ich liebe die philharmonie, aber eine rockband würde ich mir dort nicht anhören gehen, es sei denn, sie spielen ein konzertantes sonderprogramm. und ja, mit den rudimentären akustikkenntnissen, die von meinem studium noch übrig sind, würde ich zu behaupten wagen, dass unverstärkter guter saalsound und verstärkter guter saalsound baulich keine große schnittmenge besitzen.
Hach, das Konzert war ein einziger Traum. Ich bin noch ganz euphorisiert. In knapp zwei Stunden gab es erwartungsgemäß viel vom aktuellen Album plus das obligatorische Best Of zu hören. Die Bühnenbild war stimmungsvoll mit kleinen animierten Kreisen, dazu ein sehr guter Sound. Kaum ein Stück, wo nicht irgendwo Hand angelegt wurde. Gerade das Fehlen der "Vertigo Days"-Gäste wurde interessant aufgefangen. "Ship" wurde z. B. mit weniger Gesang zu einem repetitiv, krautigen Stück. Schön nach rund zweieinhalb Jahren wieder so ein Konzert erlebt zu haben.
Seit wann fangen Konzerte so früh an? Als ich um ca. 20:15 eintraf, hatte der Support Act schon angefangen, wohl schon länger. Mira Mann, die ex-Candelilla-Bassistin und (co-)-Vokalistin macht jetzt ganz was anderes: Dichterlesung mit elektronischem Musikbett, was ich zwar schon vorher wusste, live gibt mir das aber noch weniger als auf Platte. Die Texte stehen noch mehr im Vordergrund, ich vermag jedoch nicht mich hinreichend hineinzuvertiefen, insbesondere wenn ich gerade gerade zu einem Konzert gehetzt gekommen bin. Ja, Panik: Der Bassist war immer noch nicht beim Friseur. Und das auf einer Bühne mit vier Leuten, die in einem Modemagazin gute Figur machen würden. Fotos vom Vortag auf der Flickr-Seite der ARGEkultur Salzburg. Auf Platte ginge es mit Ja, Panik meines Erachtens nach den beiden „Money“-Alben bergab, textlich wurde es auch doofer mit dem Denglisch, der Tiefpunkt „Libertatia“ wurde in einem anderen Thread hier schon gewürdigt. Live gefallen sie mir aber immer besser, obwohl sie keine alten Hits spielen: Man hat nicht so das Gefühl, dass das Konzept, das man eh nicht versteht, im Vordergrund steht sondern ist ein Rockkonzert. Und musikalisch ist Rabea Erradi (ex Die Heiterkeit) am Saxophon ein Gewinn, das Saxophon hätte meinetwegen nicht so leise abgemischt sein müssen. Es gibt, ich weiß leider nicht mehr wo, eine Abhandlung darüber, warum das Saxophon in der Rockmusik, anders als im Jazz, so einen schlechten Ruf hat. Ich glaube der Hauptgrund war, dass in der Rockmusik die Rolle des Soloinstruments schon durch die Gitarre besetzt ist, wodurch das Saxophon meist, insbesondere in all den spät-70er/früh-80er-Jahre-Songs, an die wir uns mit Schrecken erinnern, zum Ornament degradiert wird. Bei Ja, Panik ist es jedenfalls nicht so. Auf alle Fälle ein schöner Auftakt der diesjährigen Konzertsaison.
Wir stehen vor der Bar, die als Auffangbecken für die müde Meute wirkt, nachdem das Gebäude 9 die Tür öffnete. Es sind noch 30 Minuten, bevor die Absperrung zum Konzertsaal entfernt wird. Manche Ellbogenboys rennen in sie rein, sind peinlich berührt, meine Augen lachen. Auf dem Röhrenfernseher läuft eine VHS. Der Film, es ist nicht klar, was das sein soll, zeigt sich ermordende Frauen, davon verwandelt sich eine in ein Monster und eine hat statt Arme Schlangen. Für eine Letterboxd-Wertung reicht das nicht.
