dreien muss ich erstmal die stirnrunzeln wieder glatt bekommen… keine leichte aufgabe. bemerkenswert auch die schlagzeug-umsetzung: es standen zwei sets mit teilweise antik wirkenden elementen auf der bühne, die bass-drums (mit dem wappen aus dem album-cover) standen jeweils erhöht und waren nur per hand bespielbar. eine dritte stand hinter john parrish, der entweder diese oder eine snare-drum umgeschnallt hatte, sofern er nicht gitarre spielte. gitarren waren bis zu drei vertreten, davon eine gespielt von alain johannes, den man u.a. aus dem umfeld von queens of the stone age kennt und auch auf dem aktuellen album vertreten ist. dahinter ein bläser-ensemble, zu dem sich pj harvey mehrmals dazugesellte. es gab saxophone in verschiedenen grössen von tenor über bariton bis bass (oder alt bis bariton? so genau weiss ich es nicht) und dazu eine bass-klarinette. keyboard und geige gab es auch. umso überraschender, dass bei diesem fulminanten aufbau der song "when under ether" aus dem eher minimalistischen album "white chalk" platz fand.
low waren als vorband auch sehr kurzweilig. überrascht war ich dann doch, dass deren set die 30 min. nicht überschritt. dabei wäre es für einen angekündigten special guest nicht ungewöhnlich gewesen, ein set von 45 bis 60 min. zu spielen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #298PJ Harvey 20.06.16, Berlin, Zitadelle Spandau
bin noch immer völlig überwältigt von dem konzert. mochte man vom aktuellen noch beklagen, dass es seinem vorgänger zu sehr glich, kann man gleiches von der live-performance nicht behaupten. hier wurde deutlich, wie das konzept des vorgängers weitergedacht wurde. wem the hope six demolition project nicht gefiel, hat entweder an diesem abend verloren oder er hat den schubser bekommen, den er brauchte, um es sich noch einmal anders zu überlegen. es wurden nämlich alle titel dieses albums gespielt. mit neun-köpfiger band (zu den zugaben gab es noch einen zehnten dazu) und mit saxophon bei einigen stücken, allerdings nie mit gitarre, gab es sie zuvor nie zu sehen. auf spon gibt es die einzig vernünftige rezi, die ich bisher gelesen habe. von den anderen dreien muss ich erstmal die stirnrunzeln wieder glatt bekommen… keine leichte aufgabe. bemerkenswert auch die schlagzeug-umsetzung: es standen zwei sets mit teilweise antik wirkenden elementen auf der bühne, die bass-drums (mit dem wappen aus dem album-cover) standen jeweils erhöht und waren nur per hand bespielbar. eine dritte stand hinter john parrish, der entweder diese oder eine snare-drum umgeschnallt hatte, sofern er nicht gitarre spielte. gitarren waren bis zu drei vertreten, davon eine gespielt von alain johannes, den man u.a. aus dem umfeld von queens of the stone age kennt und auch auf dem aktuellen album vertreten ist. dahinter ein bläser-ensemble, zu dem sich pj harvey mehrmals dazugesellte. es gab saxophone in verschiedenen grössen von tenor über bariton bis bass (oder alt bis bariton? so genau weiss ich es nicht) und dazu eine bass-klarinette. keyboard und geige gab es auch. umso überraschender, dass bei diesem fulminanten aufbau der song "when under ether" aus dem eher minimalistischen album "white chalk" platz fand.
low waren als vorband auch sehr kurzweilig. überrascht war ich dann doch, dass deren set die 30 min. nicht überschritt. dabei wäre es für einen angekündigten special guest nicht ungewöhnlich gewesen, ein set von 45 bis 60 min. zu spielen.
Ich unterschreibe! Nur die betagteren Männer vor mir, die bei jeder Gelegenheit anzügliche Altherrenwitze machten und diese mit schallandem Gelächter quittierten, trübten das Erlebnis etwas.
früher antony, jetzt ahnoni. kann man machen; es geht ja auch ein stilwandel damit einher. wenn man aber im ohnehin nicht sonderlich atmosphärischen tempodrom erstmal geschlagene 20 minuten einen stummfilm in schwarzweiß zu an- und abschwellendem rauschen serviert bekommt, dessen sinn (den man anfänglich noch zu erhaschen glaubt) einem nach dieser üble erinnerungen an frühsiebziger aktionskunst evozierenden geduldsprobe dann doch nicht erschließt (oder vielleicht auch wieder abhanden kommt), um dann einer darbietung zweier an hobbits gemahnender computernerds in kapuzenjäckchen zu weiteren videos bezuwohnen, zu denen sich irgendwann eine vollverschleierte gestalt gesellt, die man zum erschallenden gesang die lippen zu bewegen scheint, mal aber auch nicht, kommt man sich irgendwann ziemlich verarscht vor, vor allem, wenn man für dieses spektakulum, das auf dvd vermutlich angenehmer, wenn auch nicht gewinnbringender zu genießen sein dürfte, satte 60 ocken gelatzt hat. ich bin jedenfalls irgendwann rausgegangen, es klang eh alles genau wie auf cd, nur nicht so gut. meine liebenswerte begleitung kam irgendwann nach, und berichtete, dass die burka nie fiel, und das repertoire nicht wesentlich über besagte cd hinausging. das beschissenste konzert der letzten 20 jahre.
oha, na, dann bin ich auf den nächsten Bericht ja gespannt. Ich habe gerade nach Bildern gegoogelt um Bilder zum obigen Bericht zu sehen. Die Bühnenanordnung ist schon arg starr und auf die Leinwand bezogen. Hmmmm. Antony in Bandbesetzung fand ich ein sehr gewinnbringendes Konzert vor ein paar Jahren. Ich hätte ja eher eine Mischung aus beiden Varianten erwartet
ein branchenkollege, der auch da war, hat mir gerade halb amüsiert, halb unterschwellig empört auf dem gesichtsbuch widersprochen. er habe das gefühl, eine rituelle erfahrung erlebt zu haben, und sei so geflasht aus dem konzert gekommen wie vorher noch aus keinem. der mann ist aber im zweitberuf auch großstadtschamane.
Zumindest weiß ich ungefähr, was mich erwartet. Insofern war es hilfreich. Die Erfahrung muss ich dann wohl heute Abend selber machen. Bin auch mal gespannt, wieviele Leute kommen. Ins E-Werk passen ja schon so knapp 1000 Leute. Kann mir nicht vorstellen, dass die auch alle kommen, bei dem Preis, der etwas mangelhaften PR und der "schwierigen" Platte.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)