Egal, wir gehen rein. Die Vorband ist nicht dabei, stattdessen spratzelt ein junger Mann wummernde, unerträglich klingende Bratz-Sounds aus seinem Macbook. Manchmal habe ich Angst, meine Freundin glaubt, ich höre sowas. Irgendwann ist es vorbei.
black midi sind als Live-Band kaum schlagbar. Mein erstes Konzert, damals im Spiegelzelt des Haldern, war eine Erfahrung and a half. Ich war beseelt und mehr Schweiß als Körper, als ich aus dem Zelt stolperte und heute sollte das kaum anders sein. Seit einem Jahr, also ziemlich genau nachdem das zweite Album CAVALCADE veröffentlicht wurde, begannen sie nicht das zu touren, sondern einfach den Nachfolger, er war halt schon fertig. Am heutigen Montag wird HELLFIRE endlich angekündigt und fast alles davon spielen sie. Meine bekannten Highlights wie "Sugar/Tzu" und "27 Questions" erkenne ich auf den ersten Blick auf der Setlist, die ich mir später nehmen werde, weil ich mal wieder etwas für die Wand brauche. Auch "Welcome To Hell" und "The Defence" gefallen mir mit jedem Hören mehr. Diese unerhört hohe Musikalität, dieses gekonnte Chaos, dieses überbordende Talent, es wird einfach mit jedem Song immer mehr.
Als Band sind sie ja nur noch zu dritt unterwegs, live spielen sie zu fünft, das war bekannt. Saxofon und Keyboard stehen gerade den neuen Songs hervorragend. Aus ihnen wird wirklich irgendwann die größte Showband, die Las Vegas je gesehen hat. Ich liebe es.
Mein erstes Konzert als Boomer. So ähnlich müssen die Shows der Beatles gewesen sein oder zumindest die von Bro'Sis. Jede noch so lapidare Geste Mitskis wurde mit ekstatischem Kreischen kommentiert. Zwischen jedem Song "I love you!" oder "Mommy" Zwischenrufe. Ständig mussten die Sanitäter ausrücken, weil wieder jemand in Ohnmacht gefallen war, einmal musste ein Song deshalb unterbrochen werden. Tatsächlich war ich aber weniger von der Gen Z TikTok Crowd genervt als von Mitskis Aufritt selbst. Wobei Performance hier der bessere Begriff ist, schließlich wurden alle Songs mit einer Choreografie bedacht, die zwischen Ausdruckstanz und Eurythmie schwankte. Das war anfangs noch ganz witzig, aber irgendwann war mir das Gezappel zu viel. Immerhin ließ das Set so gut wie keine Wünsche übrig, eine schön ausgewogene Mischung aus Songs ihrer letzten vier Alben.
Ich habe sie vor ein paar Jahren im Heimathafen Neukölln gesehen. Das Publikum war damals verhaltener, aber die Bühnenperformance fand ich damals auch nervig. Das hat mir auch insgesamt die Freude an ihr und ihrer Musik getrübt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Weil mich die letzten beiden Alben von Low so sehr begeistert haben, habe ich es einfach mal gewagt, mir ein Ticket für deren aktuelle Tour zu besorgen. Letzten Dienstag war es dann so weit, und ich kann sagen: Es gab nichts zu bereuen.
Dass Divide & Dissolve das Vorprogram gestalten würden, war mir anfangs noch nicht klar, hat sich dann aber als Bonus erwiesen. Ich glaube @victorward hat die ins Forum angeschleppt, und ich denke nicht nur ich habe mich davon anstecken lassen. Gas Lit ist ein lohnendes Drone-Rock-Album zweier junger Damen, eine am Schlagzeug, die andere am (ich behaupte mal) Sopran-Saxophon (mit Loop-Pedal) und an der Gitarre (für RechtshänderInnen, aber linkshändig gespielt, mit den tiefen Seiten unten). Innerhalb der fetten Drone-Wände entstehen in meinem Kopf Melodien, die in Wirklichkeit gar nicht da sind. Das gehört zu den Dingen, die diese Musik für mich so faszinierend macht. Die Drumbeats dazu sind recht ungewöhnlich, und können es auch sein, da die übrige Instrumentierung viel Raum dafür lässt.
Der Umbau eröffnete einen starken Kontrast: Während Divide & Dissolve noch über mehrere Bass- und Gitarren-Amp-Türme verstärkt wurden und das massige Schlagzeug noch über zwei Floor-Toms jeweils in Bass-Drum-Größe verfügte, bestand die Ausrüstung von Low aus bescheidenen, kleinen Combo-Verstärkern und einem Schlagzeug, dass lediglich aus Becken, Snare und Floor-Tom bestand - keine Bass-Drum.
Das fast zweistündige Set begann mit dem beinahe kompletten neuen Album "Hey What" (9 von 10 Stücken) hintereinanderweg. Der Sound war dabei nicht annähernd so brachial wie auf dem Album. Auch wenn ich genau das an den letzten beiden Alben sehr mochte, hat es dem Hörgenuss keinen Abbruch getan. Die Songs waren noch immer stark genug. Der Kontrast zum restlichen Set war daher auch nicht so groß. Ich hätte gerne auch mehr von "Double Negative" gehört, aber mehr als ein Song wurde nicht gespielt. Dennoch gab es nicht viel zu vermissen, denn auch die anderen Stücke, quer durch deren knapp 30 Jahre umspannenden Diskographie, haben mir wirklich viel Freude bereitet. Ich werde mich wohl doch intensiver mit dieser Band befassen müssen.
Insgesamt war es ein ganz schöner Kraftakt für mich, war ich an dem Tag doch schon seit 4:30 Uhr auf den Beinen. Konzerte besuchen nach der Arbeit wird von Jahr zu Jahr schwieriger für mich, was mir schon ein bisschen Sorgen bereitet. Dank der Scheiß-Pandemie bin ich auch ziemlich aus der Übung.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Der Gig war auf einer Privatparty, was auch etwas bizzar ist: Malische Bands, die in Europa auf großen Festivals spielen, kann man sich hier vor Ort für etwa 300 € für eine Gartenparty buchen und bekommt dann einen dreistündigen Auftritt, bei dem alles gegeben wird. Die Herren wären mir aber auf jeden Fall in Deutschland auch mal einen Konzertbesuch wert.
so, nach mehr als einem halben jahr bin ich nun endlich auch wieder ins live-musikvergnügen eingestiegen und es war ein denkbar guter einstieg - bereits mit dem kurzen, aber knackigen vorprogramm von vomit heat, die deutlich energetischer wirkten, als auf konserve und damit auch schon für reichlich bewegung im publikum sorgten. stella sommers gesang bei "leere" wurde zwar vermisst, aber einigermaßen zufriedenstellend kompensiert; einzige benörgelung meinerseits: wenn die bratgitarre zum einsatz kam, hätten sie sich den gesang auch sparen können. nichts davon war zu hören.
und international music? nicht, dass es das konzert dazu gebraucht hätte, aber die überzeugung wurde durchaus bestätigt: beste deutsche band zur zeit. immer wenn man denkt, aus der, der steinzeit entstammenden konstellation gitarre/bass/schlagzeug kann doch eigentlich nix neues mehr rauszuholen sein, kommt so eine band daher und belehrt einen eines besseren. und bei aller kreativität und komplexität ihres spiels sind sie auch noch mitreißend und unterhaltsam - kurzzeitig gab es sogar einen mosh pit! bin sehr zufrieden durch die laue nacht nachhause geradelt.
tja, strafe muss sein, wenn man nicht ständig in sein blödes telefon glotzt und ein paar stunden vor konzertbeginn eine e-mail reinrauscht, die einem mitteilt, dass das konzert abgesagt wurde. also dazugelernt: vorm konzert immer in sein blödes telefon glotzen.